Byetta, Victoza & Co sind von ihrer Wirkfunktion als Zweit- und Drittmedis bei Typ2 eigentlich eher ungeeignet. Denn sie brauchen zu ihrer Wirksamkeit noch möglichst viel körpereigenes Insulin.
Gesund bestellen Darmhormone immer dann eine erstaunlich passende Menge Insulin, wenn neue Glukose aus dem Darm in den Blutkreislauf übergeben wird.
Typ2-diabetisch stirbt diese Bestellfunktion ab. Dann gelangt die Glukose ohne Insulin in den Kreislauf. Damit steigt der Blutzucker dann erst einmal himmelwärts, und erst wenn dieser Anstieg praktisch auf dem Rückweg wieder bei der Bauchspeicheldrüse vorbei kommt, beginnt diese Glukose dann selbst, ihr Insulin bei den Beta-Zellen zu bestellen.
UND ohne die rechtzeitige Insulin-Bestellung gibt auch die Leber weiter Glukose aus, obwohl die mit der neu angekommenen ja gar nicht mehr notwendig wäre.
Byetta, Victoza & Co unterstützen die Darmhormone und stellen damit die abgestorbene Bestellfunktion wieder her. Damit wird also wieder zur Übergabe neuer Glukose in den Blutkreislauf passend vom eigenen Insulin bestellt. Das setzt natürlich voraus, dass dafür noch ausreichend eigenes Insulin produziert wird und ausgegeben werden kann.
Die besten Voraussetzungen hat nach der zeitnahen Neudiagnose noch der Betroffene, der nur mit Metformin nicht mehr auskommt. Denn Metformin bremst lediglich die Zuckerausgabe der Leber. Damit wird die eigene Insulinausgabe nur indirekt gefordert, eben durch den BZ, der noch zu hoch übrig bleibt. Da ist für Byetta, Victoza & Co noch was an eigener Insulinausgabe zu mobilisieren.
Wer aber schon Ausgabeverstärker nimmt, wie etwa Glimepirid, und damit nur noch eine unzureichende BZ-Senkung erreicht, fährt praktisch schon mit dem Gaspedal auf dem Bodenbrett und kann das mit Byetta, Victoza & Co nicht noch weiter runter treten. Da können diese neuen Medis nix mehr zaubern.
Eine kleine Verbesserung kann so ein Ausgabeverstärker noch bringen, wenn Metformin und Byetta, Victoza & Co es nicht mehr schaffen. Denn dann wird das Gaspedal ja nur immer kurz nach den Mahlzeiten bis auf's Bodenbrett getreten. Da kann Glimepirid das halt in den Zeiten dazwischen auch noch durchgetreten halten.
Wer schon Insulin spritzt, ist in aller Regel sehr viel besser beraten, seinen Umgang damit so zu optimieren, dass sein BZ gesund verläuft. Dann braucht er weniger Insulin (s. wolfmen) und kann sein Gewicht meistens einigermaßen halten und bei Bedarf mit etwas System beim Essen häufig sogar abnehmen.
Traditionell werden Typ2 erst auf Insulin umgestellt, wenn auch alle Ausgabeverstärker nicht mehr ausreichend eigenes Insulin zur Ausgabeverstärkung finden.
Ein besseres HBA1c-Ergebnis als mit Insulin erzielen Ex-Insuliner mit Byetta, Victoza & Co nur dann, wenn sie zuvor völlig unzulänglich mit Insulin angeleitet worden waren.
Wolfmens Ergebnis zeigt, wie eine gesunde BZ-Steuerung den Insulinbedarf minimieren kann. Dass damit irgendeine Resistenz besonders gemindert würde, wie manche vielleicht denken, halte ich allerdings für ein Gerücht. Vielmehr liefert wohl die Leber im Bereich des gesunden BZ-Verlaufes erheblich weniger fehlgesteuert zuviele Glukose, für die man ja genau so wie für die gegessene spritzen muss. Ich bin überzeugt, dass der verringerte BE-Faktor beim wolfmen auch dann anliegen würde, wenn er ohne Umweg über Byetta seinen BZ um mehr als einen HBA1c-Punkt verbessert hätte.
Bisdann, Jürgen
Kommentar