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Vom Mütos der Insulinresistenz ;-)

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  • Vom Mütos der Insulinresistenz ;-)

    Gesund wacht der Mensch mit bis um 80mg/dl auf, misst etwa 1 Stunde nach viel KH=Zucker-Input um 120-140 und ist noch eine Stunde weiter wieder zurück unter 100. Weil das dafür zuständige Regelsystem kleinere Defekte sofort ausgleicht, so dass sie überhaupt nicht gemessen werden können, weist jedes Stück höherer Verlauf schon auf einen ernsthaften Defekt hin, der dann nicht erst mies zu wirken beginnt, sondern schon längst eifrig am Werk ist. Die wichtigsten aus dieser Defekt-Sammlung sind:

    1. Intaktes Proinsulin
    Proinsulin wird vor der gesunden Ausgabe aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zu Insulin und C-Peptid getrennt. Diabetisch defekt geben die Betas immer mehr davon ungetrennt aus, eben Proinsulin. Das hat nur 10% der BZ-Senkwirkung von gesund getrenntem Insulin, fördert aber super Arteriosklerose und Adipositas.
    Nachweisen kann man das Proinsulin beim werdenden Typ2 schon Jahre vor JEDER anderen Auffälligkeit. Die natürliche BZ-Regelung gleicht die geringere Senkwirkung durch Mehrausgabe aus, und dabei ist dann natürlich auch wieder mehr Proinsulin mit mehr Schadwirkung. Die Mehrausgabe fällt so lange nicht auf, wie sie noch zum gesunden BZ-Ausgleich ausreicht.

    2. Abnahme der Beta-Zellen
    Gilt traditionell als Privileg des Typ1. Dass der Typ2 bei seiner Diagnosereife auch nur noch etwa 20% seiner Normalmenge an Beta-Zellen haben kann, ist in den vergangenen 3-4 Jahren ganz leise in das veröffentlichte Wissen vom Typ2 eingeflossen. Meistens war es indirekt zu finden, wie etwa in der Wirkbeschreibung von Byetta, das die Beta-Zellen, "die ja auch dem Typ2 in erheblichem Umfang fehlen", wenigstens zum Teil wieder herstellen soll. Immerhin wurden die nur noch 20% bei Diagnosereife vor einem Jahr beim größten Diabetes-Kongess in den USA offen angesprochen und nicht im Ansatz kontrovers diskutiert. Das heißt, der Umstand war da schon unter Fachleuten breit bekannt und in keiner Weise umstritten.
    Ok, wenn weniger Betas, dann müssen halt die verbleibenden mehr tun, und das können die ja auch. Denn die gesunde Menge gleicht BZ-mäßig einen Eimer Cola genauso flach & niedrig aus wie ein Brötchen. Also fällt das Abnehmen der Menge erst wirklich auf, wenn der ganze Rest zusammen nicht einmal mehr den Ausgleich für das Brötchen unauffällig hinkriegt.

    3. Innere Zuckerausgabe
    Endogene (innere) Glukose heißt das auf Medizinsprech. Tatsächlich ist die endogene Glukose, also die von der Leber ausgegebene, ganz normal für die Versorgung unseres Organismus zuständig. Denn die muss ja auch dann reibungslos funktionieren, wenn nicht alle 2 Stunden neue Glukose gegessen wird. Nicht zuletzt wegen der großen Wasserbindung (1 Teil Glukose bindet 5 Teile Wasser) haben die einzelnen Zellen kaum Glukose-Speichermöglichkeit. Für die Versorgung des Organismus geben daher die Betas immer ein bisschen Insulin aus, so dass die Zellen, die grad Glukose brauchen, sich die zusammen mit dem Insulin aus den Pipelines greifen können. Und in dem Maße, in dem damit der BZ sinkt, also weniger Zucker verfügbar ist, geben die Alphas ein bisschen Glukagon aus (das Zeug wie in der Hypospritze) und stimulieren damit die Leber zu so viel Zuckerausgabe, dass die um 80mg/dl wieder anliegen - gesund.
    Diabetisch gestört machen die Alphas fehlgesteuert einfach weiter, was so lange nicht auffällt, wie die Betas ausreichend Insulin dagegensetzen können. Denn dann bleibt der BZ ja um 80, und es steigt nur der Zuckerumsatz - zu Lasten der Muskulatur und zu Gunsten des Schwimmgürtels. Denn die Leber gewinnt den Zucker, den sie da so zusätzlich angetrieben ausgibt, zum größten Teil per Glukoneogenese aus Eiweiß, von dem meistens zu wenig gegessen wird. Und für den zusätzlichen Zucker gibt es ja meistens keine Verwendung, so dass der in Fett umgewandelt und eingelagert wird :-(

    Wenn die Betas die Belastung durch die fehlgesteuerten Alphas und die übrigen Defekte nicht mehr ausgleichen können, steigt als erstes der Nüchtern-BZ, und wenn der endlich so hoch steigt, wie gesund gerade mal für ein paar Minuten nach dem Essen, also höher als 125mg/dl, dann wird endlich Diabetes diagnostiziert. Und einfältige Gemüter, auch unter Ärzten und Fachärzten, meinen, dass der dann wirklich erst anfängt.

    4. Inkretin-Defekt
    Wenn die Darmhormone gesund die passende Insulin-Bestellung an die Betas gaaanz kurz vor dem Übergang der Glukose aus dem Darm in die Pfortader abschicken, dann heißt das Inkretin-Effekt. Und der ist defekt, wenn sie's Typ2-gestört immer weniger bis gar nicht mehr tun. Dann steigt der BZ nach dem Essen zu immer gewaltigeren Spitzen an und wird erst nach und nach vom Versorgungsregelkreis eingefangen, der aber so richtig nur für BZs bis um die 140mg/dl ausgelegt ist. Da schafft er den Ausgleich im Rahmen von einer guten Stunde, wie wir hier ja auch sehr schön in der Grafik sehen können http://www.phlaunt.com/diabetes/16422495.php
    Wie uns die Medis zeigen, die den Inkretin-Efekt wieder herstellen, sind sie offenbar auch zuständig für das rechtzeitige Abschalten der Glukose-Ausgabe der Leber. Die ist ja für die Zeit nicht mehr notwendig, in der neue Glukose von außen kommt. Aber diabetisch defekt läuft die weiter und häufig völlig fehlgesteuert direkt nach dem Essen sogar noch verstärkt!
    Auch den Inkretin-Defekt gibt es schon Jahre vor jeder sonstigen Auffälligkeit. Da steigt dann der BZ nach dem Essen bis über 200 an und ist eine Stunde weiter schon wieder unter 140. Die Betroffenen gelten damit von der Diagnostik her als völlig gesund. Daher kommen die dummen Sprüche, dass auch völlig gesunde Menschen nach dem Essen öfter 200 und mehr messen.

    Die Punkte 1-4 waren noch nicht bekannt, als der Typ2 Ende der 70ger Jahre des vorigen Jahrhunderts definiert wurde. Da wurde nur gesehen, dass der eben wie der Typ1 und noch höheren Blutzucker hatte. Und weil er damit keine Ketoazidose entwickelte, musste der also Insulin haben, aber das konnte offenbar nicht so richtig wirken. Da musste es einen Widerstand geben, auf Medizinsprech eine Resistenz. Damit hatte der Typ2 seine Insulin-Resistenz. Das war zunächst nur eine Annahme, eine These, die im Laufe der Jahre und Jahrzehnte mit Studien und Untersuchungen belegt werden wollte. Seitdem ist Ziel jeder Studie und Untersuchung zu Typ2, diese Resistenz zu erklären und zu begründen. Insulinresistenz ist auf diese Weise synonym geworden für Typ2. Und auch wenn neuere Erkenntnisse sagen, dass die meisten Menschen mit Insulinresistenz, also einem beständigen Mehrbedarf an Insulin pro BE, nie einen Diabetes entwickeln, weil ihre Betazellmasse einfach mit den gesteigerten Anforderungen mitwächst, ganz im Gegensatz zum Typ2, bei dem sie ja abnimmt, ist zumindest auf Deutsch praktisch auf ewig festgeschrieben, dass die Insulinresistenz den Typ2 macht. Sieht man ja eben schon an der deutschen Bezeichnung: Zuerst kommt bei uns nicht Prediabetes, bevor der BZ die Diagnose-Schwellen zum Diabetes überschreitet, wie in englischsprachigen Teilen der Welt, sondern diese schon ungesund hohe BZ-Spanne vor der Diabetes-Diagnosereife heißt bei uns Insulinresistenz.

    Und weil die Punkte 1-4 schon völlig ausreichen, alle Auffälligkeiten des Typ2 völlig ohne diese mystische Insulinresistenz zu erklären, ist in letzter Zeit immer häufiger vom Resistenz-Syndrom die Schreibe, also vom Zusammenspiel mehrerer Defekte, das im Ergebnis so aussieht, als würde da etwas dem Insulin Widerstand leisten ;-)


  • Re: Vom Mütos der Insulinresistenz ;-)


    Viele haben hier gelesen. Zwei haben mir geschrieben, dass sie das wieder mal viel zu fachlich kompliziert gefunden haben. Niemand hat mir bis jetzt erklärt, an welcher Stelle :-(

    Hiermit nun die Frage ein Stückchen erweitert:
    Typ2 gilt ja als Lifestyle-Diabetes. Was an den 4 wichtigsten Typ2-Punkten könnte man vielleicht wie mit Lifestyle erklären?

    Kommentar


    • Re: Vom Mütos der Insulinresistenz ;-)


      Deine Beiträge sind wie immer super und auch verständlich. Für manch einem zu lange und ausführlich aber so ist das mal bei wissenschaftlichen Dingen. OK Thema Lifestyle Diabetes.
      Der Mythos ist immer noch: Bist du dick, kriegst du (Typ2) Diabetes.
      Ich persönlich kenne nur dicke Typ 2er und das sind auch die, die sich immer rechtfertigen (müssen) dass ALLES gut ist und es nicht am Übergewicht liegt.

      Pressetext:

      Ungesunder Lebensstil, insbesondere falsche Ernährung und mangelnde Bewegung, sind Risikofaktoren für eine Erkrankung an Diabetes Typ 2. Oft gelingt es nicht, Risikopatienten oder neu Erkrankte zu motivieren, ihr Leben zu ändern. An einer Pilotstudie zum strukturierten Programm Da Vinci Diabetes® nahmen 20 Teilnehmer unter 75 Jahren teil. Diese waren seit mehr als zehn Jahren an Diabetes Typ 2 erkrankt und wurden nicht mit Insulin behandelt. Ziel des Programms ist, mit Strategien aus der kognitiven Verhaltenstherapie die innere Einstellung der Betroffenen zu ihrer Lebensführung zu ändern.

      Das Programm beinhaltet sechs Sitzungen über drei Monate verteilt. Zunächst analysieren Therapeuten das Verhalten der Teilnehmer und untersuchen die Gründe für nachteilige Verhaltensmuster. Die Patienten trainieren dann positive Gedanken für verschiedene Tätigkeiten: So soll zum Beispiel Treppensteigen im Arbeitsalltag nicht mehr mit Anstrengung und Atemnot verbunden werden. Stattdessen ist es eine Stärkung des Körpers und ein Verhalten, das Respekt bei den Kollegen hervorruft.

      Dieses gedankliche Training, in den Alltag umgesetzt, zeigte bereits nach den ersten drei Monaten messbare Erfolge: Die Teilnehmer hatten weniger Taillen-Umfang, einen niedrigeren Body-Mass-Index sowie bessere Blutfett- und Blutzucker-Werte. In den folgenden neun Monaten konnten die meisten Diabetespatienten ihre neu gewonnene Lebenseinstellung erhalten. Viele Teilnehmer nahmen sogar weiterhin ab und auch ihre Blutwerte waren besser als vor dem Motivationstraining.

      Beate Schweizer, Pressestelle
      Deutsche Diabetes Gesellschaft

      Was natürlich Wasser auf meine Mühlräder ist und nachweist (zumindest für die Pobanden dieser Studie):
      Falsche Ernährung, mangelnde Bewegung können Diabetes fördern. Wäre mal lustig zu wissen, wie hoch der Anteil an Übergewichtigen bei den Diabetikern ist...
      Nun ich glaube aber, das wird nirgends gesammelt erfasst, weil man dann vielleicht rauskriegt, dass 70 % die DM mit Essen und Bewegung hinkriegen würden. KEINER ändert doch sein Verhalten und schon gar nicht mit dem heiligen Essen....

      Kommentar


      • Re: Vom Mütos der Insulinresistenz ;-)


        Moin Markus,

        Proinsulin hat nur 1/10 der BZ-Wirkung von Insulin, fördert aber super Pipelineverkalkung und Übergewicht. Proinsulin ist bei Gesunden nicht nachweisbar, aber bei werdenden Typ2 schon lange vor JEDER Auffälligkeit, also auch vor jedem Mehrgewicht.

        Zusätzlicher Glukose-Umsatz, de facto also mehr Glukose-Input, macht IMMER mehr Fettansatz.
        Zusätzlicher Glukose-Umsatz entsteht einmal mit dem Inkretin-Defekt. Wenn neu gegessene Glukose nicht mehr vom alimentären Regelkreis ausgeglichen wird, sondern regelmäßig mit einem hohen BZ den basalen Regelkreis überfordert, der immer etwas zu viel Insulin mit dem Erfolg der alimentären Hypo mobilisiert, die immer zusätzliche Glukose erfordert.
        Und zusätzlicher Glukose-Umsatz entsteht bei der sogenannten hepatischen Insulinresistenz, wo die Alpha-Zellen fehlgesteuert nicht aufhören Glukagon auszugeben, wenn die Leber ausreichend Glukose für den normalen BZ ausgegeben hat. Damit gibt die Leber immer zuviel Glukose aus, als gebraucht wird, und damit steigt der BZ natürlich erst, wenn die Insulinausgabe nicht mehr zum Ausgleich reicht. Jedes Mehralsgebraucht an Glukose wird immer als Fett eingelagert.
        Auch diese beiden Fehlfunktionen lassen sich schon lange vor Erreichen der PräDiabetes- und erst recht der Diabetes-Schwellen beobachten und sorgen beide für den zusätzliche Ansatz von Fett!

        Für keinen der 3 genannten Defekte ist eine Ursache bekannt. Sie gelten auch nicht als von Übergewicht verursacht. Aber sie verursachen eindeutig zunehmend Übergewicht, vor allem in den Jahren von ihrem verborgenen ersten Auftreten über die Jahre mit dem zwar erhöhten, aber fachmedizinisch noch lange nicht ungesunden BZ bis endlich zur Diabetes-Diagnosereife.
        Die Medizin beachtet diesen Vorlauf nicht, weil der ja medizinisch bis zum Erreichen der Diagnosereife als gesund gilt, und sieht nur die Leute, die überwiegend auffällig dick sind. Und weil sie noch nicht so dick waren, als sie noch nicht diagnosereif waren, liegt nahe, das Gewicht als ursächlich für die Diagnosereife zu verhaften.

        Ebenso die umgekehrte Erfahrung: Was an Verhalten den BZ ohne Medis senkt, verringert die Überforderung des noch verbliebenen Restes der BZ-Automatik und führt in aller Regel auch zur Gewichtsabnahme. Und wer nun in der oben skizzierten Tradition nur auf die Bühne schaut und nicht hinter die Kulissen, dreht auch hier wieder Folge und Ursache zu seinem einfachen Verständnis einfach um. Nur wenn Du einmal schaust, was bei all den tollen übergewichtszentrierten Präventionsprogrammen als erreichtes und erreichbares Ergebnis ausgewiesen und gefeiert wird, findest Du da überhaupt keine Erklärung für die tollen Ergebnisse von Hunde-Oma und Drucker Frank und tatsächlich auch nicht für Deins. Du würdest ob der in den Programmen erreichten BZ- und 1c-Verbesserungen erschrecken. Und wohl deswegen werden sie auch in Pressetexten nie ausgewiesen.

        Mit besten Wünschen zum Fest und Jahrswechsel,
        Jürgen

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