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KHs für Leistung?

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  • KHs für Leistung?

    "...braucht ja dein Körper Kohlehydate um Leistungsfähig zu sein..." habe ich in einem anderen Thread gelesen. Diese Idee steckt soooo tief in uns drin, dass sich das Nachschauen nach dem Gehalt echt lohnt.

    Ok, die KHs, die wir für die Leistung meinen, bestehen aus Stärke, und Stärke ist verdauungstechnisch reiner Zucker. Eine Scheibe Brot ist also ein Scheibe Zucker, auch Vollkornbrot, eine Kartoffel ein Knubbel Zucker und ein Löffel Reis ein Löffel Zucker. Wenn diese Teile verdaut und zu Einfachzucker reduziert als Glukose im Blut erscheinen, kann auch der beste Biochemiker nicht mehr analysieren, was davon in seinem früheren Leben was gewesen ist.
    Das Blut ist unser großer Logistiker, also unser Transportunternehmen, und das sorgt für den Umlauf der Glukose durch unseren ganzen Körper, aus dem die Zellen in unserem Organismus sich bedienen, wenn sie Glukose brauchen. Sie verheizen die zur Energiegewinnung in ihren Kraftwerken, den Mitochondrien, wenn sie die Energie brauchen und wenn gleichzeitig genug Insulin für die Übernahme der Glukose aus dem Endlostransporter in Umlauf ist.

    Für's Auftanken nutzen die Zellen als Tankstutzen Insulinrezptoren. Davon können je nach Funktion verschiedene Zellen verschieden viele haben, die roten Blutkörperchen z.B. nur mehrere hundert und Leber- und Fettzellen mehrere hunderttausend. Wie viele sie von diesen Mengen jeweils aktiv halten, richtet sich wesentlich nach der Menge an Glukoseteilchen, die bei ihnen aufschlagen. Weniger Glukose im Blut macht für die gleiche Trefferquote mehr Rezeptoren notwendig als viel Glukose. Also werden bei niedrigem BZ mehr Rezeptoren aktiviert = receptor-up-regulation und bei hohem mehr deaktiviert = receptor-down-regulation. Dadurch kann bei jeder BZ-Höhe gleich viel Glukose in die Zellen gelangen. Für den Rest der Verteilung ist dann nur noch wichtig zu wissen, was der Logistiker so leisten kann.

    Bei stoffwechselgesundem nüchtern-/Ruhe-BZ bei niedrig 70 bis hoch 90 mg/dl ist pro Liter Blut 0,7 bis 0,9g Glukose unterwegs. Die gesamte Blutmenge von wenigstens etwa 5 Litern wird bei einem Erwachsenen in Ruhe wenigstens einmal pro Minute umgepumpt, pro Stunde also wenigstens 300 Liter, in 24 Stunden 7200. Wenn nun bei jedem Umlauf an die Zellen z.B. 0,1g Glukose pro Liter verteilt und beim Durchgang durch die Leber (die zentrale Packstation) wieder neu aufgenommen wird, bedeutet das pro Liter in der Stunde 60x0,1g, also 6g, bei 5 Litern Gesamtmenge 30g pro Minute und in 24 Stunden 720g. Bei Bewegung erhöht sich die umgepumpte Blutmenge entsprechend dem Pulsschlag, und darüber hinaus kann das Herz die Pumpmenge pro Schlag bis zum Doppelten erhöhen, also locker bis zur 4-fachen Blutmenge umsetzen und bei unseren Beispiel 0,1g pro Liter locker 120g Zucker pro Stunde verteilen. Würde diese Leistung 24 durchgehalten werden können, würden auf diese Weise sage und schreibe 2.880g verteilt werden können.

    Und das, ohne dass dafür der BZ zu irgend einer Zeit messbar - was ist schon 0,1 mg/dl? - anstgeigen oder sinken müsste, denn die Leber ist eine super Zuckerfabrik und -verteilstation und das Blut ein super Verteiler! Wer sich also einredet, dass er einen höheren BZ haben müsse, weil er mehr Energie brauche, ist folglich meistens voll auf dem Holzweg. Weil der Holzweg so verbreitet ist, wird gerade eifrig an Medis entwickelt, die die BZ-mäßig überflüssige Glukose wirklich überflüssig machen und in den Urin entsorgen. Und die KHs dafür kann sich nun wirklich niemand mehr als für die Leistungsfähigkeit notwendig einreden, oder?


  • Re: KHs für Leistung?


    Moinmoin,

    ich hol den Beitrag hier wieder nach vorn, weil ich im Victoza-Thread wieder von so ner tollen Ernährungsberatung gelesen habe, wo der Mensch wieder einen 08/15-Mindestbedarf an KHs bedienen und für den dann zu hohen BZ wieder Medis nehmen muss. DAS IST ABSOLUTER SCHWACHSINN!

    Aktuell sind Medis in der fortgeschrittenen Erprobung - hatten wir hier irgendwo schon mal - die für einen schnelleren "Überlauf" von zu hohem Blutzucker in den Urin sorgen sollen. Verrückt, nicht? Aber wenn dann die Ernährungsberatung auf dem übermäßigen KH-Input besteht, entsorgen wir die Glukose damit wenigstens in die Kanalisation und müssen sie nicht wie mit den bisherigen Medis anschließend als Fett rumschleppen - für das sie DGE-zertifizierte Ernährungsberatung uns ja auch wieder rund macht.

    Bisdann, Jürgen

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    • Re: KHs für Leistung?


      Moin Jürgen,

      vor allem ist es wirklich pervers, dass Glimepirid genommen werden soll, nur, damit die Ernährungsberaterin bzw. Ernährungsastrologin ihre empfohlen 14KE durchbekommt.

      Mich hat wolfmens posting sehr nachdenklich gemacht, der am Ende seiner Viktoza-Therapie 6 mg Glimeprid nehmen sollte und nun wieder leider bei Insulin gelandet ist.

      Ich denke mir, mit Glimeprid sollte man sparsam umgehen. Also für MICH war das die Erkenntnis daraus...man sollte die BSD schonen, so gut es geht.

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      • Re: KHs für Leistung?


        Der KH-Hype, den wir nun seit gut 30 Jahren eingehämmert kriegen, hat 2 wesentliche Ursprünge.

        Da ist einmal die Entdeckung von Cholesterin als wesentlichem Bestandteil von den Pipelineablagerungen bei Arteriosklerose, die in den 50ger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Herr Ancel Keys ganz logisch auf den Verzehr der entsprechenden Nahrungsfette zurückführte. D.h. nach neueren Quellen wollte er immer bestreiten, das je so behauptet zu haben. Vielmehr wäre ihm die Herstellung dieses Zusammenhangs angedichtet worden. Denn tatsächlich ist wohl unsere Leber als Cholesterinfabrik für wenigstens 80% der Menge verantwortlich, die wir so im Körper haben. Und tatsächlich wären wir ohne dieses Cholesterin als wesentlichem Bestandteil unserer Zellmembranen überhaupt nicht lebensfähig. Aber nun ja, Anti-Cholesterin eben Logik Stand 50ger Jahre des vorigen Jahrhunderts.

        Und aus der Zeit und der selben Denke und der selben ersten Wohlstandswelle kommt auch die Geschichte mit den Kalorien. Denn damit haben sich ja die Usaner uns allen um wenigstens 10-20 Jahre voran als erste Wohlständler dieser Welt haufenweise ihre Wampen angefressen. Böse Zungen behaupten, dass die usanischen Bäuche gerade passend zu der Zeit entdeckt wurden, als die Cornbelt-Farmer Ersatz für die seit dem Korea-Krieg weggefallenen Army-Liferungen suchten. Da fiel nämlich auf, dass in 1 Gramm Fett die Energie von mehr als 2 Gramm Stärke steckt. Also muss doch ganz logisch zum Sattmachen 1 Kilo Stärke viel gesünder und viel weniger schwimmgürtelig sein als 1 Kilo Fett, oder? Interessant ist nur, dass seitdem und vor allem seit dem entsprechenden Segen aus dem usanischen Landwirtschaftsministerium Ende der 70ger Jahre mit der berühmten daraus aufgebauten Futterpyramide der Fettumsatz in unseren Wohlstandsgesellschaften stetig verringert worden ist, während der KH-Umsatz munter gestiegen ist - und mit ihm die Anzahl und der Umfang der Bäuche :-(

        Noch heute soll es übrigens praktizierende Ärzte geben, die einem Typ2 Diäter einen BZ aus nem Teller Kartoffeln mit über 300mg/dl für gesünder erklären, als gesunde max 100mg/dl aus einem Schnitzel mit Salat ;-)

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        • Re: KHs für Leistung?


          Respekt Jürgen,

          einfach brilliant

          ich hab mir dazu eine Zeichnung gemacht mit kleinen Lastwagen, Tankstellen und Ladestationen und allem was dazu gehört, das hab ich dann meinem 8 jährigen Sohn erklärt und der hat´s auch verstanden.
          Vielleicht sollten wir das auch mal den Ernährungsexperten (oder denen die sich solche schimpfen ) aufzeichnen.

          Weiter so
          liebe Grüße
          Chrissy o

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