Mit jedem Produkt auf dem Markt erwirtschaften Herstellung und Handel Gewinne. Ohne diese Gewinne wären diese Produkte nicht auf dem Markt. Genauso ist das auch bei Arzneimitteln. Und weil es keinen Marktbereich gibt, in dem alte Produkte wie geschnitten Brot laufen und neue automatisch nachgefragt werden, müssen alle Anbieter, die ihre Marktanteile erhalten oder aus- oder gar neu aufbauen wollen, die Leute massiv werbemäßig bearbeiten, die selbst kaufen oder über den Einkauf entscheiden. Das kann bei Arzneimitteln nicht anders sein, als bei Autos oder Waschmitteln, auch wenn wir uns das gerne anders vorstellen wollen.
Dabei ist es mit unserer Erwartung an Medikamente ebenso verquer, wie mit der Erwartung von Firmen an neue Mitarbeiter: Sie sollen jung und frisch sein und gleichzeitig viele Jahre gute Erfahrungen mitbringen. Beides zusammen ist sachlich völlig unmöglich. Jedem von uns muss daher klar sein, dass mit einem neuen Zucker-Medikament noch keine Langzeiterfahrungen vorliegen können. Und das gilt in weiten Bereichen sogar genau so für alte, die z.T. Schon seit Jahrzehnten im Gebrauch sind. Denn Langzeitwirkungen werden ja nur nach langem Gebrauch festgestellt und haben ja dann noch immer nicht dranstehen, was sie ausgelöst hat. Sondern das kann man dann aus möglichst vielen gleichen und ähnlichen Fällen mit ähnlichen Langzeitwirkungen schließen - unter einer Voraussetzung: es müssen ausreichend viele Erfahrungen über ausreichend lange Zeiten dokumentiert sein!
So dokumentierte Erfahrungen mit Medikamenten gibt es aber mit wenigen Ausnahmen praktisch nur aus stationären Behandlungen. Und die sind immer auf längstens wenige Monate beschränkt. Die großen aussagefähigen Studien zu Diabetes und Medikamenten mit Laufzeiten von mehreren Jahren wurden vor über 10 Jahren abgeschlossen. Seitdem wird Pharma-Unternehmen massiv vorgeworfen, dass sie nur ihre eigenen Interessen vertreten, wenn sie solche Studien fördern. Aber andere ausreichend ergiebige Geldtöpfe gibt es nicht. Kein Gesundheitsminister und keine Universität hat aus Steuern Geld dafür. Auch hier kann nur mit Spenden aus der Wirtschaft, also von den Pharma-Herstellern, ernsthaft gearbeitet werden. Und Pharma-Hersteller sind auch die einzigen, die viel Geld für die eigene Forschung und Entwicklung ausgeben. Alle Medikamente, die wir heute benutzen, sind von Pharma-Herstellern auf ihre eigenen Kosten erforscht und entwickelt worden. Selbstverständlich nicht in erster Linie für die Rettung der Menschheit, sondern selbstverständlich in erster Linie für die Investoren zum Geldverdienen! - Und diese Investoren sind häufig wir selbst! Denn wir erwarten, dass unsere Versicherungs- und Alterssicherungs-Euros Geld für uns bringen. Und genau das tun sie, wenn die Gesellschaften, Auch die Krankenversicherungen und die Rentenkassen, bei denen wir unsere Verträge haben, unser Geld dafür u.a. bei den Pharma-Herstellern für eine gute Rendite anlegen!
Schließlich ist die häufig vorgetragene Idee, dass einfach Diagnose-Schwellen dafür herabgesetzt werden, dass dann mehr Menschen mit mehr Medis behandelt werden können, milchmädchenhaft einfältig, besonders bei Diabetes. Denn wer schon dann, wenn der eigene Blutzucker die wirklich engen gesunden Grenzen zu überschreiten anfängt, da mit der entsprechenden Futterauswahl und gezielter Bewegung für einen gesunden Verlauf sorgt, braucht wahrscheinlich nie Zuckermedis zu nehmen und auch sonst keine Medikamente für irgendwelche diabetischen Folgen :-)
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