wenn wir über BZ-Werte und BZ-Verläufe schreiben, gehen die Ansichten oft weit auseinander und die emotionalen Wogen oft hoch her, obwohl es dafür bei näherer Betrachtung eigentlich keinen Grund gibt.
So erreicht die ärztliche Einstellung beim Zielwertbereich vor dem Essen von 100-140 und einem HBA1c-Wert um 7-7,5 die erträgliche Untergrenze, an der schon 2-3mal die Woche beunruhigende Hypogefühle auftreten können. Und Patienten, die dabei noch mehr und vor allem beeinträchtigendere Hypos erfahren, können halt nur mit noch höheren Ziel- und HBA1c-Werten eingestellt werden.
Einstellung bedeutet hier, dass der Patient sich im Sinne von morgens-mittags-abends 3mal täglich(plus ggf. Verordneter Zusatz) ggf. misst und mit der vorgeschriebenen Medi-Menge versorgt.
In der Medizin lässt sich eine Tendenz beobachten, die auf diese Weise jeweils optimal mögliche Einstellung generell und ohne Einschränkung als gesund zu bezeichnen.
Das ist selbstverstädlich falsch, denn gesund kann nur der BZ-Verlauf in den Grenzen sein, in denen ihn beim völlig stoffwechselgesunden Menschen die BZ-Automatik führt: Also morgens nüchtern bis um 80 mg/dl, 30-60 Minuten nach dem Input einer großen Menge KHs=Glukose für wenige Minuten an 120 oder kurz darüber, praktisch nie über 140, und eine Stunde weiter schon längst wieder zurück um 80.
Je öfter und länger (und ideal immer) nun ein Betroffener seinen BZ in den engen gesunden Grenzen verlaufen lassen will, desto mehr muss er sich von den ärztlichen Einstellungsvorgaben und ihrem Schema lösen und für sich selbst systematisch herausfinden und entsprechend nutzen, wie sein Körper auf welche Mengen von welchem Futter und welche Mengen von welchem Medi und welche Mengen von welcher Bewegung zu welcher Tageszeit reagiert. Dabei geht es vor allem um den Teil der BZ-Verläufe in der ersten Stunde nach jedem Glukose-Input, denn bei HBA1c 7 und darunter ist die Weite dieser zeitlich kurzen Spitzen nach Mahlzeiten und Snacks das wesentlich krankmachende (und nicht zuletzt auch HBA1c-bestimmende) Element beim Diabetes und schon beim Prädiabetes.
Selbstverständlich wird da niemand auf der Stelle erschossen, der die 140 oder irgend eine Größe einmal reißt, sondern diese Spitzen machen einfach allein schon eine höhere Belastung des Organismus. Der besteht zu seinem größten Teil aus Flüssigkeiten, die in den Zellen durch mikroskopisch feine und noch feinere Membranen voneinander getrennt ihre chemischen und physikalischen Aufgaben erfüllen. Kommt nun an einer Stelle Zucker in so ein System, zieht der sofort erhebliche Wassermengen in seine Richtung, und es entstehen Drücke, denen viele dieser hauchdünnen Membranen nicht gewachsen sind. Und das selbe geschieht dann gleich wieder in der umgekehrten Richtung, wenn der BZ wieder abfällt. Selbstverständlich wird da immer sofort repariert oder auch gleich ausgetauscht, denn die meisten dieser feinen Strukturen werden schon nach sehr kurzen Lebenszyklen durch neue ersetzt. Aber dieser zusätzliche Erneuerungsbedarf kann halt irgendwann das Erneuerungspotential des Systems übersteigen, so dass das Defizit sich dann mit zunehmender Schadwirkung sammelt und etwa Augen oder/und Nerven befällt.
auch dabei gibt es übrigens erstaunlich gesunde Ausnahmen wie unter Kettenrauchern unseren hanseatischen Altbundeskanzler. Nur würden selbst der heute bestimmt keinem jungen Nichtraucher empfehlen, in Zukunft doch mal zu rauchen, weil es da auf einmal bestimmt nicht anommt.
Bisdann Jürgen
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