Ich bin 34 Jahre alt und kämpfe seit einigen Jahren mit meinem Leben.
Ich habe keine eigene Familie oder Partnerschaft, nur ein extrem enges Verhältnis zu meinen Eltern, mit denen ich derzeit auch in einem Haushalt wohne.
Seit meine Mutter an Alzheimer erkrankt ist, lebe ich kaum noch mein eigenes Leben. Ich arbeite hart daran, mir beruflich etwas aufzubauen und wenn ich nicht arbeite, helfe ich zuhause wo ich kann. Das Problem dabei ist weniger die Arbeit, sondern der krankhafte Narzissmus meines Vaters, der unfähig zu sein scheint zu begreifen, dass das neue Unvermögen meiner Mutter im Alltag krankheitsbedingt ist. Er erniedrigt sie unentwegt und ist cholerisch und meine Mutter weint den ganzen Tag, spricht davon, sich umzubringen und ich stehe unentwegt zwischen den Stühlen. Ich hatte früher schon Angstzustände, Panikattacken, Phasen von Niedergeschlagenheit und Überforderung bis hin zu Suizidgedanken, welche mittlerweile nur noch sehr selten meine Gedanken streifen, aber was sich mittlerweile manifestiert hat ist bleierne Erschöpfung und Traurigkeit. Ich schlafe teilweise 12h am Tag, wenn es mein Tagesablauf mal zulässt, ich will mich einfach dem nächsten Tag nicht stellen, wenn ich das wegen eines Termins nicht unbedingt muss. Ich bin schon seit meiner Jugend essgestört, litt unter Bulimie, mittlerweile esse ich nur noch um negative Gefühle zu ersticken und ich werde immer dicker. Mittlerweile habe ich fast 40kg zugenommen und starke Rückenprobleme.
Angang des Jahres die Schockdiagnose meines Vaters: Knochenmarkkrebs. Unheilbar. Er verträgt die Chemo nicht, ist bis auf die Knochen abgemagert, will man helfen, wird er aggressiv. Kann aber kaum gehen und isst und trinkt nicht.
Nun baut auch meine Mutter völlig ab, das Kurzzeitgedächtnis ist fast nicht mehr vorhanden.
Ich pendel jede Woche 2x 500km um so gut es geht für die beiden da zu sein und habe kein Privatleben mehr. Komme auch in meinem Beruf nicht mehr weiter. Zuletzt hat mein Körper dann gestreikt und ich war 8 Wochen am Stück krank. 2x Seitenstrangangina, Mittelohrentzündung, schwere Bronchitis, usw. Ich habe lediglich 2 Tage nicht gearbeitet in dieser Zeit.
Ich merke gerade, dass ich körperlich völlig abbaue, ich vernachlässige mich um für meine Familie da zu sein und ich "fresse" alles in mich hinein. Ich habe nur drei enge Freunde, die für mich da sind und davon leidet eine unter schweren Depressionen, weshalb ich sie nicht belaste, die andere ist ebenfalls Narzisstin ( in diesem Fall durch ihren Therapeuten diagnostiziert) mit Depressionen, die gefühlt 24h Aufmerksamkeit von mir erwartet, die dritte belaste ich nicht aus Angst, die Freundschaft zu gefährden und mir so die Chance auf das letzte bisschen Qualitätszeit mit ihr zu nehmen. Auf Wunsch meiner Eltern werden die Diagnosen weitestgehend geheim gehalten. Ein Pflegegrad wurde auf mein Drängen hin beantragt. Der Einsatz des Geldes für eine Putzhilfe zu meiner Entlastung wird durch meine Eltern aber nicht toleriert.
Ich habe mittlerweile Albträume, Herzstolpern, wache manchmal auf, weil ich offenbar Atemaussetzer habe... Die Liste könnte ich ewig weiter führen. Mein Leben geht den Bach runter, so sehr ich auch versuche, meinen eigenen Bedürfnissen Raum zu geben, ich schaffe es nicht. Ich habe furchtbare Angst vor dem, was mich noch erwartet und wenn ich mal zur Ruhe komme, breche ich meist völlig unter dem Stress und dem Schmerz über den baldigen, brutalen Verlust meiner Eltern zusammen, die die einzigen Menschen sind, die ich habe.
Andere "Beschwerden" als die meines Vaters werden hier allerdings belächelt und totgeschwiegen.
Ich brauche Hilfe, psychologische Unterstützung, aber ich bin völlig damit überfordert. Ich habe versucht einen Termin bei einer Psychotherapeutin auszumachen und Wochen gebraucht um mich zu überwinden dort anzurufen. Ich hatte solche Panik nicht ernst genommen zu werden, dass ich am Telefon nicht in der Lage war, mich zu artikulieren ohne diesen ganzen Roman hier zu erzählen. Und natürlich gibt es hier im Umkreis Wartezeiten von ca 2 Jahren und mir ist auch nicht klar, welche Form der Therapie für mich richtig wäre und ob ich eine Überweisung brauche oder ob ich es einfach auf gut Glück bei den Therapeuten versuchen kann?
Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, wie ich am besten vorgehen kann um Hilfe zu finden. Ich glaube, ich habe bis zum Tod meiner Eltern und danach noch einen langen Weg vor mir und ich brauche professionelle Unterstützung, weil ich sonst selbst daran kaputt gehe.
Vielen Dank fürs Lesen. Ich bin für jeden Rat sehr dankbar.
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