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Nachts um eins bin ich allein

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  • Nachts um eins bin ich allein

    Ich bin allein.

    Nachts um halb eins bin ich allein.
    Meine Frau schläft.
    Mein Sohn schläft.
    Meine Freunde schlafen.
    Alles ist still.

    Außer in mir drin:
    Da tobt ein Kampf aus Frust, Resignation, Verzweiflung, Minderwertigkeit, Hilflosigkeit, Wut und Traurigkeit.
    Tränen fließen.
    Die Gefühle und der Zorn bahnen sich einmal wieder ihren Weg.
    Lautstark.
    Und doch möglichst leise.
    Denn ich bin allein und alle schlafen. Ich möchte niemanden wecken oder stören. Oder doch: Ein Teil von mir möchte es. Ein Teil von mir ist es mal wieder leid, sich zusammenzureißen und so zu tun, als sei alles in Ordnung. Einen Teil von mir kotzt das alles gerade maßlos an, daß es beinahe kein Halten mehr dagegen gibt.

    Allerdings nur beinahe.

    Meine Vernunft und meine Disziplin sind nach wie vor stark. Ich möchte niemanden wecken.
    Nicht deswegen.
    Nicht wegen etwas, das ich in den vergangenen Jahren schon so oft durchgekaut habe, immer und immer wieder.
    Und doch möchte ich getröstet werden. Ich möchte hören, daß alles wieder gut wird. Daß es mir wieder gutgehen wird. Daß ich nicht minderwertig und hilflos bin.

    Nun ja - ich bin nicht hilflos. Jedenfalls nicht hilfloser als jeder andere.
    Aber ich fühle mich gerade hilflos. Ich bin allein, habe nur meine Gefühle, mich, meine Tränen. Das Kopfkissen noch. Um mein Gesicht darin in hilfloser Wut und endloser Traurigkeit zu vergraben, während die Tränen fließen.

    "Ist es wirklich so dramatisch", frage ich mich selbst.
    Eigentlich nicht... sagt ein Teil von mir. Der Teil von mir, der weiß, daß es wieder nur eine Phase ist, in der die Welt um mich herum versinkt.
    Doch, ist es schon... sagt ein anderer Teil von mir. Der Teil von mir, der sieht, daß ich die "Krise" seit nunmehr fünfeinhalb Jahren immer noch nicht gemeistert habe. Der Teil von mir, der sich minderwertig und überfordert fühlt, der Teil von mir, der angesichts der Überfülle und Komplexität der an mich gestellten Aufgaben gerade im beruflichen Bereich zur Zeit einfach nur die Waffen strecken und aufgeben will. Der Teil von mir, der denkt und sieht, daß andere, die mit mir zusammen in diesem Job, in diesem Projekt und in diesem Hamsterrad insgesamt sitzen, es irgendwie gemeistert bekommen. Nicht so offensichtlich überfordert sind, den Überblick und die Zuversicht behalten. Einige mehr, andere weniger. Aber zumindest rein äußerlich scheint niemand so arg mit all dem zu hadern und daran zu verzweifeln wie ich.
    Der Teil von mir, der in Erinnerung hat, daß ich mal belastbarer war, mehr den Überblick hatte, stets ansprechbar war und flott mit Rat und Tat handelte. Nun ja, fast immer... Auf jeden Fall sehr sehr viel mehr als derzeit. Sehr sehr viel mehr als nun schon seit fünfeinhalb Jahren.

    Es ist zuviel. Es ist zu komplex. Für mich. Mittlerweile.

    Es kostet mich Kraft. Soviel Kraft, daß ich in solchen Phasen abends einfach nur noch ins Bett will, schlafen will, ausruhen will. Anstatt noch irgendetwas schönes zur Abwechslung und Entspannung zu machen. Weil dazu die Kraft und die Motivation fehlen.

    Und ich bin unzufrieden damit.

    Es gelingt mir nicht, meinen Frieden damit zu schließen. Damit, daß ich nicht mehr so belastbar bin. Scheinbar. Vielleicht ist es auch gar nicht so komplex - vielleicht bin ich auch einfach nur minderwertig und aus anderen Gründen überfordert.

    Aber dabei kann mir niemand helfen. Das stelle ich heute Nacht mal wieder fest, während ich laut, aber doch möglichst still in mein Kissen heule und auf die Matraze einboxe.
    Vor Frust, Resignation, Wut, Zorn und Hilflosigkeit.

    Ja, da ist Kraft in mir. Und eine Menge Energie. Das weiß ich, das spüre ich, und das glaube ich.
    Und es macht mich zusätzlich traurig zu sehen, wie ich diese Energie, praktisch ungenutzt, einfach nur rausfließen lassen kann.
    Aber zu mehr reicht meine gerade Motivation nicht mehr.

    "Es wird auch wieder", weiß ein Teil von mir. Morgen, übermorgen, in einer Woche... Nein, sicher vorher schon. Und ich werde auch morgen meine Momente haben, in denen ich ehrlich und aus vollem Herzen lächeln und lachen kann. Für ein paar Minuten. Bevor die Wolken wiederkommen, die Zweifel, das schlechte Gewissen, der Frust und die Resignation. Dieser Teil weiß auch, daß auch bald wieder eine gute Phase kommen wird, in der mich meine Depressionen und das Gefühlschaos weitestgehend verschonen werden.

    Für ein paar Tage. Vielleicht eine Woche, zwei. Drei, wenn ich Glück habe.

    Dieser Teil weiß aber auch, daß die nächste schlechte Phase ebenfalls wieder kommen wird. Nach ein paar Tagen, längstens zwei bis drei Wochen.

    Die Phase, in der ich wieder allein bin. Nachts um eins. Wenn die Gefühle überbrodeln und ich sie irgendwie verarbeitet bekommen muß bzw. möchte, um wenigstens ein kleines bißchen Frieden für ein paar Momente wiederzufinden.

    Mir kann niemand weiter helfen als soweit, wie mir bereits geholfen wird.
    Den Rest muß ich allein gehen. Wohin auch immer.
    Tagsüber geht es. Meistens. Nicht immer.

    Nachts bin ich allein.



  • Re: Nachts um eins bin ich allein

    "Dieser Teil weiß aber auch, daß die nächste schlechte Phase ebenfalls wieder kommen wird. Nach ein paar Tagen, längstens zwei bis drei Wochen."

    Dieses Denken hatten Sie bereits überwunden, Alex.

    In hilfreichen Beiträgen hatten Sie sogar andere davor zu bewahren versucht.

    Wo kommt es nun wieder her?
    Ist es das Hamsterrad Ihres beruflichen Alltags - oder einfach nur die Nacht?

    Kommentar


    • Re: Nachts um eins bin ich allein

      Hallo Hr. Dr. Riecke,

      Dieses Denken hatten Sie bereits überwunden, Alex.
      Nein, dieses Denken habe ich bis heute nicht überwunden. Weil mich die Erfahrung der vergangenen Jahre gelehrt hat, daß es so ist.
      Ich habe lediglich gelernt, mich damit besser zu arrangieren, es irgendwo zu akzeptieren. Als einen Teil von mir, der nunmal da ist.

      Mein Motto in der Hinsicht ist zwischenzeitlich eher:

      Es darf mir gut gehen. Und wenn es mir gut geht, ist das toll, super, dann freue ich mich darüber und versuche es zu genießen.

      Es darf mir aber auch schlecht gehen. Und wenn es mir schlecht geht, ist das schei**e, ätzend, nervig, zum Ko**en - und am liebsten würde ich mir dann eben die Decke über den Kopf ziehen und stunden- und tagelang einfach nur Ruhe tanken. Aber es darf sein. Auch, wenn es mir nicht gefällt. Aber es darf sein. Ich darf diese Gefühle haben, ich darf sie wahrnehmen, und ich darf die Energie, die damit verbunden ist und sich in mir aufstaut bzw. über die letzten Tage und Wochen hinweg mal wieder aufgestaut hat, rauslassen. In Form von Tränen und frustriertem, wütenden Boxen auf die Matratze.


      Es gefällt mir nicht.

      Ich würde mich gern davor bewahren, komplett.
      Aber ich habe erkannt, daß ich das nicht kann. Noch nicht.
      Irgendwann vielleicht mal. Aber jetzt leider noch nicht *seufz*

      Wo kommt es nun wieder her?
      Ist es das Hamsterrad Ihres beruflichen Alltags - oder einfach nur die Nacht?
      Es ist das Hamsterrad insbesondere des beruflichen Alltags, ja.

      Die Nacht selbst ist es nicht - ich habe solche "extremen" Stimmungseinbrüche mit Tränen, Frust und Zorn alle paar Wochen auch morgens, mittags oder abends... je nachdem, wann das Faß gerade wieder überläuft. Manchmal sind es akutere Anläße, oft ist es einfach nur mal wieder die Summe an akkumuliertem Streß, Überforderung und Komplexität des Lebens als ganzem der vorangegangenen Zeit.

      Dieses Mal war es mal wieder nachts, und so gesehen: Ja, die Nacht wiegt da sicherlich etwas schwerer noch, eben, weil da alle anderen schlafen, die mir vielleicht helfen oder mich trösten könnten.

      Und gleichzeitig weiß ich aber auch, daß niemand drum herum eben sehr viel mehr tun kann als das, was er bereits für mich tut - prinzipiell egal ob tags oder nachts.

      Die Tatsache, daß ich auch heute Morgen wieder im Büro am Schreibtisch sitze und berufliche Probleme löse (außer jetzt in diesen zehn Minuten ), zeigt mir ja auch immer wieder, wie stark ich bin und daß ich es "allein" hinkriege. Wohlwissentlich, daß ich so "allein" natürlich auch nicht bin.
      Aber letztlich kann mir niemand das Gehen meines Weges abnehmen. Mir kann noch nicht einmal irgendjemand sagen, welchen Weg ich gehen soll.


      Ich hoffe, es kommt ein wenig rüber, was ich mit alldem ausdrücken will:

      Ja, ich habe gerade wieder eine weniger gute Zeit mit viel Verzweiflung, Hoffnungs- und Hilflosigkeit, Frust, Wut und Tränen, ja.

      Aber ich versuche auch, damit irgendwie zurechtzukommen, weiterhin zu lernen, es zu akzeptieren und meinen Weg zu finden, es auszuhalten und eben nicht aufzugeben.

      Was nicht heißen soll, daß ich keine Hilfe bräuchte - das Schreiben hier und der Austausch mit Ihnen und anderen hier hilft mir da sehr


      Aber wenn es - im Großen betrachtet - keinen Weg dran vorbei gibt (für mich), ist es vielleicht am besten, mitten hindurch zu gehen.

      Immer wieder zu sehen, daß die Welle kommt, mich überspült und wegzuschwemmen versucht, es am Ende aber dann doch wieder nicht geschafft hat, nimmt dem Ganzen etwas die Angst. Vielleicht ist es in solchen Momenten das geschickteste und klügste, sich in einen Delphin zu verwandeln und sich möglichst stromlinienförmig durch die "Sturmflut" hindurchzubewegen. So behalte ich das Minimum an Kontrolle, das ich benötige, um wirklich nicht aufzugeben, und die Zuversicht, daß die See hinter der Welle auch irgendwann wieder ruhiger wird


      In solchen Gedankenkonstrukten und Bildern versuche ich meine chaotischen Gefühle und meine Vernunft zu vereinen, um Hoffnung zu finden. Immer wieder, solange, wie es nötig ist.


      Ich wünschte mir, es wäre anders, Immer noch.
      Aber es ist nunmal, wie es ist.

      Kommentar


      • Re: Nachts um eins bin ich allein

        Hi Alex,

        schön treffender Eingangsbeitrag!

        Genau genommen ist man nachts aber nicht mehr alleine als Tags, man spürt es nur deutlicher weil es still ist und niemand da zum Reden.

        Gerade wenn es um Ängste und Depressionen geht, ist die Nacht sehr gefühlsbetont, man nimmt alles ganz anders wahr als tagsüber.
        Es gibt Leute die das dann, zumindest phasenweise, für sich nutzen können, aufstehen, Musik hören, lesen, die Ruhe genießen die es eben am Tag so nicht gibt.
        Meist fühlt es sich aber so an wie du es beschreibst, einsam und alleine.
        Nur sind wir das am Tag eben auch, außer dass wir uns davon ablenken können, vielleicht kannst du dich nachts auch ablenken, die Einsamkeit nutzen, genießen?

        Es ist schwierig und sicher muss man der Typ dafür sein, aber auch wenn man das nicht kann, es ist nicht die Nacht und die Ruhe die dieses Gefühl macht, sondern der Fokus der Nachts in andere Richtungen gelenkt wird als Tags, mit einem plappernden Kind, Job und einer Frau mit der man reden kann.

        Wie war das denn als du dein Medi noch höher dosiert genommen hast?
        Wäre es eine Option nochmal in Richtung aufdosieren zu denken und das dann beizubehalten bis du tatsächlich stabiler bist?

        Hattest du damals nicht auch wieder recht schnell runter dosiert?
        Ich habe den Eindruck dass deine Stimmung eng mit den Versuchen auszuschleichen verbunden sind, da kann ich mich natürlich auch irren und was durcheinander werfen.

        Führst du (noch?) ein Stimmungstagebuch, sind da Zusammenhänge zu erkennen, bezüglich Medi, Veränderungen in deinem Leben, bzw. dem Stillstand deiner Laufbahn?
        Der Kinderwunsch ist ja sicher auch nochmal was das dich und deine Frau sehr belastet hat, was nachwirkt und vielleicht noch nicht abgeschlossen ist?

        Manchmal habe ich beim Lesen das Gefühl, dass es in deinem Leben zu eintönig geworden ist, alles in festgefahrenen Mustern, keine Visionen mehr von dem was noch zu erreichen wäre, nichts mehr änderbar scheint und du auch daran sehr zu knabbern hast.

        Kommentar



        • Re: Nachts um eins bin ich allein

          Hallo Tired,

          Es gibt Leute die das dann, zumindest phasenweise, für sich nutzen können, aufstehen, Musik hören, lesen, die Ruhe genießen die es eben am Tag so nicht gibt.
          Meist fühlt es sich aber so an wie du es beschreibst, einsam und alleine.
          Nur sind wir das am Tag eben auch, außer dass wir uns davon ablenken können, vielleicht kannst du dich nachts auch ablenken, die Einsamkeit nutzen, genießen?
          Einerseits ja.
          So hilflos ich mich einerseits gefühlt habe, so sicher und ruhig war es aber gleichzeitig irgendwie auch. Ich wußte, hab tief drin gespürt, daß ich es jetzt rauslassen konnte und durfte - auch wenn die Uhrzeit sicher nicht optimal war.

          Aber wann sonst, wenn nicht dann...?

          Ansonsten kann es mich aber, wie schon beschrieben, durchaus auch morgens, mittags oder abends erwischen. Wenn ich spüre, daß die Dämme brechen, versuche ich es maximal noch solange auszuhalten, wie es unbedingt nötig ist - also bspw. eben nicht mitten im Büro oder im Supermarkt zusammenzuklappen -, und dann ist es eben so.


          Ansonsten kann ich der Nacht allerdings nicht unbedingt viel an Ruhe und Entspannung in der Hinsicht abgewinnen, weil ich ja tagsüber fit sein muß. Mit mehr oder minder festen Arbeitszeiten kann ich ein bis zwei Stunden nicht geschlafener Nachtzeit schwerlich am nächsten Tag flexibel nachholen. Ich krieg das schonmal um fünf morgens hin, dann einfach aufzustehen - dann fehlt mir rund ne Stunde -, aber auch nur, wenn ich abends nicht bis elf oder zwölf wachgeblieben bin. Auch da ist meine Vernunft meistens relativ stark: Ich brauche im Schnitt meine 8 Stunden Schlaf; Ausnahmen bestätigen die Regel

          Wie war das denn als du dein Medi noch höher dosiert genommen hast?
          Auch nicht unbedingt besser. Jedenfalls nicht, seitdem ich auf 20 mg und weniger bin.
          30 und sogar 40 mg haben mich vielleicht etwas mehr stabilisiert, aber es war immer noch weit weg vom Optimum.
          Und nach den neuesten Erkenntnissen über die potentielle Abhängigkeit auch von SSRI und SNRI möchte ich da eigentlich ungern wieder hoch, sofern es nicht unbedingt zwingend erforderlich ist.

          Und was das Tempo des Runterdosierens angeht, bin ich dieses Mal ja wirklich extrem langsam unterwegs. 2018 bis Juli 20 mg, seit August bist heute 10 mg. Als nächstes locker ein halbes Jahr 5 mg. usw.
          Damit hab ich's nicht eilig - Hauptsache, es "funktioniert"

          Führst du (noch?) ein Stimmungstagebuch, sind da Zusammenhänge zu erkennen, bezüglich Medi,
          Ja. Nen eindeutigen Zusammenhang würde ich da jetzt aber nicht erkennen.
          Könnte die Tabelle höchstens mal nach Excel exportieren und ne Korrelationsprüfung drüberlaufen lassen, dann wüßte ich es sicher.

          Manchmal habe ich beim Lesen das Gefühl, dass es in deinem Leben zu eintönig geworden ist, alles in festgefahrenen Mustern, keine Visionen mehr von dem was noch zu erreichen wäre, nichts mehr änderbar scheint und du auch daran sehr zu knabbern hast.
          Ja... spielt garantiert mit rein.

          Muß jetzt erstmal Mittagessen, Pause, die Kollegen warten schon

          Grüße,
          Alex

          Kommentar


          • Re: Nachts um eins bin ich allein

            So, gerade dreieinhalb Stunden Besprechung gehabt - größtenteils konstruktiv zwar und ergiebig, aber trotzdem - mal kurz den Kopf freikriegen:

            Also, keine Visionen mehr:
            Das hatten wir ja auch schon ein paar Mal diskutiert.
            Das ist aber auch nur eine Seite dieser Medaille.

            Die andere ist ganz klar, daß ich mich - aus welchen Gründen auch immer - mit dem, was ich tagtäglich im Büro tue, von meinen Fähigkeiten und Kompetenzen her immer wieder so fühle, als sei ich im luftleeren Raum oberhalb dessen, was ich tatsächlich beherrsche. Es werden Dinge von mir verlangt, die mich (mittlerweile) immer wieder an meine Grenzen und darüber bringe und wo ich mich unwohl fühle. Ich kann jonglieren - mit maximal vier Bällen. Aber hier verlangt von mir gerade, mit fünf, sechs oder noch mehr Bällen zu jonglieren... was ich nicht kann und was ich auch nicht dadurch lerne, daß man mir von Zeit zu Zeit einfach noch nen zusätzlichen Ball hineinwirft - dann landet mindestens einer der anderen zwangsläufig auf dem Boden.

            Umgekehrt kann ich meine "wahren" Fähigkeiten und Kompetenzen, darunter insbesondere meine Kreativität und Ausdrucksfähigkeit, praktisch kaum zum Einsatz bringen. Wird nicht verlangt, oder zumindest nur viel zu selten.
            Ich weiß aber auch nicht - nein - ich bin mir sogar ziemlich sicher, wenn ich mich so umschaue und Stellenausschreibungen lese, daß ich diese meine tatsächlichen Befähigungen praktisch in keiner anderen, ähnlichen Position in keiner anderen Firma einsetzen kann.

            Ich hab neulich irgendwo in Spiegel, Welt, Süddeutsche Online oder wo nen Artikel gelesen, daß das vielen Arbeitnehmern insbesondere bei Bürotätigkeiten sehr ähnlich geht. Und wenn ich ein Werbeplakat von Rewe lese, wonach Mitarbeiter gesucht werden mit der Aussicht auf Entfaltung ihrer Persönlichkeit und darauf, sich kreativ einzubringen, kann ich mittlerweile nur laut lachen: In einem Supermarkt, als Kassierer/in, oder auch als Filialleiter...? Mit Dachgesellschaft obendrüber, die die Richtlinien vorgibt...? Sich entfalten und kreativ einbringen...? Ist klar... und morgen regnet's rosa Elefanten... :lol:

            Ja, ich gestehe: Wenn ich das alles mal so in den Raum werfe und mich dazu, dann kommt irgendwie der Sarkasmus hoch.


            Sicher würde es irgendwo irgendwie Möglichkeiten geben, daß ich mir einen erfüllenderen Job suchen könnte, in dem ich mich kreativer betätigen kann. Klar gibt's das.

            Aber den Wechsel trau ich mich schlicht nicht - der Fall wäre viel zu tief, das Risiko zu groß.


            Hatten wir ja prinzipiell auch in meinen anderen Threads schon.

            So gesehen drehe ich mich im Kreis und bin wahrscheinlich irgendwo irgendwie in diesem ganzen Konstrukt, das ich mir aufgebaut habe, gefangen.
            Ich bin mir aber eben auch der Tatsache bewußt, daß mein Leben mit 41 und Familie mit Kind definitiv keine Spielwiese mit ungestraften Versuchen mehr ist. Ich kann nicht mal eben meinen Job immer mal wieder für zwei Monate oder so an den Nagel hängen und einfach mal irgendwas neues ausprobieren in der Hoffnung, früher oder später den Stein der Weisen zu finden. (Abgesehen davon gibt's in meiner Firma keine Sabbatical-Regularien...)
            Ganz zu schweigen von Lebenskonzepten, wonach ich zwei Jahre dies, drei Jahre jenes, fünf Jahre wieder was anderes mache und mir auf diese Weise meine Erfüllung auch in der Abwechslung suche.


            Ich hab im Kern wahrscheinlich wirklich auch so etwas, wie es mein Hausarzt zu Beginn ausdrückte: Eine Anpassungsstörung.
            Eine Anpassungsstörung an mein geregeltes, in strikten Bahnen verlaufendes Leben mit drögem Bürojob von acht bis fünf. Warum auch immer... vielleicht bin ich tief drin ein Rebell, der eigentlich etwas anderes vom Leben möchte... vielleicht habe ich in den entscheidenden Jahren meines Lebens nicht gelernt, das zu erkennen und darauf zu hören.

            Nur ist es jetzt irgendwie zu spät dafür.

            Wobei ich gleichzeitig garantiert auch etwas bequem bin - es ist ja nun wirklich nicht so, als sei alles schlecht und nur schei**e...

            Auf jeden Fall bin ich aber insgesamt auch einfach zu müde und desillusioniert mittlerweile, da große Versuche zu wagen. Ich brauche meine Kraft, mein aktuelles Leben zu meistern - da bleibt abends und am Wochenende nicht viel Luft, noch großartig Weichen zu stellen - auch, wenn das vielleicht sinnvoll wäre. Und ich hab's ja auch mal im Ansatz versucht, mit einem Fernstudium, letztes Jahr. Ist im Ansatz verpufft. Aus Mangel an Motivation, aus Bequemlichkeit, aus Unsicherheit.

            Und nicht zuletzt auch immer aufgrund der Frage: Wozu...?


            Ich drehe mich im Kreis. Ich weiß...
            (Ich habe lediglich den Eindruck, daß der Radius ein wenig größer geworden ist )

            Kommentar


            • Re: Nachts um eins bin ich allein

              Und wenn du dir ein Ziel außerhalb von Job und Familie suchst, das dich wirklich interessiert und wofür du dich ins Zeug legen kannst?
              Wie auch schon oft diskutiert, die Sinnhaftigkeit ist auch irgendwo weg, sie geht in deinem Alter vielen verloren, kennt ja die Maslowsche Pyramide.;-)

              Vielleicht mal da schauen, was kann ich für mich persönlich erreichen, was ist erstrebenswert, wo kann ich mich engagieren und das möglichst mit tieferem Sinn?
              Aber ich glaube ähnliches haben wir auch schon mal diskutiert.;-)

              Kommentar



              • Re: Nachts um eins bin ich allein

                Hallo Tired,

                ja, hatten wir

                Der Haken an dem Ziel außerhalb ist, daß ich dazu erstmal Zeit und Kraft finden muß. Zumindest jetzt aktuell in der akuten Tiefphase illusorisch.

                Sobald der aktuelle Streß in der Firma durch ist und die Osterferien vorbei sind (fahren zwei Wochen nach Skandinavien) und spätestens dann auch die Phase hoffentlich vorbei ist, werde ich dann mal sehen, was sich da machen läßt. Hab durchaus schonmal daran gedacht, Cello spielen zu lernen, ein wunderschönes Instrument. Aber ein Teil von sabotiert mich auch da im Vorfeld immer wieder, von wegen ich würde die regelmäßigen wöchentlichen Termine und das Üben Zuhause eh nicht lange durchhalten, kann ich es auch gleich bleibenlassen...

                Und so ist es leider immer wieder: Irgendwie blockiere ich mich immer wieder selbst.

                So leicht ist es mit dem Umdenken und Umstellen von Verhaltensweisen wirklich nicht.


                Da kann ich auch nochmal Ihre Bemerkung aufgreifen, Hr. dr.riecke :
                Dieses Denken hatten Sie bereits überwunden, Alex.
                Das dachte ich im Prinzip auch. Dachte, ich hätte es gelernt.
                Aber der Mensch lernt durch Wiederholung.
                Und die einzige Wiederholung in meiner Sache, die konstant ist, ist das Auf und Ab.
                Diesen Zyklus bekomme ich seit Jahren immer wieder vorgesetzt. Ebenso, wie ich natürlich immer wieder versuche, gegenzuhalten - auch das ist mittlerweile mehr Automatismus, also ein gewisser Lerneffekt.

                Aber es reicht alles - bisher - noch nicht, den Zyklus zu durchbrechen oder zumindest so weit auszudehnen, daß die guten Phasen ein paar Monate anhalten.
                (Vielleicht ist das aber auch ganz gut so - am Ende dauern die schlechten Phasen dann auch Wochen... )


                Mir geht's heute immer noch nicht gut, bin letzte Nacht auch wieder zusammengeklappt (hab's wohl auch übertrieben, weil ich abends noch mit aller Gewalt meinen Bruder und nen Freund auf ein Bierchen besucht habe, obwohl ich schon um 15 Uhr hundemüde und auch psychisch fertig war... selbst Schuld). Aber nen ganz kleinen Ticken besser als gestern. Immerhin.

                Das ein oder andere kann ich schon wieder mit etwas mehr Humor nehmen


                Ansonsten versuche ich, mich zu schonen.
                Wenn das grad ne Zeit ist, bei der Vollgas oder auch "normal" nicht gehen, dann ist das eben so. Irgendwie kriege ich das schon hin, meinen Frieden mit der Situation und den Gegebenheiten zu schließen - weiß nur noch nicht, wie

                Kommentar


                • Re: Nachts um eins bin ich allein

                  So leicht ist es mit dem Umdenken und Umstellen von Verhaltensweisen wirklich nicht.
                  Ja, da kann ich auch ein Lied von singen.
                  Ich glaube man darf sich da auch nicht zu viel Stress machen, von wegen, ich ändere das jetzt und so muss es dann in Zukunft bleiben.
                  Fällst du wieder in alte Verhaltensweisen, dann auch einfach mal so nehmen, sortieren und dann wieder einen neuen Anfang mit den Veränderungen machen.
                  Dran bleiben ist da wohl eher das Zauberwort, als auf einen Schlag verändern, je länger es einem gelingt dran zu bleiben ohne sich einen Kopf zu machen, wenn es mal wieder nicht funktioniert hat, umso besser dürfte es gehen.
                  Oft ist es ja auch einfach der Stress., das schlechte Gewissen, das Abmühen was uns immer wieder zurück wirft, Lust und Kraft für neue Anläufe aussaugt.
                  Erspart man sich das, nimmt man ein zurück Fallen nicht so ernst und sagt sich, dann läufts halt ab morgen wieder anders, dann hat man vielleicht auch mehr Kraft dafür, als wenn man ständig mit seinen Rückfällen und Versäumnissen hadert.
                  Man muss irgendwie bei allem das Positive hervorheben, nicht jetzt bin ich schon wieder gescheitert, sondern, jetzt habe ich es schon so und so lange durchgezogen, gerade nicht aber dann fang ich halt wieder neu an und freu mich über das was vorher schon geschafft wurde.

                  Aber schwierig ist es allemal und wie immer leichter gesagt als getan.

                  Kommentar


                  • Re: Nachts um eins bin ich allein

                    Ich stelle es ganz genau in diesem Moment (bzw. vor ner Minute) wieder fest:

                    Ich WILL umdenken, ich MÖCHTE meinen ganzen Streß loslassen. Den ganzen Druck, der auf mir lastet. Den gerechtfertigten und erst recht den ungerechtfertigten.
                    Ich MÖCHTE und ich wünsche mir nichts sehnlicher als das.

                    Und im selben Augenblick, in dem ich mir das wieder so denke und vornehme, spüre ich zusätzlichen Druck in der Brust, spüre, wie sich etwas in mir zusammenzieht und blockiert...

                    Wie soll ich umdenken und loslassen, wenn irgendwas in mir drin sich dagegen wehrt...?

                    Kommentar



                    • Re: Nachts um eins bin ich allein

                      Wenn du weißt was du umdenken willst, dann lass das Gefühl Gefühl sein und denke das umgedachte.
                      Erinnerst du dich, eingefahrene Straßen und Autobahnen, Konditionierung, mühsames Abrackern um es anders zu machen, Trampelpfade zu erschaffen, die dann zu Straßen werden...........
                      Auch wenn man will, die Konditionierung steht im Wege und die verschwindet nicht so einfach, die bleibt auch immer da, selbst wenn es gelingt sie mit Unkraut überwuchern zu lassen, diese Straßen sind sofort wieder Fahrbereit sobald man ihnen folgt.
                      Das ist eine Geduldsaufgabe, anders zu denken, zu fühlen und zu handeln, als man immer gedacht, gefühlt und gehandelt hat.

                      Kommentar


                      • Re: Nachts um eins bin ich allein

                        Ja, auch daran erinnere ich mich

                        Wenn du weißt was du umdenken willst, dann lass das Gefühl Gefühl sein und denke das umgedachte.
                        Auch, wenn der Druck und die Angst stärker werden und Unlust, Demotivation und Depri im Schlepptau haben...?
                        Naja... die letzten drei lauern sowieso immer irgendwo im Hintergrund... von daher wär's egal :lol:
                        Aber sich mit den neuen Gedanken und dem Loslassen durch's Unterholz des ungelichteten Dschungels zu schlagen, während gleichzeitig der Sirenenruf der negativen Denk- und Gefühls-Autobahn nebendran lockt wie ein gewaltiger Magnetenkern, ist echt ne Aufgabe...

                        Kommentar


                        • Re: Nachts um eins bin ich allein

                          Abenteuer pur.:-)))

                          Ich glaube es ist auch Angst vor Veränderungen, man fühlt sich bei altbewährtem einfach sicher, Veränderungen machen Angst, eben das Unbekannte, im Dschungel lauern Gefahren..
                          Und dann sagt man sich auch noch dauernd selber, wie enttäuschend sich das alles entwickelt hat und wie wenig man geschafft hat obwohl es immer wieder versucht wurde, total deprimierend.
                          Man steht sich irgendwo selber im Wege, zu viele Gedanken, zu viele Erwartungen.

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                          • Re: Nachts um eins bin ich allein

                            I have a dream:

                            Ich sage zu meinen Depris und Ängsten und all dem, was mich blockiert: "Leckt mich am Ar*** und verzieht euch!"
                            Und dann ziehe ich mein Ding durch. Und fühle mich wohl dabei.
                            Und die Depris und Ängste ziehen den Schwanz ein und verziehen sich winselnd, wohlwissend, daß sie gegen mich und meinen Lebenswillen keine Chance haben.

                            *g*

                            I have a dream...

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                            • Re: Nachts um eins bin ich allein

                              Da funktioniert auch, nur hören die ausschließlich auf ein sehr persönliches Codewort, das du erst herausfinden musst.

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                              • Re: Nachts um eins bin ich allein

                                Shit - ich ahnte doch, daß die Sache nen Haken hat...

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                                • Re: Nachts um eins bin ich allein

                                  Ich weine - um mich


                                  Die Überschrift klingt etwas selbstmitleidig. Ich habe sie trotzdem bewußt so gewählt - weil sie der Wahrheit entspricht:

                                  Denn in den zwei Wochen bin ich extrem nah am Wasser gebaut: Vergangene Woche zwei Tränenausbrüche mitten in der Nacht, diesen Mittwoch nach einem Gespräch mit der Klassenlehrerin unseres Sohnes, gestern Nachmittag keine fünf Minuten, nachdem ich Zuhause war und "loslassen" konnte. Und gerade vorhin beim Gang über den Parkplatz saßen die Tränen auch schon wieder extrem locker.

                                  Ich hab mir daraufhin vorhin in der Tat mal die Frage gestellt, warum ich eigentlich so viel weine. Mindestens in der letzten Zeit. Aber auch in den vergangenen zwei drei Jahren habe ich mehr geweint als in den zehn Jahren davor zusammengenommen... Manches davon hat konkrete Anläße, wie die Fehlgeburt meiner Frau vor zwei Jahren. Aber nicht alles.

                                  => Ich habe alles, was man sich nur wünschen kann: Frau, Kind, Familie, Freunde, auch genügend Geld, um mir keine direkten Sorgen machen zu müssen.

                                  Fehlt mir irgendetwas, was ich mir besonders wünsche? Vielleicht. Aber ich wüßte ehrlich gesagt nicht, was das sein sollte.

                                  => Ich habe allerdings auch eine ganze Menge Streß, grundsätzlich seit etlichen Jahren, und im Augenblick gerade wieder besonders.

                                  Ist also Streß der Grund?
                                  Vielleicht.
                                  So gesehen "fehlt" mir sicher mehr Freiheit und mehr Entspannung.
                                  Aber ist das wirklich der Grund...?
                                  Ich höre mich da nicht eindeutig "ja" sagen... also muß es doch etwas anderes sein.


                                  Irgendwann kam aus einer tieferen Ebene eine mögliche Begründung in mir hoch:

                                  Ich weine um mich selbst.

                                  Ich weine darum, daß es mir immer wieder so geht, wie es mir geht. Daß es mir nicht so gut geht wie früher. Daß mein Unterbewußtsein je nach Tages- oder Wochenform schon vom kleinsten Streß getriggert wird und mit Ohrenklingeln, Druck, leichtem Schwindel und am langen Ende irgendwann mit Tränen und "Zusammenbrüchen" reagiert. Obwohl objektiv betrachtet eigentlich nichts weltbewegendes ist. Womit ich so Geschichten wie mit der Schule und Streß ganz allgemein nicht kleinreden will - an so etwas hat garantiert jeder mehr oder weniger zu knabbern.
                                  Aber es haut nicht jeden immer so aus den Latschen wie mich...
                                  Und das macht mich irgendwo traurig.

                                  Ich wäre gern belastbarer. Ich würde gern wieder Aufgaben etwas enthusiastischer und zielstrebiger anpacken. Ich würde gern wieder Kraft aus positivem "Streß" und den Anstrengungen ziehen, eine Arbeit zu erledigen. Ich wäre gern wieder ganz "gesund", ohne diese wiederkehrenden Stimmungsschwankungen, die wenigstens zur Zeit in der Summe wieder eher ins Negative tendieren.

                                  Und ja: Ich würde meinem Sohn auch gern viel von dem Schul- und gesellschaftlichen Streß ersparen, von dem ich mittlerweile weiß, daß er auf Dauer nicht gesund ist und kaputtmachen kann. Auch das macht mich traurig.


                                  Weil ich selbst nach all den Jahren immer noch nicht verstehe, warum. Ich bemühe mich wahrhaft um Akzeptanz. Um Ruhe und Gelassenheit. Nehme mir buddhistische Haltungen und die Stoiker irgendwo zum Vorbild. Aber ein Teil von mir hat es mit der Akzeptanz immer noch nicht geschafft.

                                  Klar - soweit bin ich immerhin schon: Soo schlimm ist es eigentlich auch nicht, wenn's mir schlecht geht. Es ist ein Moment, eine Phase, und sie geht vorüber.
                                  ... bis die nächste kommt...
                                  ... und sie fühlt sich trotzdem schei**e an.


                                  Mein zweiter Therapeut sagte mal zu mir, ich würde mich hassen.
                                  Eine sehr gute Freundin sagte das gleiche zu mir letztes Jahr, vollkommen losgelöst davon.


                                  Hasse ich mich am Ende wirklich?
                                  Wofür?
                                  Was hätte ich getan haben sollen in meinem Leben, wofür ich mich so maßgeblich - und noch dazu unterbewußt! - hassen sollte, daß es mir derartige psychologische Probleme einbrockt?
                                  Ich weiß es nicht... obwohl mir auch diese Frage seit damals immer wieder hochkommt und ich sie zu beantworten versuche.

                                  Sind die Tränen vielleicht auch ein Ventil für diesen Selbsthass?

                                  Rein von der Ventilfunktion her erlaube ich es mir seit ein bis zwei Jahren zu weinen. Ich schäme mich deswegen nicht mehr, versuche, die Tränen nicht länger zurückhalten, als wie es aus äußeren Gründen unbedingt notwendig ist. Wenn sie fließen wollen, sollen sie fließen, es wird seine Ursachen haben.

                                  Aber diese Häufigkeit verunsichert mich trotzdem irgendwo, sie macht mich zusätzlich traurig, und ich verstehe sie nicht.

                                  Gottes Wege sind unergründlich.
                                  Und am langen Ende weiß Gott, wofür ich das alles erfahre; es wird für etwas gut sein. So weit bin ich irgendwo auch schon.

                                  Aber es entzieht sich meiner Kontrolle. Und ich kann es nicht "gebrauchen", zwei- dreimal die Woche weinend dazusitzen oder zusammenzubrechen, ohne zu wissen warum und was ich dagegen bzw. für mich tun kann, damit es besser wird.


                                  Mein Fluoxetin bin ich weiter am Absetzen, vergangenen Samstag bin ich von 10 auf 5 mg runter. Möglich, daß ich umso näher am Wasser gebaut bin, je geringer die Dosis wird. Aber ob ich mit 30 oder 40 mg jetzt soviel stabiler war oder nur "gedämpfter", da bin ich mir nicht sicher. Vielleicht wollen und müssen diese ganzen Tränen auch geweint werden, und vielleicht wäre es nicht gut, einfach ein Medikament wie einen Teppich über sie zu legen.

                                  Ich weiß nicht, ob ich jemals kompletten Seelenfrieden hatte - wahrscheinlich nicht Aber ich hatte definitiv einmal sehr viel mehr Frieden als in den vergangenen Jahren.

                                  Bekomme ich das irgendwie zurück? Wie? Nur mit Zeit, Ruhe, Geduld und Gelassenheit? Mit Achtsamkeit und stetiger Besinnung auf das Schöne, auch wenn es gerade schwerfällt?

                                  So viele Gedanken, so viele Zweifel und Fragen.
                                  ... so viele Tränen...

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                                  • Re: Nachts um eins bin ich allein

                                    Hi Alex,

                                    bei depressiven Verstimmungen und Depressionen gehört das ja irgendwo dazu, das traurig sein und bei vielen auch das Weinen.

                                    Ich glaube nicht dass du dich selber hasst, ich glaube eher du erwartest etwas von dir dass zu hoch gegriffen ist und strampelst dich ab etwas zu erreichen was du einfach so nicht erreichst, nicht erreichen kannst und siehst es als persönliches Versäumnis das nicht zu schaffen.
                                    Vielleicht weinst du darum nicht alles kontrollieren zu können, da flexibel und ohne Kontrolle sein zu müssen wo es besonders Angst macht und weh tut?
                                    Ich glaube du erwartest zu viel von dir, auch in Sachen Gesundheit, das nicht so zu erreichen wie du denkst dass es sein sollte damit es gut wäre, das macht dich fertig.
                                    Dann versuchst du auch noch für andere das Optimum zu erreichen, Frau, Kind, Familie und du, eine Einheit und versuchst alles was du für nicht gut hältst abzuhalten, oder machst dir einen riesen Kopf wenn du meinst damit gescheitert zu sein.
                                    Das geht nicht auf Dauer gut, vielleicht wäre die Akzeptanz dass sich die Dinge auch einfach mal entwickeln und man gar nichts tun kann und auch nicht muss, ein Schritt der mehr Gelassenheit bringen kann?

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