Burnout medikamentös behandeln?

[jonnyQ84]

Hi,

also mein Bruder leidet wahrscheinlich an dem Burnout Syndrom. Das ganze kam leider recht plötzlich und ich habe bisher auch keine Ahnung von psychischen Erkrankungen. Wir hatten auch eine gemeinsame Reise geplant, die wir jetzt leider absagen mussten. Das ist aber nicht weiter wichtig, da ich alles dafür tun würde, dass er wieder auf die Beine kommt. Er befindet sich jetzt seit 2 Wochen in psychologischer Behandlung und der Psychologe will ihm auf jeden Fall Anti Depressiva verschreiben. Ich bin speziell Anti-Depressiva gegenüber sehr abgeneigt und würde ihm gerne davon abraten. Allerdings scheue ich mich davor Tipps zu geben, weil ich von psychisch bedingten Krankheiten eben einfach keinen Plan habe. Hier sind bestimmt einige Experten unter euch, die mir sagen können wie eure Therapie ausgesehen hat und welche Erfolge dabei erzielt wurden. Würde mich freuen wenn ihr auch zu dem Thema Anti Depressiva etwas schreiben könntet.

Vielen Dank und beste Grüße

[Tired]

Re: Burnout medikamentös behandeln?

Hi,
wenn es deinem Bruder schlecht geht ist es auf jeden Fall sinnvoll es mit Antidepressiva zu versuchen.

Ein Psychotherapeut ist ja kein Arzt, es sei denn er hat auch noch Medizin studiert.
Ich persönlich würde mir solche Medikamente nur von einem Psychiater verschreiben lassen, wenn der Therapeut das schon vorschlägt, ist aber davon auszugehen das er einen größeren Therapieerfolg darin sieht, das Medikamente und Therapie kombiniert werden.
Das ist recht häufig so und auch sinnvoll, gerade wenn der Therapeut dieser Ansicht ist und wenn die Medikamente anschlagen dann sind sie wirklich sehr hilfreich.
Es kann aber dauern, alleine ein Medikament zu versuchen dauert mindestens sechs Wochen, oft muss noch ein oder mehrere weitere versucht werden, bis das passende gefunden ist. Es ist also auch viel Geduld gefragt.
Es kann sich sehr lohnen und man muss sie auch nicht immer nehmen, sobald man wieder stabil ist (so nach einem halben, bis einem Jahr, manchmal auch länger), kann über das Ausschleichen nachgedacht werden und vor allem wenn dadurch die Therapie besser greifen kann sollte man es versuchen.

[Tired]

Re: Burnout medikamentös behandeln?

PS,
ist der Psychologe denn auch Psychotherapeut, das wäre eigentlich die bessere Wahl für Therapien, denn diese haben die Therapietechniken erlernt und sind auch Psychologen.
Einer der kein Psychotherapeut ist, macht oft sein eigenes Ding, ohne dafür offiziell anerkannte Qualifikationen erworben zu haben.

Wenn dein Bruder sich dort gut aufgehoben fühlt und merkt das es voran geht, dann ist das natürlich fast wichtiger als die offiziellen Berufsbezeichnungen.

[Dully]

Re: Burnout medikamentös behandeln?

Ich gebe Tired umfassend recht.

Ein Burnout ist ja im Grunde eine besondere Form der Depression, die aus Überlastung und Überforderung entsteht. Psychische Krankheiten haben immer auch eine körperliche Komponente, bei Depressionen kommt es zu Störungen bei bestimmten Botenstoffen. Hier setzen die Medikamente an.

Manchmal ist eine medikamentöse Behandlung zwingend notwendig, um einen Menschen überhaupt in die Lage zu versetzen, sinnhaft und aktiv die Therapie in Angriff zu nehmen. Ein Symptom der Depression ist ja die oftmals große Antriebsschwäche und die Langsamkeit des Denkens. Wenn da kein "Grund" rein kommt, zielt die Therapie ins Leere, denn die Betroffenen können weder im therapeutischen Prozess mitdenken und -fühlen, noch die erarbeiteten Handlungsschritte umsetzen.

Aber, wie Tired schon schreibt: das gehört in die Hände eines Facharztes. Da Antidepressiva bei jedem Menschen unterschiedlich anschlagen, muss dies fachärztlich begleitet werden.