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20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!

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  • 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!

    Hallo zusammen,

    ich weiss leider nicht mehr weiter ... Mein Bruder hatte vor ca. 20 Jahren einen Unfall mit Beinamputation links zur Folge. Seitdem leidet er unter quälenden Schmerzen. Nach 2 Selbstmordversuchen in den letzten 2 Jahren wissen wir nun nicht mehr weiter. Er trägt eine Morphinpumpte seit 1995 im Körper, Massage, elektrische Stromstöße etc. hilft alles nichts.
    Seit 5 Wochen ist er von der Klinik (psychologische Klinik) zurück und in ein Loch gefallen. Depressiv, weiss nicht mehr weiter, nimmt Schlaftabletten, weil er wegen der Schmerzen nicht schlafen kann. Vor dem Klinikaufenthalt hat er am Tag bis zu 10 Katadolon konsumiert ..
    Es ist absolut kein Zustand mehr. Wir wissen nicht mehr weiter. Ich bin berufstätig und kann nicht jeden Tag bei ihm sein. Er nimmt nichts selbst in die Hand. Termine mach alle ich, aber er kümmert sich nicht weiter. Der ganze Fokus bei ihm dreht sich um den Schmerz ...

    Kann uns irgendjemand helfen?

    Gerne kann ich Einzelheiten noch aufführen. Prinzipiell weiss er, dass es psychologische Ursachen hat. Aber trotz dieser Erkenntnis, tut er nichts ..

    Danke & viele Grüße

    Kerstin


  • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


    [quote Sokol]
    Prinzipiell weiss er, dass es psychologische Ursachen hat. Aber trotz dieser Erkenntnis, tut er nichts ..
    [/quote]

    Hallo Kerstin,

    nicht "trotz" sondern "wegen"...das soll heißen: hier greifen zwei Problemkreise ineinander: der Schmerz führt zur Depression, die zu Inaktiviät.

    Prinzipiell ist das Problem "Phantomschmerz" ein sehr umfassendes. Neuere Erkenntnisse gehen von einem "Schmerzgedächnis" aus und regen an, dieses schon von Anfang an zu blockieren (z. B. durch langzeitige Regionalanästhesie).

    Der Unfall war schon vor 20 Jahren - da helfen Ihnen die neuen Denkmodell nicht weiter. Aber haben Sie den Patienten schon einmal in einer Schmerzklinik oder -parxis vorgestellt? (Leider weiß ich Ihren Wohnort nicht). Hier arbeitet man nach diesen neueren Modellen und man wird sicher am Ende keine "10 Katadolon" verordnet haben.

    Ich stehe für weitere Fragen gern zur Verfügung.

    Alle guten Wünsche für Sie

    ---MarcEN---

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    • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


      Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.

      Ja da haben Sie sicher Recht. Über das Schmerzgedächtnis habe ich auch schon einiges gelesen. Aber es bringt ja nichts, wenn ich darüber lese. Er sollte sich damit beschäftigen. Das ist aber ein Teufelskreislauf. Er war bereits in verschiedenen Schmerzkliniken. Der letzte Aufenthalt liegt ca. 2 Jahre zurück und war in der Schmiederklinik am Bodensee.

      In dieser Zeit ging es im recht gut. Auch bei seinem kürzlichen Aufenthalt in der Achertalklinik in Ottenhöfen. Hier konnte die tägliche Dosis auf 1 Katadolon reduziert werden. Die Schmerzen sind geblieben und er hat registriert, dass diese auch bleiben, ob er 1 oder 10 davon nimmt.
      In der Klinik hatte er einen normalen Tagesablauf. Zu Hause angekommen, ist er in ein tiefes Loch von Depressionen gefallen. Kein Rythmus, keine Beschäftigung .. Den Termin in der Behindertenwerkstatt hat er auch nicht wahrgenommen. Er ist nicht mal im Stande ihn abzusagen.

      Ich kann ihn nicht 24 h beobachten und ihm jeden einzelnen Schritt erklären. Er nimmt meine Hilfe nur bedingt an. Ist aber dann glücklich, wenn es ihm eine zeitlang wieder besser geht. Aber von sich aus tut er nichts ...

      Wohnort ist Rastatt (bei Kalrsruhe).

      Ich kenne keinen anderen Fall, bei dem ein Mensch so viel und so stark leiden muss. Vielleicht gibt es hier im Forum Menschen, die ähnliches durchmachen? Nur wenn, dann werden sie sich wohl kaum aufraffen, ihre Geschichte zu erzählen .. Sonst wäre mein Bruder wohl auch hier ... ..

      Vielen Dank nochmals für Ihre Antwort und Ihren guten Wünsche!

      Kerstin

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      • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


        Hallo Kerstin,

        wie alt ist der Patient? Was erhält er denn noch ausser Katadolon?

        Hat man es einmal mit der Anlage einer Periduralanästhesie versucht( kleiner Katheter im Rücken, den man viele Monate liegen lassen kann und nach Bedarf ein Lokalanästhetikum spritzt) ?

        Gruß

        MarcEN

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        • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


          Hallo MarcEN,

          er ist jetzt 41 Jahre alt.

          Hier ein Auszug aus einem von mir geschriebenen zusammengefassten Report:

          Seit der Amputation des linken Oberschenkels leidet mein Bruder unter schwer ertragbaren Stumpf- und Phantomschmerzen, die auf verschiedene Therapiemaßnahmen (Schmerzklinik Mainz, Schmerztherapeutische Einrichtung in Straßburg, verschiedene andere Schmerzambulanzen) keinen nennenswerten schmerztherapeutischen Erfolg erzielt hatten. Ebenso die medikamentöse Schmerztherapie zunächst mit Opioide und später mit Morphium in Kombination mit Carbamazepin brachte keine Schmerzerleichterung. Auch die in der Schmerztherapeutischen Einrichtungen in Straßburg implantierte epidurale Stimulationsgerät blieb unwirksam. Bis zum Schluss wurden 1000 mg Morphium gegeben, doch auch das blieb ohne Erfolg. Aus diesem Grund wurde in Freiburg im Mai 1995 eine rückenmarksnahe Medikamentenpumpe implantiert. Bis 1999 eine batteriebetriebene, danach eine gasbetriebene.

          Durch diese Pumpe war er anfangs "schmerzfrei" doch das hat sich bereits nach ca. 6 Monaten wieder gelegt. Es gab 1 Jahr, in welchem er seltsamerweise realtiv schmerzfrei blieb. Hier wurden keinerlei Test oder dergleichen gemacht. Es haben auch keine Klinikaufenthalte stattgefunden. Er kann es sich selbst nicht erklären.

          Inwieweit das mit dem Katheter versucht wurde weiss ich nicht. Ich glaube aber eher nicht.

          Viele Grüße
          Kerstin

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          • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


            Guten Abend, Kerstin,

            es könnte diese "ruckenmarksnahe Pumpe" sein. Es ist nur die Frage, ob durch sie ein Opioid oder eine Lokalanästhetikum beigebracht wurde.

            Bei einem Lokalanästhetikum müsse es irgendwann mal zu Lähmungserscheinungen geführt haben. War das der Fall?

            Schönen Abend

            ---MarcEN----

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            • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


              Hallo MarcEN,

              nein, Lähmungserscheinungen gab es bisher nicht.

              Durch die Pumpe wird Morphin beigebracht ... und regemäßig in Freiburg in der Uni-Klinik wieder befüllt.

              Danke & ebenfalls einen schönen abend.

              Kerstin

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              • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


                Wenn der Schmerz nicht mehr zu verändern ist kann nur noch am Umgang mit dem Schmerz gearbeitet werden. Hier kann eine ganze Menge an Lebensqualität für den Patienten gewonnen werden.Es muss aber ganz klar gesagt werden: Ohne die Mithilfe des Patienten geht nix! Dann sollte zunächst eher die Depression eingestellt werden und sekundär an der Schmerzverarbeitung gearbeitet werden.
                Die Uni Freiburg arbeitet mit evaluierten Akzeptanz und Achtsamkeitsverfahren.
                Weiterhin gab es in den letzten Monaten auch Verbesserungen in der Schmerztherapie. Gerade ist ein neueres Medikament besonders für neuropathische Schmerzen auf den Markt gekommen. Ansonsten sind Antiepileptika die Mittel der Wahl

                Kommentar


                • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


                  Lieber Herr Dr. Wachter,

                  vielen Dank für Ihre Antwort.

                  Ich denke hier ist professionelle Hilfe hinsichtlich der Depression zwingend erforderlich.

                  Können Sie mir den Namen des neuen Medikaments sagen?

                  Viele Grüße
                  Kerstin

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                  • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!


                    Nach Angaben der Firma ist das Medikament Palexia besonders für Nervenschmerzen geeignet. Ich habe bisher noch zu wenig Erfahrung, ob es sich auch für Phantomschmerzen sinnvoll einsetzen lässt. Es wäre evtl einen Versuch wert. Das kann aber nur der behandelnde Schmerztherapeut letzendlich bewerten.

                    Kommentar



                    • Re: 20 Jahre Stumpfschmerz, Hilfe!

                      Sehr geehrter Herr Dr. Wächter, können Sie heute schon mehr zu Palexia sagen? Ist es vielversprechend?

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