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Die Wahl der Qual?

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  • Die Wahl der Qual?

    Sehr geehrter Herr Dr. Wachter,

    im Jahre 1989 bekann meine Knieodyssee. Seither hatte ich 11 Knieoperationen, wobei eine Seite 9 Mal operiert ist. Dennoch ist trotz der Operationen mein Knie nie beschwerdefrei gewesen, so dass ich mich die letzten Jahre nur mit Schmerzmittel über Wasser halte. Im Jahre 2004 eröffnete mir der damals behandelte Orthopäde, dass nur noch ein künstliches Kniegelenk helfen würde, ich aber dafür noch zu jung sei (damals Ende 30-ig).
    Wir versuchten daraufhin mit Kortison, Knorpelaufbauspritzen, ambulantes Rehazentrum und vielen anderen konservativen Maßnahmen die Schmerzen zu erleichtern. Wirklich geholfen hat aber nichts … Ich ging dann in ein Schmerzzentrum wo man mir das Schmerzmittel Katadolon S long empfahl, da ich gegen einige Schmerzmittel bereits immun geworden bin und andere wegen einer Analgetika/ASS-Unverträglichkeit nicht nehmen darf. Dieses Schmerzmittel nehme ich nun seit 2005. Anfangs 1 Tab. am Abend und inzwischen 2-3 verteilt auf 17.00 Uhr bis 02.00 Uhr. Tagsüber versuche ich keine zu nehmen, da ich sonst mit dem Autofahren Probleme bekomme und niemand anderen gefährden möchte. Ich nehme diese aber nicht nur wegen dem Knie, sondern auch wegen massiver postoperativer Bandscheibenprobleme (Spondylodese).

    Trotz der Schmerzmittel werden die Schmerzen immer unerträglicher, ich habe eine schmerzfreie Gehstrecke von 5-10 min. Danach merke ich schon wie das Knie anschwillt und warm wird. Der Rest, z.B. beim Spazierengehen ist dann eine anstrengende und schmerzvolle Tortour. Treppen laufen geht ohne Schmerzen gar nicht mehr und auch sonst ist es mehr mit Schmerzen belastet als ohne. Nun, ich habe seit einigen Monaten einen neuen Hausarzt, der nun auch von meiner Kniegeschichte erfahren hat. Dieser meinte aber, dass auf Dauer Schmerzmittel schlucken auch nicht gut ist (ich habe schon einen Ulcus und chron. Reflux Grad II). Auch meine restliche Krankengeschichte ist nicht so schön ….. Man solle sich doch mal überlegen, ob man nicht doch, auch wenn ich jetzt "erst" Anfang 40-ig bin , eine TEP macht, da die Folgen der Schmerzmittel im Grunde auch nicht zu verantworten seien. Also schickte er mich zu einem Orthopäden um zu sehen was da los ist.

    Die Untersuchung und die Auswertung eines MRT’s ergaben bei ihm:
    Quadrizepsatrophie li.; Ext./Felx. Mit 0-5-120° für Streckung wie Beugung eingeschränkt, dabei deutliche Reibephänomene; Druckdolenz über dem medialen Kompartiment u. etwas distal hiervon. Die mitgebrachten MRT’s des Kniegelenks zeigen eine medial- u. femoropatellar betonte Gonarthrose mit teilweise drittgradigen Knorpelschäden, medial sogar bis viertgradig.
    Sonographie – Konturvergröberung in allen Kompartimenten.

    Mit diesem Ergebnis schickte mich dann der Orthopäde in ein Gelenkzentrum, da er auch nicht sicher sagen konnte, was man da noch tun kann und ob man da überhaupt was tun sollte.

    Im Gelenkzentrum hat man mir nun das Einsetzen einer Schlittenprothese empfohlen, da ich dafür wohl eine "geeignete Kandidatin", was bedeutet, dass ich bzw. der Zustand des Knies alle Bedingungen für eine solche OP wohl mitbringt. Man gab mir eine 60%-ige Chance auf eine 60%-ige Besserung.
    Mit dieser Empfehlung und "Bedenkzeit" sitze ich nun zu Hause ….
    Natürlich würde ich sehr gerne meine Schmerzsituation verbessern wollen (das ich niemals schmerzfrei werde ist mir vollkommen bewusst), doch ist es auch als Laie schwer eine Entscheidung zu treffen. Einerseits will man sich an jeden Strohhalm festhalten und hoffen, dass es besser wird und andererseits hat man auch Angst eine falsche Entscheidung zu treffen. Schließlich bedeutet es auch eine Erneuerung in einigen Jahren usw. ….

    Welche Kriterien würde Sie bei einem Patienten mit einem solchen Krankheitsverlauf abwägen und was würden Sie dem Patienten zum abwägen mit auf den Weg geben?
    Wie weit muss das Krankheitsbild ausgeprägt sein um lieber den Magen vor Schmerzmittel zu schonen und stattdessen die Folgen einer Teilprothese in Kauf zu nehmen?

    Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen und mich selbstverständlich auch schon im Vorfeld für die Mühe bedanken. Entschuldigen Sie bitte auch den langen Text, doch ich denke nur so kann man sich auch ein einigermaßen guten Bild der Situation machen. Das hier nur eine begrenzte Anwort möglich ist, ist mir bewusst. Vielleicht aber haben Sie ja doch Gedankenansätze, die ich vorher nicht gesehen habe.

    Vielen Dank.


  • Re: Die Wahl der Qual?


    Hallo Hilflose,

    da Dr. Wachter nicht am Chat ist, möchte ich als Laie Dir heute wenigstens eine erste Antwort geben.

    Mein leider zwischenzeilich verstorbener Haussarzt und persönlicher Freund hat damals seine Tante mit den gleichen Beschwerden als man noch wenig Erfahrung mit künstlichen Gelenken hatte, mehrfach in längeren Abständen mit jeweils einer Röntgenreizbestrahlung behandeln lassen. Sie konnte danach immer wieder für längere Zeit schmerzfrei gehen. Sie war damals ein Dame um die 65 Jahre mit erheblichem Übergewicht.

    Jede Behandlung kann Nebenwirkungen haben, aber die Schäden, die Du schon mit den Schmerzmitteln hast erdulden müssen, sollten Anlass sein, ernsthaft über eine Operation oder zunächst einmal auch über eine Röntgenreizbestrahlung nachzudenken.

    Einen guten Übergang wünscht der
    Großvater

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    • Re: Die Wahl der Qual?


      Hallo Großvater,

      ich danke Dir für Deine Antwort. Sicherlich denke ich auch ernsthaft über eine OP nach aber das abwägen von Pro und Contra ist für einen Laien nur spärlich möglich. Ich erkenne auch bei den Ärzten der einzelnen Fachrichtungen schon sehr große Unterschiede in deren Meinung und abwägen. Mein Hausarzt findet meine "Magensituation" entscheidend für das abwägen und die Orthopäden manifestieren sich rein auf die Knieproblematik. Wenn schon die Ärzte unterschiedliche Denkweisen haben, wie soll da der Laie noch wissen was wirklich Sinn macht?
      Ich hätte im Erstposting noch schreiben sollen, dass ich einen sakralen Nervenstimulator habe und somit einige Therapiemöglichkeiten (Reizstrom; Stoßwellentherapie u.a.) auch entfallen, da das nicht kompatibel ist.
      Mit Anfang 40 einen Stimulator zu haben, der auch alle 5-7 Jahre erneuert werden muss und noch eine Teilprothese, ist für Zukunftsgedanken nicht so einfach zu akzeptieren. Andererseits möchte ich auch nicht noch Jahre diese Schmerzen ertragen müssen.
      Mein Kopf wird da wohl noch einige Zeit rauchen um eine definitive Entscheidung zu treffen.

      Auch Dir einen guten Start ins nächste Jahr.

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      • Re: Die Wahl der Qual?


        Kann es denn bei normalen Verlauf einer OP zu einer Verschlimmerung der Schmerzsituation kommen oder kann es allenfalls so bleiben wie bisher?

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        • Re: Die Wahl der Qual?


          Es kommt sicherlich maßgeblich darauf an, ob wirklich alle medikamentösen Optionen ausgeschöpft sind. Dies kann das Schmerzzentrum sicherlich mitbeurteilen. Sie schreiben, dass auch andere Schmerzprobleme Sie plagen. Dies sollte bei einer Entscheidung zur OP mit berücksichtigt werden. Auch der körperliche Zustand, die Bewegungsfähigkeit,Aktivität und der individuelle Umgang mit der Schmerzerkrankung halte ich für wichtig.
          Eine so gewichtige Überlegung kann nicht über das Internet entschieden werden.Ich wünsche Ihnen aber, dass Sie sich richtig entscheiden werden.

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          • Re: Die Wahl der Qual?


            Lieber Herr Dr. Wachter,

            ich Danke Ihnen sehr für Ihre Antwort.
            Das man das nicht über ein Forum entscheiden kann, ist mir durchaus bewusst!
            Ich suche einzig und alleine "Entscheidungskriterien", die mir beim abwägen behilflich sein könnten. Dies haben Sie mir hier freundlicherweise auch beantwortet.

            "Kann es denn bei normalen Verlauf einer OP zu einer Verschlimmerung der Schmerzsituation kommen oder kann es allenfalls so bleiben wie bisher?"

            Wenn mir die Klinik o.b. Frage beantwortet, werde ich mich entscheiden ….

            Ich war gestern auch in einer Klinik wegen meiner postoperativen Bandscheibenbeschwerden. Man hat mir nun eine multimodale Schmerztherapie sowie eine Infiltrationstherapie "angeboten", da ich mich gegen eine neuerliche OP quasi gewehrt habe.
            Darf ich fragen, wie Ihre Erfahrungswerte bei einer solchen Therapie sind und auf welche Therapieformen ich mich da einstellen müsste?
            Hat eine Infiltrationstherapie aufgrund meiner Analgetika/ASS-Unverträglichkeit überhaupt Aussicht auf Erfolg bzw. gibt es da auch hilfreiche Stoffe/Mittel die man trotz der Unverträglichkeit injiziert bekommen kann?
            Leider ist die Klinik darauf gestern nicht eingegangen und hat auch meine komplette Anamnese nicht wirklich betrachtet, sondern sich ausschließlich auf die Bandscheibenproblematik konzentriert. Ich wäre dankbar, wenn Sie mir hier noch einige Informationen geben könnten.

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