offenbar befassen sich Onkologen sehr viel lieber mit Mammakarzinomen als mit älteren Männern. Das kann ich gut verstehen. Auch scheint es Sprachlosigkeit zwischen Urologen und Onkologen zu geben. Nur so kann ich es mir erklären, dass bei Brustkrebsoperationen (neo-) adjuvante Chemotherapien etabliert sind und es beim Prostatakrebs diesbezüglich rein gar nichts gibt. Vielleicht hilft es Ihnen weiter, wenn ich Ihnen anvertraue, dass ich erst 52 Jahre alt bin.
Bei mir wurde Anfang Juli 2005 ein Prostatakarzinom stanzbioptisch gesichert sowie eine minimale ossäre Metastasierung diagnostiziert - Gleason 8(4+4), PSA 239,3ng/ml, 8/8 Stanzen positiv. Ich bin und war immer weitgehend beschwerdefrei. Reden wir es nicht schön: Die Prognose ist schlicht und ergreifend eine Katastrophe.
Seither habe ich vor allen Dingen gelernt, mit den unterschiedlichsten, teilweise grob gegensätzlichen Therapieempfehlungen umzugehen. Der Beschluss ist jetzt, dass ich mich am 13. März einer radikalen Prostatektomie mit extendierter pelviner Lymphadenektomie unterziehen werde. Ich habe die Frage, ob ich mir dies bei dieser Prognose antun soll, breit und häufig diskutiert und will es hier nicht erneut tun. Die Prognose ist mit und ohne OP unerfreulich. Man sagt mir halt auch, dass in meinem Falle eine längerfristige Tumorkontrolle durch Androgendeprivation nicht zu erwarten ist. Es gibt honorige Leute, die mir zur OP mit zytoreduktiver Zielsetzung raten. Es gibt aber auch ebenso honorige Leute, die mir strikt davon abraten.
Ich mache jetzt einerseits antihormonelle Therapie mit Profact, Casodex und Proscar. Andererseits habe ich bereits drei Zyklen Taxotere neoajuvant hinter mich gebracht.
Sehr geehrter Herr Dr. Hennesser, wie Sie richtig erkannt haben, bewegen wir uns hier im experimentellen Bereich. Es ist hochgradig umstritten, ob man so etwas tun sollte. Mein Problem ist, dass auch alle anderen Optionen ein ziemlicher Mist sind. Ich würde mich auch gerne an einer Studie beteiligen, nur gibt es keine passende. So werde ich mich am 13. März operieren lassen. Dann warte ich erst einmal das Operationsergebnis ab. Klar ist, dass die OP mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht kurativ sein wird. Es treibt mich die Frage um, welche weitere adjuvante Therapie ich anstreben sollte.
Vor dem Hintergrund, dass mein PSA-Wert unter der Taxotere-Therapie immer noch fällt, scheint mir dieser Weg noch nicht ausgereizt zu sein. Vielleicht sollte ich weitere Taxotere-Zyklen anstreben? Leider sind die adjuvanten Möglichkeiten bei PK sehr limitiert. Ihre Zunft hat für uns Männer wirklich wenig im Angebot.
Was ist mit Caboplatin? Es gibt immerhin Hinweise, dass Caboplatin (evtl. in Kombination mit Taxotere) in bestimmten Fällen wirksam gegen PK ist. Caboplatin ist in der PK-Therapie nicht zugelassen. Es gibt noch nicht einmal eine Studie. Dennoch gibt es Ärzte, die Caboplatin erfolgreich gegen Prostatakrebs einsetzten. Was halten Sie davon?
Ein anderes, ebenfalls (noch) nicht zugelassenes platinhaltiges Medikament ist Satraplatin. Immerhin gibt für die Kombination Satraplatin/Taxotere erste präklinische Daten in Bezug auf Prostatakrebszellen. Viel mehr weiß ich nicht. Was wissen Sie? Satraplatin ist z. Zt. noch nicht zugelassen und schon gar nicht in der adjuvanten Therapie. Mir geht die Frage durch den Kopf, ob ich mich für einen entsprechenden Medikamentenversuch bewerben sollte. Ist so etwas überhaupt realistisch oder halten Sie es für ein Hirngespinst?
Adjuvante Strahlentherapie wird hier ansatzweise diskutiert. Entschieden ist nichts. Nun wird nach OP der PSA-Wert hoffentlich nicht gleich steigen, weil wir die antihormonelle Therapie auf jeden Fall bis auf weiteres fortsetzen werden. Wann sollte ich, wenn überhaupt, mit einer adjuvanten Strahlentherapie beginnen?
Wie lange sollte ich Ihrer Meinung nach die antihormonelle Therapie weiterführen?
Was ist mit Selen? Sollte ich Selen einnehmen? In welcher Form?
Was sollte ich für mein Immunsystem tun?
Ich habe meinen Fall auch hier diskutiert:
Gruß Winfried
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