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Chirurgen und Internisten

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  • Chirurgen und Internisten


    Ich bin Medizinstudentin und würde später gerne in den chirurgischen Bereich, am liebsten die Tumorchirurgie gehen, da mich Krebs als Krankheitsbild am meisten interessiert.

    Können Sie mir vielleicht in etwa sagen, wie sich Chirurgen und Internisten bei der Behandlung aufeinander abstimmen, hat ein Chirurg auch bei der Chemotherapie eine Rolle als Mitgestalter oder ist er völlig außen vor bei der medikamentösen Behandlung? Wie stark wirkt ein Internist bei der Operationsplanung mit, und wer hat den größten Anteil an der Diagnosestellung? Am wichtigsten: Ist das von Haus zu Haus unterschiedlich?

    VIELEN DANK im voraus!


  • RE: Chirurgen und Internisten


    Da gibt es relativ feste Abgrenzungen. Gehen wir bspw. mal vom häufigsten Tumor, dem Darmkrebs aus. Da wird die Diagnose durch den Internisten gestellt (Darmspiegelung), oft hat der Hausarzt schon mit einem Verdacht dorthin überwiesen (Ultraschall). Bestätigt sich ein Krebs bei der Darmspiegelung, komplettiert der Internist das sog. Staging, sprich die Diagnostik wie ausgebreitet der Tumor ist. Danach wird entschieden, ob eine Op sinnvoll ist und der Patient dann ggf. dem Chirurgen zur OP vorgstellt. Die weitere Therapie, also die
    evtl. adjuvante oder palliative Chemotherapie und die Nachsorgeuntersuchungen sind wieder Sache der Internisten/Onkologen.

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    • RE: Chirurgen und Internisten


      Sehr geehrter Herr Dr. Hennesser!
      Aus ihrem Beitrag lese ich heraus, dass der Internist entscheidet, ob eine OP sinnvoll ist und der Patient allenfalls dem Chirurgen zur OP vorgestellt wird. Diese Alleinentscheidung kann jedoch im Einzelfall eher problematisch sein. Am Beispiel meiner Mutter (Darmkrebs mit multiplen Metastasen auf der Leber) hat sich nämlich gezeigt, dass gleich mehrere Internisten, bei der meine Mutter vorstellig wurde, den Standpunkt vertraten, dass eine Operation der Leber aufgrund der Ausbreitung der Metastasen nicht möglich bzw. nicht sinnvoll sei, bis ein - im übrigen hoch angesehener - Internist einer Universitätsklinik, die CT-Bilder einem Chirurgen zeigte. Der Chirurg kam nach kurzer Durchsicht der vorliegenden Bilder schließlich zum Ergebnis, dass eine OP sehr wohl möglich und sinnvoll ist. Dies war immerhin vor 5 Jahren. Hätte man damals meiner Mutter lediglich palliativ eine Chemo verabreicht, würde sie schon längst nicht mehr leben. Ich denke daher, dass die Internisten nach meiner Auffassung viel enger mit den Chirurgen zusammenarbeiten sollten, weil der Internist möglicherweise einen anderen Standpunkt vertreten kann, als ein Chirurg, gerade was die Frage der Operabilität betrifft. Eine enge Kooperation zwischen Internisten und Chirurgen könnte die Ergebnisse oft verbessern.
      Herzliche Grüße.
      Vinnie

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      • RE: Chirurgen und Internisten


        Es ist völlig richtig, daß es nicht immer nur "eindeutige" Situationen gibt. Zu diesem Zwecke finden in Tumorzentren regelmäßige Tumorkonferenzen statt, bei uns bspw. wöchentlich. Daran nehmen sowohl Internisten, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Pathologen und die betreffenden Hausärzte teil. Zweck ist die Präsentation und Diskussion gerade solcher Patienten wie Ihrer Mutter, bei denen zusätzliche Faktoren - wie hier die Lebermetastasen - einen Konsens des weiteren Vorgehens erfordern. Das in meinem vorigen Beitrag dargestellte Vorgehen ist zwar exemplarisch für die große Mehrzahl der Verläufe, aber Ihr Einwand ist sicherlich berechtigt.

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        • RE: Chirurgen und Internisten


          Sehr geehrter Herr Dr. Hennesser!
          Vielen Dank für ihre Stellungnahme. Ich bin regelrecht begeistert, dass es in ihrem Haus derartige Tumorkonferenzen, die sich offensichtlich in den letzten Jahren in den größeren Tumorzentren immer mehr etabliert haben, gibt. Ich glaube, dass ein interdisziplinäres Vorgehen dem Patienten oft eine große Chance eröffnet. Soweit ich das nebenbei mitbekommen habe, sind gerade auch auf dem Sektor der Strahlenonkologie - nach meinem Wissen manchmal eine eher vernachlässigte Disziplin - in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt worden. Wenn dann noch die in der Onkologie neu entwickelten Medikamente zur Chirurgie und/oder zur Strahlentherapie dazukommen, dann können sicherlich oft sehr gute Ergebnisse erzielt werden.
          Das Problem besteht mitunter aber ganz wo anders. Wir hier in Österreich führen gerade öffentlich eine ganz heikle Diskussion zum Thema der Finanzierbarkeit der Spitzenmedizin. So haben sich in den letzten Wochen einige in Österreich sehr bekannte Onkologen über die Printmedien bitter beschwert, dass sie den Patienten mangels Geldmitteln nicht immer die beste Spitzenmedizin angedeihen lassen können. Zumindest sei die Spitzenmedizin in naher Zukunft nicht mehr gesichert. So koste beispielsweise das Krebsmedikament Herzeptin pro Person zigtausende Euro, und seien die ganzen neu entwickelten Krebsmedikamente (monoklonale Antikörper u. dgl.), die man sich eigentlich immer gewünscht habe, gar nicht mehr finanzierbar. Die Krankenhäuser würden zT nur noch von Ökonomen, die lediglich das Prinzip der Einsparung verfolgen würden, beherrscht.
          Bleibt zu hoffen, dass die Patienten die für sie beste Therapie auch bekommen und die Krankenanstalten, Sozialversicherungsträger und die Politik geeignete Wege finden, dass auch in Zukunft Spitzenmedizin gewährleistet ist.
          Herzliche Grüße.
          Vinnie

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