austherapiert ?

[Nessie]

Hallo Dr. Hennesser,
mein Vater erhält nun schon seit 2 Jahren Chemo. Zur Zeit verträgt er sie eigentlich gut. Er hat ein sehr gutes Allgemeinbefinden und ist wirklich gut drauf. Nun hat die Onkologin zu meinem Vater gesagt, 'er könne ja nicht sein ganzes Leben lang Chemo bekommen' und scheint wohl zu überlegen, die Therapie zu beenden. Wird er der Kasse nach zwei Jahren jetzt zu teuer und reichen zwei gewonnene Jahre ? Ich Frage mich ernsthaft, welchen Nutzen mein Vater von einem Abbruch hätte, ausser ein baldiges Ende ? Hoffentlich haben meine Eltern die Onkologin nur falsch verstanden. Aber wenn nicht, was kann ich dann tun ?

Lieben Gruß

Nessie

[Dr.Hennesser]

RE: austherapiert ?


Normalerweise verlieren manche Chemotherapien nach 12-24 Monaten ihre Wirkung. Dies trifft z.B. zu bei inoperablem Pankreaskarzinom oder beim metastasierten Darmkrebs. Somit ist jede Entscheidung nach solch einer Zeit sehr individuell. Es gibt die Möglichkeit, auf ein anderes Chemotherapeutikum zu wechseln, eine Pause einzulegen oder aber weiterzumachen. Bei guter Verträglichkeit spricht m.E. bei anhaltender Tumorkontrolle - also keinem Wachstum - überhaupt nichts gegen eine Fortsetzung, auch die Kassen tolerieren das. Es kann aber ebenso gut sein, daß der Tumor im Falle einer Therapiepause nicht wächst, sich bspw. verkapselt hat und somit eine mehrmonatige Pause einen Gewinn an Lebensqualität darstellen würde. Das Problem ist, daß man nach 2 Jahren den individuellen Verlauf ohne Therapie genausowenig vorhersagen kann wie bei Therapiefortsetzung. Mit zunehmender Therapiedauer steigt lediglich die Wahrscheinlichkeit, daß der Tumorstillstand weniger auf die aktuelle Therapie zurückzuführen ist als vielmehr auf den Effekt der Therapie der ersten 12-18 Monate, die einen noch anhaltenden Wachstumsstillstand bewirkt. Das muß man in Ruhe besprechen, meist sind solche Vorschläge von Kolleginnen eher gut gemeint, da die meisten Patienten sehr gerne eine Pause einlegen.

[Nessie]

RE: austherapiert ?


vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen. Ich bin nun wirklich beruhigt. Habe mir schon die schlimmsten Gedanken gemacht. Sollte dann tatsächlich eine größere Pause gemacht werden, ist sicherlich eine lückenlose Überwachung notwendig. Wie würde eine solche dann aussehen ?
Bevor man an eine Pause denken kann, muss aber doch sichergestellt werden, dass die Chemo tatsächlich zum Stillstand geführt hat. Mein Vater hatte im Januar ein Chemowechsel. Bis März hatten sich die Lebermetastasen verkleinert. Bis Juni war dann ein Stillstand, also keine weitere Veränderung ( er erhält Irinotecan/Erbitox). Man kann doch nun im Vorwege nicht abbrechen. Kein Mensch kann sagen, wie die Ergebnisse bei der dritten Untersuchung ausfallen werden. Tut mir leid, dass ich jetzt schon so weit in die Zukunft denke, aber ich habe einfach Angst, dass da etwas falsch laufen könnte.
Lieben Gruß
Nessie

[Nessie]

RE: austherapiert ?


Hallo Dr. Hennesser,
wir haben gestern das Ergebnis der letzten Untersuchung bekommen und es sieht leider alles andere als gut aus. Von den vielen Metastasen in der Leber ist eine gewachsen. Es sind keine neuen Herde hinzugekommen. Bei den letzten Blutkontrollen wurde festgestellt, dass der Tumormarker angestiegen ist. Von 21 auf 32 und jetzt auf 38. Die Onkologin teilte mit, dass die Chemo nicht mehr wirkt ( Irinotecan + Erbitox). Aufgrund der vielen Chemos, die mein Vater schon erhalten hat, gibt es leider keine weitere Therapiemöglichkeit. Er soll jetzt noch die letzten beiden Chemos mit Erbitox bekommen. Die Onkologin weiß nicht weiter. Sie möchte ihm Xeloda verabreichen und alles 6 Wochen in Kombination mit einem anderen Mittel ( irgendwas mit Mito...). Ist denn jetzt wirklich alles ausgeschöpft ? Wir alle sind so verflucht hilflos !!!
Lieben Gruß
Nessie

[Nessie]

RE: austherapiert ?


nun hab ich leider noch was vergessen. Ist es möglich, dass ich meinem Vater einen Teil meiner Leber spende ? Wäre es nicht ein Versuch wert ?