vor einigen Wochen ist mir ein Gesichtsfelddefekt an der Unterseite meines rechten Auges aufgefallen. Da mir dies im Alltag nicht auffällt, sondern nur, wenn ich mein linkes Auge schließe, kann ich leider nicht sagen, wenn genau es aufgetreten ist. Möglich ist auch, dass es schleichend schlechter wurde. Ich bin am 05.11.2020, als mir das aufgefallen ist, in die Notfallaufnahme der örtl. Klinik gegangen. Dort wurde ich einigen Untersuchungen unterzogen, woraufhin ich dann am nächsten Tag entlassen wurde, mit dem Hinweis, eine Uni-Klinik aufzusuchen.
Hier einmal der Bericht des Krankenhauses:
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Diagnosen: Gesichtsfelddefekte nach rechts unten am rechten Auge
Anamnese:
Fußläufige Vorstellung des Pat. zur weiteren Abklärung. Der Pat habe am Computer gesessen, hier habe er eine Seheinschränkung im Sinne eines Gesichtsfelddefizites am RA rechts unten bemerkt.
Anschließend seien leichte linksseitige Kopfschmerzen aufgetreten. Ein Migräneleiden ist nicht bekannt. Familienanamnese diesbezüglich negativ. Keine Licht/Lärmempfindlichket. Kein VE, keine VM. Pat ist nicht Raucher. Keine Drogen.
Neurologischer Untersuchungsbefund:
wach, in allen Qualitäten vollständig orientiert, keine Meningismuszeichen, Pupillen isocor
mittelweit, prompte direkte und indirekte Lichtreaktion, keine Okulomotorikstörung,
fingerperimetrisch Gesichtsfeldsdefizit RA v.a unten, kein Nystagmus. Keine faziale Parese. Übrige Hirnnervenstatus unauffällig. In den Halteversuchen keine Senkung, keine Paresen nachweisbar.
Im Finger-Nase-Versuch und Knie-Hacke-Versuch metrisch bds. Romberg sicher ohne
Fallneigung. Gangstandvariation regelrecht durchführbar. Kein Sensibilitätsdefizit
Konsildokumentation der Augenklinik vom 06.11.2020
Visus (in medizinischer Mydriasis: ) ccs RA= 0,7 LA= 0,8
Tensio RA 18 mmHg LA: 16 mmHg
RAPD heute in med. Mydriasis nicht testbar (gestern kein RAPD laut Dokumentation), keine Rotentsättigung, kein Repulsionsschmerz, Motilität: frei beweglich
Gesichtsfelduntersudmng 30°: RA: bogenförmiges absolutes Skotom inferior (von Papille ausgehend)
Kein Exophthalmus
Hornhauttopographie: regelrecht.
OCT Macula: BA trocken, regelrechte foveale Depression
Pap-DCT RA: Rarefizierung der Nervenfaserschicht superior und nasal
V AA R/L: regelrecht, reizfrei
FDsR/L: Papille klein (R<L), randscharf, keine Exkavation, keine Drusenpapille, Makula mit regelrechten Reflexen, trocken, NH-Anlage, RA: diskrete Gefäßtortuositas
O: MRT Orbita mit Kontrastmittel (Frage RF, MS?)
MS-Abklärung
Bei fehlender Erklärung für GF-Defekte als weiterführende Diagnostik elektrophysiologische Diagnostik in einer der Uni-Kliniken (z. B. in Essen) anschließend empfohlen.
Zusatzuntersuchungen:
MRT der Orbita nativ und nach iv Kontrastmittelgabe vom 06.11.2020:
Untersuchung bei 3 T.
Injektion von gadoliniumhaltigem Kontrastmittel (Prohance).
Messsequenzen: STIR long TE coronar, T1-TSE coronar und transversal, T1-SE nach Kontrastmittel transversal und koronar
Befund:
Ergänzende Messsequenzen zur bereits erfolgten MR-Untersuchung des Vortages.
Unauffällige Darstellung des intraorbitalen Fettgewebes sowie der Muskulatur. Regelrechte Darstellung des Nervus opticus beidseits sowie des Chiasma opticus, ohne Nachweis einer umschriebenen Auftreibung oder vermehrten Kontrastmittelaffinität.
Unauffällige Darstellung der Optikusscheiden.
Freie Belüftung der Nasennebenhöhlen sowie Mastoidzellen.
Beurteilung:
Kein Hinweis auf Neuritis nervi optici.
MRT Kopf nativ EPI und TOF vom 05.11.2020:
Untersuchung bei 1,5 T.
Messsequenzen: Diffusionsgewichtete Episequenzen inklusive ADC-Map. 3D-FLAlR. T1-SE transversal. T2-TSE transversal. TOF-Angiographie inklusive MIPs.
Befund:
Es liegen keine vergleichbaren Voraufnahmen vor.
Kein Nachweis einer Diffusionsrestriktion des Telencephalons, des Hirnstamms oder der kleinen Hirnhemisphären bei unauffälliger Darstellung der diffusionsgewichteten Bilder sowie der ADC-Mappe.
Der lnterhemisphärenspalt ist mittelständig. Mark-Rinden-Differenzierung regelhaft.
Altersentsprechende schmale Weite der inneren und äußeren Liquorräume. Die basalen Zisternen sind frei einzusehen. Kein Nachweis von auffälligen Marklagerveränderungen. Keine blutungstypischen Suszeptibilitätsartefakte. Regelhaftes Hirnfurchenrelief.
Unauffällige Darstellung der Glandula pinealis sowie der Hypophyse.
Keine Abbrüche der intrakraniellen Gefäße. Schmaler Ramus communicans posterior sinistra.
Hypoplastische Arteria vertebralis sinistra, weil Pica-tragend.
Orientierend unauffällige Darstellung der Schädelkalotte.
Beurteilung:
Altersentsprechender intrakranieller Befund ohne Hinweis auf eine Ischämie im Stadium der Diffusionsrestriktion.
Doppler-Labor vom 06.11.2020:
Befund:
IMD ca. 0,5 mm, schlanke durchgehend farbkontrastierte Gefäße mit glatter
Gefäßwandmorphologie,
ACC, ACI und ACE bds. unauffällig.
Rechte A. vertebralis imponiert kräftiger, sonst regelrechte Flüsse bds. in V2
und V4 Segment.
A. basilaris bis 117 mm Tiefe dargestellt, unauffällige Gefäße.
Beurteilung:
Altersentsprechend unauffällige Darstellung der extrakraniellen hirnversorgenden Gefäße.
Gesichtsfeldtestung 06.11.2020.
Gesichtsfelduntersuchung 30° : RA: bogenförmiges absolutes Skotom inferior (von Papille ausgehend)
VEP 06.11.2020:
Ausreichende Evozierbarkeit und Reproduzierbarkeit, seitengleich unauffällige Latenzen und Amplituden nach Fovealer und parafovealer Stimulation
Beurteilung:
Normalbefund.
Zusammenfassung und Beurteilung:
Zusammenfassend konnte für die zur Aufnahme führende Beschwerdesymptomatik kein organpathologisches Korrelat gesehen werden. In der zerebralen MRT-Diagnostik ergab sich kein Hinweis auf eine orbitale Raumforderung oder einen entzündlichen Prozess, die neurophysiologische Diagnostik (VEP) verblieb ebenfalls unauffällig.
Der Patient wurde zweimalig ophthalmologisch mitbeurteilt, hier zeigte sich ebenfalls kein erklärender Befund für die geschilderten Gesichtsfelddefekte am rechten Auge. Eine weitere Diagnostik mittels elektrophysiologischer Testung in einer Universitätsaugenklinik, z.B. an der Universität Essen wird empfohlen.
Wir entlassen den Patienten am 6.11.2020 nach Hause.
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Da ich in der Augenambulanz der Uni-Klinik Düsseldorf zuvor einmal eine Schieloperation im Jahr 2015 hatte, bin ich danach dort hingefahren. Dort habe ich nochmals sämtliche Augenuntersuchungen bekommen, u.a. OCT, weitere Gesichtsfeldtestungen und eine Farbstoffuntersuchung, bei der mir eine blutfärbende Flüssigkeit gespritzt wurde und Aufnahmen vom Auge gemacht wurden.
Auch dort gab es bei den Untersuchungen bislang keine Auffälligkeiten.
Die Diagnose der Uni-Klinik lautet:
Normakkommodativer Konvergenzexzess, dissoziierte Vertikaldeviation
RA Gesichtsfelddefekt, Z. n. M. rect. med. Faltung 3mm am 05.11.2015
BA Z. n. Fadenfixation bei 13mm am 05.11.2015
BA Myopie
Nun bin ich ein wenig ratlos...
Am 22.01.2021 habe ich nochmals eine Folgeuntersuchung in der Uni-Klinik. Bisher scheinen meine behandelnden Ärzte jedenfalls ebenfalls ratlos zu sein. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was ich jetzt noch machen soll...
Habt ihr vielleicht noch einen Tipp für mich?
Mir ist klar, dass Ferndiagnosen immer schwierig sind, aber ein paar Ideen, welche Schritte ich noch einleiten könnte, wären vielleicht sehr hilfreich. Oder soll ich nun etwa einfach abwarten und hoffen, dass es nicht schlimmer wird...?
Lieben Gruß und vielen Dank im Voraus!
PS: Da ich zuhause eine Virtual Reality Brille habe, konnte ich damit sehr genau nachzeichnen, wie mein Gesichtsfelddefekt aussieht, indem ich einen virtuellen Desktop vor mir projiziert habe und mit einem Zeichenprogramm die Stellen markiert habe, die ich nicht sehe, wenn ich geradeaus schaue, während das linke Auge abgedeckt ist. Die rote Fläche entspricht dabei den Bereich, den ich nicht sehe:
https://ibb.co/LZJwwGd
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