Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

[Winterkind]

Guten Tag,

ich war mit meinen Kindern letzte Woche beim Augenarzt zur Kontrolle. Dabei wurde bei meiner siebenjährigen Tochter festgestellt, dass sie auf beiden Augen einen Visus von 0.63 in der Ferne und von 1.0 in der Nähe hatte. Daraufhin wurde getropft und beidseits +3,5 dpt gemessen, woraufhin sie eine Brillenverordnung mit 2,5 dpt beidseits bekommen hat.
Mir ist nun nicht ganz klar, weshalb der Visus in der Ferne reduziert ist? Ich hatte immer angenommen, dass eine Weitsichtigkeit sich eher im Nahbereich bemerkbar macht, bzw, dass diese Werte bei Siebenjährigen noch durch die Akkomodationsfähigkeit ausgeglichen werden können.

Viele Grüße,
Winterkind

[gast]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Hallo, in der Tat sollte bei diesem Befund die Sehschärfe in der Ferne mit und ohne Korrektur gleich sein - es sei denn, Ihre Tochter hätte eine eingeschränkte Akkommodationsbreite. Dann wäre allerdings der Visus in der Nähe noch schlechter. Das passt also alles nicht so zusammen. Eine Weitsichtigkeit von +3,5 Sph. bei einer Siebenjährigen ist noch im Normbereich. Wenn sicher keine Tendenz zum Schielen vorliegt, und auch sonst keine Beschwerden vorhanden sind, würde ich momentan eher keine Brille empfehlen und den Fernvisus noch 1-2 mal kontrollieren - auch mit unterschiedlichen Sehzeichen. Oft genug liegt es an der Tagesform, wenn man sich auf 5 Metern die kleinen Ziffern nur ungern anschauen möchte.

Allerdings muß man einräumen, daß das Tragen einer Brille mit diesen Werten Ihrer Tochter auch nicht schaden würde. Gerade unter vermehrter visueller Belastung im steigenden Schulstress könnte solch eine Korrektur eine - vielleicht nicht dringend erforderliche - jedoch gleichwohl willkommene Unterstützung darstellen. Ein Kompromiß könnte sein, die Brille nur in der Schule und bei den Hausaufgaben etc. zu tragen. Beim Sport und Spielen kann sie im Ranzen bleiben. Wenn allerdings der Fernvisus mit der Brille sicher deutlich besser ist als ohne Korrektur, sollte man die Akkommodationsbreite messen, einen Wert ermitteln, der sich AC/A-Quotient nennt, und die Brille bei regelmäßigen Kontrollen bis auf Weiteres tragen lassen. Vielleicht besprechen Sie die vermeintliche Notwendigkeit nochmal mit Ihrem Augenarzt.

[Winterkind]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Vielen Dank für die schnelle Antwort!

Ein manifestes Schielen liegt nicht vor, beim Covertest wurde aber eine Esophorie festgestellt.
Abgesehen von öfters mal tränenden Augen beim Lesen, hat sie keine weiteren Beschwerden.

Viele Grüße
Winterkind

[gast]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Bei einer bestehenden Esophorie - egal welchen Ausmaßes - würde ich zum Tragen der Brille raten! Bei regelmäßigen Kontrollen alle 6 Monate könnte man ggf. beim Spielen, Sport etc. die Brille weglassen.

[Rdani0]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Die Brillenwerte liegen aus meiner Sicht nicht mehr im Normbereich. Ohne Tragen der Brille dürfte sich Ihr KInd gerade beim räumlichen Sehen und zudem in der Nähe recht schwer tun, da die stets notwendige Akkommodation wohl eine spürbare Konvergenz zur Folge hat und das Sehen fern und nah behindert. Ich hoffe nicht, dass der reduzierte Visus bereits eine Folge des Nichttragens in der Vergangenheit ist.

[Winterkind]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Guten Abend Rdani0,

danke für Ihre Antwort und Ihre Einschätzung. Weil ich selbst (36) vor drei Jahren erstmalig beim Augenarzt war, weil ich normale Schriftgröße nicht mehr lesen konnte und dort festgestellt wurde, dass ich eine Weitsichtigkeit von +4 und +4,5 habe und der Visus auch mit Brille auf jedem Auge 0,6 und binokular bei fast 0,8 liegt) war ich daraufhin in den letzten Jahren regelmäßig einmal jährlich mit unseren Kindern beim Augenarzt. Bislang lag der Visus bei den Kindern immer bei 1.0 und erst jetzt war er bei meiner einen Tochter schlechter, woraufhin dann getropft wurde. Ich hatte mich nur eben gewundert, weshalb der Visus bei ihr in der Ferne schlechter war als in der Nähe, was ich mit meinem laienhaften Verständnis eher angenommen hätte.

Vielen Dank und viele Grüße
Winterkind

[Rdani0]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

An der Stelle wäre interessant, wie der Visus denn gemessen wurde? Ich gehe davon aus für jedes Auge getrennt und mit entsprechender Korrektur(-linse). In der Tat sollte der Visus (korrigiert) in der Ferne und Nähe übereinstimmen, jedoch sind nahe Objekte (insbesondere korrigiert) dann auch besser zu erkennen. Etwas überraschend ist auch, dass scheinbar keinerlei Zylinderanteil gemessen wurde.

[Winterkind]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

es wurde jedes Auge einzeln mit Buchstaben und Zahlen (Ferne) und Zahlen (Nähe) bei meiner Tochter gemessen. Dann wurde beim ersten Mal (ungetropft) versucht Linsen vorzuschalten, was aber laut meiner Tochter keine Veränderung gebracht hat. Beim zweiten Mal (getropft) wurde dann nicht mehr einzeln gemessen. Die Empfehlung war, die Brille mit 1dpt weniger als gemessen zu bestellen und dann in 8 Wochen zu kontrollieren.
Rechts wurde ein Zylinder von -0,25 52° gemessen.

[gast]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Die Brillenwerte liegen aus meiner Sicht nicht mehr im Normbereich. Ohne Tragen der Brille dürfte sich Ihr KInd gerade beim räumlichen Sehen und zudem in der Nähe recht schwer tun, da die stets notwendige Akkommodation wohl eine spürbare Konvergenz zur Folge hat und das Sehen fern und nah behindert. Ich hoffe nicht, dass der reduzierte Visus bereits eine Folge des Nichttragens in der Vergangenheit ist.

Die durchschnittliche Hyperopie eines siebenjährigen Kindes liegt bei etwa 3,5 bis 4,0 dpt., die altersgemäße Akkommodationsbreite bei ca. 12-13 dpt., also dem Dreifachen. Die Refraktionswerte sind demnach nur im Zusammenhang mit der bestehenden Esophorie und ihrem Einfluß auf das Binokularsehen von Relevanz. Ein reduzierter Visus durch das Nichttragen einer hyperopen Korrektur wäre nur bei einer bestehenden Hypoakkommodation oder einem Akkommodationsspasmus denkbar, was jedoch kaum anzunehmen ist. Akkommodationsleistung und daraus resultierende Konvergenz stehen in einem bestimmten Verhältnis zueinander, daß per se auch mit einem zusätzlichen Akkommodationsaufwand nicht pathologisch ist, es sei denn, der AC/A-Quotient wäre gestört. Dies gilt es, wie weiter oben bereits angemerkt, zu überprüfen. Auch sollten obligate Fixationsdisparität und andere senso-motorische Störungen durch Spezialisten ausgeschlossen werden.

Die Verordnung der objektiven Werte abzüglich 1 dpt. beidseits entspricht durchaus dem gängigen Verfahren.

[Liekfeld.]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Guten Abend,
eine Weitsichtigkeit von mehr als 3 Dioptrien kann nicht mehr zwingend ausgeglichen werden. Entscheidend ist allerdings, mit welcher Refraktion (Brillenstärke) jeweils die Sehschärfen bestimmt wurden.
Mit freundlichen Grüßen,
PRiv.-Doz. Dr. A. Liekfeld.

[Winterkind]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Guten Tag, herzlichen Dank für Ihre Antwort. Der Visus würde nur beim ersten Mal ungetropft und ohne Korrektur bestimmt. Aufgrund des reduzierten Visus in der Ferne wurde dann noch versucht, Gläser vorzuschalten, was aber nichts gebracht hatte, weil meine Tochter da schon völlig in Tränen aufgelöst war. Beim zweiten Mal wurde dann getropft und die Stärke bestimmt, allerdings ohne erneut den Visus zu überprüfen. Das soll dann wohl bei der nächsten Kontrolle in 8 Wochen erfolgen. Ihnen schöne, erholsame Feiertage! Viele Grüße, Winterkind

[Liekfeld.]

Re: Frage zu Weitsichtigkeit und Visus bei Siebenjähriger

Guten Abend,
das hört sich vernünftig an… Fohe Festtage auch Ihnen und Ihrer Familie.
A. Liekfeld.