Hyperopie bei 18 Monate altem Kind

[Kalja]

Hallo,

bei der U6 ist bei unserem Sohn ein leichtes Schielen mit dem rechten Auge aufgefallen (uns als Eltern allerdings bis dahin noch nicht so deutlich). Daraufhin wurden wir zum Augenarzt überwiesen. Als mein Sohn 1 Jahr alt war, wurde festgestellt, dass er nicht schielt, aber wahrscheinlich kurzsichtig sei. Wir sollten ihn wieder vorstellen, wenn er laufen kann. Das kann er jetzt (er ist jetzt 18 Monate) und wir waren wieder beim Augenarzt. Diagnose: Hyperopie, R interm. Esotropie. Der Arzt vermutet um die 3 Dioptrien und meinte, unser Kind braucht eine Brille.
Die Untersuchung war ziemlich schwierig bei unserem Kind, da er sich gar nichts vors Auge halten lassen wollte und nicht lange still sitzt.
Nun wurden wir an eine Spezialklinik für Kinderophtalmologie überwiesen, wo wir im Juli einen Termin haben.

Wir selbst haben überhaupt nicht den Eindruck, dass unser Kind schlecht sieht, er ist motorisch sehr geschickt, sieht sich Bücher ausdauernd an, läuft sehr schnell und sicher, fährt Laufrad, ohne anzuecken, er stößt sich auch nie, reibt sich nicht die Augen - wir haben also nicht das Gefühl, dass er schlecht sieht.

Kann das dennoch der Fall sein?

Kann man in dem Alter schon so genau ausmessen, ob das Kind eine Brille benötigt? Welche Möglichkeiten gibt es, wenn das Kind nicht still sitzen will?

Vielen Dank für Ihre Einschätzung!

[Gast]

Re: Hyperopie bei 18 Monate altem Kind


Hallo, in erster Hinsicht ist hier Geduld gefordert. Es gibt zwar Techniken und Methoden, auch Kleinkinder ausreichend genau zu untersuchen, wenn aber wirklich keinerlei Kooperationsbereitschaft erkennbar ist, sollte man lieber weitere engmaschige Untersuchungstermine anberaumen, bis sich Ihr Sohn an die Praxis und die Leute gewöhnt hat. Früher oder später klappt das dann auch. In dringenden Fällen und beim Verdacht auf massive organische Erkrankungen führt man auch schon mal eine Untersuchung in Narkose durch. Das ist aber die Ausnahme.

Sollte sich bestätigen, dass Ihr Sohn manifest schielt (oder besteht eine eher hochgradige Fehlsichtigkeit), ist die umgehende Verordnung einer Brillenkorrektur in der Regel unumgänglich - und auch notwendig. Daran ändern auch Ihre Beobachtungen hinsichtlich Motorik, Orientierung, Geschicklichkeit etc, nichts. Zudem würde in Abhängigkeit von den Befunden eine konsequente Schielbehandlung begonnen werden müssen (Okklusionsbehandlung etc.). Vorerst sollte man jedoch die Untersuchungsergebnisse der Spezialisten abwarten, um hier Genaueres sagen zu können. Ein Tipp: stellen Sie dort Ihre konkreten Fragen, die Sie sich vielleicht zu Hause bereits notiert haben, und verlangen Sie nach verständlichen Antworten! Dazu muß man sich als Arzt oder Orthoptistin die Zeit nehmen und sich nicht nur zwischen Tür und Angel ein paar Bemerkungen abringen lassen. Viel Glück!

[Liekfeld.]

Re: Hyperopie bei 18 Monate altem Kind


Guten TAg,
in der Regel ist es normal (physiologisch), dass Kinder in dem Alter hyperop ("weitsichtig" ) sind und damit gut sehen können. Wenn allerdings ein Schielen dazu kommt, sollte man die Weitsichtigkeit unbedingt korrigieren (wegen des Schielens, obwohl das Kind ggf. gut sehen kann).
Eine Untersuchung ist auch in diesem Alter möglich (durch objektive Untersuchungen, z.B. durch die sogenannte Skiaskopie). Wenn die Kooperation sehr schlecht ist, muss ggf. auch eine Kurz-Narkose zur Untersuchung durchgeführt werden.
Jedenfalls ist es sicher sinnvoll, in einer Spezialabteilung (oder in einer Praxis mit sogenannter "Sehschule") betreut zu sein. Bitte seien Sie aber nicht bekümmert: Es ist nichts Schlimmes, sollte aber für die vernünftige Entwicklung des Sehens Ihres Kindes früh behandelt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Priv.-Doz. Dr. A. Liekfeld.