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Cyanogene Stoffe

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  • Cyanogene Stoffe

    Da ich selbst in der Apotheke arbeite, kann ich bestätigen, dass Leinsamen für die Langzeit-Einnahme sehr gut geeignet ist. Allerdings kenne ich wirklich niemanden, der solche Massen davon verzehrt, dass die winzige Menge Blausäure, die dabei entstehen kann, gesundheitsschädlich wirken kann!


  • RE: Cyanogene Stoffe


    Leinsamen enthält in Form der cyanogenen Diglykoside Linustatin und Neolinustatin ca. 20 bis 50 mg Cyanid pro 100 Gramm Leinsamen.
    Über eine mögliche Blausäureintoxikation nach der Einnahme von Leinsamen ist viel diskutiert worden, da die tödliche Dosis an Blausäure beim Menschen, akut als leicht zugängliches Cyanid aufgenommen, ca. 1 mg/kg Körpergewicht beträgt.
    Weder eine Einmaldosis von 100 g Leinsamen noch chronische Dosen von täglich 45 bis 50 g über 4 bis 6 Wochen führen jedoch zu irgendwelchen Vergiftungserscheinungen beim Menschen.
    Im Tierexperiment führen 500 mg isoliertes Linamarin (Monoglykosid) pro kg Körpergewicht bei 70% aller Ratten zum Tode.
    Bei 300 mg/kg KG überleben alle Tiere, zeigen jedoch Vergiftungserscheinungen. Bei einer subletalen Dosis von 94 mg/kg KG täglich über 5 Wochen weisen die Tiere keine offensichtlichen Anzeichen von Toxizität auf, jedoch einen erniedrigten systolischen Blutdruck, eine reduzierte Aktivität der Cytochromoxidase im Herzgewebe und einen erhöhten Lactat/Pyruvat-Quotienten im Blut.
    Die niedrige Toxizität von Leinsamen wird darauf zurückgeführt, daß das Cyanid im sauren Magensaft nur sehr langsam aus den Diglykosiden abgespalten wird, da es sich zum einen um einen mehrstufigen Abbau handelt, der auch nur eintreten kann, wenn Leinsamen zerkleinert wird, und da zum anderen im Magen nicht das pH-Optimum der entsprechenden Enzyme Linustatinase, Linamarase und Hydroxynitrillyase (zwischen pH 4 und pH 6) vorliegt. Die Anflutung des frei werdenden Cyanids ist daher so langsam, daß das sehr schnell funktionierende Entgiftungssystem in vivo nicht erschöpft wird.
    Im sauren Magen kann freiwerdende Blausäure mit Salzsäure bereits zu der wesentlich weniger toxischen Ameisensäure und Ammoniumchlorid reagieren.
    Der wichtigste Entgiftungsmechanismus des Körpers ist jedoch die Umwandlung des Cyanids in das Rhodanid (SCN–) durch das Enzym Rhodanase, das in fast allen tierischen Geweben vorhanden ist. Rhodanid ist ca. 200mal weniger toxisch als Cyanid.
    Die Tatsache, daß einige Mutterschafe bei einer Diät aus Leinsamen, Hafer und Luzerne Lämmer mit akutem Kropf werfen, wird darauf zurückgeführt, daß das im Stoffwechsel aus den cyanogenen Glykosiden des Leinsamens entstehende Rhodanid die Iodaufnahme hemmt.
    Die Hydrolyse der cyanogenen Glykoside erfolgt im Wiederkäuermagen unter der Einwirkung der Mikroflora und einem pH von 5 bis 6 wesentlich schneller als im monogastrischen sauren Magen.
    Andererseits wurden die cyanogenen Glykoside als protektiver Faktor bei Selen-Intoxikation von Hühnern identifiziert. Eine 20%ige Leinsamen-Diät antagonisiert die Selen (20 bis 40 ppm) - induzierte Wachstumsverzögerung deutlich und reduziert die Mortalität bei 40 ppm Selen von 43% auf 3% Linatin.
    Leinsamen hat als 30%ige Diät einen wachstumsretardierenden Effekt bei Hühnern, was durch Gabe von Vitamin B 6 (Pyridoxin) aufgehoben werden kann.
    Ähnliches wird auch von Ratten berichtet.
    In anderen Studien zeigen Schweine und Ratten bei einer 30%igen Leinsamen-Diät keinen Vitamin B6-Mangel.
    Als Vitamin B6-Antagonist in Leinsamen wurde das Dipeptid Linatin identifiziert, das bei Hydrolyse 1-Amino-D-prolin freisetzt. Dieses bildet mit Pyridoxalphosphat einen stabilen Komplex.
    Pathologische Relevanz scheint sich jedoch nur bei einer ohnehin bestehenden Unterversorgung mit Vitamin B6 zu ergeben.

    Chronische Toxizität von Leinsamen beim Menschen:
    Fallberichte über die Aufnahme von 100 bis 300 g Leinsamen täglich über mehrere Wochen bis über 1 Jahr ergeben keine Anhaltspunkte für eine toxische Wirkung.

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