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Paracetamol

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  • Paracetamol

    Bei mir wurde vor ca. 4 Jahren ein Morbus Meulengracht diagnostiziert. Trotzdem wurde mir schon vermehrt Paracetamol verschrieben. Wie ernst ist die Kontraindikation zu nehmen? Mit was für Nebenwirkungen muss ich rechnen?
    Danke für eine Antwort!


  • RE: Paracetamol


    Das Gilbert Syndrom ist keine echte Kontraindikation. Eine internistische Diagnose verschafft Klarheit darüber, ob bei dir ein Leberparenchymschaden entstanden ist.

    Paracetamol soll mit verlängertem Dosierungsintervall bzw. mit verminderter Dosis unter Kontrolle der Leberwerte (diagnostisches Vorgehen nach Poralla) bei bestehendem Gilbert-Syndrom (Synonym: Icterus juvenilis intermittens, Morbus Meulengracht) angewendet werden.
    Für den Menschen ist bekannt, dass die Aufnahme von mehr als 6 g Paracetamol mit Plasmakonzentrationen von 200 bis 300 mg/ml nach 4 Stunden, von 100 bis 150 mg/ml
    nach 8 h, 50 bis 80 mg/ml nach 12 Stunden und 30 bis 45 mg/ml nach 15 Stunden zu Leberzellschäden mit tödlichem Verlauf im Coma hepaticum führen kann.

    Die Hepatotoxizität von Paracetamol steht in direkter Abhängigkeit zur Blut-Plasmakonzentration. Enzyminduktoren und Alkohol können auch bei sonst nicht toxischen Dosen von Paracetamol Leberschäden auslösen.

    Im Tierversuch zur subchronischen und chronischen Toxizität von Paracetamol an Ratte und Maus traten Läsionen im Magen-Darm-Trakt, Blutbildveränderungen, Degeneration des Leber- und Nierenparenchyms bis hin zu Nekrosen auf.
    Die Ursachen dieser Veränderungen sind einerseits auf den Wirkungsmechanismus und andererseits auf den Metabolismus von Paracetamol zurückzuführen.
    Die Metaboliten, denen die toxischen Wirkungen zugeschrieben werden, und die entsprechenden Organveränderungen sind auch beim Menschen nachgewiesen.
    Daher sollte Paracetamol nicht über längere Zeit und in höheren Dosen eingenommen werden. Fälle von reversibler, aktiver, chronischer Hepatitis sind bereits bei oralen Tagesdosen von 3,9 und 2,9 g und einer Anwendungsdauer von 1 Jahr beschrieben. Deutlich leberschädigende Wirkungen können bei einer längerfristigen Anwendung von erhöhten oralen Tagesdosen (um 6 g Paracetamol) über z. B. 3 Wochen auch bei fehlender Vorschädigung der Leber, wie z. B. bei Nichtalkoholikern, auftreten.

    Der Morbus Gilbert ist eine Bilirubinstoffwechselstörung, die auf einer kombinierten Störung der Bilirubinaufnahme in die Leberzelle und einer leichten Verminderung der Glucuronyltransferase beruht.
    Die harmlose Stoffwechselanomalie ist relativ verbreitet, sie wird in einer Prävalenz von 3-7% in der Bevölkerung beobachtet, wobei das männliche Geschlecht häufiger befallen ist. Die Vererbung ist autosomal dominant. Die Erstmanifestation liegt häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.
    Es tritt ein leichter Skleren- und Hautikterus auf, das Serumbilirubin steigt selten über 4 mg/dl (70 µmol/L) an. Vermehrt ist das indirekte Bilirubin. Bei manchen Personen ist der Ikterus das einzige Symptom, gelegentlich werden unspezifische Symptome, wie Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit und uncharakteristische Oberbauchbeschwerden, angegeben. Die übrigen Laboruntersuchungen sind normal. Insbesondere sind Transaminasen, alkalische Phosphatase und Gamma-GT nicht erhöht. Lichtmikroskopisch ist das Lebergewebe unauffällig.
    Die Diagnose des Morbus Gilbert kann häufig allein durch die klinischen Untersuchungen und die indirekte Hyperbilirubinämie mit hinreichender Sicherheit gestellt werden. Bei Unsicherheit über die Abgrenzung gegenüber toxischen und entzündlichen Leberkrankheiten bringt die Leberbiopsie eine eindeutige Klärung.

    Die Behandlung des Morbus Gilbert besteht in erster Linie in der Aufklärung des Patienten über die Harmlosigkeit der Stoffwechselanomalie. Obwohl durch Gaben von Phenobarbital die Hyperbilirubinämie gesenkt werden kann, ist die Anwendung dieser Medikamente bei der Harmlosigkeit der Erkrankung nicht indiziert.

    Die Prognose ist gut.

    Kommentar


    • RE: Paracetamol


      wenn du kein cand. med. bist:

      wegen dem verzögerten (wg. gilbert) abbau vom paracetamol in der leber kann das zeugs nicht wie üblich dosiert werden -> gefahr von leberschäden
      deswegen auch die leber ab und an mal checken lassen.

      Kommentar


      • RE: Paracetamol


        Hallo,
        eine Kontraindikation sollte man immer ernst nehmen. In diesem Fall geht es darum, daß mögliche Nebenwirkungen von Paracetamol auf die Leber sich ungünstig auf die Meulengracht-Erkrankung auswirken könnten.

        Wenn Sie kurzfristig (also wenige Tage in üblicher Dosierung) Paracetamol zur Schmerzbehandlung genommen haben, ist vermutlich nichts passiert. Es gibt aber Patienten, die es langfristig nehmen. Dann müßte unbedingt regelmäßig die Leber kontrolliert werden oder ein anderes Schmerzmittel vorgezogen. Bitte informieren Sie den behandelnden Arzt immer über die bestehende Erkrankung.

        Mit freundlichen Grüßen
        Dr. Heike Pipping

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