#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Malzbonbon

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Malzbonbon

    EINMAL MALZBONBONS, BITTE !

    ''Könnte ich bitte noch einen Cognak haben, einen einzigen, bitte ?'', flehte der Gast die Kellnerin an. Diese lächelte amüsiert ''. Aber klar, einfach, doppelt oder dreifach ??''. ''Doppelt, wenn es geht, mein Kratzen im Hals ist schon viel besser !''. Der Cognak kam, der Gast kippte ihn. ''Noch einen ?'', fragte die Kellnerin. ''Bitte ja'', antwortete der Gast ''und ich garantiere Ihnen, meine Leberwerte sind in Ordnung und ich fahre auch heute nicht mehr mit dem Auto. Ich bin auch ruhig und kotze bestimmt nicht ins Waschbecken.... Die Kellnerin lächelte und brachte den Cognak und ich begann mich zu wundern. In einer fremden Stadt an der Hotelbar wundert man sich über manches.
    ''Wollen Sie meine Geschichte von heute hören ?'', wandte sich der Gast an mich. Auch wenn ich nein sagte, würde er sie mir erzählen. Und so erzählte er mir seine Geschichte vom kratzenden Hals. Die damit begann, daß er morgens mit eben diesem Kratzen im Hals aufwachte und ein bißchen krächzte und ihm siedendheiß einfiel, daß er irgendwo eine ganz wichtige Sitzung hatte, bei der er reden und überzeugen mußte. Und so fragte er den Hotelportier, wo es hier in der Nähe einen Süßwarenladen gäbe, er bräuchte dringendst Malzbonbons.
    ''Ach, wenn es um die Gesundheit geht, gehen Sie doch in die Apotheke. Dort gibt es immer hervorragende Qualität, gute Beratung und so viel teurer werden die wohl auch nicht sein...
    Also ging ich, erzählte er, in die nächste Apotheke um die Ecke.
    ''Bitte eine Tüte Malzbonbons''
    ''Warum ?'', fragte die Apothekerin
    ''Mein Hals kratzt''
    ''Seit wann ?'', setzte die Apothekerin nach
    ''Irgendwann seit heute Nacht ?''
    ''Haben Sie Schluckbeschwerden ?'''
    ''Etwas...''
    ''Und Husten ?''
    ''Nein, nicht direkt aber einen Hustenreiz''
    ''Aha...''
    ''Was Aha ?''
    ''Nun, da könnten Malzbonbons das Falsche sein...''
    ''Dann geben Sie mir eben Hustenbonbons !''
    ''Aber Sie haben doch gar keinen Husten...''
    ''Geben Sie mir irgendwelche Bonbons zum Lutschen !!!''
    ''Ach so, Sie haben einen Heißhunger auf Süßes ? Warum sagen Sie das nicht gleich ?''
    ''Ich habe ein Kratzen im Hals''
    ''Haben Sie Durstgefühl ??''
    ''Jaaaaaaaaaaaaa''
    ''Ist noch lange kein Grund, unhöflich zu werden. Wann haben Sie zuletzt Ihren Blutzucker kontrolliert ??''

    Dann nahm sie mir Blut ab. Der Wert war in Ordnung, irgendwo bei 120 Umdrehungen. Ich bekam ein Protokoll. Etwas übergwichtig, meinte sie, als sie meinen Body-Mass-Index mit 24,7 ermittelte.
    Dann kam die alles entscheidende Frage: ''Rauchen Sie ?''
    Nun war ich unten durch, denn wahrheitsgemäß antwortet ich verschämt ''Ja'' und wußte in diesen Moment, daß ich jeden Anspruch auf eine Tüte Malzbonbon leichtfertig verspielt hatte.
    ''Wieviel Schachteln ?''
    Jetzt hatte ich es aber satt: ''Keine Schachteln, nur die Zigaretten einzeln...''
    ''Sie wissen aber, daß Rauchen schädlich ist ????''
    ''Alles, was Freude macht, ist entweder unmoralisch, ungesund oder macht dick...''

    Trotzdem errang ich einen Teilsieg. Auf der Theke lag bereits ein Algenprodukt zum Abnehmen und eine Packung Raucherentwöhnungstabletten für eine 30-Tage-Kur. Und jetzt war ich wild entschlossen, mir die Malzbonbons doch noch zu erkämpfen. Auch die Dame nebenan führte einen verzweifelten Kampf. Sie litt offensichtlich an Scheidenpilz und vermochte nicht genau zu defrinieren, ob nun das Brennen oder das Jucken unangenehmer sei. Aber auch sie kämpfte verbissen. Eine andere Dame - zu meiner Rechten - hatte weniger Glück, sie bekam nichts gegen ihre Kopfschmerzen. Denn sie legte eine Plastikkarte vor, auf der alle Medikamentenkäufe des letzten Jahres gespeichert waren. Und da dies nun bereits die dritte Schachtel Kopfschmerztabletten innerhalb von einem halben Jahr gewesen wäre, wurde sie mit Schimpf und Schande des Ladens verwiesen. ''Tablettenmißbrauch zu verhindern, ist unsere große Aufgabe'', strahlte der Apotheker und wandte sich an mich: ''Malzbonbons ? Wann waren Sie zum letztenmal beim Zahnarzt ? Zucker i
    st nicht gut für die Zähne !''
    ''Es gibt inzwischen zuckerrestistentes Plastik'', antwortete ich ihm und knallte ihm meine Prothese auf die Theke. Er bot mir an, sie im Ultraschall sauber zu machen. Ich lehnte dankend ab.

    Man muß schließlich Kompromisse schließen und nach langen Verhandlungen einigten wir uns auf zuckerfreie Salbeibonbons. Ich verließ als Sieger die Apotheke. Aber es hatte an meinen Nerven gezerrt. ''Ganz ruhig'', sagte der Taxifahrer, der mich zu meinem Termin bringen sollte. ''Wissen Sie, es gibt heute so viele Naturheilmittel, die bei den kleinen Unpäßlichkeiten des Lebens helfen können. Zum Beispiel gegen Ihre Nervosität Johanniskraut. Hilft mir prima, gibt es zwar jetzt nur noch in der Apotheke - in ensprechender Qualität meine ich - aber es lohnt sich. Soll ich bei der nächsten Apotheke anhalten ?''
    Ich lehnte ab ''Tut mir leid, aber ich habe eine Apotheken-Allergie...''
    Er bot mir an, das für mich zu erledigen. Er hielt bei der nächsten Apotheke und war in ein paar Minuten wieder da. Freudestrahlend drückte er mir die Tüte in die Hand. Und ich traute meinen Augen nicht. In der Tüte war neben dem Johanniskraut auch eine Apothekenzeitung, ein Päckchen Papiertaschentücher und eine Probetüte Malzbonbons...


  • RE: Malzbonbon


    KEINE KOSTENLOSE BEHANDLUNG IN DER APOTHEKE

    ''Erwarter wurde, daß das Krankheitsbild abgeklärt wird'', schrieb die Zeitschrift Warentest in ihrer März-Nummer. Getestet wurden Apotheken und dabei gab es Minuspunkte für Apotheker, die bei einem Testkäufer, der ein Schnupfenmittel verlangt hatte, das Krankheitsbild in Richtung eines chronischen Schnupfens nicht abgeklärt hatten. Zu Unrecht, wie Wolfgang Lammery im med-con-Heilpraktiker-Newsletter vom 8. März 2004 ausführte. Apotheker dürfen kein Krankheitsbild ''abklären'', dies ist nach den Bestimmungen des Heilpraktikergesetzes nur den Heilpraktikern und Ärzten vorbehalten.
    Und Apotheken sind auch keine ''Medikamenten-Polizei'', bei der jeder, der ein Arzneimittel kaufen will, durch die ''Gesichtskontrolle'' muß. Die Apotheken-Trumpfkarte Beratungskompetenz und pharmazeutisches Wissen wird nämlich zusehends öfter falsch ausgespielt. In einer Mischung aus Oberlehrertum und Amtskappen-Mentalität fühlt man sich als letzte Bastion gegen ''dumme Patienten'' und ''schwachsinnigem Verschreibungsverhalten einiger wildgewordener Ärzte oder Heilpraktiker'' (was unter Anführungszeichen steht sind Originalpassagen aus Apotheker-Stellungsnehmen).

    Patienten werden in Zukunft Apotheken meiden, die hier penetrant ihr Ego befriedigen wollen. Glücklicherweise gibt es noch genug Apotheker, die einen diskreten und sicheren Service der Versorgung mit Arzneimitteln bieten. Und das, was der Heilpraktiker oder der Arzt nach ausführlicher Anamnese und Diagnose und unter Abwägung aller Vor- und Nachteile als die optimale Therapie herausgefunden hat, nicht zwischen Tür und Angel ohne Fähigkeit und ohne Berechtigung der eigenen Diagnose einfach aus dem persönlichen Vorurteil heraus nicht in der Luft zerreißen.

    Natürlich sind die Apotheken krankenkassenverwöhnt. Denn der Krankenkassenpatient mußte und muß mehrfach um ''sein'' Medikament kämpfen. Zunächst beim Arzt, daß er es verschrieben bekommt und dann in der Apotheke, daß er es auch wirklich bekommt. Mit der sogenannten ''Aut-idem-Regelung'' gibt es eben nicht unbedingt das verschriebene Medikament, sondern nur eines mit den gleichen Wirkstoffen. Und daß ein Kaffee eben im Cafe besser schmeckt als in der Imbißbude - obwohl die gleichen Wirkstoffe drin sind - ist ja auch bekannt.
    Bei Acetylsalicysäure ist es zum Beispiel so, dass das "Aspirin" von Bayer sehr viel reiner ist als das Vergleichspräparat von Ratiopharm (Bayer fällt Aspirin zig mal mehr aus als Ratiopharm). Dem Normalo macht das nichts aus, aber es gibt Menschen, die auf die Nebenprodukte allergisch reagieren.Wobei dies kein Angriff gegen Ratiopharm ist, bei anderen Arzneimitteln kann dies ganz anders aussehen, beispielsweise bei Medikamenten gegen Magengeschwüre: Sowohl Antra Mups als auch Omeprazol NT Ratiopharm können in Wasser aufgelöst werden, die eigentlichen magensaftresistenten Kapseln sind nur durch eine normale wasserlösliche Kapsel umschlossen. Diese Aufschwemmung kann dann getrunken werden. Und das ohne Wirkungsverlust. Wichtig beispielsweise, wenn bei der Dosierung eine Kapsel zuviel ist.
    Momentan geht das nur bei Ratiopharm und bei anderen nicht, denn dabei handelt es sich um "monolithische Retardkapseln", die weder gut noch schnell aufgenommen werden, weil diese Klotzkapsel relativ lange im Magen liegt. Das Gleiche ist eben nicht immer das gleiche.
    Aber niemand weiß, ob und wann Ratopharm dies ändert und ob und wann andere Firmen nachziehen. Da kommt es eben auf das Wissen und die Erfahrung des behandelnden Arztes an, was er unter Würdigung aller Voraussetzungen für richtig hält

    Übrigens, wenn Sie Kassenpatient sind und sich eine ärztliche Verschreibung abholen, sollten Sie beachten, daß es auf dem Kassenrezept ein Feld ''aut-idem'' gibt. Aut-idem ist Latein und bedeutet ''Das Gleiche''. Kreuzt der Arzt das Feld ''aut-idem'' an, heißt das für den Apotheker, daß er NICHT austauschen darf. Sie haben richtig gelesen: Früher war das anders, wenn ''aut-idem'' angekreuzt war, durfte (oder mußte) der Apotheker gegen billigere Mittel austauschen. Da viele Ärzte einfach nicht angekreuzt hatten, hat man das vor zwei Jahren ins Gegenteil verkehrt. Vermutlich auch als Test für die nächste Bundestagswahl: Wenn Sie dann SPD ankreuzen, heißt das, daß Sie die SPD nicht haben wollen. Wer dann CDU ankreuzt, bekommt Rot-Grün.

    Sehen Sie es also bitte den Apotheken nach, wenn sie Fehler machen. Sie wurden nun in die Marktwirtschaft gestoßen und müssen sich darin erst bewähren. Sie müssen erst begreifen lernen, daß ihr Geld vom Kunden kommt und nicht mehr (ausreichend) von der Krankenkasse. Den Kunden - wie es die Zeitschrift Warentest und einige Apotheker tun - aber als Schlitzohr zu sehen, der Arzneimittel mißbrauchen will und die Apotheken hier gegenhalten müssen, ist der falsche Weg in die Marktwirtschaft.

    Kommentar

    Lädt...
    X