I. Ovarialinsuffizienz.
Die Funktionsstörungen der Eierstöcke sind relativ häufig und hinsichtlich der Entstehung sehr vielschichtig. Die Ursuchen können in den Ovarien selbst (primäre Ovarialinsuffizienz) oder anderen Systemen (sekundäre, tertiäre und hyperandrogene Ovarialinsuffizienz), insbesondere im Hypothalamus – Hypophysen - system, liegen.
Wichtige Symptome der Unzulänglichkeit der Eierstöcke (Ovarialinsuffizienz) sind Störungen der Monatsblutung und oder Infertilität. Daneben beobachtet man häufig Virilisierungserscheinungen wegen des gestörten Verhältnisses von weiblichen zu männlichen Sexualhormonen. Liegt eine fehlende oder fehlerhafte Eierstockanlage (Ovarialagenesie, - dysgenesie) vor, ist bei der Geburt das äußere Genitale normal, die Pubertät mit der Entwicklung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale bleibt jedoch aus. Sofern präpubertär die Funktion der Ovarien zum Erliegen kommt, bleibt die körperliche Entwicklung auf der kindlichen Stufe stehen. Da die Epiphysenfugen der Röhrenknochen DAD ständige Frage nach Wachstum) aber lange offen bleiben, werden die Patientinnen ausgesprochen groß.
Als Stein - Leventhal - Syndrom (PCO - Syndrom) wird ein Krankheitsbild bezeichnet, bei dem es infolge verschiedener endokriner Störungen (z. B. mangelhafter Umwandlung von Androgenen in Östrogene) zu einer polyzystischcn Umwandlung (Entstehung zahlreicher Zysten) der Ovarien mit Amenorrhoc, Hirsutismus und Adipositas kommt.
Übersicht über die Formen der Ovarialinsuffizienz
1. Primäre Ovarialinsuffizienz
Gonadendysgenesie (z. B. bei Ullrich - Turner - Syndrom)
Resistant - ovary Syndrom (FSH - oder LH – Rezeptor Störungen, ovarielle antigonadotrope Antikörper), Ovarialtumoren, Zytostatikatherapie
2. Sekundäre bzw. tertiäre Ovarialinsuffizienz
GnRH-Mangel, unzureichende Sekretion von LH und FSH, Dysfunktion des hypothalamisch - hypophysären Regelkreises, Hyperprolaktinämie
3.Hyperandrogene Ovarialinsuffizienz
Polyzystische Ovarien (Stein Leventhal Syndrom) und das adrenogenitale Syndrom.
II. Zyklusanomalien.
Zu den Störungen der normalen Monatsblutung zählen Änderurngen des Blutungsrhythmus (Rhythmusanomalien) oder der Blutungsstärke (Typusanomalien) sowie das Ausbleiben der Regel (Amenorrhoe)
Bei einer Polymenorrhoe liegen anovulatorische Zyklen vor, oder die Gelbkörperphase ist verkürzt. Die Ursache einer Oligomenorrhoe ist eine verlängerte Follikelreifungsphase oder eine Follikelpersistenz. Eine Hypermenorrhoe besteht außer bei Adipositas oder Ovarialinsuffizienz nicht selten bei psychischen Störungen. Eine Hypermenorrhoe ist dagegen durch eine verminderte oder gestörte Kontraktionsfähigkeit des Myometriums, Gerinnungsstörungen, Uteruskarzinom oder (relativ selten) Gestagenmangel bedingt. Eine Metrorrhagie, d. h. eine außerhalb des Zyklus auftretende Blutung, wird durch Tumoren (Myome, Karzinome) oder Endometritis hervorgerufen.
Bei den Amenorrhöen (fehlenden Regelblutungen) werden verschiedene Formen unterschieden. Eine primäre Amenorrhoe liegt vor, wenn nach vollendetem 18. Lebensjahr noch keine Menarche (erste Regelblutung) eingetreten ist. Von einer sekundären Amenorrhoe wird gesprochen, wenn Menstruationen zunächst erfolgen. dann aber längere Zeit ausbleiben.
Arten der Zyklusstörungen:
1.Rhythmusanomalien
Polymenorrhoe = Intervall zwischen 2 Regelblutungen < 22 Tage
Oligomenorrhoe = Intervall zwischen 2 Regelblutungen > 35 Tage
2. Typusanomalien
Hypomenorrhoe = zu schwache und zu kurze Regelblutung
Hypermenorrhoe = abnorme starke Regelblutung
Menorrhagie = Regelblutung mit einer Dauer von mehr als 7 und weniger als 14 Tagen
Metrorrhagie = außerhalb des Zyklus auftretende Blutung
Amenorrhoe = fehlende Regelblutung, primäre Amenorrhoe = fehlende Menarche nach vollendetem 18. Lebensjahr
sekundäre Amenorrhoe = Ausbleiben der Regelblutung mehr als 90 Tage nach der letzten Menstruation ohne Gravidität
Ferner muß zwischen einer phvsiologischen und dysfunktionellen Amenorrhoe unterschieden werden. Eine physiologische Amenorrhoe tritt während der Schwangerschaft und in der Stillzeit auf. Dysfunktionelle Amenorrhöen findet man als Folge von Störungen des hypothalamisch hypophysären Regelkreises oder der Ovarialfunktion sowie bei Uterus - oder Vagina - Aplasien.
Dysmenorrhoe.
Eine Dysmenorrhoe liegt vor, wenn Frauen durch die monatliche Regel ernsthaft beeinträchtigt werden und ihren beruflichen und anderen Aufgaben nicht voll nachkommen können. Man unterscheidet eine primäre von einer sekundären Dysmenorrhoe. Bei der primären Dysmenorrhoe sind aufgrund erhöhter Prostaglandinspiegel (PGF 2 alfa) die Menstruationsblutungen sind von Anfang an schmerzhaft,
bei der sekundären Dysmenorrhoe tritt die Schmerzhaftigkeit erst in späteren Jahren auf.
Als Ursachen einer Dysmenorrhoe kommen organische Erkrankungen (u. a. Endometriose, Entzündungen, Fehlbildungen, Tumoren der Geschlechtsorgane) oder funktionelle Störungen (z. B. vegetative oder hormonale Dysregulationen, psychische Faktoren wie unerfüllter Kinderwunsch oder berufliche Enttäuschungen) in Frage.
Lokale dvsmenorrhoische Beschwerden äußern sich in ziehenden krampfartigen Schmerzen im Rücken oder Unterleib, die sich bis zu heftigen Koliken steigern können. Daneben klagen die Frauen über allgemeines Unwohlsein, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Herzklopfen u. a.
Endometriose
Als Endometriose wird das Vorkommen von Gebärmutterschleimhaut außerhalb ihrer normalen Lokalisation in der Gebärmutter, z. B. in Eileitern, Eierstöcken, Uterusmuskulatur, oder auch in Darm, Harnblase oder Lunge, bezeichnet (ekzope Endometriumbildung). Wie beim eigentlichen Endometrium ist auch das Wachstum der Endometriumsherde zyklusabhängig und tritt nur im geschlechtsreifen Alter auf. Wesentliche Symptome sind insbesondere vor und während der Menstruation auftretende Schmerzen.
Infertilität
Während früher zwischen Infertilität (Unvermögen eine Schwangerschaft bis zur Lebensfähigkeit der Leibesfrucht auszutragen) und Sterilität (Ausbleiben Schwangerschaft trotz ungeschützten regelmäßigen Kohabitationen während mindestens eines Jahres) unterschieden wurde, wird heute, der internationalen Nomenklaturfolgend, vorwiegend die Bezeichnung Infertilität als Oberbegriff für ungewollte Kinderlosigkeit verwendet.
In Europa und den USA liegt die Infertilitätshäufigkeit bei ca. 10 bis 15 %. In etwa bei 40% der Fälle ist die Kinderlosigkeit durch den weiblichen, in ebenso ca. 40% bei den männlichen Partner und bei ca. 20% durch beide Partner bedingt. Ursächlich kommen in Betracht:
Bei der Frau endokrine Störungen (fehlender Eisprung, Corpus luteum Insuffizienz, Hyperprolaktinämie), Eileiterverschluß, meist durch Eileiterentzündungen, Endometriose, Missbildungen oder Tumoren im Gebärmutter - oder Scheidenbereich Antikörper gegen Spermien im Zervikalsekret (immunologisch bedingte lnfertilität) sowie psychische Faktoren (sex. Abwehrspannung u. Gefühlskälte etc).