Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

[Tamara1509]

Hallo liebes Forum,

ich schäme mich sehr dass ich hier schon wieder schreibe, wo ich doch letztens noch meinte mir ginge es so gut und ich wäre gesund und alles.

Ich habe leider in letzter Zeit viel über Zwangststörung gegooglet, da ich selbst mal Zwangsgedanken hatte und eigentlich nur die Prognose wissen wollte. Als ich herausgefunden habe, dass diese nicht so toll ist, habe ich Panik bekommen und immer mehr darüber recherchiert. Ich habe viele Berichte von Betroffenen gelesen und hatte richtige Katastrophengedanken. Ich hab mich dann versucht zu beruhigen in dem ich mir gesagt hab: " selbst wenn nochmal Zwangsgedanken kommen, du weißt doch dass man die nie in die Tat umsetzt und dass du sie dann einfach ziehen lassen kannst. Also würdest du auch einen Rückfall bestimmt gut überstehen"

Doch dann bekam ich plötzlich Angst auch irgendwann Zwangshandlungen zu bekommen und mir ständig die Hände zu waschen oder Dinge zu wiederholen. Seit dem achte ich total auf mich selbst. Wenn ich zum Beispiel einen Satz zweimal denke oder wenn ich einen Text mehrmals lese bekomme ich Angstgefühle, weil ich dann denke: Was wenn du das jetzt immer machst? Selbst bei Dingen die ich schon ewig so als kleine Macken habe denk ich auf einmal: Was wenn das ein Zwang wird?

Vor 2 Tagen habe ich zum Beispiel mit meinem Freund einen Film geschaut und war kurz im Bad. Als ich in den Spiegel geschaut hab und mir kurz an die Nase gefasst habe schoss mir auf einmal durch den Kopf: Was wenn du jetzt ständig deine Nase berühren musst. Die nächsten 20 min des Films war ich super angespannt und dachte ständig daran, dass ich mir jetzt auf keinen Fall ins Gesicht fassen darf, sonst könnte das ein Zwang werden. Und wenn ich es dann doch getan hab, hab ich noch mehr Angst bekommen.

ich mache wird einfach solche Sorgen, weil ich ja bereits Zwangsgedanken hatte und dadurch bestimmt anfällig für sowas bin. Sonst hatte ich immer nur Angst vor Krankheiten die ich höchstwahrscheinlich nicht habe, da könnte ich mich immer recht gut wieder beruhigen, aber hier klappt diese Logik nicht. Bin ja quasi vorbelastet.

jetzt stellt sich mir die Frage: kann man eine Zwangshandlungen entwickeln alleine durch die Angst davor? Weil wenn man beispielsweise sich sagt: Rück jetzt nicht die Gegenstände auf dem Tisch gerade oder wiederhole nicht dieses Wort im Kopf, dann bekommt man doch unweigerlich den Drang genau das zu tun.
oder gilt hier das gleiche wie bei anderen Zwangsgedanken, dass man sie nicht ausführen wird, egal wie schlimm sich der Gedanke anfühlt.

Vielleicht kann mich jemand ein bisschen beruhigen, denn ich kriege immer mehr Angst

[Tired]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Es gehört ja alles zu den Neurosen und eine Angststörung ist ja auch irgendwo zwanghaft.
Aber was du beschreibst betrifft die Gedanken, du führst ja keine Zwänge aus, der Zwang ist immer noch der Gedanke.
Du hast also Zwangsgedanken, die sich einen neuen Weg suchen, da du gelernt hast mit den vorherigen Gedanken besser umzugehen.
Mach da weiter, es ist im Prinzip kein Unterschied.

[Tamara1509]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Das stimmt, das verstehe ich auch. Ich hab nur jetzt Sorge dass ich die Gedanken ausführen könnte :/ weil: bei anderen Zwangsgedanken wie: Was wenn du da runterspringst? Das ist ja etwas was man wirklich nicht tun würde.
aber wenn man zum Beispiel Sorge hat sich immer wieder die Hände zu waschen, da funktioniert ja die Logik nicht weil man wäscht sich ja ab und zu die Hände. Ich glaube deshalb macht es mir so Angst weil ich dann hier nicht sagen kann: Das würdest du niemals tun!
Ich bin einfach so in Sorge, ich denke mit Zwangsgedanken kann ich echt ein gutes Leben führen, selbst wenn sie nie ganz verschwinden. Aber mit Handlungen, das wäre schon ein sehr starker Einschnitt in mein Leben. Das macht mir richtig Angst

[Tired]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Es ist aber kein Unterschied zu den letzten ZG, nur deine Ängste machen den Unterschied.
Und was passiert denn wenn du eine Zwangshandlung entwickelst?
Früh genug angegangen kann sie gestoppt werden und davon abgesehen, es wird dich nicht töten.

Knüpfe wieder bei dem an was dir geholfen hat, geh raus, lenke dich ab, denke um und vor allem, du kennst das schon, du weißt dass es "nur" Gedanken sind.

[Tamara1509]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Du hast wohl recht, es sind nur Gedanken. Ich denke, ich werde noch mal mit meinem ehemaligen Therapeuten sprechen, ob er mir helfen kann die Angst vor Zwangshandlungen zu überwinden. Weil ehrlich gesagt: bevor ich mich da so reingesteigert habe, hab ich nie einen Gedanken daran verschwendet ob ich Zwangshandlungen entwickeln könnte. Ich denke ich muss es schaffen, die Angst davor zu verlieren, weiß aber noch nicht genau wie. Weil bei meinen bisherigen Ängsten hat es letztenendes auch sehr geholfen mich ihnen zu stellen und sie dann gehen zu lassen.

[Tired]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Das hört sich doch gut an und ja, das Problem sind die Gedanken und das sich hinein steigern.
Du hast aber erkannt was Sache ist und somit wirst du auch diese Phase gut überstehen.

[Tamara1509]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Danke, du machst mir Mut

hört das eigentlich je wieder auf? Also dass sich die Angst immer etwas neues sucht? Hatte gefühlt in den letzten 3 Jahren schon alles durch: erst Panikattacken, dann somatische Beschwerden (Schwindel, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen), dann Angst vor körperlichen Krankheiten, dann Angst vor psychischen Krankheiten,... Selbst jetzt wo ich eine Therapie gemacht habe und besser damit umgehen kann, holt mich die Angst immer wieder auf neue Art und Weise ein.
wird das je vergehen, oder ist man quasi "einmal Ängstler immer Ängstler"?

[Tired]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Ja, das hört wieder auf.
Man muss die Mechanismen verstehen und lernen, sich darauf zu verlassen dass die es sind die einen mal wieder am Wickel haben.
Wenn man darauf vertraut, schwindet die Angst vor dem was die Angst suggeriert.
Ist natürlich bei weitem nicht so einfach, wie es sich anhört.

[Tamara1509]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Das stimmt, einfach ist es nicht, aber ich werde weiter an mir arbeiten (müssen), das bin ich mir dann doch Wert (oh man ich klinge wie aus einem Werbespot)

und wenn ich es mir recht überlege: selbst wenn ich immer ein wenig mehr Angst habe als andere Menschen, davon geht die Welt auch nicht unter. Es kriegt eben wohl doch jeder ein Päckchen mit auf den Weg

[Tired]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

So ist es.;-)

[Elektraa]

Re: Kann man Zwänge entwickeln weil man Angst davor hat?

Tamara, sind das nicht alles Sorgen, die man nicht hätte, wenn keine Zeit und Lust für solche Ideen hätte?

Bist du nicht richtig ausgelastet? Machst du lieber auf krank, um etwas, das ansteht, nicht tun zu müssen? Kannst du etwas nicht, was du gerne können möchtest?

Das ist nicht bös gemeint, aber niemand überlegt so etwas, wenn er recht eingebunden ist in eine Sache, die ihn wirklich freut und die er wirklich schön findet- das ist meist etwas, das man gut kann.

Wenn man das nicht hat, dann sucht man Fehler- bei sich, bei anderen, in sich, außerhalb von sich.

Nimm Vokabeln oder sonstiges an Lehrstoff, dass du immerfort wiederholen musst, dann kannst du praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen- deine Gedanken sind beschäftigt, deine Zwänge bringen dir einmal Geld und Lohn- wenn du diesen Hang zum Zwang einteilst in Lernaufgaben. Ich kann nicht anders, als dauernd Vokabeln zu pauken, eine neue Fremdsprache lernen wollen, oder tipp topp zu sein in sonstigen Fertigkeiten.

Man muss seine Eienarten zu nutzen verstehen.

Vera Birkenbiehl, eine sehr, sehr intelligente Frau, die viel erreicht hat in ihrem Leben ist so vorgegangen- sie hatte den Zwang immer zu reden, dann hatte geraten, werde Rednerin, nutz das doch zu deinen Gunsten! Und eben- sie wurde sehr wohlhabend damit.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als das, was wir haben zu nutzen lernen- warum nicht zu seinem Vorteil??

Bring dich mal zum lachen- auch das ist besser, als dauernd in diese Ernsthaftigkeit zu verfallen, die ja gar nicht angebracht ist bei all den Verrücktheiten, die man überall deutlich zu sehen kriegt. Wer ist schon normal?? Nicht einmal dein Therapeut- denn der hat sicher nicht von ungefähr wissen wollen, wie man Macken los wird und sicher deshalb auch sein Studium in diese Richtung gelenkt. So ist es auch richtig, so soll es auch sein.
Wegen dem haben wir ja spezielle Fähigkeiten- das wird auch bei dir so sein. Vieldenker braucht die Welt auch. Mach was draus! - wie eben, wenn schon fragen, dann frag, dich durch, wie gern du dies machen würdest, oder jenes und auf das steigere dich dann hinein.

Ich umarme dich
Hoff, dein Weg verläuft zu deinem Vorteil und in gute Bahnen gelenkt- da kann man jeden Tag was tun dafür- so wie du gerade viel tust, um dich in Krankheiten hineinzusteigern. Musst du ja nicht.

Servus

Elektraa