ich bin neu hier und wirklich verzweifelt... (wie wahrscheinlich viele andere auch hier)… :-(
Angefangen hatte alles vor ca. 20 Jahren, als ich mich dabei ertappte, dass ich beispielsweise Dinge, die ich kaufte, immer von allen Seiten betrachten muss, um zu sehen, ob da nicht doch ein Kratzer oder eine Delle ist.
Besonders bei IKEA, wenn ich mal Möbel kaufte.
Schon wenig später ertappte ich mich dabei, dass meine Wände nicht berührt werden dürfen. Also die weißen Wände mussten gestrichen werden und ab dann durfte ich sie nicht mehr berühren. Schon beim Streichen gab es Regeln, wie ich streichen musste, welche Richtung, wie ich die Rolle halten muss, etc... - schon das war sehr mühsam, denn am Ende strich ich eine Wohnung, die man in 1-2 Tagen streichen könnte, oft über eine Woche.
Und dann ging es weiter: Schalter und Steckdosen wieder montieren - ohne die Wand zu berühren. Das geht!!! Glaubt mir! Und wenn ich die Wand berührt hatte: nochmals streichen.
Bild aufhängen... - auch das geht, wenn man vor dem Streichen schon die Löcher macht und man das Bild dann soooooo vorsichtig auf den Nagel hängt, dass man nicht die Wand berührt.
Also Wände und Möbel waren das Thema bisher... - und es wurde schlimmer und schlimmer.
Vor 10 Jahren ging ich dann zu einer Psychologin, die es wohl gut mit mir meinte, aber ich hatte nicht viel Geld und konnte mir das nach der 4. oder 5. Sitzung nicht mehr leisten (musste es bezahlen).
Ich dachte mir: im normalen Leben bin ich doch stark, konsequent, es wäre doch gelacht, wenn ich dieses Verhalten nicht selbst eliminieren könnte.
Immer wieder (so 1x im Jahr) strich ich die ganze Wohnung neu, freute mich auf "danach", wenn dann alles schön ist, wollte es mir gemütlich machen, aber am Ende fand ich immer etwas und so konnte ich meine Arbeiten nie abschließen...
Und noch mehr: dadurch dieser Zwang auch sagt, zuerst die Wände, dann die Möbel, konnte ich auch keine Möbel mehr kaufen. Die alten Möbel hatte ich verkauft, die neuen Möbel durften erst in die Wohnung, wenn die Wände okay waren - aber die waren ja nie okay, weil der Zwang dauernd was gefunden hatte...
Ein Mal stand ich bei IKEA; den Wagen vollgeladen, 10 Meter vor der Kassa... - und der Zwang hinderte mich daran, nun zu zahlen und die Sachen nach Hause zu bringen. Ich setzte mich auf die Pakete, saß dort 2 Stunden, am Ende verließ ich IKEA ohne ein Möbel...
Aber auch die umgekehrte Version gibt es: bei IKEA noch stark genug, um zu bezahlen, zu Hause Möbel aufgebaut, am Ende aber so unwohl gefühlt, bis ich die Möbel wieder zurück gebracht hatte...
Dann fühlte ich mich wieder FREI!
Die Wohnung war zwar leer, aber ich fühlte mich besser, hatte im Kopf: nächstes Jahr streiche ich und dann kaufe ich Möbel - und dann ist alles schön...
Man muss dazu sagen: wenn eine schöne Wohnung neu gestrichene Wände und einen schönen Parkettboden hat, dann leidet man nicht wirklich, weil es ja ein schönes Ambiente ist... - aber ich sehnte mich nach dem Tag, wo ich gemütlich auf einem Sofa sitze und einen Film schaue.
Dann übersiedelte ich zwei Mal in 3 Jahren (andere Stadt) und jedes Mal die gleiche Geschichte: neue Wohnung, muss neu gestrichen werden, dann neue Möbel - und dann wird es gemütlich sein...
Fakt ist aber: ich wohnte in leeren Wohnungen und war immer unzufrieden mit den Wänden...
Und dann, ja dann der große Schritt: ich sollte in Osteuropa arbeiten...
Im Frühling 2017 bin ich also nach Osteuropa gezogen und die ersten Monate wohnte ich immer für 1 Monat in AirBnB Wohnungen, die eben für Touristen gedacht waren...
Das ist der Punkt: wenn etwas nicht mir "gehört", dann habe ich damit KEIN Problem. Also wie die Wände bei Frau Müller oder Frau Schmidt sind, tangiert mich gar nicht. Auch nicht bei Freunden, etc.. - nur bei mir zu Hause.
Aus den AirBnB Unterkünften wurden dann Wohnungen für 3-5 Monate, weil sich herausstellte, dass ich länger bleiben kann/muss und ich nicht dauernd übersiedeln wollte.
Auch hier waren die fertig eingerichteten AirBnB-Wohnungen immer gut genug. Einmal gab es sogar eine total fleckige bordeaux-rote Wand und selbst DIE störte mich nur peripher, weil ich eben wusste, dass es nur "für eine bestimmte Zeit" ist.
Das ist ein wichtiger Punkt: wenn ich weiß, dass etwas nur für einen bestimmten Zeitraum ist, dann kann ich besser damit leben!
Dann verliebte ich mich und weil ich sowieso wieder Wohnung wechseln musste, zogen wir zusammen.
Es war eine nagelneue Wohnung, eigentlich frisch gestrichen, aber dennoch mit kleinen Fehlern oder Flecken, wo die Arbeiter beispielsweise die Küche zusammenbauten, etwas schmutzig machten und dann nur ausgebessert wurde.
Was im normalen Leben bisher ein NO-GO gewesen wäre, störte mich nicht sonderlich.
Wir waren insgesamt 1,5 Jahre zusammen, trennten uns (sind aber noch Freunde ;-) und als sie auszog, gab ich ihr all die Möbel, die wir gemeinsam bei Ikea und Kare kauften und behielt nur einen Schreibtisch, ein Bett und einen Schrank, weil ich vor hatte, zurück nach Berlin zu gehen.
Dann kam wieder alles anders und ich blieb hier - in Osteuropa...
Schon im Sommer plante ich, dass ich mit meinem neuen Arbeitsvertrag (der im Oktober begann) die Wände neu streichen werde, dann neue Möbel bei IKEA und KARE kaufen werde, usw...
Für alle, die sich wundern, dass ich dauernd kaufe: die Möbel bei Ikea sind ja nicht teuer... also mit 1000 Euro kann man da sehr viel kriegen...
Ich bestellte also Farbe, die kam geliefert, ich plante ein Wochenende für das Streichen und eine Woche für die Möbel - Fakt ist aber, dass es inzwischen 19 Tage sind, wo ich anfing und nun, am Ende, wieder nicht zufrieden bin.
Das Bad musste ich drei Mal streichen, weil ich ein Mal mit einer Küchenrolle(!!!) an der Wand ankam (der Wind der Tür hat das Stück Küchenrolle gegen die Wand geblasen) und 1x war es nicht sicher, ob ich an der Decke ankam, aber "nicht sicher" sein bedeutet schon, dass ich es neu machen muss.
Mache ich es nicht, bin ich unruhig, fühle mich unwohl, usw...
Dann der Schrankraum: okay, da war eine Stelle aufgeplatzt, deshalb musste ich zwei Mal streichen (auch spachteln vorher).
Dann der Loft-Raum (38m2): die Decke zu streichen war ein Graus und es kamen Streifen. Die Streifen stören mich aber nicht sooooooo, weil auch mein Boss Streifen an der Decke hat. Der hat Unmengen an Geld, aber anscheinend ebenso keinen Maler gefunden, der eine Decke ohne Streifen streichen kann.
Aber nun die Wände: da gibt es eine Wand, da habe ich 3x gespachtelt, aber der gleiche Riss kommt immer wieder. Da bin ich aber ruhig geworden, denn ein Fachmann sagte mir, dass das Haus ja neu ist und sich deshalb die ersten 10 Jahre minimal bewegen kann und dann entstehen Risse. Ich könnte da jetzt 10x spachteln, der Riss könnte immer wieder kommen.
Und dann die lange Wand: eigentlich hat die kaum Streifen oder Fehler, aber sie belastet mich. Ich müsste sie wieder und wieder streichen. Und die Wand gegenüber der Küche: da waren schon vorher leichte Streichen und die sind auch jetzt da. Ich habe extrem Nass in Nass gestrichen, eigentlich dürften da gar keine Streifen mehr kommen, aber weil es da eben Probleme schon vorher gab, kommen die immer wieder.
Und nun verlangt es mein Zwang, Farbe zu bestellen, die lange Wand und die Küchenwand neu zu streichen.
Dabei weiß ich schon jetzt: es wird nicht besser!
Es ist ja nicht mal schlecht.
Viele wären froh, wenn sie so streichen könnten!
Aber für mich (bzw. den Zwang) scheint nichts gut genug.
Möbel habe ich, weil die Vermieterin meinte, sie würde die Wohnung gerne möblieren, mein Geschmack wäre gut, also gibt sie mir zwei Monate mietfrei und ich soll die Wohnung einrichten und die Möbel dann hier lassen, wenn ich mal gehe...
Dadurch es nicht meine Möbel sind, ertrage ich die Möbel - wären es meine, müsste ich sie sofort zurückbringen, weil ja die Wände nicht perfekt sind.
Und so schließt sich der Teufelskreis.
Ich habe ansonsten ähnliches Verhalten, wenn ich beispielsweise ein neues Smartphone kaufe, dann muss ich es so konfigurieren, dass ich bis zum HOME-Screen keinen Tippfehler mache.
Auch Putzen tue ich immer nach dem gleichen Schema... aber das ist harmlos... nur Uhrzeigersinn... und ich putze auch nicht wie verrückt, 1x pro Woche ca. 3-4 Stunden inkl. Bad, Bettwäsche wechseln, usw...
Mein Ordnungsdrang ist groß, macht mich aber nicht verrückt. Die Sache mit den weißen Wänden und den Möbel aber schon.
Und nein: Tapete geht nicht, weil man da die Wände berühren muss.
Am Ende könnte es sein, dass ich die Tapeten an der Wand habe und mein Zwang verlangt, dass ich die Decke neu streiche, weil da eine Spinne herumgekrochen ist.
Ich dachte jetzt lange nach und NEIN, die großen Einschränkungen im Leben fand ich wirklich nicht, nur das, was ich oben schrieb - aber das ist eh schon genug.
Wenn ich mal Urlaub mache und in einem Hotel bin, bin ich nicht so pedantisch, weil eben nur "temporär", für eine bestimmte Zeit, etc...
Derzeit sitze ich in meinem Zimmer, neuer Fußboden, frisch gestrichene Wände, neue Möbel - und bin dennoch so unglücklich, dass ich am liebsten die Wohnung verlassen würde.
Dachte sogar schon daran, dass ich einen Vertrag bis 31.8.2020 habe und dann wohl gehen werde - aber woanders würde alles von vorne beginnen.
Dachte auch daran, zu OBI (gibt es auch hier) zu gehen und Farbe zu kaufen und alles nochmals zu machen. Mein Zwang sagte: mach es... es dauert nur 2-3 Tage... kostet vielleicht 100 Euro... dann ist Ruhe...
Aber ich weiß schon jetzt, dass dann keine Ruhe wäre, weil eben wieder was falsch gemacht wäre und dann meldet sich der Zwang wieder...
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