dies wird ein etwas längerer Beitrag, da meine Problematik etwas komplex ist.
Ich habe vor ca einem Jahr eine Panikstörung entwickelt, mit regelmäßigen Panikattacken. Man hat mir Tavor verschrieben, aber ich lernte zum Glück schnell mit Panikattacken gut umzugehen. Ich muss dazu sagen, dass ich damit nie in Behandlung war, ich musste mir alles selbst beibringen (internetrecherche, Bücher etc), Tavor bekam ich von meinem Neurologen (hab noch MS, aber davon merk ich nicht so viel).
Wie auch immer, ich leide seit meiner Kindheit unter Emetophobie, sprich ich bekomme beim kleinsten Anflug von Übelkeit sofort Panik.
Viele (nicht alle) meiner Panikattacken wurden daraufhin durch Übelkeit ausgelöst. Irgendwann fing ich an mir ständig Übelkeit einzureden und habe seit dem so ziemlich jeden Tag kleine panische Anfälle, bin den ganzen Tag angespannt, nervös, habe eine "Erwartungsangst" weil ich die ganze Zeit nurnoch in mich hinein höre und genau lausche ob irgendwo Übelkeit im Anflug ist.
Das ungünstige dabei ist: mir ist so selten übel dass ich nicht mehr weiß wie sich das anfühlt. Ich kann es mir nichtmal mehr "vorstellen", weil meine letzte Magenverstimmung so viele Jahre her ist und ich generell sehr sehr selten Magenprobleme hatte. Das führt jetzt dazu dass ich jeden kleinen Magendruck, jedes Gluckern, Zucken, Grummeln und Aufstoßen sofort als potentielle Übelkeit einordne und mich die Angst heimsucht.
Ich esse extrem wenig, weil ich Angst vor dem Essen entwickelt habe. Denn wenn ich was esse, spüre ich meinen Magen. Wenn ich esse habe ich überhaupt erst Inhalt in meinem Magen den ich erbrechen KÖNNTE. Wenn ich esse laufe ich Gefahr etwas zu mir zu nehmen was mich erst recht krank machen könnte.
Ich trinke also viel Tee, ernähr mich von Obst, Nudeln und Toast. Aber halt nur in sehr kleinen Portionen. Manchmal auch Tagelang nur Babybrei.
Das alles, Obwohl mir bewusst ist dass das irrational ist und keinem normalen Menschen so oft schlecht ist wie mir. Obwohl ich weiß dass meine Angst meinen Magen zusätzlich stresst. Obwohl ich weiß dass Erbrechen an sich nichts lebensgefährliches, sondern bestenfalls was unangenehmes ist.
So, weiter gehts. Nachdem mir ständige Panikattacken und "spontan entdeckte Übelkeit" mir also regelmäßig den Boden unter den Füßen weggezogen hat, laufe ich wirklich Gefahr mich komplett zu isolieren.
Ich habe keine Motivation mehr das Haus zu verlassen. Keine Motivation Freunde zu treffen. Wenn ich mich zwinge Freunde zu treffen, schau ich ständig auf die Uhr und hoffe inständig dass die Zeit verfliegt und ich schnell wieder nach Hause kann. Ich fühle mich am sichersten wenn ich mit mir allein bin. Ich glaube ich unterliege dem "Irrglauben" am meisten Kontrolle über meinen Körper/Magen zu haben, wenn ich nicht abgelenkt werde und ihn beobachten und SCHONEN kann. Den Platz den ich momentan am meisten Liebe ist mein Bett. In meinem Bett passiert nichts schlimmes. In meinem Bett bin ich sicher.
Ich hasse den Menschen den die Angst aus mir gemacht hat.
Ich war mal jemand der wahnsinnig geworden ist, wenn er zu lange an einem Ort war, ständig am Reisen, ständig unterwegs, und ich hab es von Herzen geliebt. Und jetzt hasse ich die Vorstellung zum Supermarkt zu gehen, der 6 Minuten von mir entfernt ist. Viel zu stressig. Ich will nur hier liegen und meine Ruhe haben. Ich will mit mir allein sein. Niemanden sehen und niemanden hören. Es ist alles zu anstrengend. Alles.
Ich dusche Tagelang nicht weil es "zu viel" ist. Die kleinsten Banalitäten sind zu viel Stress.
Ich hasse momentan wirklich alles und am meisten mich selbst. Ich zwinge mich ständig das Haus zu verlassen. Auch wenn ich immer wieder stolz bin das im Grunde genommen noch zu können, ohne panisch wieder zu "fliehen" und diese Tage "auszuhalten" - bereue ich es auch jedes Mal. Es wäre ja so ein schönerer Tag gewesen, hätte ich meinem bequemen Bett gelegen.
Wenn ich Leute treffe, zur Uni gehe oder mich nur flüchtig mit jemanden unterhalte saugt mir das so viel Energie aus dem Leib, dass ich mich gleich im Anschluss wieder 2-3 Tage komplett isolieren muss um neue Kraft zu tanken.
Und nein, es liegt NICHT an den Freunden die ich treffe, das sind furchtbar liebenswerte Menschen die mich in jeder Hinsicht unterstützen und meine "Macken" so hinnehmen. Ich werde von Liebe und Verständnis nur so eingehüllt und trotzdem hab ich keinen Bock irgendwem zu sehen.
Ich kann nicht mehr. Das ist doch kein Leben - das ist Wahnsinn.
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