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Demenz und Angst

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  • Demenz und Angst

    Guten Tag, ich habe mich bei diesem Forum angemeldet, weil ich - wie wahrscheinlich viele Angehörige von Betroffenen - mich hilflos und inzwischen auch ausgebrannt fühle. Mit meiner Mutter (91) hatte ich immer ein enges Verhältnis, unsere ganze Familie war gerne zusammen. Daher war es für uns richtig, meine Mutter nach einem Oberschenkelbruch (2002) zu uns zu nehmen. Sie war schon seit Jahren ständiger Gast bei uns zuhause, es war praktisch ihre zweite Heimat.
    Seit der Operation hat sich ihr Kurzzeitgedächtnis immer weiter verschlechtert und von da an war die ständige Frage: Wo bin ich hier, wie komme ich hier her? Meine Mutter beherrscht den Augenblick, sie kann schlagfertig sein, sie versteht alles - aber .... wo bin ich??? ist das für sie alles beherrschende Thema. Und dieses "Nichtwissen" ist für sie so schlimm, dass eigentlich für nichts anderes Platz und sie voller Anst ist.
    Nur wenn sie abgelenkt ist, wenn sie momentan meint, alles seiwie früher, fühlt sie sich sicher. Aber danach kommt sofort: Wo bin ich hier?
    Seit einem Jahr lebt sie in einem Heim, wir besuchen sie jeden Tag. Aber sie hat wahnsinnige Angst vor dem Alleinsein wenn wir abends gehen, weil sie nicht weiss, wo sie ist.

    Nun meine Frage: mit welchem Medikament kann man dieser Angst begegnen? Sie bekommt seit 9 Monaten Seroquel - was aber nichts nützt. Seit 10 Tagen hat sie Bronchitis (ein altes Leiden), wacht um 4 Uhr nachts auf, dann steht sie auf, läuft auf den Gängen umher, ruft um Hilfe, geht in andere Zimmer "ich weiss nicht, wo ich bin!" Die Ärztin beseht auf Seroquel, sie lässt nicht mit sich reden, obwohl Pfleger und Schwestern einer Meinung sind, dass dieses Medikament bei meiner Mutter nichts nützt.
    Ich wäre für einen Rat sehr sehr dankbar, weil ich selber fast am Ende bin!
    Carla


  • Re: Demenz und Angst


    Hallo Carla,

    bzgl. deiner Frustration, dass sich keiner auf deine Frage hin meldet, kann ich auch nur sagen, wohl deshalb, weil wir alle Laien sind, und das was du hören möchtest, nämlich eine Medikation gegen die Angst, etwas medizinisch relevantes. Leider scheint Herr Dr. Spruth zur Zeit sehr eingespannt zu sein, d.h. eigentlich hättest du eine fachlichen Ratschlag gebraucht, vielleicht kommt der jetzt noch...
    Das mit den Ängsten im allgemeinen kenne ich auch, d.h. mein Vater äußert diese zwar nicht in Worten (sehr selten zumindest), aber hat schon sämtliche Anwandlungen gehabt, die natürlich aus der extremen Verunsicherung raus entstehen, wenn man selber merkt, dass man einfach nichts mehr weiss!! Noch dazu scheint bei ihm und bei vielen anderen evtl. auch das oder die Gehirnzentren betroffen zu sein, die Ängste auslösen können, wie auch sämtliche andere psychologische Phänomene. Interessanterweise hat er auch schon sehr sehr lange vor der eigentlichen Erkrankung an Angstsyndromen gelitten, Panikattacken etc... Es gibt natürlich Medikamente, die die Ängste an sich mildern können, diese sind aber auch entsprechend heftig, allerdings find ich das auch nicht lebenswert mit so einer grausamen Urangst. Die Verwirrung an sich und die Frage, wo sich sich befindet, das wird man wohl nicht nehmen können.. man kann nur versuchen deiner Oma den Aufenthaltsort so angenehm wie möglich zu gestalten, und hoffen, dass sich die Pfleger(innen) in den kritischen Stunden ihr annehmen und ihr Geborgenheit geben.
    Vielleicht wäre es ratsam den Oberarzt zu konsultieren, d.h. mit dem Vorgesetzten der Ärztin Kontakt aufzunehmen? Und am besten das ganze sehr persönlich schildern, hat bei mir geholfen dass die Ärztin auf einmal doch geduldiger wurde...
    Alles Gute
    Flieder

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    • Re: Demenz und Angst


      Sehr geehrte Carla,

      entschuldigen Sie bitte die verspätete Antwort.
      Ängste sind im Zusammenhang mit dementiellen Erkrankungen ein häufiges Problem, es braucht nicht viel Phantasie sich vorzustellen woher das kommt, wenn man sich vergegenwärtigt, wie es sich anfühlt, wenn man sich nicht erinnern kann wie man dort hingekommen ist, wo man sich gerade aufhält und alles um einen herum fremd ist, einschließlich der Menschen. Diesen Ängsten beizukommen kann sehr schwierig sein. Wichtig scheint mir der Hinweis auf die gestörte Tag-Nacht-Rhythmik und den zeitlichen Zusammenhang der Angst Ihrer Mutter mit der Nacht. Hier könnte man therapeutisch ansetzen und versuchen, der nächtlichen Unruhe beizukommen, z.B. durch ein Neuroleptikum. Seroquel wurde versucht, ohne daß ein therapeutischer Effekt zu beobachten war, wurde schon einmal Risperdal ausprobiert? Ist Ihre Mutter am Tage ausreichend lange draußen an der Luft und somit auch dem Tageslicht ausgesetzt? Wenn nicht könnte dies die Störung der circadianen Rhythmik (Tag-Nacht-Rhythmus) verstärken, da sich unsere innere Uhr unter anderem an tageszeitenbedingten Helligkeitsunterschieden orientiert. Damit Ihre Mutter immer weiß wo sie ist, könnten Sie Ihr dies auf einen großen Zettel schreiben, den Sie Ihr ans Bett legen. Grundsätzlich sollte auch geklärt werden, ob es einen behandelbaren Grund für die Verschlechterung der klinischen Symptomatik gibt, einen möglichen haben Sie mit der Bronchitis benannt. Infekte können bei Patienten mit einem vorgeschädigten Hirn sogar zu einem Delir führen, ähnlich wie auch Medikamentenebenwirkungen oder unzureichende Flüssigkeitszufuhr.

      Mit freundlichen GRüssen,

      Spruth

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      • Re: Demenz und Angst


        Vielen Dank für Ihre Antwort, Herr Dr. Spruth. Risperdal wurde früher schon mal verordnet und wieder abgesetzt.

        Mit meiner Mutter ist alles sehr viel schlechter geworden. Die Medikamente (Seroquel und Dipiperon sowie das Schlafmittel Zopiclon) wurden so beibalten, meine Mutter schläft wohl jetzt in der Nacht, allerdings ab 5.30 morgens ist sie aktiv (kein Wunder, sie schlaft ab 19.00), was heisst, sie hat Angst und ruft, sie will wissen, wo sie ist.

        Vor ca. 14 Tagen ist sie nachmittags im Bad gestürzt. Es war niemand dabei, eine Pflegerin hat sie gefunden und den Arzt verständigt. Zufällig kam ich auch gerade ins Heim. Es sah so aus, als hätte sie sich nicht ernsthaft verletzt. Sie konnte sich normal bewegen und hat nicht über Schmerzen geklagt. Allerdings wusste sie, dass sie hingefallen ist, das hat sie mir immer wieder erzählt.
        Zwei Tage danach konnte sie plötzlich den rechten Arm nicht mehr heben. Der Arzt hat auf mein Drängen nochmal untersucht. Es wurde eine Röntgenaufnahme gemacht aber keine Verletzung festgestekkt. Allerdings tippt der Arzt auf einen Defekt der Rotationsmanschette (ich glaube, so heisst das). Aber da könne man nichts machen. Und weitere Untersuchungen im Krankenhaus will er ihr ersparen. Denn egal was die Diagnose bringt: was machen wir dann? fragt der Arzt.

        Seit diesem Sturz geht es bergab, meine Mutter sitzt nur noch in stark gebückter Haltung in der "Gemeinschaftsecke". Sie schläft im Sitzen, in ihr Zimmer lassen sie die Pfleger nicht, zum einen soll sie nachts schlafen, zum anderen hat sie im Zimmer angst und klingelt oder ruft.Sie sitzt jetzt auch im Rollstuhl, das ist natürlich einfacher, als sie mit dem Rollator zu begleiten.Weil sie sagt, sie bekäme so schlecht Luft (Blutdruck ist normal, Lunge nicht schlechtt - so drückt sich der Arzt aus -keine geschwollenen Beine) bekommt sie jetzt mit einen Kompressor Sauerstoff. Allerdings ist niemand dabei, sie reisst sich die Maske vom Gesicht.

        Ein weiteres Problem ist das essen. Sie isst fast nichts mehr, sagt: "ich kann nicht!". Wenn wir in die Cafeteria gehen, kann sie Kuchen Essen (auch bei mir zuhause), mittags und abends im Heim im Speiseraum isst sie nichts, höchstens einen Joghurt - auch wenn ich dabei bin. "Lass mich, ich kann nicht!".Weil sie den rechten Arm nicht mehr heben kann, tut sie sich beim Essen schwer, sie muss mit der linken Hand essen und das ist sogar für mich anstrengend.Ringsum wird natürlich teilweise auch dummes Zeug geredet. Meine Mutter schüttelt den Kopf und fragt: "Wo bin ich den hier??" Es wäre komisch, wenn es nicht so traurig wäre.
        Die Schwester sagt, das sei die Demenz. Die Menschen könnten dann nicht mehr kauen bzw. essen und dann auch nicht mehr laufen. Allerdings konnte meine Mutter während der Maifeier Salzbrezel und Ernusschips essen, Erdbeerbowle trinken und zwar mit Appetit.

        Für mich passt alles nicht zusammen. Wenn ihr Zustand klar wäre, könnte ich mich arrangieren. Aber so habe ich das Gefühl, es wird einfach nicht das notwendige getan, um ihr das Leben zu erleichtern, wohlgemerkt nicht, es zu verlängern. Mein Bruder und ich gehen ja abwechselnd jeden Nachmittag zwei bis drei Stunden zu ihr ins Heim. Von unserer Seite tun wir, was wir können.

        Ich nehme seit gestern selber Betablocker, weil mein Blutdruck zu hoch wird. Eigentlich kein Wunder.

        Danke für alle, die diese lange Geschichte lesen. Wenn ich mal dabei bin, mir den Frust von der Seele zu schreiben, kann ich nicht aufhören.

        Liebe Grüsse von Carla

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        • Re: Demenz und Angst


          Hallo,
          ich möchte ihnen gerne helfen. Meine Mutti bekommt seit 2 Jahren Seroquell. Bis vor ca. 4 Wochen, wo sie plötzlich zusammengebroche ist musste ins Krankenhaus. Seroquell wurde sofort von 100mg auf 50mg runtergesetzt. Der Arzt im Krankenhaus sagte mir das das Medikament zu hoch dosiert ist. Meine Mutti leidet nicht so unter der Demenz, sondern sie kämpft mit den Nebenwirkungen dieser Tabletten. Auch der Neurologe im Heim will,das meine Mutti die Tabletten weiter nimmt,aber ich werde kämpfen, dass meine Mutti nicht eine Tablette mehr nehmen muss.Seroquell beschleunigt nach neusten Erkenntnissen den geistigen Verfall bei Alzheimer. Unsere Eltern können sich nicht wehren, sie sind krank, aber wir müssen für unsere Eltern kämpfen und kein Arzt hat das Recht unsere Eltern ruhig zu stellen wenn es mal unbequem fürs Heim wird. Zur Not werde ich den Arzt wechseln, oder gegebenenfalls meine Mutti in ein anderes Heim bringen.Bitte kämpfen sie für ihre Mutti und lassen sie sich nicht vom Arzt einschüchtern.
          liebe grüsse
          Heidrun Hoffie-Maresch

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