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Validation um jeden Preis?

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  • Validation um jeden Preis?

    Validation um jeden Preis?

    Nach einem Schlaganfall und anschließender Gehirnoperation zeigt meine Mutter das Krankheitsbild einer Demenz. Es besteht nur eine sehr geringe Hoffnung auf Besserung. Sie scheint u.a. jegliches Zeitgefühl verloren zu haben. Ereignisse die vor 40 Jahren geschahen, sind für sie genauso lange her wie das Frühstück vor 2 Stunden.

    Ich wende das Validationsprinzip an, jedoch fällt es mir zunehmend schwerer, einen Menschen der mir vertraut im Unklaren über die Realität zu lassen.
    Z.B. fragt sie oft nach meinem Vater und warum er sie in der Reha-Klinik nicht besucht. Ihre Ehe mit meinem Vater wurde aber bereits vor mehr als 40 Jahren geschieden und in der Vergangenheit war sie nicht besonders gut auf ihn zu sprechen. Ich erzähle dann etwas von "auf Geschäftsreise" aber das Problem ist damit nicht erledigt sondern nur auf den nächsten Tag verschoben.

    Ich würde ihr gerne die Wahrheit sagen, bevor sie eines Tages selbst dahinter kommt und dann event. jeglichen Vertrauen in ihr Umfeld und insbes. in mich verliert. Auch über ihren Gesundheits- bzw. Geisteszustand würde ich sie gerne, zumindest ansatzweise, aufklären. Sie hält sich nämlich für geistig kerngesund, nur die Anderen sind "merkwürdig".


  • RE: Validation um jeden Preis?


    Hallo,
    klären sie erstmal, ob es nur eine vorübergehende Orientierungsstörung ist, oder ob sie eine irreversible Demenz hat. So oder so: Validation bedeutet nicht, dass man den Betroffenen immer anlügen soll! Man soll ihn nur nicht unnötigerweise direkt mit der Realität konfrontieren, denn bei vielen Menschen mit Demenz löst das nur das Gegenteil aus, weil sie einem das nicht mehr glauben. Allerdings hängt das auch mit dem Stadium und eben den individuellen Reaktionen zusammen. Validation bedeutet vor allem, das Empfinden desjenigen ernst zu nehmen und so zu akzeptieren- und auch erstmal herauszufinden. Vielleicht sorgt sich ihre Mutter einfach nur darum, wo sie nach der Reha hin kann oder sie vermißt ihren Vater und allgemein ein Schutz- oder Geborgenheitsgefühl, jemand der immer für sie da ist- Kinder haben nun mal eine andere Rolle als Ehepartner und können diesen nicht vollständig ersetzen (genausowenig wie umgekehrt- bitte denken sie auch an sich, wenden sie sich z.B. an eine Angehörigengruppe!). Auf die Fragen ihrer Mutter kann man auch anders eingehen- thematisieren, dass sie ihn vermißt, dass sie für sie da sind in seiner Abwesenheit, etc. Sie können einige beiläufige Bemerkungen machen, dass sie z.B. neulich auch wieder traurig waren, dass er sie so früh verlassen hat, dass sie beide nun schon solange ohne ihn auskommen, ö.ä. Dabei sehen sie meist, ob sie diese Realität annehmen kann, oder nicht. Ein immer richtiges Vorgehen gibt es nicht- finden sie heraus, mit welcher Antwort sie sich momentan am wohlsten fühlt (was schwanken kann) und fragen sie sich auch, was sie davon hat, wenn sie diese sicher nicht sehr angenehme Erinnerung immer aufs Neue erfahren müßte, falls ihre Gedächtniseinbußen schon soweit fortgeschritten sind- auf jeden Fall ist viel Geduld nötig, auf immer die gleichen Fragen zu antworten. Leider ist bei vielen Demenzerkrankungen die Krankheitseinsicht eingeschränkt, so dass sie nicht mit ihren Einbußen konfrontiert werden wollen und sich darüber nur noch mehr aufregen. Sicher sollten sie vorsichtig austesten, wieviel Wahrheit über ihren Zustand sie verträgt, ohne sie aber immer wieder bloßzustellen. Gerade am Anfang demenzieller Erkrankungen sind Depressionen verbreitet, die im Krankheitsverlauf aber eher wieder zurückgehen eben wegen dieser (dann schützenden) fehlenden Einsicht in ihren Zustand. Daher können sich viele Menschen mit einer eher fortgeschrittenen Demenz durchaus sehr wohl fühlen und in ihrer eigenen Welt ihr Leben genießen, auch wenn das nicht unseren Vorstellungen entspricht.
    Finden sie also heraus, wieviel Wahrheit sie im Moment verträgt (vormittags ist meist günstiger), und ziehen sie einen Arzt und/oder Psychologen hinzu, wenn sie sich ihres Zustandes plötzlich bewußt werden sollte! Und wenden sie sich an die Alzheimer Gesellschaft.
    Alles Gute und viel Kraft!

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    • Vielen Dank echidna (kein Text)


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