04.09.2006 -- Tages-Anzeiger Online
Eine starke Magnetfeldbelastung über lange Zeit könnte das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung erhöhen. Das ergab eine heute vorgestellte Untersuchung der Todesursachen von 5413 ehemaligen SBB-Angestellten durch die Universität Bern.
Seit Jahren wird untersucht, ob niederfrequente Magnetfelder wie sie bei den Bahnanlagen existieren ein Gesundheitsrisiko darstellen. In der heute vorgestellten Studie ergaben sich Hinweise auf ein erhöhtes Risiko einer Alzheimer-Erkrankung von Menschen, die starken, niedrigfrequenten Magnetfeldern ausgesetzt sind, so beispielsweise die Lokführer.
Das ergab die Analyse von 1644 Todesfällen seit 1995. Bei Lokführern wurde die Demenzkrankheit in 14 Fällen diagnostiziert. Zurzeit sei jedoch nicht bekannt, wie Magnetfelder das Risiko für die Alzheimer-Krankheit erhöhen könnten. Zudem sei nicht auszuschliessen, dass die erhöhten Risiken durch andere Faktoren verursacht werden, schrieb das BAG.
Für andere Berufsgruppen der SBB stellte die Studie kein Gesundheitsrisiko durch diese elektromagnetische Strahlung fest. Somit seien auch Reisende keinem erhöhten Risiko ausgesetzt.
20'000 Personen in Untersuchungsgruppe
Bei weiteren, untersuchten Todesursachen wie Krebs, Demenz und Parkinson-Syndrom stellte die Forschungsgruppe keinen Zusammenhang mit der Magnetfeldexposition fest. 5’413 Todesfälle ehemaliger SBB-Angestellten wurden analysiert unter Berücksichtigung ihrer beruflichen Magnetfeldbelastung.
In die Untersuchungsgruppe fielen rund 20’000 Angestellte, die zwischen 1972 und 2002 bei den SBB arbeiteten. Dabei handelte es sich um eine Erweiterungsstudie im Auftrag des BAG, die vom Bundesamt für Verkehr unterstützt wurde. Der in der ersten Studie von 1972 bis 1993 beobachtete mögliche Zusammenhang zwischen Magnetfeldbelastung und Leukämie war in der aktuellen Untersuchung nicht mehr so deutlich ersichtlich.
Gesundheitsschutz ist den SBB wichtig
Über diesen Befund zeigte sich SBB-Sprecher Roland Binz erleichtert. Nun seien die SBB an weiteren Studien interessiert, die zeigen sollen, ob das statistisch festgestellte erhöhte Alzheimer-Risiko tatsächlich begründet sei.
Der Gesundheitsschutz sei den SBB wichtig; regelmässig würden die elektromagnetischen Belastungen gemessen und die Grenzwerte eingehalten. Laut Fachleuten drängten sich zurzeit keine speziellen Massnahmen auf, sagte Binz.
Für den Schweizerischer Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) ist der Gesundheitsschutz mit dem Arbeitgeber ein permanentes Thema, wie SEV-Sprecher Peter Moor sagte.
Die Ergebnisse der Studie seien aber zu wenig konkret, um auf Massnahmen zu drängen. Wenn sich ableiten lässt, dass die betroffenen Berufsgruppen früher dement werden, müsste der SEV laut Moor auf Massnahmen pochen wie etwa die frühere Pensionierung. (mu/cpm/ap/sda)