Wer jede Woche mindestens drei Gläser Obst- oder Gemüsesaft trinkt, kann sein Alzheimer-Risiko laut einer US-Studie um 76 Prozent verringern.
Eine amerikanische Langzeitstudie wies nach, dass bestimmte Pflanzenstoffe in Säften eine beachtliche Schutzwirkung gegenüber Alzheimer entwickeln. Die Wissenschaftler der Vanderbilt-Universität in Seattle hatten zehn Jahre lang knapp 2000 Teilnehmer einer Demenz-Studie beobachtet. Sie verfolgten die Ernährungsgewohnheiten der Probanden aus dem Großraum Seattle, besonders ihren Saftkonsum. Alle zwei Jahre führten sie Gehirnfunktionstests durch.
Die Forscher um Studienleiter Qi Dai hatten ausschließlich Teilnehmer japanischer Herkunft in ihre Studie aufgenommen, weil Japaner in ihrer Heimat relativ selten an Alzheimer erkranken. Das ändert sich aber, wenn sie im Ausland leben. Diese Tatsache legte einen Zusammenhang mit der unterschiedlichen Ernährung nahe.
Pflanzenstoffe wichtiger als Vitamine
Die Studienautoren stellten für die Versuchsteilnehmer, die regelmäßig mindestens drei Gläser Saft aus Obst oder Gemüse tranken, ein 76 Prozent niedrigeres Alzheimer-Risiko gegenüber denen fest, die weniger als ein Glas pro Woche konsumierten. Risikofaktoren wie Alter, Rauchen, Bewegungsmangel oder Fettkonsum hatten sie dabei berücksichtigt. Vom Saftschutz profitierten am meisten Probanden, die einen bestimmten genetischen Marker für die altersbedingte Alzheimer-Krankheit in sich trugen.
Der Demenz-Schutz entstand aber nicht, wie zunächst vermutet, durch die Vitamine A, C und Betacarotin im Frucht- oder Gemüsesaft. Die Forscher entdeckten die protektive Wirkung vielmehr in sekundären Pflanzenstoffen, den Polyphenolen. Diese pflanzlichen Farb-, Geschmacks- und Gerbstoffe sind besonders reichlich in Tee, Wein oder Säften enthalten. In Tierversuchen hatten Polyphenole bereits ihre Schutzwirkung gegen den Gehirnverfall bewiesen.
Warnung vor zu viel Euphorie
„Wir wissen im Augenblick nicht, ob es eine spezielle Saftart ist, die das Alzheimer-Risiko mindert. Diese Daten hat unsere Studie nicht erhoben“, kommentiert Qi Dai die Untersuchungsergebnisse. Er warnt außerdem vor allzu viel Euphorie über den Alzheimer-Schutz durch Saft: „Vor ein paar Jahren setzte man in nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) und antioxidative Vitamine große Hoffnungen, dass sie Alzheimer verhindern oder zumindest die Entwicklung der Krankheit verlangsamen könnten. Aber neue Studien lassen bezweifeln, dass sie das können. Wir brauchen noch viel mehr Untersuchungen auf diesem Gebiet.“
Die Studie erscheint in der September-Ausgabe des American Journal of Medicine.