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Paradoxe Wirkung von Axura?

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  • Paradoxe Wirkung von Axura?

    Sehr geehrter Herr Dr. Spruth,

    ich habe noch weitergehende Anmerkungen zu dem Beitrag "Behandl. Aggressivität" in diesem Forum, da auch ich gerade Erfahrungen mit Axura sammele.

    Bei meiner 82jährigen Mutter wurde eine Mischform diagnostiziert (Demenz vom Alzheimertyp / vaskulär). Außerdem Beinödeme, Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose sowie eine leichte dekompensierte Herzinsuffizienz. Sie hat keinen Bluthochdruck, sondern eher einen niedrigen Blutdruck. Kein Hinweis auf anormale Blutzuckerwerte. Ein vor ca. 4 Wochen durchgeführtes CT wies keine frischen Ischämien auf, zeigte jedoch eine leichte Atrophie an mehreren Stellen des Gehirns, insbesondere im Bereich der Frontal- und Temporallappen. Ein Morbus Pick wurde von den Ärzten als Ursache weitgehend ausgeschlossen. Das Erscheinungsbild ihrer Demenz: Irrationales Verhalten, Aggressivität, Ängstlichkeit, Wortfindungsstörungen, Vergeßlichkeit (Kurzzeitgedächtnis), Halluzinationen, Wahn. Die Symptome fluktuieren stark. Besteht seit ca. 2 Jahren.

    Verschiedene Behandlungsversuche mit Psychopharmaka wurden aufgrund unerträglicher Nebenwirkungen abgebrochen. Mir fiel dabei insbesondere eine starke Überempfindlichkeit schon gegen geringdosierte Neuroleptika auf (unter 0,5 mg Risperdal/Tag bereits starke Schläfrigkeit auch am Tage, sowie Gleichgewichtsstörungen und Kontrollverlust über Bewegungen der Arme und Beine).

    Seither erhielt sie über mehrere Wochen nur noch zweimal täglich Tebonin intens (d.h. 240 mg Gingko/Tag), sowie Miroton Tropfen zweimal 20 pro Tag und Triamteren (1/2 Tablette/Tag). Zusätzlich gegen ihre Osteoporose zweimal täglich Calcilac. Tebonin und Miroton gebe ich ihr aus eigenem Antrieb, der Hausarzt ist informiert und hat nichts dagegen.

    Obgleich, wie ich weiß, die Wirksamkeit dieser Medikamente von Schulmedizinern in Zweifel gezogen wird, hatte ich den Eindruck, daß es ihr damit relativ gut ging. Sie hatte sogar Phasen, in denen sie sich fast wieder normal verhielt (kooperatives Verhalten, keine Aggressivität, weitgehende Selbständigkeit beim Waschen, Essen und bei Toilettengängen, zunehmendes Interesse an der Umwelt, sie schlug sogar wieder eine Zeitung auf und interessierte sich für politische Themen - etwas, das sie seit Monaten nicht mehr getan hatte).

    Nun wurde in Absprache mit dem Hausarzt ein Versuch mit Axura begonnen, in der ersten Woche mit 5 mg / Tag.

    An Tag 3 der Einnahme zeigte sie plötzlich nachmittags eine nervöse Agitiertheit, hektisches Umherlaufen, ständiges Nesteln und Räumen, Gereiztheit, Abwehrverhalten bis hin zum Boxen und Treten, sowie hysterisches Schreien und nächtliche Unruhe. Außerdem Wahnvorstellungen und Halluzinationen, die sie seit Monaten nicht mehr gehabt hatte. Im übrigen klagte sie über Schwindel und Herzklopfen, insbesondere beim Aufstehen nach längerem Sitzen. Dieses Verhalten setzte sich am 4. Tag fort. An der häuslichen Situation hatte sich zu dem Zeitpunkt nichts geändert. Auch waren keine Ereignisse eingetreten, die zu Aufregung hätten führen können.

    Heute morgen (Tag 5) habe ich ihr kein Axura gegeben. Sie wirkte heute im Verlauf des Tages etwas ruhiger. Ich bin mir absolut nicht sicher, ob der oben beschriebene Zustand ein "normaler" dementieller Schub war, der auch ohne Axura eingetreten wäre, oder ob er auf der Medikamentengabe beruhte. Beunruhigt bin ich in jedem Fall.

    Mit freundlichen Grüßen
    Petra H.


  • RE: Paradoxe Wirkung von Axura?


    Sehr geehrte Frau H.,

    immer wenn unerwünschte Symptome in zeitlicher Korrelation mit der Veabreichung eines neuen Medikamentes auftreten muß an eine Medikamentennebenwirkung gedacht werden, insbesondere wenn die Symptome wieder nachlassen, nachdem das Präparat abgesetzt wurde.
    Wurde Ihre Mutter jemals mit einem Acetylcholinesterasehemmer (AChI: Aricept, Reminyl, Exelon) behandelt? Fiel jemals als mögliche Differentialdiagnose der Begriff Lewy-Körperchen-Krankheit? Weder eine Diagnose, noch eine konkrete Therapieempfehlung kann natürlich über das Internet erfolgen, einige Symptome, die Sie schildern, treten aber so auch bei dieser Erkrankung auf (aber eben auch bei der vaskulären Demenz) und hier gibt es eine deutlich bessere Studienlage zur Wirksamkeit der AChI als von Memantine (Axura/Ebixa). Sprechen Sie den behandelnden Neurologen/Gerontopsychiater einmal darauf an.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Spruth

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    • RE: Paradoxe Wirkung von Axura?


      Anmerkung zu Dr. Spruth: Meine Mutter wurde jahrelang mit Galantamin (Reminyl) behandelt bis jetzt vor ca. 3 Wochen das Medikament wegen ulcerogener Potenz abgesetzt werden musste. Anstelle von Reminyl wird jetzt Axor einschleichend verabreicht. Bisher ohne nennenswerte Nebenwirkungen.

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      • RE: Paradoxe Wirkung von Axura?


        Sehr geehrte/r ruven,

        vollkommen richtig: hat ein Patient ein Magen-Ulkus sollten Acetylcholinesterasehemmer abgesetzt werden, sofern dies medizinisch vertretbar ist. Zum Glück treten diesbezügliche Unverträglichkeiten nicht allzu häufig auf.
        Ansonsten gilt was ich in der Antwort auf die Frage von Petra64 geschrieben habe.

        Mit freundlichen Grüssen,

        Spruth

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