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Opa mit Alzheimer

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  • Opa mit Alzheimer

    Hallo!
    Seit dem Kindergarten bin ich jeden Tag zu meinem Opa und zu meiner Oma gegangen. Da hat es schon langsam mit meinem Opa angefangen. Er hat immer mehr vergessen und auch wusste er öfter nicht mehr, wo er ist. Als dann meine Oma an Krebs gestorben ist, ging es bergab. Es wurde immer schlimmer. Meine Mutter ging jeden Tag zu ihm und musste die Wohnung nach verschimmeltem Essen durchsuchen, was er sonst gegessen hätte. Nach 4 Jahren konnte er nicht mehr alleine spazieren gehen. Seit 1 Jahr wohnt er nun bei meiner Tante und meinem Onkel in einem eigenen Zimmer. Er wird praktisch 24 betreut.
    Es ist so schlimm das mitanzusehen. Ein paar Mal in der Woche holt ihn meine Mutter zu uns. Er kann weder reden, noch selbstständig aufs Klo gehen. Seine körperliche Verfassung nimmt auch immer ab. Wenn er da ist, kann ich nicht aus meinem Zimmer gehen, da ich so einen Hass auf ihn bekomme. Ich habe mein halbes Leben lang mit ihm verbracht und jetzt sehe ich, was so eine Krankheit mit ihm macht. Es wird von Tag zu Tag schlimmer.
    Ich hasse es, wenn die Nachbarn komisch schauen, wenn meine Mutter mit ihm heimläuft. Und ich hasse es, wenn jemand zu mir zu Besuch kommt und er ist da. Ich möchte nicht erklären.
    So oft sind mein Onkel und meine Tante einfach mit den Nerven fertig. Und anstatt ihn ins Heim zu geben, wo er professionelle Pflege bekommt, machen sie ihr Leben kaputt. Jeden Tag müssen sie ihn baden, auch öfter als 1x weil sie ihm keine Windel anziehen wollen.
    Das ist doch kein Leben mehr.
    Ich kann für ihn nichts mehr fühlen. Und genau das finde ich so schlimm. Manchmal kommt er mir vor wie ein "Störfaktor" und ich kann es selber nicht glauben, wie ich so über ihn schreibe.
    Ich weiß nicht, wie das noch länger so weitergehen soll. Das macht mich fertig, wenn ich das sehe. Meine Mutter macht mir immer Vorwürfe wenn ich nicht auf ihn aufpasse wenn sie schnell zum Einkaufen will weil er nicht alleine bleiben kann. Er würde sonst abhauen. Aber ich kanns einfach nicht. Und ich will es auch nicht.


  • RE: Opa mit Alzheimer


    Hallo Sabrina,

    ich kann verstehen, dass es nicht leicht ist einen liebgewonnenen Menschen so "zerfallen" zu sehen.

    Demenz bedeutet ja, dass der Geist verloren geht und man somit auch die Kontrolle über wesentliche Dinge verliert. Man weiß aber auch, dass sich mit dem Schwinden des Geistes das Erleben auf der Gefühlsebene verstärkt. An Demenz erkrankte Menschen haben sehr sensible Antennen für Stimmungen.
    Ich arbeite in diesem Bereich und sicher stehe ich mit einem gewissen Abstand in einer anderen Beziehung zu ihnen, als dies Angehörige tun.
    Ich erlebe diese Menschen fast täglich und sie faszinieren mich. Es ist unmöglich ihnen etwas vorzumachen. Sie können sehr gut unterscheiden, ob Herzlichkeit von Herzen kommt, oder es geheuchelte Herzlichkeit ist. ( was ja schon ein Widerspruch in sich ist). Ist ein Lächeln, ein echtes Lächeln, oder ist es nur ein erzwungenes Lächeln.
    Dies sind nur einige Beispiele, die ich Dir aufzeigen möchte.
    Desweiteren hat Naomi Feil bezüglich der Demenz eine interessante Theorie entwickelt. Sie beschreibt unter anderem verschiedene Phasen der Demenz und wie man damit umgehen kann.
    Hier ein kleiner Auszug ( Link führe ich am Ende an)
    "An dieser Stelle fügt Feil ein neuntes Stadium hinzu. Sie verweist darauf, daß diese Stufe erst jetzt im Zuge der gestiegenen und noch steigenden Lebenserwartung der Menschen beobachtbar wird. Die alten Menschen, die bis ins hohe Alter unbewältigte Konflikte mit sich tragen, betreten ein letztes Stadium ‘Verarbeiten versus Vegetieren’ - dies sind die ‘verwirrten’ und ‘desorientierten’, hochaltrigen Menschen. „Diese sehr alten Menschen haben mir allmählich gezeigt, daß man im hohen Alter noch eine andere Aufgabe erfüllen muß“ . In diesem Stadium kehren die hochaltrigen Menschen, die keine Integrität erreicht haben und mit ihren ungelösten Konflikten ‘festsitzen’, in die Vergangenheit zurück, um diese zu lösen. „Sie bereiten ihre letzte Reise vor. Sie mustern die schmutzige Wäsche aus, die sich im Lagerhaus der Vergangenheit angesammelt hat“ . Dies ist kein bewußter Rückzug in die Vergangenheit wie im Stadium der ‘Integrität versus Verzweiflung’, sondern wird als das menschliche Bedürfnis beschrieben, in Frieden zu sterben. „Nach Feil haben wir in der Altersverwirrtheit von Menschen jemanden in der letzten Phase seines Lebens vor uns, der auf einzigartige, ganz persönliche Weise Frieden machen will“ .

    Vielleicht gelingt es Dir anhand dieser Schilderungen und Beispiele Deinen Opa noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
    Ich wünsche Euch alles Gute......
    Klicken Sie hier: "AlzheimerForum - Diplomarbeit Fr. Ulrike Egidius "

    "Der alte Narr ist kein Trottel, sondern ein freier Mensch. Die Freiheit nach der junge Leute sich sehnen, welche versuchen sozial auszuscheren, indem sie sich als Sennen auf Alpen flüchten oder sinnlos in der Welt herum reisen, ist sein. ER kann sich kleiden, wie es ihm passt: altmodisch, neumodisch, schön, hässlich. Er kann reden, wie er will, Zuneigung und Abneigung zeigen, wie es ihm gerade liegt. Er muss nicht fit bleiben- weder körperlich noch geistig-, außer er falle wohlmeinenden Altersbetreuern in die Hände , die ihn nach ihren eigenen Vorstellungen integrieren, normalisieren und aktivieren wollen." :-)


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