Seit dem Kindergarten bin ich jeden Tag zu meinem Opa und zu meiner Oma gegangen. Da hat es schon langsam mit meinem Opa angefangen. Er hat immer mehr vergessen und auch wusste er öfter nicht mehr, wo er ist. Als dann meine Oma an Krebs gestorben ist, ging es bergab. Es wurde immer schlimmer. Meine Mutter ging jeden Tag zu ihm und musste die Wohnung nach verschimmeltem Essen durchsuchen, was er sonst gegessen hätte. Nach 4 Jahren konnte er nicht mehr alleine spazieren gehen. Seit 1 Jahr wohnt er nun bei meiner Tante und meinem Onkel in einem eigenen Zimmer. Er wird praktisch 24 betreut.
Es ist so schlimm das mitanzusehen. Ein paar Mal in der Woche holt ihn meine Mutter zu uns. Er kann weder reden, noch selbstständig aufs Klo gehen. Seine körperliche Verfassung nimmt auch immer ab. Wenn er da ist, kann ich nicht aus meinem Zimmer gehen, da ich so einen Hass auf ihn bekomme. Ich habe mein halbes Leben lang mit ihm verbracht und jetzt sehe ich, was so eine Krankheit mit ihm macht. Es wird von Tag zu Tag schlimmer.
Ich hasse es, wenn die Nachbarn komisch schauen, wenn meine Mutter mit ihm heimläuft. Und ich hasse es, wenn jemand zu mir zu Besuch kommt und er ist da. Ich möchte nicht erklären.
So oft sind mein Onkel und meine Tante einfach mit den Nerven fertig. Und anstatt ihn ins Heim zu geben, wo er professionelle Pflege bekommt, machen sie ihr Leben kaputt. Jeden Tag müssen sie ihn baden, auch öfter als 1x weil sie ihm keine Windel anziehen wollen.
Das ist doch kein Leben mehr.
Ich kann für ihn nichts mehr fühlen. Und genau das finde ich so schlimm. Manchmal kommt er mir vor wie ein "Störfaktor" und ich kann es selber nicht glauben, wie ich so über ihn schreibe.
Ich weiß nicht, wie das noch länger so weitergehen soll. Das macht mich fertig, wenn ich das sehe. Meine Mutter macht mir immer Vorwürfe wenn ich nicht auf ihn aufpasse wenn sie schnell zum Einkaufen will weil er nicht alleine bleiben kann. Er würde sonst abhauen. Aber ich kanns einfach nicht. Und ich will es auch nicht.
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