Alzheimer-Aggresivität -Wahnvorstellungen

[Hars]

Sehr geehrter Herr Dr. Spruth,
meine Mutter ist seit längerer Zeit an Demenz erkrankt und auch seit 1 1/2 Jahren in einem Pflegeheim. Seit ungefähr einer Woche ist sie hochgradig aggressiv und hat Wahnvorstellungen bezüglich eines kleinen Mädchens namens Karla, daß sie immer wieder in ihrem Zimmer besucht (angeblich) und deren Stimme sie andauernd täglich und nachts rufen hört. Sie verweigert ihre tägliche Medikamentengabe will nicht mehr essen und trinken, da angeblich alles vergiftet wäre. Wie kann man darauf reagieren, geht man als Angehöriger nun auf dieses nicht vorhandene Kind oder, wie verhält man sich am besten?
Mit freundlichen Grüßen
M.Hars

[Auguste D.]

RE: Alzheimer-Aggresivität -Wahnvorstellungen


Hallo Hars,

gibt es so ein Mädchen in der Vergangenheit ? Wäre interessant zu Wissen.....bei Demenzen geht die Realtität gerne in der Vergangenheit spazieren...die Eltern leben wieder....

Ja, suchen Sie doch die Klara mit ihr...gehen Sie auf Mutti ein...erfinden sie doch, dass Klara bei Ihren Eltern Zuhause ist...Klara gerade in der Schule ist, es ihr gut geht....das könnte Mutti beruhigen und sich ernst genommen fühlen...

Zu dem Essen...da würde ich gerne dabei sein und sagen, na klar, tun die hier immer Rattengift rein, damit es besser schmeckt und dann selbst ein Haps vom Teller klauen und reinbeissen ...lachen entspannt dabei, vielleicht lacht Mutti auch...

Das ist kein Blödsinn, die Psycholgie kennt den Begriff
paradoxe Intervention.

Man könnte ich auch mal näher anschauen, wie die Mahlzeiten aussehen...zu kompliziert zum Essen, zu wenig attraktiv fürs Auge...nicht süss genug ?
Dieses Verweigern kann ja einen völlig anderen Grund haben. Das Argument "Gift" umrundet die Klippe, etwas nicht zu tun, was man nicht alleine tun kann, möchte, will....
da sind demente Menschen sehr kreativ ;-)

Lieben Gruss und probiere es aus...diese Medis haben Null Nebenwirkung.

Auguste....

[Spruth, Charité]

RE: Alzheimer-Aggresivität -Wahnvorstellungen


Sehr geehrte/r Herr/Frau Hars,

klären Sie zunächst, ob es möglicherweise einen äußeren Anlass für diese neu aufgetretene Verhaltensmuster, bzw. das psychotische Syndrom Ihrer Mutter gibt (z.B. neue Medikamente mit entsprechenden Nebenwirkungen,...).
Sollten dann die guten und praktikablen Tipps von Auguste D. keinen ausreichenden Effekt zeigen, und Ihre Mutter unter der Symptomatik leiden, sollten Sie mit dem behandelnden Arzt über eine antipsychotische medikamentöse Therapie sprechen. Die Einstellung sollte dabei m.E. am Besten ein erfahrener (Geronto-)Psychiater oder Neurologe vornehmen.

Mit freundlichen Grüssen,

Spruth

[Hars]

RE: Alzheimer-Aggresivität -Wahnvorstellungen


Vielen Dank für die Antworten,werde es weiter geben und einiges ausprobieren.
Herzliche Grüße
M.Hars