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"Heimsuche"

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  • "Heimsuche"

    Hallo, liebe Mitstreiter,

    ich lese von Zeit zu Zeit mit und finde manches auch sehr interessant, kam aber leider nicht zum Mitschreiben.

    Nachdem ich immer wieder von der Vermittlung der polnischen Kräfte (bis auf eine treue Ausnahme) heimgesucht wurde und diese mir dann die letzte Kraft geraubt haben, bin ich nun so am Ende, dass ich wohl aufgeben muss.
    Schade, denn mit der richtigen Hilfe zu Hause, wäre es noch gegangen, allerdings schreitet die Demenz voran und meine Mutter erkennt auch mich oft nicht mehr.

    Es liegt hauptsächlich wohl an den Vermittlern, die so tun, als wären sie kompetent, in Wirklichkeit aber selber nur über das Internet Kräfte suchen und entsprechend belogen werden oder sogar selbst belügen.
    Polnische Kräfte für Demenzpatienten - VORSICHT - nur mit vorherigem persönlichen Kennenlernen und nachweisbaren Referenzen.

    Nun also MUSS ich ein Heim suchen. Wer hat Insiderinfos über den Bereich Köln? Vom Konzept kommt das Caritas Heim in Porz Wahn in Frage. Es ist ein geschützter Bereich mit Pflegeschwerpunkt für Demenzkranke, mit Wohngruppen 10-15 Leute.

    Hätte nicht gedacht, dass es einmal so weit kommt, aber der Stein ist zu schwer geworden und zehn Berge kann man nicht auf einmal besteigen. Vielleicht berichte ich später noch ausführlicher.

    Liebe Grüße an alle, Eva Franziska


  • Re: "Heimsuche"

    Hallo,
    kennen Sie die Seite http://swiss-seniorenbetreuung.ch/ ?Die Pflege ist sehr gut!

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    • Re: "Heimsuche"

      Maxbauer: Das ist wohl Werbung! Und dazu noch am Thema vorbei!
      An alle: Lasst Euch nicht auf die vielen tollen Versprechungen ein, die besonders über das Internet gemacht werden. Wenn jemand noch am Anfang der Begleitung steht, sage ich aus heutiger Sicht: es lässt sich viel Zeit, Nerven und Geld sparen, wenn man erst mal viel investiert in eine gründliche Recherche vor Ort und Erfahrungen von anderen Betroffenen einholt.
      An den Support, kann man solche Werbung nicht gleich löschen?
      Eva Franziska

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      • Re: "Heimsuche"

        Hallo Eva Franziska,

        Sie machen Schlimmes durch. Und nein, es wird erstmal nicht besser. Ich habe auf der Heimsuche bei der Stadtverwaltung mit einem sogenannten "Seniorenbeauftragten" gesprochen, der mir einen dicken "Jahres-"Bericht über alle Heime in der Umgebung zugeschickt hat. Dort sind Leistungen und Schwächen detailliert aufgeführt. Davon habe ich 10 in nächster Nähe abgeklappert und meine Ma bei dreien auf die Warteliste setzen lassen. Man kann immer wieder absagen, verschieben, Probewohnen vereinbaren....
        Machen Sie es sich nicht so schwer. Sie werden das Optimale nicht finden.


        Achten Sie nicht so sehr auf die Äußerlichkeiten. Ist Ihnen das Personal sympathisch und kommt es Ihnen einigermaßen fürsorglich vor? Kann sie herumlaufen, sind alle Zimmertüren immer offen, auch von den Sterbenden (!), Lautstärke, freundlicher Umgangston, persönliche Einrichtung mit eigenen Möbeln und/oder Mitbringseln ....

        Leider gerade keine Zeit für mehr. Auch schon wieder auf dem Weg dorthin.

        Viel Kraft und liebe Grüße, Marge

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        • Re: "Heimsuche"

          Für Anfang Januar habe ich nach 8 Jahren Betreuung nun ein Heim ausgesucht.

          Ausschlaggebend, dass ich aufgeben musste, war NICHT der 98%prozentige Verzicht auf ein eigenes Leben, sondern der monatelange spärliche Schlaf und das Rufen nach mir und die ununterbrochene Fragerei, die nie aufhört, auch nicht wenn ich direkt neben ihr sitze. Mir fehlen noch die richtigen Worte um DAS zu beschreiben.

          Das Heim ist 1/2 Autostunde entfernt. Ob das ein Fehler oder ein Vorteil ist (damit ich z.B. nicht die ganze Nacht vor dem Fenster stehe), wird sich zeigen.

          Es ist ein kleines, ehemaliges Krankenhaus, ein stilvoller Altbau mit hellen Räumen und gedämpfter Atmosphäre, einigermaßen wohnlich, keine irre langen, unübersichtlichen Gänge. So dass sie, wenn sie aus dem Zimmer tritt, schon gleich etwas Kontakt zu den anderen aufnehmen kann. Ein paar Meter weiter sitzen die, die nicht mehr alleine essen können, in einem Essbereich zusammen. Das Haus ist allerdings offen, jedoch nicht so ganz leicht zu verlassen. Wenn sie eine Weglauftendenz entwickelt, wird es fraglich, wie es weiter geht, aber das wäre ja in jedem Haus so.
          Die Umgebung entspricht den Interessen meiner Mutter, eine sehr schöne Gartenanlage mit Vogelvoliere, und man ist schnell im Ort oder auf dem Land. Ein Restaurant wird auch von z.B. von Spaziergängern genutzt.

          Sie würde dort zunächst auf der normalen Station wohnen und dann je nach freiem Platz - oder wie sie sich einlebt - umziehen in die dortigen speziellen Wohngruppen für Demenzkranke. Die Station hat zirka 25-30 Plätze und den "normalen" Pflegeschlüssel. In den Wohngruppen ist der wohl ein wenig höher. Wichtige Ärzte kommen ins Haus.

          In der letzten Zeit ging es meiner Mutter hauptsächlich darum, nicht alleine zu sein, sie setzt sich dahin, wo jemand ist. So hoffe ich, dass sie nicht draußen nach Kontakten sucht.

          Bei den Hausgemeinschaften gehen die meisten Zimmer auf ein Zentrum zu - genau das, wovon ich geträumt habe - jedoch ist ja fraglich, ob sie dahin kommt, denn manche Bewohner leben sich beim Übergang auf der Normalstation schon so gut ein, dass sie dann da bleiben.
          Wir trafen eine Angehörige vor dem Haus und die hat uns den guten Eindruck glaubhaft bestätigt.

          Nun kommt das Alllerschlimmste auf mich zu - schon jetzt springt mich die Trauer an. Alles, was wir jetzt zusammen machen in unserem Haus wird bald das letzte Mal gewesen sein - nach 57 Jahren.

          Immerhin hatte ich durch die Demenz eine Beziehung zu meiner Mutter aufbauen können, die vorher nie da war. So war es eine harte, aber wertvolle Zeit.

          Nun kommt eine vielleicht ebenso harte Zeit (hoffentlich nicht schlimmer), doch hoffe ich, dass ich wenigstens mal wieder etwas aus eigenem Ansporn tun kann, ohne den ständigen Druck im Nacken und sei es nur, mal so lange zu schlafen, bis ich nicht mehr müde bin.

          Ich werde berichten.

          LG, Eva Franziska

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          • Re: "Heimsuche"

            Liebe Eva Franziska,

            ich freue mich, dass sie ein passendes Heim für Ihre Mutter gefunden haben, kann ihre Gefühle aber sehr gut verstehen. Vielleicht können Sie sich mit dem Gedanken trösten, dass Ihre Mutter nun Gesellschaft hat, wann immer sie möchte, und eine ausgeglichenere Tochter vor sich hat, wenn sie zu Besuch kommt. Sie haben ja auch die Möglichkeit, sie für ein Wochenende nach Hause mitzunehmen. Aber insgesamt sehe ich das auch so: Das ist ein schwerer Abschied auf Raten.

            Schöne Weihnachten noch mit ganz vielen Lichtblicken!

            Liebe Grüße
            sadsoul

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            • Re: "Heimsuche"

              Danke, Sadsoul, für die aufmunternden Worte. Ich mache mir aber keine Illusionen und solange ich es nicht erlebe, glaube ich auch nicht an ein ausgeruhtes Miteinander, denn die Hürden, die durch die Demenz zu überwinden sind, sind zu groß, als dass es gut gehen könnte. Sie am Wochenende nach Hause zu nehmen, kann ich mir nicht als sinnvoll vorstellen, aber wenn das ihr gut tut, dann gerne. Ich glaube eher, dass es sie nur durcheinander bringen würde.
              Wir waren übrigens heute mal zum Anschauen da, allerdings nicht auf der Station. Ich spreche ja mit meiner Mutter darüber, nur eben nicht zu drastisch. Ich muss Urlaub machen und sie wird in der Zeit dort versorgt. Es hat ihr gut gefallen und man hört viel Positives. Für Nicht-Demenzkranke sicher ein gutes Heim, aber für Demenz … Hm … Ich werde berichten.
              LG, Eva Franziska

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              • Re: "Heimsuche"

                Liebe Eva Franziska,

                also ohne Sabbatjahr ginge es gar nicht. Ich muss praktisch rund um die Uhr für Mama verfügbar sein. Vieles kann sie noch selbst, aber ich muss fast ständig anwesend sein, sonst ruft sie nach mir und regt sich sehr auf. Nur vormittags kann ich mich öfter noch mal davonschleichen, vorzugsweise wenn sie noch schläft, aber ich muss überall große Zettel mit Informationen hinterlassen.

                Hinsichtlich der Kurzzeitpflege habe ich noch nichts veranlasst, aber zusammen mit der Verhinderungspflege gibt es da einige Möglichkeiten – in 2015 sogar noch bessere – um sie für ein paar Wochen anderweitig betreuen zu lassen. Ich arbeite immer noch mit verschiedenen Betreuerinnen, die mich für ein paar Stunden pro Woche ablösen, damit ich mal unbesorgt ein paar Dinge erledigen kann. Jetzt denke ich mal an ein oder zwei Tage Tagespflege in der Woche, habe aber noch nichts veranlasst.

                „Grüße aus dem Schützengraben“, ja besser kann man das nicht nennen. Das ist wirklich ein Krieg gegen einen Feind, den man nicht besiegen kann. Die Taktiken werden zwar ausgereifter und raffi- nierter, aber diese helfen nur im Kampf um das eigene Überleben. Ich lerne, mit diesem unbesiegbaren Feind, der doch so übermächtig ist, umzugehen. Irgendwann werde ich wohl – wie Sie Eva Franziska und andere – das Lager wechseln müssen.

                Was mich im Moment ziemlich belastet, ist die Tatsache, dass meine Mutter ständig verweigert, mit mir zum Arzt zu gehen. Sie ist zwar – dem äußeren Anschein nach – recht gesund, unser Hausarzt hat sie auch vor wenigen Monaten mal aufgesucht und sie flüchtig untersucht, aber sie bräuchte dringend eine Ohrspülung (normalerweise kann sie gut hören) und das geht nur in der Praxis. Sie kann kaum noch etwas verstehen, behauptet aber ständig das Gegenteil. Ihre Betreuerinnen und ich müssen sie ständig anschreien oder an ihrem Ohr sprechen, aber nein, einen Arzt braucht sie nicht! Sie hat ihren Arzt, „zu Hause“. Abends vor dem Fernseher schimpft sie darüber, dass sie nichts verstehen kann – lauter kann ich das Gerät wegen der Nachbarn nicht stellen. – Ich habe sie mal mit etwas Druck „ausgehfähig“ angezogen, was schon ein großes Geschrei gab. Als ich dann im Schweiße meines Angesicht mit dem Wagen kurz vor der Praxis stand, war sie nicht dazu zu bewegen auszusteigen. Ich hätte hier auch etwas Druck anwenden können, hatte aber Angst, dass sie laut um Hilfe ruft und die Passanten in Aufruhr gebracht hätte. Also musste ich zehn Meter vor dem Ziel aufgeben und die Sprechstundenhilfe verständigen. Nun sitzt sie wieder vor dem Fernseher, sieht sich die Bilder an und beschwert sich über den leisen Ton. Vielleicht haben die Pfleger in der Tagespflege eine Lösung?

                Liebe Grüße

                sadsoul

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                • Re: "Heimsuche"

                  Hallo, dieser Beitrag war eigentlich für den Strang "Grüße aus dem Schützengraben" gedacht, nun auch egal!

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                  • Re: "Heimsuche"

                    Macht nichts. Der Titel heisst ja "Heimsuche" im doppelten Sinn des Wortes.
                    Ich erkenne bei Ihnen vieeeele Parallelen zu meinem Prozess mit der Mutter. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, aber vielleicht später. Ein Tipp vorweg vielleicht: Suchen Sie unbedingt engsten Kontakt zu Angehörigengruppen. Nur die können Sie dort verstehen und Sie bekommen vielleicht gute Tipps, Anstöße usw.
                    Das habe ich aus Zeitmangel nicht genügend getan (klar, die wenige Freizeit möchte man ja den Freunden widmen), aber dann hätte ich vielleicht jetzt beim Prozess der Heimunterbringung nicht soviel Hürden zu überwinden und eventuell schon früher vernünftiger gehandelt.
                    Ich hoffe, ich kann mal helfen.
                    LG, Eva Franziska

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                    • Re: "Heimsuche"

                      Hallo, möchte mal kurz berichten, wie es bei uns weiter gegangen ist.

                      Meine Mutter verhält sich im Heim ähnlich, wie zu Hause. Sie meint auch, dass sie zu Hause ist und wundert sich, warum bei ihr auf einmal so viele Leute wohnen. Inzwischen lernt sie nach und nach zu erkennen, dass sie in einem Seniorenwohnheim ist, dass ich arbeiten muss und deshalb nicht immer da bin.
                      Natürlich vergisst sie es und die permanenten Fragen, wann ich komme, haben nun dort die Mitarbeiter und Mitpatienten auszuhalten. Doch da ist sie ja nicht alleine mit den sich immer wiederholenden Sätzen.

                      Im Gegensatz zu den meisten anderen interessiert sie sich für die Menschen, und wenn ich da bin, versuche ich, die Gruppe ein wenig zusammen zu bringen. Das ist eigentlich sehr schön.

                      Der gute, menschliche und ruhige Eindruck des Hauses hat sich bestätigt. Ich meide aber auch die kritischen Zeiten, denn da könnte ich vielleicht noch nicht mit umgehen. Morgens z.B. geht sicher die Post ab. Das bringt niemandem etwas, wenn der Angehörige dann dazwischen funkt und alle nervös macht. Und ich tue mir das selbst auch nicht an.
                      Die vielen ehrenamtlichen Hilfen dort tragen zusätzlich sehr zur Entlastung bei.


                      Ich besuche meine Mutter zu den Zeiten, wo ich das Personal gleichzeitig entlasten kann, aber auch nicht zu häufig, denn meine Mutter soll sich langsam eingewöhnen und das geht nicht, wenn ich zuviel komme. Damit aber meine Mutter dennoch gerade in den ersten Monaten nicht ohne zusätzliche Unterstützung bleibt und auch das Personal merkt, dass ich gerne alles unterstütze, investiere ich nach wie vor in die vertrauten und auch neue Betreuungskräfte. Natürlich darf das nicht "überdosiert" werden, denn das Heim bekommt ja auch dafür das Betreuungsgeld, das eingesetzt werden muss. An den Tagen, wo andere meine Mutter besuchen, genieße ich die Zeit und kann endlich mal was abarbeiten.

                      Klar, Heim ist nicht zu Hause und die pflegerischen Schwächen kamen schnell zu Tage. Da war ich auch schon einigermaßen "geschockt". Bei genaueren Nachdenken, wurde mir aber klar, dass es ein Lernprozess für alle ist. Natürlich kennen sich beide Seiten noch nicht ausreichend, meine Mutter macht nicht immer mit und der Pflegeschlüssel ist auch nicht gerade rosig. Die Weitergabe der Infos klappt nicht immer reibungslos oder ist fehlerhaft. Da muss man sich nichts vormachen. Ich schaue also genauer hin und bin froh, dass ich zumindest alles offen ansprechen darf.

                      Mental geht es meiner Mutter eher sogar noch besser, als zu Hause, da dort mehr Vielfalt ist. Fast jeden Tag gibt es kleinere und größere Aktionen, Einzelbetreuung oder Gruppenbetreuung und sie erlebt jetzt endlich auch mal reichlich Erfolgserlebnisse, weil sie weitaus mehr weiss und wacher ist, als die anderen. Zu Hause war sie ja die Schwächste und darunter hat sie besonders gelitten.

                      Also abwarten. Die großen Probleme werden sicher kommen, und ich muss lernen, damit fertig zu werden. Ich werde nach Kräften mitwirken, aber in dem Rahmen, wie es dem Heim auch nützt und nicht gegen die Mitarbeiter, solange ich erkennen kann, dass man sich bemüht. Ich denke, wenn es scheitert, dann hat auch in erster Linie die Krankheit Schuld, denn die kann niemand wirklich bewältigen und zu Hause konnte ich es ja auch nicht mehr.

                      Oft empfinde ich Trauer, wünsche meiner Mutter, dass sie in die häusliche Geborgenheit zurück kommen könnte, doch ich hatte bisher nie ein schlechtes Gewissen, weil ich wußte, meine Grenze war schon lange erreicht.
                      Ich hätte den Schritt schon vor einem Jahr gehen sollen, aber da hätte ich vielleicht noch zu viele Reserven gehabt und ein schlechtes Gewissen bekommen. So ist es nun eine Sache, hinter der ich - im Moment zumindest - voll stehen kann.

                      Werde weiter berichten.
                      LG, Eva Franziska


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                      • Re: "Heimsuche"

                        Update:

                        Mutter war "zu schwierig" auf der gemischten Station und wurde verlegt in die Hausgemeinschaften, kam topfit an und ist nun in keinem guten gesundheitlichen Zustand. Mir fiel auf, wie wenig die Mitarbeiter in Demenz ausgebildet sind. Man hat sie dann eher gemieden und wichtige pflegerische Dinge sind zu kurz gekommen. Ich bereue, einen Vertrauensvorschuss gegeben zu haben.

                        Man muss komplett umdenken, die Sichtweise in einer Heimstruktur hat nichts mit unserer normalen menschlichen Logik zu tun. Vielleicht habe ich mal Zeit, einen Einblick hinter die Kulissen zu vermitteln.

                        Werde berichten, wie es nun im ruhigeren, persönlicheren Bereich läuft, sofern sie sich erholt.

                        Aber es ist ein Loslassen, es gab keinen anderen Weg.

                        LG, Eva Franziska

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                        • Re: "Heimsuche"

                          Hallo, Eva Franziska,
                          mal eine ganz banale Frage (wegen der plötzlichen Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands): Bekommt sie genug zu Essen und vor allem zu trinken? Daran hapert es nach meiner Beobachtung nämlich sehr oft. Es werden Getränke und essen hingestellt und wenn jemand nicht isst oder trinkt einfach wieder weg geräumt, weil Anreichen oder Animieren zum Essen nicht zum Aufgabenbereich der Küchenhilfen gehört. Meine Mutter käme nie auf eine ausreichende Menge, wenn ich nicht zufüttern würde. Gucken Sie sich mal die Wiegeprotokolle an und achten Sie auf Zeichen von Dehydrierung.

                          "Man hat sie dann eher gemieden" - hab ich auch beobachtet. Das für Demenz an sich "normale" Verhalten (Agitiertheit etc.) wird als Böswilligkeit ausgelegt. Manche (!) Pflegekräfte ignorieren die Betreffenden dann oder beschimpfen sie.
                          LG louisanne



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                          • Re: "Heimsuche"

                            Hallo Eva Franziska,

                            nach Ihren Berichten und einem Beitrag im Fernsehen (ZDF Zoom) stehe ich einer Pflege im Heim wieder sehr kritisch gegenüber. Die Mängel in den Pflegeheimen werden in den Medien ja immer wieder thematisiert und es ändert sich kaum etwas, so wurde es auch in dem Fernsehbeitrag geschildert, der darauf abhob, dass viele Heime auf Gewinnmaximierung aus sind und die Bewertungen im Internet wertlos sind. Es wird an Personal gespart und dazu ungeeignetes bzw. unqualifiziertes angestellt, es wird am Essen gespart und wenn die Kranken es verweigern und auch nicht trinken, kümmert sich kaum jemand, weil es niemand wirklich mitbekommt oder auch mitbekommen will. Ich erinnere mich an einen Mann in einem anderen Fernsehbeitrag, der seine Frau nach einem Jahr wieder nach Hause geholt hat, weil er die Zustände einfach nicht mit ansehen konnte, obwohl er bei der Pflege mitgeholfen hat.

                            Ich habe gehört, dass es auch gute Heime geben soll, aber wo sind die? Und gibt es für diese nicht lange Wartelisten? Sie schrieben, auch wenn kein Geld vorhanden sei, könne man sich ein Heim nach Wunsch aussuchen. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

                            Liebe Grüße

                            sadsoul

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                            • Re: "Heimsuche"

                              Hallo Louisanne,

                              soweit ich von einem anderen Heim weiß, werden die Leute sogar gemästet, wenn die Gewicht verlieren, da ist der MDK nämlich sehr empfindlich.

                              Bei meiner Mutter hatte die Runde im Gemeinschaftsraum sich gegenseitig zum Trinken animiert. War schon erstaunlich. Aber ich frage mich, ob die Aussage, dass sie gut trinkt, denn auch stimmt und werde selbst am Ball bleiben.
                              Man darf es sich nicht so vorstellen, dass sie da vollkommen ignoriert wurde, aber so richtig verantwortlich fühlte sich anscheinend niemand. Alles in der Summe inklusive der - bei falscher Ansprache - schwierigen Mutter, führte dazu, dass sie pflegerisch und menschlich mehr und mehr ins Abseits geriet und dann natürlich auch gesundheitlich abbaute (Harnwegsinfekt, Bronchitis unter anderem), die Hinweise zu Auffälligkeiten kamen aber immer nur von mir. Bei Demenz hat man also anscheinend ständig die Vermutung, es ist die Abwehr und dadurch verpasst man es, wenn der Mensch nun wie alle anderen auch, einfach mal krank ist und das nicht äußern kann.

                              Na ja, ist kein schönes Leben dort, für niemanden, einer hat es besser, einer schlechter gemacht, und eventuell lag es an der Schlüsselperson, die vielleicht am meisten überfordert war. Ist jetzt, wie es ist und könnte noch sehr viel schlechter sein. Trotz allem war der Gesamteindruck eher menschlich, ich würde da niemandem Böswilligkeit vorwerfen wollen.

                              Nur jetzt bin ich erst mal nicht in der Lage, einen Vertrauensvorschuss zu geben und werde mehr und ausführlichere Berichte erfragen. Habe noch keinen Einblick in die Krankenakte gefordert und auch noch nicht herausgefunden, wie man sich da richtig verhält. Demnächst kommt ja dann mit dem sozialen Dienst das Erstgespräch nach Eingewöhnungszeit. Da hoffe ich, dass man mal offen reden kann, ohne gleich anzuklagen. Muss ja auch erst mal die Perspektive des Personals erfahren und verstehen.

                              Und, wie Sie sagen Louisanne, anscheinend geht es nur, wenn man als Angehöriger mitmacht. Angehörige sagten mir auch, wenn die Person nicht isst, wird nicht immer gefüttert. Ab und zu sicher, nur ist es nicht die Regel. Man hat also dann einen Pflegeplatz gefunden und sollte sich darauf einstellen, dass man nicht nur, wie man erhoffte, für Besuche und Erledigungen zuständig ist, sondern es sogar erwünscht ist, auch weiter bei den grundpflegerischen Dingen mitzuwirken. Zumindest habe ich jetzt den Eindruck. Kosten wird mich das dann mind. 300,- bis 500,- Euro monatlich, wenn Essen, weitere Hilfs- und Pflegemittel, Fahrkosten, Bezahlung von Betreuungskräften usw. dazu kommen. Das kann ich dann sehen, wie ich dass erarbeite. Was soll´s, man muss unkonventionell denken. Natürlich kann man Muttern und Vatern auch einfach abgeben und sich ansonsten heraushalten, wenn man die Folgen ertragen kann. Und natürlich hat man auch das Recht, zu sagen, man kann und möchte nicht mehr. Das ist eine individuelle freie Entscheidung.

                              OK - sage ich an dieser Stelle. Ganz klar: es ist für mich OK.
                              Warum? Weil wir menschlich sind und sein wollen. Wir als pflegende Angehörige von Demenzkranken, haben zuviel Leid erlebt, als dass wir uns aus der Verantwortung stehlen wollen, auch wenn wir eine große Summe Geldes geben, damit jemand anderer die Verantwortung übernimmt. Aber das ist nur ein Denken in Zahlen. Der Wermutstropfen bleibt: wenn ich das Geld zur Verfügung hätte, was nun ausgegeben wird, ich würde meine Mutter sofort wieder nach Hause holen, weil ich mir dann zusätzlich zur polnischen Hilfe eine Nachtschwester leisten könnte. Aber ohne Schlaf und mit Russisch Roulette, ob die nächste polnische Dame denn nun hält, was sie versprach, ist es nicht mehr zu schaffen.

                              So traurig es ist, tröstet es mich doch, dass Ihnen das Ignorieren von Demenzpatienten bei manchen Mitarbeitern auch aufgefallen war. Man denkt ja manchmal, man sieht weiße Mäuse und ist zu empfindlich geworden.

                              Also abwarten. In der Hausgemeinschaft sieht es jedoch tatsächlich hoffnungsvoller aus und es macht sogar Spass, mitzumachen.

                              LG, Eva Franziska

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                              • Re: "Heimsuche"

                                Liebe Sadsoul,

                                ich würde es nicht sooo schwarz sehen. Ja, wie zu Hause ist es nicht. Doch ein alter Mensch alleine zu Hause ist auch oft ein Desaster, isst nicht, trinkt nicht, wäscht sich nicht und ist alleine. Mental tut es meiner Mutter gut. Ob das die anderen auch so sehen, habe ich aber meine Zweifel, denn die müssen ja nun den ganzen Tag die permanenten Fragen beantworten. Oh mann, ich wünschte, dass würde weniger.

                                Jetzt denke ich zurück. Eventuell früher das Heim und die tausenden Stunden Nervenkampf, die mir die letzte Kraft geraubt haben, dort investiert. Wäre vielleicht besser gewesen. Es macht übrigens großen Spass, wenn man merkt, dass man auch zu den anderen alten Leuten Zugang findet.

                                Nehmen Sie doch mal - frühzeitig - bezüglich Heimaufnahme Kontakt zur Alzheimer-Gesellschaft auf, eine der wenigen (noch) seriösen Hilfsorganisationen auf dem Gebiet (so zumindest mein Eindruck). Lernen Sie Angehörige kennen, die jemanden im Heim betreuen. Und gehen Sie in eine in Frage kommende Einrichtung, lassen Sie sich NICHT blenden vom schönen Restaurant im Eingang oder sonstigen tollen hochgepriesenen Dingen. Insiderwissen ist hilfreich.

                                Eines ist nur klar: es muss eine spezielle Hausgemeinschaft sein (12-15 Personen). Und es müssen Ehrenamtliche mitmachen. Sonst wird es nichts. Normaler Pflegeschlüssel geht gar nicht.

                                Ich hing der Entwicklung immer hinterher und habe dann innerhalb von Wochen gesucht. Allerdings, je länger man sucht, um so weniger macht man es vielleicht auch. Ich bin nach wie vor froh, dass das Heim nicht in der Nähe ist, so bin ich zum Abstand gezwungen, und trotzdem kreist fast alles nach wie vor um die Belange meiner Mutter. Aber ich kann schlafen - wenn ich nicht zuviel grüble - und fühle mich wieder als Mensch.

                                Sozialhilfe/Pflegewohngeld werden für alle Pflegeheime gezahlt, die entsprechende Versorgungsverträge mit den Pflegekassen abgeschlossen haben. Das haben die meisten Heime, da kann man nachfragen. Das sind wahrscheinlich nur so ein paar ganz Elitäre, die das nicht haben.

                                ​Liebe Grüße und ich wünsche Ihnen die richtigen Ideen, werde weiter berichten.
                                Eva Franziska

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