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Die erforderlichen Grundlagen der Behandlung!

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  • Die erforderlichen Grundlagen der Behandlung!

    Grundlagen der Demenzbehandlung

    Autor: Ingo Schwalm; Fachkrankenpfleger für die Psychiatrie; November 2012

    Es gibt viele verschiedene Therapieformen für eine Behandlung der Demenzerkrankung. Behandlung mit Medikamenten, Soziotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie, Validation, Gedächtnistraining und vieles mehr. Alle Therapieformen haben ihre Berechtigung und zum Ziel, dem betroffenen Menschen zu helfen die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten, bzw. zu erreichen. Diese zum Teil sehr kostenintensiven Behandlungen haben nur dann einen Sinn, wenn man auf die erforderlichen Grundlagen einer Demenzbehandlung achtet:


    1. Die Flüssigkeitsaufnahme/Trinkzufuhr
    2. Die Medikamenteneinnahme/Aktueller Plan/Verblisterung
    3. Die Blutdruckkontrolle/Blutdruckeinstellung
    4. Frühzeitige und fachliche Diagnostik/Fachärztliche Behandlung
    5. Zuwendung und Verständnis

    Zu 1.: Ältere Menschen haben nicht so ein Durstgefühl und können Flüssigkeit nicht so gut speichern wie jüngere Menschen. In der familiären Pflege und in den Altersheimen ergibt sich dadurch ein riesiges Problem. Der Mensch verdunstet täglich ohne jede körperliche Bewegung ca. 1,5 Liter Flüssigkeit. Es ist ein Schwerpunkt in der Pflege von älteren Menschen, für die erforderliche Trinkmenge von täglich 2 Liter Flüssigkeit zu sorgen.Trinkt ein Mensch zu wenig kommt es unter anderem zu Verwirrtheitszuständen und zu einer ähnlichen Symptomatik wie bei einem Demenzkranken.Ein älterer Mensch benötigt unbedingt die Hilfe und Aufforderungen zum Trinken. Am Besten man stellt die benötigte Trinkmenge am Morgen bereit und versucht diese bis zum Abend zu geben. Bei Flüssigkeitsmangel können Medikamente im Gehirn nicht wirken, da die Blut-Hirnschranke nicht mehr überwunden werden kann.
    Es gibt jedoch eine Ausnahme der 2 Liter Flüssigkeitsaufnahme:
    Bei bekannter Herzschwäche können 2 Liter Flüssigkeit am Tag für den betroffenen Menschen zu viel sein! Das Herz könnte diese Menge evtl. nicht „verarbeiten“. Es könnte zu einer Dekompensation und zu Wassereinlagerungen führen. Bei Herzerkrankungen sollten dann 1 bis 1,5 Liter täglich ausreichen. In der Praxis sieht es jedoch häufig so aus, dass 2 Liter gefordert werden müssen, um 1 Liter Flüssigkeitsaufnahme zu erreichen, natürlich mit Ausnahmen!

    Zu.2.: Statistisch benötigt ein 60-jähriger Mensch schon 3 verschiedene Medikamente. Ein 75 - jähriger schon 8 verschiedene. In den Familien fehlt häufig ein aktueller Medikamentenplan, der regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wird. Nimmt ein Mensch mehr als drei Tabletten ein, sollte man die Medikamente von einer Apotheke verblistern lassen! Die Medikamenteneinnahme muss unter Umständen kontrolliert und dadurch gesichert werden. Werden Medikamente nicht oder in nicht ausreichender Menge eingenommen, können sich Krankheiten verschlimmern. Nicht selten kommt es zu einem Verlust von wesentlichen Fähigkeiten für den Alltag: 3,8% der Krankenhauseinweisungen im internistischen Bereich gehen auf das Konto einer unregelmäßigen Tabletteneinnahme. Das heißt, ca. 90.000 Menschen werden hierzulande jedes Jahr – nur weil sie ihre Tabletten nicht oder nicht regelmäßig genommen haben – aus ihrem häuslichen Umfeld herausgerissen. Bei dem Verblistern prüft der Apotheker elektronisch die verschiedenen Medikamente auf Kontraindikationen und Wechselwirkungen, Verwechslungen werden ausgeschlossen. Man bekommt alle Medikamente in einem Wochenblister mit genauer Anleitung zur Einnahme vorbereitet. Das Verblistern entlastet alle: Patienten, Angehörige und gegebenenfalls das Pflegepersonal.

    Zu 3.: Jeder 4 Mensch leidet unter einem Bluthochdruck. Den Bluthochdruck spürt man selten und er schmerzt nicht. Die Folgeerkrankungen sind teilweise fürchterlich. In den Haushalten wird nur selten eine Blutdruckkontrolle durchgeführt. Oft fehlt es überhaupt an einem Messgerät. Eine Kontrolle ist aber bei Menschen die Medikamente einnehmen immer erforderlich, da diese oft den Blutdruck verändern können. Auffällige Werte kann der Hausarzt gut behandeln.

    Zu 4.: Leider vergehen statistisch 2,4 Jahre bis ein Mensch mit einem Verdacht auf Demenz, einem Facharzt vorgestellt wird. Diese wertvolle Zeit verstreicht oft sinnlos für den Betroffenen. Eine besonders frühzeitig und richtig gestellte Diagnose, in Verbindung mit einer fachärztlichen Behandlung, kann dem Betroffenen am besten helfen, seine Lebensqualität und seinen Verbleib in der familiären Umgebung zu sichern. Die bestmögliche weitere Behandlung durch eine gute Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten ist von allen Beteiligten umzusetzen. Rationierung von medizinisch erforderlichen Leistungen müssen für ältere Menschen vermieden werden.

    Zu 5.: Ohne die menschliche Nähe mit Zuwendung, Verständnis und Liebe hat letztlich keine Behandlung einen nachhaltigen Erfolg!
    Ruhe, Geduld und Empathie sind der Schlüssel für den menschlichen Umgang und der notwendigen Pflege für den demenzkranken Betroffenen.
    Der Mensch wird erst durch den Menschen zum Mensch!

    Bei den Grundlagen einer Demenzbehandlung kommt es ganz besonders auf die pflegenden Angehörigen bzw. des Pflegepersonals in den Altenheimen an. Ihnen fällt die „Schlüsselrolle“ bei der Durchführung dieser Grundlagen zu. Die Pflegenden müssen fachlich informiert und geschult werden, ihnen ist auch unbedingt jede mögliche Unterstützung zu geben, haben sie doch die größte Verantwortung, oft alleine auf ihren Schultern, zu bewältigen.


  • Re: Die erforderlichen Grundlagen der Behandlung!


    Liebe Leserinnen,

    dies ist der aktuelle und überarbeitete Artikel!
    LG
    Ischwalm

    Kommentar


    • Re: Die erforderlichen Grundlagen der Behandlung!

      Auf mehrfachen Wunsch wieder nach vorne!

      Kommentar


      • Re: Die erforderlichen Grundlagen der Behandlung!

        Hallo,

        eine kleine Geschichte über den Verlauf der Alzheimer oder Demenz, die ja ähnlich verlaufen.

        Ich habe sehr früh etwas bemerkt, daß bei meiner Mutter etwas nicht stimmte. Sie fuhr - ich war Beifahrer - eines Tages rechts ! an einer Straßeninsel vorbei. Gottseidank war es schon etwas später am Abend und daher wenig oder besser gesagt so gut wie kein Verkehr. Auf meine Frage, wieso sie dies jetzt getan hatte, sagte sie, sie wüßte es nicht und wäre selbst erstaunt, daß sie so etwas getan hätte.
        Später fallen einem solche ähnlichen Verhalten auf und man kann dann zurückrechnen, wann es eigentlich mit der Demenz angefangen hat und manche merkwürdigen Vorkommnisse einordenen.
        Jahre später hatte ich dem Hausarzt, den wir beide hatten, gesagt, daß mit meiner Mutter etwas nicht stimmte. Er achtete mal bei einem Besuch meiner Mutter darauf. Bei meinem nächsten Besuch auf die Frage, ob er etwas bei dem Termin meiner Mutter feststellen konnte, sagte er mir, daß dies ihn nichts angehe und das eine Familiensache wäre. Soviel zu Ärzten!
        Na gut, es vergingen wieder einige Jahre. Dann fiel mir auf, daß meine Mutter ihre Wohnung nicht mehr sauber hielt und ich sie fragte, ob sie nicht mal saubermachen - staubputzen - wollte. Ein knappes, trotziges und rüdes Nein war ihre ganze Antwort. Kurz bemerkt, meine Mutter wohnte in einer abgeschlossenen Wohnung im Erdgeschoß mit in meinem Haus und sie hatte immer ihre Wohnung saubergehalten.
        Es verging wieder eine kurze Zeit und ich merkte, daß sie eingefrorenes Brot eigenartig auftaute und auch nur trocken aß.
        Sie flog jedes Jahr einmal in die USA zu einer ihrer Schwestern. Wir sind Amerikaner und die restliche Verwandtschaft befindet sich alle in den USA. Ihr sagte sie, daß sie nur noch trockenes Brot und Wasser zu essen und trinken von mir bekam.
        Ich muß dazu sagen, daß meine Mutter und ich mich nie verstanden hatten, daß meine Mutter mich sogar gehaßt hatte und mir dies auch mehrmals im Monat sagte und ich sie sogar heute noch nicht, obwohl ich sie so lange gepflegt habe, als meine Mutter ansehen konnte und auch sie nie so ansprach. Erst seit dem sie tot ist, beginne ich sie als meine Mutter zu akzeptieren.
        Es verging wieder etwas Zeit und ich bemerkte, daß sie nur noch Kartoffeln und eine zum Anrühren fertige helle Soße, die sie aber anders als nach der Anleitung, kochte. Gleichzeitig habe ich bemerkt, daß sie in den Rätseln, die Worte ganz falsch schrieb. Und sie machte schwere Rätsel. Auch merkte ich in Gesprächen, daß sie die Geburtsdaten ihrer Eltern nicht mehr wußte. Und dann dauerte es nicht mehr lange bis sie ganz abtrifftete und in den ewigen Bewegungsdrang fiel. Die Vorwürfe, daß ich ihre Rente gestohlen hätte oder daß dies nicht ihre Kleidung wäre und ich fremde Leute in ihre Wohnung gelassen hätte, waren auch fast täglich dabei. Erst als sie durch Unachtsamkeit - ich durfte nicht in ihr Schlafzimmer - ihr Schlafzimmer in Brand gesetzt hatte, konnte ich endlich tätig werden.
        Und nun komme ich zu dem Teil, der eigentlich zu diesem Thema passt.
        Ganz schnell - innerhalb von drei Wochen - nach meiner Beantragung beim Vormundschaftsgericht auf Betreuung, kam der Amtsrichter zu uns. Er stellte ihr einige Fragen und fragte sie, ob sie damit einverstanden wäre, daß ich ihre Betreuung übernehme. Dies war zwar nicht ganz korrekt, aber ich denke, der Amtsrichter sah und bemerkte, wie ich sie umsorgte und deshalb - weil es ja auch so viel billiger für das Land ist - mir die vollständige Betreuung übergab. Vor dem Amtsrichter war aber die Amtsärztin bei uns und untersuchte - nicht körperlich, sondern nur mit Fragen - meine Mutter. Zum Abschluß sagte sie mir, daß es jetzt ganz schnell gehen wird. Was, habe ich sie daraufhin gefragt, weil ich mit diesem Satz nichts anfangen konnte und ich nur dachte, sie würde bald sterben und ich mir dies nicht vorstellen konnte. Nein sterben nicht, aber ganz schnell bettlägerig würde. Auch sagte sie mir, daß meine Mutter bereits seit mindestends ZEHN Jahren Alzheimer hätte. WOW, habe ich gedacht. Und ja, die Bettlägerigkeit kam genau auf den Tag nach dem Brand nach 11 Monaten.
        In diesen zehn Jahren wurde es versäumt, sie auf diese Krankheit hin zu behandeln. Weil sie bis dahin für sich alleine zuständig war. Man konnte ihr zwar sagen, sie sollte doch mal zum Arzt gehen, aber darauf hin sagte sie nur, daß ich in die Klappsmühle gehörte aber nicht sie. Wieder typisches Verhalten für diese Krankheit. Vielleicht hätte sie dann nicht so schnell bettlägerig werden müssen und man vor allem den Kontrakturen besser entgegen wirken können.
        Entschuldigung, daß dieser Beitrag jetzt so lang wurde.
        Es ist aber trotzdem nur ein kleiner Auszug.
        Ich könnte noch sehr viel mehr Eigenarten, die für solch einer Erkrankung typisch sind, erzählen.
        Ich dachte nur, vielleicht hilft es manch einem, schneller zu handeln, wenn solche merkwürdigen Vorkommnisse zu Hause auffallen.

        LG
        Ellen Maria

        Kommentar



        • Re: Die erforderlichen Grundlagen der Behandlung!

          Ich schieb s mal wieder nach oben.

          Kommentar

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