#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Vater akzeptiert DEMENZ nicht-Bitte um Rat!!!

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Vater akzeptiert DEMENZ nicht-Bitte um Rat!!!

    Hallo,


    Ich mache mir Sorgen um meinen Vater. Seine Vergesslichkeit nimmt immer größere Ausmaße an. Aufgefallen ist uns dies schon vor ca 3 Jahren, aber da haben wir uns noch eingeredet, dass es für sein Alter im normalen Bereich liegen würde. Mittlerweile gibt es sehr eindeutige Situationen, die sich stark häufen und auf Demenz hinweisen. Auch Freunden ist es aufgefallen. Meine Mutter leidet am meisten darunter, weil Sie vergeblich versucht mit ihm darüber zu reden.


    Ich würde gerne mit meinem Vater in eine Demenz-Klinik fahren um zu sehen wie stark die Demenz fortgeschritten ist und um einen Ernährungsplan zu gestalten und evtl. Medikamente verschreiben zu lassen.


    Das Problem ist, dass mein Vater leugnet dass er vergesslich ist. Er wird aggressiv wenn man ihn darauf anspricht.


    Man muss dazu sagen, dass er für seine 78 Jahre sonst sehr fit ist. Er ist fast täglich in der Stadt unterwegs, macht Besorgungen, hat kleine Hobbys (Fotos und Fotoalben), interessiert sich für Politik, geht gerne auf Ausflüge. Ich bin mir ganz sicher, dass er nicht depressiv ist. Er ist ein sehr warmherziger, fröhlicher, witziger, hilfsbereiter und aktiver Mensch.


    Aber er weigert sich mit mir in eine Demenz-Klinik zu fahren. Er sagt, dass ihn sein Hausarzt getestet hat (Mit diesem Test bei dem man sich Begriffe merken muss). Wir haben auch mit seinem Hausarzt gesprochen, aber der kann keine Demenz feststellen.
    Ich denke, dass dieser Test einfach nicht aussagekräftig genug ist.


    Heute hat er sogar unsere fast blinde Nachbarin in der Stadt verloren, weil Sie nicht an dem "angeblich" vereinbarten Treffpunkt gewartet hat. (Das Problem war, dass der Treffpunkt ein anderer war, er es aber vergessen hat).


    Er erzählt manchmal die gleiche Geschichte nach 20 Minuten wieder... oder er verdreht Tatsachen, weil er es nicht mehr richtig in Erinnerung hat. Er verliert häufig Dinge und bildet sich dann ein, dass Sie im gestohlen wurden und denkt, dass ein Nachbar in seiner Werkstatt einbricht und heimlich Sachen mitgehen lässt. Er sammelt nun auch die Nummern der Geldscheine die er abhebt... (falls er beklaut wird). Misstrauisch war er zwar schon immer, aber so langsam bekomme ich große Angst wo das hinführt.


    Ich möchte ihn unbedingt davon überzeugen mit mir in die Demenz-Klinik zu fahren. Aber er bleibt stur.


    Wie kann ich ihn überzeugen? Hat jemand mit so etwas Erfahrung und kann mir ein paar Tipps geben?


    Ich bin wirklich sehr dankbar für jeden Tipp!


    Herzliche Grüsse,
    Carlotta


  • Re: Vater akzeptiert DEMENZ nicht-Bitte um Rat!!!


    Hallo Carlotta!

    Mein erster Gedanke: die Auffälligkeiten aufschreiben und noch mal mit dem Hausarzt sprechen. Ist häufig so, dass die eine Demenz nicht erkennen können, haben ja auch nur einen kleinen Einblick ins Geschehen. Es kann aber auch andere Ursachen haben, zu wenig Flüssigkeit z.B..
    Einen guter Hausarzt würde dann beim nächsten Termin vielleicht genauer hinschauen und hätte eine Idee, wie er das Weitere veranlassen kann. Auf einen Arzt hört man ja noch manchmal eher, als auf Laien.

    Oder Sie gehen mal zu der Demenz-Klinik und lassen sich beraten. Ich denke, die sind darin auch geschult, Tipps zu geben. Nehmen Sie möglichst viele Infos über den Vater mit.

    Ansonsten: keine Vorwürfe machen, oder die Defizite zu sehr in den Vordergrund stellen. Wenn es wirklich eine Demenz ist, gehört die fehlende Krankheitseinsicht dazu. Der demenzkranke Mensch hat schon genug damit zu tun, sich selbst einzuordnen, er braucht viel Unterstützung und Bestätigung, um sich "richtig" zu fühlen. Natürlich sollte man nicht lügen, aber man sollte sich auf die Stufe des Kranken begeben, damit er einen als Partner und nicht als der große Zurechtrücker und Korrigierer erlebt.

    Finde es gut, dass Sie das Thema angehen wollen, doch rechnen Sie damit, dass es viel Geduld und Einsatz braucht, wenn Sie sein Vertrauen gewinnen wollen und er den Mut fasst, weite Untersuchungen anzugehen.

    Bei meiner Mutter habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich selbst auch den Arzt brauche. Vielleicht gäbe es einen Weg, einen Familiengesundheitscheck zu initiieren.

    Berichten Sie uns doch, was Sie erfahren haben, es ist sicher hilfreich für andere.

    Wünsche Ihnen viel Einfühlungsvermögen.
    LG, Eva Franziska






    .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. .....................................
    Mein Steckbrief (Stand Juni 2012): Mutter, 88, betreut von mir (Tochter), 55, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Ende mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg (3 Jahre bekommen, leider nun abgesetzt um das Herz zu schonen), 2x/Woche Krankengymnastik (jetzt als Hausbesuch) wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch und anschließendem Singen, oder einfache Gymnastikübungen). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.

    Kommentar


    • Re: Vater akzeptiert DEMENZ nicht-Bitte um Rat!!!


      Hallo Eva Franziska,

      vielen Dank für die lieben Worte und die schlauen Tipps.

      Meine Mutter achtet schon seit Jahren darauf, dass mein
      Vater jeden Tag 2 Flaschen Wasser trinkt. Daran sollte es
      also nicht liegen.

      Aber ich werde morgen bei dem Hausarzt anrufen und ihm
      die Lage schildern!

      Sobald ich mehr erfahre werde ich hier davon berichten.

      Vielen Dank und Ihnen ebenso viel Kraft!
      Carlotta

      Kommentar


      • Re: Vater akzeptiert DEMENZ nicht-Bitte um Rat!!!


        Hallo,

        Ich habe heute bei dem Hausarzt meines Vaters angerufen und ihm die Situation ausführlich geschildert.

        Der Hausarzt sagte, dass er meinen Vater verstärkt beobachten will und ob er ihn von einem Besuch beim Neurologen überzeugen kann.

        Weiter ist der Hausarzt der Meinung, dass man sich aber nicht zu viel Hoffnungen machen darf, was die Medikamente angeht. Es gibt zwar Studien die einen positiven Effekt bestätigen, aber er hat da bisher keine ähnlichen Erfahrungen gemacht.

        Der Hausarzt hat weiter vorgeschlagen selbst einen Test mit meinem Vater zu machen. Ich halte nichts davon, weil bei dem selben Test schon mal nichts rauskam. Mein Vater kann sich kurzfristig Dinge merken, aber er hat im Alltag oft große Probleme die man durch diesen Schnelltest nicht nachweisen kann.

        Der Hausarzt ist unsere letzte Hoffnung. Ich hoffe, dass er meinen Vater überzeugen kann.

        Ich werde berichten wie es weiter gegangen ist.

        Schönen Gruss,
        Carlotta

        Kommentar



        • Re: Vater akzeptiert DEMENZ nicht-Bitte um Rat!!!


          Hallo Charlotta,
          danke, dass Sie uns auf dem Laufenden halten und falls es sich herausstellt, dass eine Demenz vorliegt, können wir Ihnen hoffentlich gute Tipps geben.

          In der Zwischenzeit könnten Sie sich informieren. Das Buch "Komm her, wo soll ich hin?" von Sophie Rosentreter, das Marge empfohlen hat, kann ich auch empfehlen, es vermittelt neben guten Sachinfos auch den Kern der Problematik. Auch Jan Wojner "Die Welt der Demenzkranken" und Erich Grond "Pflege Demenzkranker" sind hilfreich und umfassend. Wobei ich sagen muss, dass es natürlich für den Anfang alles ein bisschen viel ist und man eventuell auch zu belastet wird beim Lesen, was die Krankheit beinhaltet. Aber durch die reisserische Darstellung des Themas in den Medien ist man ja auch schon ziemlich erschreckt. Es ist in Wirklichkeit manches ganz anders und man muss seinen eigenen Weg finden in der Begleitung.

          WERTSCHÄTZUNG ist dabei oberstes Ziel. Ich durfte auch lernen: der Demenzkranke ist ein achtenswertes Mitglied unserer Gesellschaft und hat jedem, der ihm begegnet, noch viel zu geben. Dass es nicht nach den normalen weltlichen Maßstäben in "Heller und Pfennig" zu berechnen ist, bedeutet nicht, dass es nicht wertvoll ist.

          Bei mir hat es übrigens geklickt, als ich von der integrativen Validation (Nicole Richard) erfahren habe. Das ist ein sehr gutes Werkzeug auch zur Begleitung im Anfangsstadium. Ich war selbst total erstaunt, wie gut das auf meine Mutter gewirkt hat. Vorher war ich wohl selbst noch zu empört über ihren Zustand, den ich gar nicht einordnen konnte und habe damit alles auch sehr verschlimmert und ihre Depression verstärkt.

          Warten wir ab. Zumindest gut, dass der Hausarzt mithelfen will. Eventuell versorgen Sie ihn zwischendurch mit Informationen. Da die Hausärzte viel mit älteren Menschen zu tun haben, habe ich den Eindruck, dass sie alle durch eine ähnliche Brille betrachten und die feinen Unterschiede nicht erkennen, das ist ja auch sehr schwierig im normalen Praxisalltag. Ich denke, er wird sich doch verpflichtet fühlen, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen, denn damit hätte er ja Hilfe unterlassen.

          Man darf die Medikamente nicht überschätzen, es ist das "Gesamtpaket", was dem Patienten hilft, vor allem eben der verständnisvolle Halt durch die Angehörigen und die Stärkung des Gefühls bei dem Kranken, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein.

          Meine Mutter hat drei Jahre Aricept 5mg bekommen (normalerweise bekommt man 10mg, aber meine Mutter verstoffwechselt alles sehr gut) und unsere Neurologin hätte das auch fortgesetzt, wenn nicht Herzprobleme dazu gekommen wären, die aber nicht mit dem Medikament zusammen hängen müssen, es war vorher schon da. 3-4 Wochen nach Absetzen merkte ich vermehrt Schübe und meine Mutter verliert schneller die restliche Alltagskompetenz. Vorher konnte sie noch verstehen, wenn ich ihr den Tagesplan aufgeschrieben habe, nun liest sie das, kann es aber nicht erfassen. Sie fragt auch viel häufiger was sie tun soll, wo sie hin soll, wer kommt und kann auch die Tageszeiten schwerer erkennen. Ich sehe schon ein deutlichen Unterschied zu vorher, es ist nicht allein ausschlaggebend und das Medikament kann den Prozess nicht aufhalten, aber ich denke schon, das es ihn verzögert und gemildert hat.

          Sie werden vermutlich auch nach Wegen suchen, Ihre Mutter zu stärken. Es ist bestimmt nicht verkehrt, eine Gesprächsgruppe zu suchen. Ich bereue es heute, dass ich das immer an letzte Stelle gesetzt habe, weil ich keine Zeit hatte und immer dachte, ich kriege es schon so hin. Ich werde mich jetzt auch wieder verstärkt darum kümmern.

          Wünsche Ihnen Kraft und Geduld und Weisheit.
          LG, Eva Franziska

          Kommentar

          Lädt...
          X