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Ich brauche dringend Rat

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  • Ich brauche dringend Rat

    Mein Vater ist 75, und es wird bei Ihm von anfänglicher Demenz gesprochen!
    Die ganze Geschichte in bemühter Kurzfassung. Meine Mutter ist 2004 gestorben, mein Vater hat völlig den Lebensmut verlohren und lebt eigendlich nur noch so dahin!
    Anfangs habe ich mich bemüht Ihm zu helfen, jedoch durch seine Interessenlosigkeit an allem, hatte er mich auch nur runter gezogen, also habe ich Abstand genommen.Dann und wann bin ich zu Ihm gefahren und habe mich jedes Mal geärgert, das er seine Wohnung verkommenläßt. Kein Abwasch, kein Staubwischen oder saugen. Die Post wird nicht bearbeitet, mittlerweile weiß er damit auch nichtsmehr anzufangen! Eine Mahnung nach der anderen und es interessiert ihm nicht,dazwischen die Lebensmittel, die ich jedesmal wieder in den Kühlschrank packe.
    Nun war er vor 1/2 im Krankenhaus und man machte mich darauf aufmerksam, daß er Anzeichen einer beginnenden Demenz hat.
    Da ich selber Vollzeit arbeite und nicht im gleichen Ort wohne dachte ich mir, es wäre nicht verkehrt, für Ihn eine Pflegestufe zu beantragen. Da kam auch mal jemand, den hat er wieder fortgeschickt!
    Kürzlich war er dann in einer Rehamaßnahme, wo ebenfalls befunden wurde,daß er Hilfe bräuchte und in Abspache mit mir der Sozialdienst eingeschalten wurde. Jetzt war ein Arzt vor Ort, der ihn begutachten sollte und eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes. Beide Male hat er jegliche Hilfe abgelehnt. Die gesundheitliche Vollmacht, da er ja auch seine Termin nicht wahr nimmt, lehnt er ab!
    Heute sagte er mir, er hätte den Eindruck, ich würde Ihn nur abschieben wollen, nur weil wir sagten, daß wir seine Wohnung entmüllen wollen.
    Ich weiß mir keinen Rat mehr, was soll ich machen,ihm sich selber überlassen und darauf hoffen, das ein gesetzlicher Betreuer eingesetzt wird, oder meine Hilfe weiter aufzwingen?
    Dazu muß ich aber auch ehrlich sagen, wir hatten noch nie ein besonderes Tochter-Vater Verhältnis.


  • Re: Ich brauche dringend Rat


    Hallo Rosie,

    Sie merken schon an der langen Reaktionszeit, dass es nicht einfach ist, einen Rat zu geben. Auch mir fallen nur weitere Fragen hierzu ein.

    Und bekommen Sie dies jetzt bitte nicht in den falschen Hals, aber Wohnung entmüllen oder Pflegeantrag sind natürlich die letzten Dinge, die ihren Vater im Augenblick interessieren. Er ist ja wahrscheinlich völlig durcheinander und kämpft sich mehr schlecht als recht durch den Alltag. Für Männer ist es besonders demütigend, um fremde Hilfe zu bitten oder diese anzunehmen. Bisher waren sie ja schließlich die Versorger und Macher in ihrer Familie (meistens jedenfalls).

    Er bräuchte eine Vertrauensperson, die ihm durch die verstorbene Ehefrau verlorengegangen ist. Wenn Ihr Kontakt zu ihm eher distanziert ist, fühlt er sich vielleicht in die Enge getrieben und überlegt "was will sie jetzt auf einmal von mir".

    Ihr Ansatz ist natürlich richtig. Ein Arzt muss her, ein Neurologe wäre noch besser, der soziale Dienst kann viel unterstützen. Hat er einen Hausarzt, zu dem er zwischendurch ging? Gibt es in Ihrer Nähe einen Stützpunkt der Alzheimer Gesellschaft ?

    Sie sagen zur Beantragung der Pflegestufe "kam auch mal jemand". Wer ? Der medizinische Dienst ? Der müsste Sie auch weiter beraten können. Was soll mit der Pflegestufe denn abgedeckt werden ? Wobei braucht er Hilfe ? Essen, trinken, ankleiden .... ?

    Bedrängen Sie Ihren Vater nicht. Die Erkenntnis, man funktioniert nicht mehr so, wie man es gewohnt ist und "andere" wollen das Ruder übernehmen ist bitter.

    Bleiben Sie mit dem sozialen Dienst und Ärzten in Kontakt. Wenn er nicht will, kann man nicht viel tun, außer da zu sein. Versuchen Sie doch erstmal wieder eine Vertrauensbasis zu schaffen (wenn Sie das möchten), in aller Ruhe natürlich und füllen Sie die Zeit Ihrer Besuche mit schönen Dingen. Machen Sie ihm niemals Vorwürfe und korrigieren Sie ihn nicht. Seine Realität ist inzwischen eine andere als unsere. Sie gewinnen und verlieren nichts, wenn Sie sich Zeit nehmen und gut überlegen und sich informieren.

    Werden Sie sich selbst auch darüber klar, was Sie bereit sind, zu tun und zu opfern. Haben Sie eine Betreuung übernommen und eine Vollmacht erhalten, haben Sie gleichzeitig eine enorme Verpflichtung (wenn man es als solche ansieht) und eigentlich einen zusätzlichen Halbtagsjob. Falls das Verhältnis zu Ihrem Vater nicht wirklich herzlich ist, kann dies vielleicht besser ein anderer naher Verwandter oder guter Freund übernehmen ? Es funktioniert am besten mit viel Liebe und Zuneigung.

    Wenn Ihr Vater von einem Neurologen eine Demenz- oder Alzheimererkrankung diagnostiziert bekommen hat, wird er irgendwann eine 24-Stunden-Rundum-Betreuung brauchen.

    Ihn sich selbst überlassen ist natürlich die schlechteste Lösung. Selbst eine gute Nachbarin wäre da noch eine Alternative.

    Gruß - Marge

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    • Re: Ich brauche dringend Rat


      Hallo Rosie1805,

      Marge hat Ihnen viele wichtige hilfreiche Möglichkeiten aufgezählt.

      Der beste Tipp für den Anfang: "Den Besuch mit schönen Dingen füllen."
      Machen Sie einen Schritt nach dem anderen und schauen Sie, was in Ihren Möglichkeiten liegt, nach Ihren Kräften, Ihrem Wollen. Man will immer die gesamte Problematik lösen, aber die Krankheit hat ihre eigenen Gesetze und man wächst nur langsam hinein.

      Vielleicht können Sie ihm, wenn das Gespräch auf die Defizite kommt (nicht aufdrängen), Mut machen, dass es gute hilfreiche Medikamente und Therapien gibt.

      Eventuell könnten Sie sich einlesen. Ich kann das Buch "Pflege Demenzkranker" von Erich Grind empfehlen und Jan Wojar "Die Welt der Demenzkranken".
      Der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe könnte hilfreich sein.

      LG, Eva Franziska

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