Heute hatte ich wohl einen anfechtbaren Tag. Unsere Nachbarin, 80, die seit Jahren nun hautnah miterleben kann, dass ich den ganzen Tag um meine Mutter herum bin und Haus und Hof alleine versorgen muss, sprach mich an, und meinte unter anderem, sie habe mich 4 Tage nicht gesehen und wie ich denn meine Mutter immer solange alleine in der Sonne liegen lassen könne, auf dieser harten Pritsche (ein Lafuma Luxusliegestuhl mit extra Fellauflage aus med. gegerbtem Schaffell und wärmender Schweizer Armeedecke - alles angeschafft, da es die größte Leidenschaft und Entspannung für meine Mutter ist, in der Sonne zu liegen).
Eigentlich ist es Unsinn, dass ich mich dadurch verletzen lasse, denn die Nachbarin hat eine gestörte Wahrnehmung, da sie selbst eine chronische Schmerzkrankheit hat (zig Stunden habe ich geopfert, weil ich weiss, dass ihr Reden hilft, das realisiert sie gar nicht). Ich glaube, dass sie nur um sich selbst kreist, und deshalb ja weder die Krankheit meiner Mutter einschätzen kann, noch sieht, was andere "leisten".
Worum es mir hier eigentlich nur geht, ist zu erfahren, wie Ihr mit solchem "Sich-Unverstanden-Fühlen" umgeht.
Mein Kopf sagt mir, wirklich verstehen kann Dich nur der, der Ähnliches erlebt hat - das ist ja in allen Bereichen so. Das muss man hinnehmen. Der Freundeskreis dezimiert sich auch automatisch, oder er verändert sich.
Mir hat das aber heute den Boden etwas unter den Füßen weggezogen, mir die Kraft geraubt und mich auf die Selbstmitleidsschiene gebracht (vielleicht war ich da vorher schon?). Ich habe ihr das versucht zu erklären, doch ich fürchte, sie hat es trotzdem nicht verstanden. Ich möchte aber ihr gegenüber nicht verbittert werden.
Mir ist dabei aufgefallen, wie wichtig mir die Anerkennung der Umgebung anscheinend ist. Vielleicht hat es mich deshalb so heruntergezogen. Man tut ja doch schon etwas Ungewöhnliches, und möchte gerne, das dass wenigstens auch so gesehen wird.
Na ja, ich muss es hier einfach mal loswerden. Vielleicht habt Ihr ein paar Gedanken dazu, oder selbst sowas erlebt.
LG, Eva Franziska
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Mein Steckbrief (Stand September 2010): Mutter, 86, betreut von mir (Tochter), 52, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Anfang mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 2x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch (diese Dame begeleitet meine Mutter auch zur Physiotherapie und singt oft danach noch mit ihr). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.
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