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Es geht steil bergab

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  • Es geht steil bergab

    Bei meinem Vater ist vor ca. 1 1/2 Jahren eine vaskuläre Demenz diagnostiziert worden. Er bekam vom Neurologen Axura verschrieben, wo er auch bislang gut mit zurecht kam. Nun hat er seit ca. drei Wochen Rückenschmerzen. Der Orthopäde meinte, er hätte einen "Altersrücken" und verschrieb Krankengymnastik. Es wurde aber nicht besser. Auch Schmerztabletten halfen nicht wirklich. Er hat meine Mutter verrückt gemacht. Die Schmerzen müßten doch eine Ursache haben und da müßte man doch etwas gegen machen können. Nachdem er auch schon fast zwei Nächte nicht mehr geschlafen hatte, weil er nur wanderte und insgesamt auch ein wenig nachgelassen hatte, kam er letzte Woche Mittwoch ins Krankenhaus. Und ab da ging es steil bergab. Donnerstag gegen Abend konnte ich mich noch fast "normal" mit ihm unterhalten. Ab Freitag war das nicht mehr möglich. Er war völlig durcheinander, erkannte meine Mutter und mich nicht mehr, war wackelig auf den Beinen und schlief nachts nicht mehr. Außerdem lief er immer wieder weg; zweimal haben sie ihn noch am Ausgang erwischt; einmal hat ein Autofahrer im Krankenhaus angerufen, daß auf der Straße ein Patient laufen würde - bei diesem Ausflug ist er auch noch hingefallen und hat sich das Knie und den Ellenbogen aufgeschlagen. Nun wird er meistens auch noch ans Bett fixiert. Er kann sich nicht mehr selbständig anziehen, nicht mehr alleine essen, nicht mehr alleine zur Toilette. Alles Sachen, die er zuhause noch konnte. So kommt dann eins zum anderen. Er bekommt natürlich auch Medikamente, die in ruhig stellen sollen. Heute lag er dann nur noch im Bett. Verstehen tue ich ihn auch kaum noch seit ein paar Tagen. Er spricht undeutlich und lallt.
    Da man in diesem Krankenhaus nun nichts mehr für ihn tun kann, soll er in ein gerontopsychiatrisches Zentrum und dort mit Medikamenten richtig eingestellt werden.
    Ich habe Angst, daß der Zustand meines Vaters so bleibt und auch in diesem Zentrum nicht mehr viel für ihn getan werden kann. Hat jemand Erfahrungen damit?


  • Re: Es geht steil bergab


    Hallo Maus71,

    das kommt mir alles sehr bekannt vor. Ohne die medizinische Seite zu berücksichtigen, meine Meinung zu den "vergessenen" Fähigkeiten. Bei meiner Mutter wurde durch ähnlichen Verlauf (Schmerzen überall, nur noch Weinen und Klagen, dann Durchfälle) ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Auch sie kam anschließend in eine geronto-psychiatrische Abteilung, auf mehrfaches Anraten des Neurologen, zur "Medikamenteneinstellung". Das war wirklich ganz, ganz schrecklich und ich habe dort bei Aufnahme den ersten Nervenzusammenbruch meines Lebens gehabt, so dass mein Bruder übernehmen musste. Es gab dann aber auch nur 2 Std. Besuchszeit am Tag, so dass man gar keine Möglichkeiten hatte, dies wirklich zu beobachten, schon gar nicht als Berufstätiger.

    All dies war fürchterlich und auch sie trug dort vom zweiten Tag an plötzlich Pampers und hatte fast alle ihre letzten noch vorhandenen Fähigkeiten von einem Tag zum anderen verloren (oder aus lauter Verzweiflung eingestellt?). Aber sie hat ab dem zweiten Tag auch nicht mehr geweint und war sehr viel ausgeglichener. Sie war allerdings nicht so ruhiggestellt, dass sie nicht mehr ansprechbar war und ist auch weiter gewandert.

    Wenn Ihr Vater unvermeidlich in eine geronto-psych. Abteilung soll, würde ich es sofort im Anschluß an den KH-Aufenthalt machen.

    Wenn Ihr Vater zwei Nächte nicht schläft und herumläuft, gehört dies leider auch zum Kranheitsbild und ist meiner Meinung nach noch nicht bedenklich. Meine Mutter ist mit kurzen Unterbrechungen 2 Wochen am Stück gelaufen, eigentlich läuft sie seit 1.5 Jahren.

    Es kommt sicher auf den Einzelfall an. Aber meine Mutter ist jetzt seit 3 Monaten in einem Pflegeheim und geht sehr wohl wieder allein zur Toilette, zieht sich an und aus und isst und trinkt selbständig, wenn auch mit kleinen Mißgeschicken und mit Aufforderung und Unterstützung. Ich bin eigentlich zuversichtlich, dass Ihr Vater das wieder hinkriegt, wenn keine anderen Einschränkungen hinzukommen und die ganze Prozedur nicht zu lange dauert.

    Sie haben sicher schon ein paar Seiten hier im Forum gelesen. Sprechen Sie mit Ihrem Neurologen wegen der Medikamente und weiteren Vorgehensweise. Raten kann ich leider auch nicht, nur erzählen, wie es war. Wenn Sie Ihrem Arzt vertrauen und bisher gute Erfahrungen mit ihm gemacht haben, können Sie doch nichts falsch machen ?

    Gruß - Marge

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    • Re: Es geht steil bergab


      Hallo Marge,

      vielen Dank für Ihren Erfahrungsbericht und die aufmunternden Worte.

      Bei uns geht natürlich nun auch die Suche nach einem guten Pflegeheim los. Natürlich möchte meine Mutter ihn gerne wieder zu Hause haben, ob und wenn wie lange das natürlich geht, weiß zur Zeit noch keiner. In einem Nachbarort gibt es extra ein Pflegeheim nur für Demenzkranke. Dort haben wir in einigen Tagen einen Termin, um uns alles anzusehen.

      Mein Vater ist jetzt doch nicht in einem typischen gerontopsychiatrischen Zentrum, sondern in der geschlossenen Psychiatrie. Das hört sich ganz schrecklich an und ich habe die Ärztin vom Krankenhaus gefragt, ob dort denn ein Demenzkranker richtig aufgehoben ist. Aber sie versicherte mir, das das so üblich ist um im Prinzip dieses gerontopsychiatrische Zentrum auch nichts anderes macht. Der Vorteil ist nun, daß es auch näher ist, wenn wir ihn besuchen wollen. Er ist gestern dort direkt vom Krankenhaus hingebracht worden.

      Heute habe ich ihn mit meinen beiden Kindern besucht und siehe da, heute war ein guter Tag. Er hat uns erkannt und die Kinder mit Namen angesprochen. Er ist gelaufen und lallte auch nicht mehr. Aber das ist ja das tückische an der Krankheit. Heute läuft´s gut und ein paar Stunden später manchmal schon nicht mehr.
      Wir müssen nun sehen, wie es dort weitergeht.

      Sie sagten, Ihre Mutter ist seit drei Monaten im Pflegeheim. Wie hat sie das aufgenommen, daß sie dort hin sollte? Und wie hat sie sich eingelebt? Die meisten wollen ja immer nach Hause. Ihrem Bericht nach zu urteilen, ist es ja wieder ein wenig bergauf gegangen.

      Gruß - maus71

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      • Re: Es geht steil bergab


        Hallo Maus71,

        habe ich beschrieben auf Seite 2, "Im Heim angekommen" vom 24.04. Vielleicht haben Sie Gelegenheit den Bericht kurz zu lesen.

        Weiterhin viel Kraft und Geduld, Marge

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        • Re: Es geht steil bergab


          Hallo marge09,

          herzlichen Dank. Ihr Bericht war sehr hilfreich.
          Ich hoffe, es läuft bei Ihrer Mutter weiter so gut, soweit man das bei dieser Krankheit überhaupt sagen kann.

          maus71

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