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Neuland

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  • Neuland

    Hallo,
    ich habe den ein oder anderen Bericht mit großem Interesse gelesen und suche hier die Möglichkeit, mich auszutauschen, da ich mich auf absolutem Neuland bewege und nicht weiss wie ich mich verhalten soll.

    Hintergrund: meine Mutter wurde im April d.J. ins Krankenhaus eingeliefert, da sie keine Flüssigkeit und Nahrung mehr aufgenommen hat, aufgrund eines Infektes.
    Während Ihres Aufenthaltes wurde u.a. der starke Natriummangel wieder stabilisiert und sie wurde aus dem KH entlassen, mit
    der Verordnung einer ambulanten neurologischen Untersuchung (wohl mit Verdacht auf Demenz).

    Der Termin beim Neurologen fand im Mai statt. Mein Vater(76 J) hat meine Mutter (74 J) zu diesem Termin begleitet. Auf meine Nachfrage hin wie der Arztbesuch gelaufen sei, haben beide übereinstimmend davon berichtet, dass sie einen Test machen musste, und dass der Arzt gesagt habe, sie habe keine Demenz nur eine überdurchschnittlich starke Vergesslichkeit.

    Nun habe ich vor einiger Zeit jedoch auf dem Nachttisch meiner Mutter das Medikament Reminyl gefunden, dessen Verabreichung nur eine klare Schlußfolgerung zulässt.
    Davon abgesehen, dass es mich total geschockt hat, und ich seit dem an fast gar nichts anderes mehr denken kann, frage ich mich nun auch wie ich mich verhalten soll.
    Soll ich beide Eltern mit meinem Wissen und der Vermutung konfrontieren?
    Soll ich nur meinen Vater darauf ansprechen?
    Soll ich Ihnen die Entscheidung überlassen, wann sie es uns Kindern mitteilen wollen?

    Meine Mutter ist prinzipiell fit, isst und trinkt wieder regelmäßig, achtet auf ihre Körperpflege, kocht, wäscht, macht Besorgungen, aber wiederholt des öfteren bereits Erzähltes und vergisst schon das ein oder andere. Meinen Vater macht das bisweilen ein wenig ungeduldig, was mich überrascht, da er ja "Bescheid" weiß.

    Wie verhalte ich mich nun meiner Mutter gegenüber, ohne dass sie sich bemuttert vorkommt?
    Ich bin traurig und so ratlos.

    Gruß
    MaryL


  • Re: Neuland


    Liebe MaryL1966,

    grundsätzlich ist es im Verwandtenkreis gut, wenn alle zusammenhalten. Falls die Krankheit tatsächlich diagnostiziert wurde, ist jede Begleitung, um die Alltagskompetenz zu fördern hilfreich. Wenn Ihre Eltern es vor Ihnen verschweigen, so könnte es daran liegen, dass diese Krankeit heute noch oft gleichgesetzt wird mit "Verblödung" und auch gesellschaftlich noch manchmal tabuisiert ist und Ihre Eltern Sorge haben, ausgegrenzt zu werden oder sie fürchten, dass die Kinder damit überfordert wären.
    An Ihrer Stelle würde ich mir einen Plan machen.
    1. Vorsichtig herausfinden, ob das Medikament regelmäßig eingenommen wird, um den Verdacht zu prüfen
    2. Wenn es sich bestätigt, dann würde ich zunächst einmal eine Fachbroschüre dazu lesen (gibt es bei jeder Demenzberatungsstelle), um ein Grundwissen zu erhalten. Es finden in größeren Städten auch zahlreiche sehr gute Vorträge dazu statt.
    3. Mit dem erworbenen Wissen könnten Sie im Gespräch bei Ihren Eltern einfließen lassen, wie viele gute Hilfsmöglichkeiten es bei Demenzkrankheiten heutzutage gibt. Das macht diesen dann vielleicht Mut, darüber zu reden.

    Ich würde auch in der Praxis des Neurolgen auftauchen, sagen, dass Sie sich Sorgen machen und Ihren Eltern helfen möchten. Vielleicht lässt er mit sich reden. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man ganz ehrlich und offen über alles redet, bekommt man auch brauchbare Antworten. Der Neurologe muss ja wahrscheinlich die Schweigepflicht einhalten, aber vielleicht kann er Ihnen einen Tipp geben.

    Ihrer Beschreibung nach macht Ihre Mutter nicht den Eindruck, dass sie krank ist, aber das kann ja nur der wirklich richtig beurteilen, der mit dem Menschen zusammen lebt. Da Ihnen beim Vater Ungeduld aufgefallen ist, würde ich zuerst mit ihm alleine sprechen. Ihm würde es guttun, wenn er erfährt, dass er nicht alleine ist mit dem Problem.

    Wenn viele an einem Strang ziehen, kann man viel bewirken. Alles sollte aber möglichst ohne Druck und negative Emotionen angegangen werden. Am wichtigsten ist die Vermittlung von Zufriedenheit, Sicherheit, Freude, Zusammenhalt.

    Bei meiner Mutter habe ich gelernt, sie trotz der Einschränkungen "Mutter" bleiben zu lassen. Ich frage bewußt Dinge, von denen ich weiß, dass sie diese noch kann. Ich korrigiere sie nie (nur da, wo es lebensnotwenig ist, wie beim Trinken z.B.). Wenn sie etwas mehrmals sagt oder fragt, lasse ich es mir nicht anmerken und antworte jedesmal so, als ob es das erste Mal wäre. Ich habe festgestellt, je weniger man korrigiert, um so weniger fühlt der Demenzkranke sich minderwertig. Es ist mehr ein Leben für den Augenblick. Wir dürfen da nicht mit unseren Maßstäben drangehen und den Menschen zurechtbiegen wollen. Das ist nicht nur sinnlos, sondern fördert auch den Abbau.

    Vielleicht stellt sich ja auch heraus, dass Ihr Verdacht unbegründet ist und das Medikament einen anderen Grund hatte. Das wäre natürlich schön.

    Alles Gute,
    Eva Franziska

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    • Re: Neuland


      Liebe Eva Franziska,
      vielen Dank für die aufmunternden Worte und die Tipps. Ich habe in den letzten Tagen und Wochen doch einiges - speziell im internet - über das Thema Demenz gelesen, es ist aber nicht immer einfach, sich dann auch in der Realität entsprechend zu verhalten. Ich werde als nächsten Schritt das Gespräch mit meinem Vater suchen, um hier mehr Klarheit zu schaffen. Alleine kann man mit dieser Last auf Dauer ja nicht umgehen.
      Ich werde berichten.
      Vielen Dank nochmal.
      Gruß
      MaryL

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      • Re: Neuland


        Hallo Maryl,
        sprechen Sie offen und ruhig mit Ihren Eltern.
        Lesen Sie bitte den Bericht: " Alzheimer-Demenz-oder die Rückwärtsentwicklung des Menschen " und :
        Grundlagen der Demenzbehandlung.
        LG
        Ischwalm

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        • Re: Neuland


          Hallo Eva Franziska,
          Sorry, aber welchen " anderen " Grund kann es für die Verordnung von Reminyl geben???
          LG
          Ischwalm

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