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Kompetenz vom Hausarzt

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  • Kompetenz vom Hausarzt

    Hallo!
    Ich habe den Verdacht, dass mein Vater an einer Demenz erkrankt ist. Er ist 70 Jahre alt.
    Ich muss vorweg sagen, dass ich in NRW lebe, meine Eltern in der Nähe von Hamburg sind und ich sie nicht so häufig besuchen kann.

    Die Problematik ist mir einem Jahr aufgefallen, als er mich einmal nicht erkannt hat. Er ist sehr vergesslich geworden, steigt beim Reisen in falsche Züge und sitzt dann völlig aufgeschmissen an fremden Bahnhöfen. Wenn er mit einem Einkaufszettel einkaufen geht, bringt er nichts von dem, was auf dem Zettel steht, mit sondern etwas anderes. Er läuft von zu Hause weg, ist unruhig und agressiv. Mein Vater ist eigentlich der ruhigste und gutmütigste Mensch der Welt. Zuletzt hatte er starke Wortfindungsschwierigkeiten. Das sind nur einige Beispiele, ich könnte Seiten damit füllen.

    Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen. Sie ist selbst schwer krank und mit der Situation völlig überfordert. Sie sagte, er würde sich weigern wegen seiner Symptome zum Arzt zu gehen. Sie selbst könne nicht mehr und habe keine Kraft mehr, ihm zu helfen.
    Ich habe bei einer Beratungsstelle angerufen und man riet mir, Kontakt zu seinem Hausarzt aufzunehmen. Ich sollte ihm die Situation schildern, ihn unter einem Vorwand (z.B.Vorsorgeuntersuchung) zum Arzt schicken, der Arzt wisse dann Bescheid und würde sich darum kümmern.

    Ich habe heute morgen bei seinem Hausarzt angerufen und bin immernoch schockiert. Es war schon schwer möglich überhaupt zu ihm durchzukommen. Ich bin Anwältin und entsprechend von Berufswegen hartnäckig. Ich habe ihn nur über diese Juristenschiene zu einem Gespräch zwingen können. Er reagierte ablehnend, sah gar nicht ein, warum er sich mit meinem Anliegen auseinandersetzen solle. Mein Vater solle gefälligst selbst kommen und ihm sagen was los sei. Er habe meinen Vater vor 8 Monaten einmal gesehen als er ein Rezept abgeholt habe, da sei ihm nichts aufgefallen. Ich hätte diesen Idioten fast durch's Telefon gezogen.

    Mein Vater will nur zu diesem Arzt, er vergöttert ihn. Wir haben jetzt einen Termin für meinen Vater vereinbart "zur Vorsorge".
    Jetzt frage ich mich, ob nun praktisch von Amts wegen ein Demenztest bei meinem Vater gemacht wird. Ich habe den Arzt aufgefordert sich einen Aktenvermerk über unser Gespräch zu machen und die Problematik bei meinem Vater abzuchecken.
    Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass er es tut...

    Ist mein Misstrauen unbegründet?

    Ich weiß nicht, was ich noch/anderes machen soll.
    Ich will nicht jammern, aber es ist eine solche Belastung und ein Kampf. Eben weil dort eben auch meine schwerkranke Mutter ist und ich auch sie immer wieder überzeugen muss, dass Vater Hilfe braucht. Sie hat aus eigener Erfahrung kaum Vertrauen zu Medizinern. Das macht es auch nicht einfacher.

    Viele Grüße


  • Re: Kompetenz vom Hausarzt


    Hallo Zimmerpflanze,
    das ist aus der Ferne kaum zu managen. In HH ist doch eine Memory Clinic der dts. Alzh. Ges. (Asklepios Klinik Harburg). Das wäre die richtige Stelle zur Abklärung. "Vater, wir gehen mal alle zum Gedächtnistest, wir werden ja immer tütteliger" oder ähnlich. Es sollte in jedem Fall ein Neurologe hinzugezogen werden.

    Ganz ruhig bleiben. Ihr gewinnt und verliert nichts, wenn es jetzt plötzlich schnell gehen soll. Und wenn dem denn so ist:

    Nicht korrigieren, nicht schimpfen, nicht bevormunden.
    Die Einleitungsartikel in diesem Forum lesen.
    Pflegestufe beantragen ?
    Gibt es eine Vorsorgevollmacht ?
    Hilfe für den Alltag organisieren ? (Kirche, Caritas, Gemeinde, Nachbarschaft, Pflegedienst etc.)
    Evtl. eine Tagesstätte suchen ?

    Und bitte immer schön eins nach dem anderen. Je hektischer Ihr werdet, desto verwirrter wird er reagieren.

    Gruß - Marge
    http://www.deutsche-alzheimer.de/index.php?id=65&plz=2


    __________________________________________________ __________________
    Mein Steckbrief (Stand Apr 2010): Mutter (82) wird betreut von Ehemann (82) und mir (Tochter 54), vollzeitberufstätig. Erste Hirnleistungsstörungen diagnostiziert in 1994. Im März 09 als "mittelschwere" Altersdemenz eingestuft. Medikamente in 2009: 1 x wöchentlich Imap-Spritze, morgens und abends eine Piracetam Tablette. Seit Jan 10: Axura 5 mg morgens. Mit Axura deutliche Verbesserung in Wahrnehmung und Wortfindung. Wir werden wieder mit unseren richtigen Namen angesprochen, auch wenn sie nicht weiß, wer wir sind. Sie formuliert ab und zu wieder ganze Sätze, wenn auch kurze. Seit März 10 wieder mehr Stimmungsschwankungen, Weinen, Angst. Es kommen Rückenschmerzen und dadurch eingeschränkte Beweglichkeit hinzu. Ab 23.03. Fentanyl-Pflaster. Am 28.03. 10 Tage Krankenhaus wegen starker Durchfälle. Ab 06.04. auf mehrmaliges Anraten des Neurologen auf die geronto-psych. Abtlg. Dort bekommt sie Solian. Am 20.04. Seniorenheim. Im Moment nur noch Solian, nachts Pipamperonsaft, sonst keine Medikamente.

    Kommentar


    • Re: Kompetenz vom Hausarzt


      Hallo Marge,
      danke für den Tip! Ich hoffe jetzt erstmal, dass er zum Neurologen überwiesen wird. Die Frage ist nur, macht der Arzt das..? Vielleicht bin ich zu pessimistisch. Aber ich habe mich heute maßlos geärgert. Ich habe keine Bedenken, dass es weitergeht, wenn wir ihn erstmal beim Neurolgen haben.
      Mir erschien der Rat der Alzheimerberatung, es über den Hausarzt zu machen sinnvoll. Aber gut... Man lernt immer dazu.
      Die organisatorischen Dinge wie Vollmachten, Pflege etc, d.h. der ganze Papierkram sind kein Problem. Das Problem ist erstmal ihn zum Arzt zu kriegen, eine Diagnose zu bekommen und zu erfahren wie jetzt der Stand der Dinge ist. Dann geht es weiter.

      Kommentar


      • Re: Kompetenz vom Hausarzt


        hallo Zimmerpflanze,
        ich pflege meinen 82 jährigen mann. Seit 6 Wochen hat sich sein Zustand verschlechtert. Ich würde auch mal zunächst versuchen
        einen formlosen Antrag stellen auf eine Pflegestufe . bei der Krankenkasse anfragen. Dabei ist es wichtig nicht die beschwerden des Vaters , sondern alles was er nicht mehr kann
        und wo er Hilfe braucht nur das wird beurteilt. Im Internet kann man
        unter Pflegestufe einiges erfahren. Es wäre natürlich wichtig, wenn einer vom Medizinischen Dienst kommt ,daß unbedingt ein Angehöriger dabei ist. Ev. dann einen Pflegedienst beauftragen ,
        daß ihre Mutter entlastet wird. Ich habe zum Beispiel vom
        Paritätischen eine sogenannte Nachbarschaftshilfe die einmal
        die Woche kommt und bei mir sauber macht. Unser Neurologe
        war nicht gut und zur zeit behandelt der Hausarzt meinen mann .
        Ich würde mir sonst keine Überweisung holen einfach zum Facharzt mit der versicherungskarte gehen. Im übrigen muß der arzt wenn Sie es wünschen eine Überweisung Ihnen geben.
        Mein Mann hat auch noch ein Lungenemphysem und seit 2 Hajren an den beinen eine Schuppenflechte. Mein Mann kann fast nichts mehr selber . Alles was er mal im Hause machte funktioniert nicht mehr. Nachts steht er fast immer auf zieht sich an packt Taschen und Koffer , weil er nach Hause will.Ich habe es jetzt langsam akzeptiert und kann einigermaßen damit jetzt umgehen.
        Ich wünsche Ihnen erstmal alles Gute und Erfolg. Wenn Sie noch mal Fragen haben , melden Sie sich ruhig. Ich war anfangs auch für alle Hilfe dankbar.
        Ihre Wunneke

        Kommentar



        • Re: Kompetenz vom Hausarzt


          Hallo Zimmerpflanze!

          Haben Sie noch weitere Angehörige, die sich kümmern? Wenn nicht, sehe ich keinen anderen Weg, als einen längeren Besuch bei Ihren Eltern, um das Notwendige in die Wege zu leiten. Übers Telefon kann man sowas bestimmt nicht regeln, weder mit dem Arzt, noch mit den Patienten.

          Wenn Sie auf die Vermittlung des Arztes angeweisen sind, weil Ihr Vater ihm vertraut, würde ich noch einmal persönlich um ein Gespräch bitten und mich evt. für die juristischen Andeutungen entschuldigen mit der Erklärung, dass es ja für Sie als Familienangehörige eine bedrückende Situation ist. Dass der Arzt so etwas per Telefon nicht verhandeln wollte, rührt vielleicht daher, dass man als Arzt nicht so ohne Weiteres über den Kopf des Patienten agieren darf.

          Dann wäre ebenfalls jetzt schon die Suche nach einen guten Neurologen (der auch Ihre Mutter mit berücksichtigt) wichtig, denn davon hängt im Folgenden viel ab. Am besten jetzt auch Kontakt aufnehmen mit einer Selbsthilfegruppe in der Nähe Ihrer Eltern. Die haben die besten Tipps. Außerdem würde ich einen nahegelegenen Pflegedienst oder einen Betreuungsdienst um einen Beratungsbesuch bei Ihren Eltern bitten - auch da würde ich vorher mit den in Frage kommenden Leuten selber sprechen.

          Da Sie viele Fragen werden beantworten müssen, ist es sinnvoll, eine Vita zu verfassen mit allen notwendigen Daten, Krankheiten, Auffälligkeiten, Hobbys, Lebensgewohnheiten (Fotos sammeln für ein Biografiealbum für Ihren Vater). Dann haben Sie ein Dokument, dass Sie jederzeit aktualisieren können und allen Ärzten und Betreuern zur Verfügung stellen können. Auch für spätere Therapien (Ergotherapie, Physiotherapie) ist das sehr nützlich. Nur wenn diese Leute die Chance haben, die Lebensumstände nachzuvollziehen, können sie darauf eine gute Begleitung aufbauen.

          Sie sind jetzt auf externe Hilfe angewiesen. Die ist nur gut für einen Demenzpatienten, wenn sie emotional engagiert ist, deshalb sollten Sie alles tun, damit Vertrauen aufgebaut werden kann. Bitte versuchen Sie, "die Anwältin" außen vor zu lassen. Hier geht es darum, von Mensch zu Mensch Brücken zu bauen und je besser alle zusammenarbeiten, um so hilfreicher wird es für alle. Man erfährt viel Engagement und Verständnis, wenn man sich öffnet, da in diesem Bereich ja viele Menschen arbeiten, denen die Menschlichkeit noch etwas bedeutet.

          Und nicht vergessen: auch Ihre Mutter braucht gleichzeitig genauso viel Unterstützung ! ! Wenn sie erfährt, dass sie nicht alleine ist mit der Situation, wird sie Hoffnung und Kraft schöpfen. Offensichtlich ist sie am Ende, also sollte man versuchen, sie mit einer Selbsthilfegruppe zusammen zu bringen. Auch Ihnen könnte es helfen, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, man lernt dort immer dazu.

          Viel auf einmal - und ein Kraftakt. Alleine ist es nicht zu schaffen. Man kann es nur nach und nach angehen, aber das Netzwerk baut sich dann auch auf. Ich schätze, wenn man so etwas beginnt, kann man nach zirka einem halben Jahr schon ganz gute Erfolge sehen.

          Viel Kraft. Eva Franziska




          .................................................. .................................................. .................................................. .................................................. ..................................... Mein Steckbrief (Stand Mai 2010): Mutter, 86, betreut von mir (Tochter), 52, selbstständig. Keine weiteren Verwandten; Wohnen im selben Haus; Schweregrad: Anfang mittleres Stadium; Verstärkte Auffälligkeiten seit zirka 2006 nach Narkose wegen Arm-OP. Therapie nach Diagnose seit August 2009: Citalopram 20mg, Aricept 5mg, 1-2x/Woche Krankengymnastik wegen Gang-Ataxie; 1x/Woche tiergestützte Ergotherapie mit Hirnleistungstraining; 1x/Woche 2Std. Betreuung (über Betreuungsgeld) durch eine befreundete Ergotherapeutin mit Austausch über verschiedene Lebensthemen; 1x/Woche Begeitung bei kurzen Spaziergängen mit Gesprächaustausch (diese Dame begeleitet meine Mutter auch zur Physiotherape). Ich versuche hauptsächlich mit Hilfe integrativer Validation (Nicole Richard) die Grundstimmung zu stabilisieren.

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          • Re: Kompetenz vom Hausarzt


            Liebe Zimmerpflanze,
            ich kann Eva Franziska nur in allen Punkten zustimmen.
            Erhoffen Sie sich vom Hausarzt nicht all zu viel - unsere Erfahrungen hier haben leider immer wieder gezeigt, dass dies nicht die richtige Anlaufstelle ist und dass nur in den seltensten Fällen von dort ein wirkliche Unterstützung erfolgt.

            Sie - oder ein anderer rüstigerer Mensch aus der Familie - müssen sich die Zeit nehmen mit Ihrem Vater in eine Memory-Klinik oder Gedächtnisambulanz zu gehen. Dort kann man alle notwendigen Untersuchungen und Tests durchführen und auch die entsprechenden Medikamente verordnen.

            Geht Ihr Vater allein zum Hausarzt oder nur in Begleitung Ihrer ohnehin sehr angeschlagenen Frau Mutter, wird sich vermutlich gar nichts ändern. Der Hausarzt wird im besten Fall ein Gingkopräparat verordnen, wenn Sie Glück haben überweist er Ihren Vater an einen Neurologen, aber ich bezweifle es.

            Da er inzwischen weiß, dass er es mit einer Juristin zu tun hat, wird er vielleicht tatsächlich eine Notiz gemacht haben und evtl etwas sorgfältiger vorgehen. Warten wir es ab.

            Es wäre freundlich, wenn Sie uns auf dem Laufenden halten.
            Informieren Sie sich auf den Alzheimerseiten, die ich an den Anfang des Forums gestellt habe. Hilfreiche Tipps finden Sie auch in den Beiträgen von Ischwalm (Ingo Schwalm), der selbst im psycho-medizinischen Bereich tätig ist.

            Dr.Spruth wird sich gewiss auch noch zu Ihrem Fall äußern.

            Bleiben Sie tapfer, meine besten Wünsche begleiten Sie! Leona

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