Ich habe den Verdacht, dass mein Vater an einer Demenz erkrankt ist. Er ist 70 Jahre alt.
Ich muss vorweg sagen, dass ich in NRW lebe, meine Eltern in der Nähe von Hamburg sind und ich sie nicht so häufig besuchen kann.
Die Problematik ist mir einem Jahr aufgefallen, als er mich einmal nicht erkannt hat. Er ist sehr vergesslich geworden, steigt beim Reisen in falsche Züge und sitzt dann völlig aufgeschmissen an fremden Bahnhöfen. Wenn er mit einem Einkaufszettel einkaufen geht, bringt er nichts von dem, was auf dem Zettel steht, mit sondern etwas anderes. Er läuft von zu Hause weg, ist unruhig und agressiv. Mein Vater ist eigentlich der ruhigste und gutmütigste Mensch der Welt. Zuletzt hatte er starke Wortfindungsschwierigkeiten. Das sind nur einige Beispiele, ich könnte Seiten damit füllen.
Ich habe mit meiner Mutter darüber gesprochen. Sie ist selbst schwer krank und mit der Situation völlig überfordert. Sie sagte, er würde sich weigern wegen seiner Symptome zum Arzt zu gehen. Sie selbst könne nicht mehr und habe keine Kraft mehr, ihm zu helfen.
Ich habe bei einer Beratungsstelle angerufen und man riet mir, Kontakt zu seinem Hausarzt aufzunehmen. Ich sollte ihm die Situation schildern, ihn unter einem Vorwand (z.B.Vorsorgeuntersuchung) zum Arzt schicken, der Arzt wisse dann Bescheid und würde sich darum kümmern.
Ich habe heute morgen bei seinem Hausarzt angerufen und bin immernoch schockiert. Es war schon schwer möglich überhaupt zu ihm durchzukommen. Ich bin Anwältin und entsprechend von Berufswegen hartnäckig. Ich habe ihn nur über diese Juristenschiene zu einem Gespräch zwingen können. Er reagierte ablehnend, sah gar nicht ein, warum er sich mit meinem Anliegen auseinandersetzen solle. Mein Vater solle gefälligst selbst kommen und ihm sagen was los sei. Er habe meinen Vater vor 8 Monaten einmal gesehen als er ein Rezept abgeholt habe, da sei ihm nichts aufgefallen. Ich hätte diesen Idioten fast durch's Telefon gezogen.
Mein Vater will nur zu diesem Arzt, er vergöttert ihn. Wir haben jetzt einen Termin für meinen Vater vereinbart "zur Vorsorge".
Jetzt frage ich mich, ob nun praktisch von Amts wegen ein Demenztest bei meinem Vater gemacht wird. Ich habe den Arzt aufgefordert sich einen Aktenvermerk über unser Gespräch zu machen und die Problematik bei meinem Vater abzuchecken.
Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass er es tut...
Ist mein Misstrauen unbegründet?
Ich weiß nicht, was ich noch/anderes machen soll.
Ich will nicht jammern, aber es ist eine solche Belastung und ein Kampf. Eben weil dort eben auch meine schwerkranke Mutter ist und ich auch sie immer wieder überzeugen muss, dass Vater Hilfe braucht. Sie hat aus eigener Erfahrung kaum Vertrauen zu Medizinern. Das macht es auch nicht einfacher.
Viele Grüße
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