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Wer kann Hilfestellung leisten ?

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  • Wer kann Hilfestellung leisten ?

    Liebes Forum,

    Meine Mutter wird im August 91 Jahre, und langsam aber sicher beobachte ich wie die Krankheit Ihre Spuren hinterlaesst.

    Immer mehr wird mir bedrueckend bekannt, das das JETZT immer weniger wargenommen wird und die VERGANGENHEITSERLEBNISSE immer mehrt in den Vordergrund getreten sind.

    An einem kleinen Beispiel moechte ich einmal darlegen was sich am letzten Wochenende sich zugetragenn hat. Waehrend einer 7 stuendigen Autofahrt, berichtete mir Mutter das die Kette die Sie trug Ihr von Ihrem Vater als Geschenk gegeben worden ist - und meine Mutter hatte so einen gluecklichen Gesichtsausdruck als Sie die Geschichte vortrug.

    Doch die wirkliche Realitaet war eine andere, die Kette hatte Sie von Ihrem zweiten Gatten als Geschenk erhalten. Und hier beginnt das Problem fuer mich, natuerlich habe ich Sie darauf aufmerksam gemacht das Sie sich wohl geirrt habe, denn dir Kette war von Ihrem zweiten Ehegatten- doch das hat die Mutter wiederum traurig gestimmt und auch meine Hilfelosigkeit dargelegt.

    Soll man aktive eingreifen wenn eine Person die an Alzheimer erkrankt ist aktive die Realitaeten offenlegen, oder soill man die Mutter in Ihrer Traumwelt belassen ?

    Wie kann man am besten helfen ?

    Liebe Gruesse

    Alfons:
    ----------


  • Re: Wer kann Hilfestellung leisten ?


    Hallo Alfons,

    aus langer leiderprobter Erfahrung kann ich nur raten, den Patienten in seiner Welt zu belassen, solange das nicht zu selbst- oder fremdgefährdenden Handlungen führt.

    Man verwirrt den Kranken immer mehr, wenn man ihm eine Realität zumutet, die er nicht mehr erfassen oder deren Zusammenhänge er gar nicht mehr nachvollziehen kann.

    LG
    Egon-Martin

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    • Re: Wer kann Hilfestellung leisten ?


      Hallo,

      hier noch ein kleines Beispiel :
      Wenn ein an Demenz erkrankter Mensch sagt, " die Sonne ist blau ",
      dann......... ist sie auch blau !
      Jede Diskussion wäre ein Kampf gegen Windmühlen,
      jede Diskussion verschlechtert die allgemeine Stimmungslage.
      LG
      Ischwalm

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      • Re: Wer kann Hilfestellung leisten ?


        Lieber Alfons,
        schön, dass Sie wieder einmal hier sind. Ich erinnere ich noch gut an die Schilderung Ihrer Patchwork-Arbeit mit der Mutter. Inzwischen ist sie also 91 Jahre - ein hohes Alter!

        Sie schildern, dass Mutter mehr und mehr in der Vergangenheit lebt, die Gegenwart immer unbedeutender wird. Das ist bis zu einem gewissen Grade auch bei "gesunden" alten Menschen normal - die Gegenwart ist oft anstrengend, hat viele schwer bewältigbare neue Herausforderungen und die Wehwehchen des Alters machen es auch nicht besser.
        Kommt eine Demenz hinzu - im Speziellen : Alzheimer - so ist das Leben in der Vergangenheit ein Teil der Krankheit. Das Gehirn des kranken Menschen gibt nurmehr Informationen aus der Vergangenheit frei - das aktuelle Geschehen kann kaum mehr gespeichert werden.

        Ich finde es erstaunlich und schön, dass Sie mit Ihrer Mutter noch 7-stündige Autofahrten machen können - das ist doch schon ein Geschenk. Dass sie nun gelegentlich oder auch öfter Dinge verwechselt, manches falsch erinnert oder sich vielleicht auch ihre eigene kleine Geschichte darum baut, ist doch nicht so dramatisch. Meines Erachtens ist es viel wichtiger, dass sie glücklich und zufrieden ist - kleine verschobene Details sollte man einfach übergehen.

        Bei der Kette hätten Sie z.B. reagieren können, indem Sie erwähnen, dass ein sehr lieber Mensch sie ihr schenkte - ob es nun der Vater war (viele Alzheimerkranke entwickeln diesen tiefen Bezug zu Mutter und Vater - wollen immer wieder wissen, ob sie noch leben und wo sie sind) oder der zweite Ehemann - das ist doch inzwischen gar nicht mehr so wichtig. Beachtlich ist doch, dass sie sich überhaupt erinnert, dieses Schmuckstück geschenkt bekommen zu haben.

        So schließe ich mich Egon und Ingo an und rate Ihnen, behutsam auf die Vorstellungen der Mutter einzugehen und nicht mit allen Mitteln "die Realität" erklären zu wollen.

        Ihnen, Ihrer Familie und Ihrer Mutter meine besten Wünsche,

        Leona

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        • Re: Wer kann Hilfestellung leisten ?


          Danke, Ingo. Das ist ein sehr schönes Beispiel, denn die Sonne ist tatsächlich blau - aber eben nicht nur blau sondern auch noch rot, grün, violett, usw. sondern alles auf einmal, was durch Mischung eben unser alltägliches Sonnenlicht ergibt.

          Somit kann man sogar sagen, dass der Patient keineswegs absolut irreale Dinge behauptet, sondern seine Aussagen auf eine reduzierte bzw verändert erlebte Wirklichkeit bezogen sind. Das gilt auch für das Beispiel von Alfons. Besagte Kette wurde ja tatsächlich von einem Menschen geschenkt - es war in der veränderten Erinnerung (innere Wahrnehmung) nur plötzlich jemand anderes, der aber auch in einer emotionalen Beziehung (auch das ist ja richtig) zum Patinenten stand.

          "Every opinion is a reality" - das kennen wir ja alle, wenn wir an Überzeugungen festhalten. Ist also alles halb so schlimm und man sollte sich darüber nicht erschrecken - unsere Lieben sind nicht verrückt.

          LG
          Egon

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          • Re: Wer kann Hilfestellung leisten ?


            Ja, Leona! Das kann man ja schon fast Synchronizität nennen. Hatten wir beide doch fast zeitgleich ähnliche Gedanken.

            LG
            Egon

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            • Re: Wer kann Hilfestellung leisten ?


              Hallo!

              Am besten ist wohl, die Erzählungen so zu akzeptieren, wie sie vorgetragen werden. Sie können zwar versuchen, alles richtigzustellen, aber ihre Mutter wird dadurch wahrscheinlich nur noch mehr verunsichert.Ich habe bei meiner Grosstante die Beobachtung gemacht, dass Sie dann später trotz RIchtigstellung wieder zu der von Ihr erzählten Variante zurückgekehrt ist, so als hätte man nie etwas gesagt.
              Viele Grüsse und alles Gute!

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