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Widerstand gegen Pflege bei Demenz

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  • Widerstand gegen Pflege bei Demenz

    Meine Mutter ist mittelschwer dement, inkontinent und lehnt die von dritten angebotene Hilfe bei der Körperpflege ab, bzw. reagiert darauf mit Agressionen. Sie läßt keinen an sich heran, schließt sich im Bad ein und trägt oft schon verschmutzte Wäsche. Ich möchte sie weder mit weiteren Medikamenten ruhigstellen (sie erhält in geringer Dosis Haloperidol) noch weiß ich mir einen anderen Rat. Die von ein einer Pflegestation angebotene "kleine Grundpflege" mußte nach kürzester Zeit abgebrochen werden. Für hilfreiche Ideen wäre ich mehr als dankbar.


  • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


    Hallo Hanami54,

    vermutlich erkennt Ihre Mutter niemanden mehr, so dass alle als Fremde erscheinen, die an ihr "herumgrapschen" wollen. Man kann das ein wenig nachvollziehen, wenn man sich einmal vorstellt, eine fremde Person wolle uns waschen incl. Intimbereiche. Das würden wir alle instinktiv ablehnen und auch mit Aggressivität beantworten, wenn das immer wieder versucht wird. Allerdings können wir noch den medizinischen Sinn erfassen (und würden uns pflegen lassen - z.B. im Krankenhaus nach Operationen), was aber ein fortgeschrittener Demenzpatient leider nicht mehr richtig kann.

    Ich vermute hier auch einen fragwürdigen Gebrauch von Haloperidol. Dieses Neuroleptikum (das bekommen i.d.R. Psychotiker oder Drogenuser, die von ihren "Trips" nicht mehr zurückfinden) scheint mir für Demenzpatienten völlig ungeeignet - da gäbe es bessere (z.B. Risperidon), wenn es denn unbedingt ein Antipsychotikum sein muss. Demenzkranke Patienten sind u.U. nur psychotisch, wenn es schon eine psychiatrische Vorgeschichte gab, ansonsten resultieren m.E. diese quasipsychotischen Zustände überwiegend aus nichts anderen als der Agnosie.

    Stellen Sie sich vor, Sie wachen plötzlich ein einem Land auf, in dem Sie niemanden kennen, die Sprache nicht verstehen, nicht wissen, wo was ist, wei sie dahin gekommen sind, usw. und Sie haben keine Möglichkeit, sich verständlich zu machen. Da bleiben dann nur Zeichen und emotionale Reaktionen als Kommunikationsmittel.

    Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind ein Bewohner dieses Landes und wollen einen solchen desorientierten Menschen helfen. Das erste was man da tun muss, ist die Herstellung von Vertrauen. Das ist u.U. sehr schwer aber nicht aussichtslos. Nicht bedrängen, sondern zunächst über ganz andere Dinge reden. Dann auf sich selber zurückkommen und davon erzählen, wie gut und erfrischt man sich fühlt, weil man geduscht hat. Vielleicht auch mal mit eigenen schmutzgen Händen kommen und diese dann vor den Augen der Patientien genussvoll waschen (von den Händen ausgehend dann auf andere Körperteile die Pflege ausdehnen). Vermeiden von Reden wie "wär das nicht auch gut für dich?" sondern beobachten, ob Interesse aufkommt und dann die Patientin selber machen lassen und ganz leicht etwas unterstützen. Sich selber dabei auch waschen - gemeinsames Erleben ist meist angst- und damit aggressionsreduzierend.

    Wenn das beim erstenmal nicht klappt, die Geduld nicht verlieren. Vor allem den Patienten nicht die eigenen Vorstellungen von Hygiene aufzwingen. Von einem bischen "Schmuddel" ist noch niemand gestorben (allerdings bei offenen Wunden aufpassen!).

    Wir haben den Patienten nicht so zurecht zu machen, dass er uns gefällt, sondern, dass er sich selber gefällt und wohlfühlt. (Das ist etwas, was über den Portalen jedes Pflegeheimes in großen Lettern zu stehen hätte, ginge es nach mir.)

    Suchen Sie erfahrene gute Pfleger - die kennen alle Tricks (und Methoden der Vertrauensgewinnung) und vergessen Sie die "Angelernten".

    Gruß
    Egon-Martin

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    • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


      Lieber EgonMartin,
      besser hätte ich es auch nicht ausdrücken und erklären können.
      Vielleicht noch den Ratschlag, sich bei www.deutsche-alzheimer.de den entsprechenden Ratgeber schicken lassen - dort findet man eine Menge hilfreicher Anleitungen und Tricks, wie man dem Demenzkranken die Körperpflege wieder angenehm machen kann.

      Die Leute vom Pflegedienst stehen in erster Linie unter Zeitdruck, weil sie alle ihre Patienten in einer bestimmten Zeit - und zu einer bestimmten Zeit - fertig gemacht haben müssen. Da ist dann wenig Raum für Gespräch und Vertrauensaufbau. Es ist schon ein Elend, dass ein alter, kranker Mensch dann nach der Uhr funktionieren soll. Ich würde als Gesunde in solchem Fall schon wütend werden.

      Den Angehörigen ist die Situation "Renitenz und Verweigerung des Kranken" meistens auch noch peinlich. Da sich Gefühle - im positiven wie im negativen Sinn - sehr stark auf den Kranken übertragen, verbessert das die Situation natürlich auch nicht.

      Freundlichkeit, Geduld und Verständnis allein können weiterhelfen.

      Gruß Leona

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      • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


        Hallo EgonMartin,

        vielen Dank für die Tipps. Meine Mutter erkennt durchaus noch ihr nahestehende Menschen, läßt sich aber auch von uns nicht helfen, weil sie die Notwendigkeit nicht erkennt. Trotz "Vertrauen" lässt sie sich auch von uns nicht waschen und genau dieses noch vorhandene Vertrauen möchte ich nicht verlieren, indem ich gegen ihren Widerstand agiere und zur "Bösen" werde.

        Gruß
        hanami54

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        • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


          hallo leona,
          danke, werde mich mal um den ratgeber bemühen
          gruß
          hanami54

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          • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


            Hallo Hanami54,mein Mann läßt sich schon seit langer Zeit weder baden noch duschen.Er wird so aggressiv,dass ich nichts machen kann.Mit sehr viel Geduld und Ruhe schaffe ich es ihn zu waschen.Dabei schimpft er auch vor sich hin ,aber es geht. Es ist natürlich viel aufwendiger.Da er immer friert, muß das Bad schön warm sein.Das Waschen im Imtimbereich erforderte anfangs große Überwindung auf beiden Seiten.LG K.

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            • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


              hallo....

              bei meinem Pap´s war es, als er es noch konnte, genauso. Er weigerte sich und wurde aggressiv. Wir haben dann herrausgefunden, das man ihm in dem Moment in ruhe lassen musste und 5 min. später noch einen Versuch starten. Meißtens ließ er es dann , zwar murrend, geschehen. Manchmal brauchten wir auch drei Anläufe. Die Menschen vom Pflegedienst haben natürlich nicht die Zeit dafür....Also, ist mein Beitrag wahrscheinlich nicht gerade hilfreich in ihrem Fall.

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              • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


                Es ist vielleicht nur ein kleiner Trost: diese Zeit geht auch vorüber. Mein Mann hatte vor zwei Jahren diese schlimme Phase, als er noch manchmal klare Momente hatte und deshalb (verständlicherweise) aggressiv reagierte. Wir hatten eine sehr geduldige Pflegerin, die meinen Mann abends im Bett gewaschen hat, als er eigentlich schon sehr müde war, das ging ganz gut. Seine Haare habe ich mit Schüssel und Waschlappen waschen müssen, und dann auch nur, wenn er gut drauf war. Ich habe dann immer gesagt: heute machen wir einen tollen Kosmetiktag, ich habe ihm dann die Haare gewaschen (nur mit Waschlappen, auf keinen Fall unter fließendem Wasser!) mit einer Kopfmassage, das Gesicht nach der Rasur schön mit Creme massiert, das ließ er sich dann gefallen. Das dauerte schon einige Zeit, bis alles gemütlich und ruhig erledigt war, das kann kein Pflegedienst machen.
                Mittlerweile mache ich die tägliche Reinigung alleine, da es keinerlei Probleme mehr gibt. Selbst unter der Dusche steht er jetzt (ich bedecke aber seine Augen mit einem Waschlappen) und liebt das Wasser aus den seitlichen Düsen. Ansonsten noch ein kleiner Tipp, außer Geduld: ich habe ihm ein Saunatuch gekauft, das ich ihm umlege, dann ist er beim Waschen nicht "nackt".
                Nochmals: diese schlimme Zeit geht vorüber.

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                • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


                  Liebe dolofana,danke für die lieben Ratschläge.Die Kopfwaschmethode werde ich ausprobieren! LG Kondor

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                  • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


                    Danke dolofana für die lieben Tipps,
                    manchmal kommt auch alles ganz anders. Meine Mutter hat seit zwei Tagen starke Blutungen aus der Blase und hat sich in ihrer Notlage nun plötzlich gänzlich waschen lassen. Derzeit liegt sie mit einem Blasenkatheder im KH und wir warten auf die Diagnose.
                    Dennoch, es tut gut von gleichfalls Betroffenen zu hören, Gruß hanami54

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                    • Re: Widerstand gegen Pflege bei Demenz


                      Sehr geehrte/r Hanami54,

                      Sie sollten dringend die Notwendigkeit von Haloperidol überprüfen lassen. Dieses Medikament sollte bei älteren (Demenz-)Patienten von Ausnahmen abgesehen möglichst vermieden werden.

                      Mit freundlichen Grüßen,

                      Spruth

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