Das Alten- und Pflegeheim Pro Seniore Residenz Am Schlossberg in Ulrichstein hat sich im Frühjahr 2007 zum Ziel gesetzt, die Versorgung von Heimbewohnern mit schwerer und chronischer psychischer Erkrankung weiter zu verbessern. Hierzu wurde für ein Jahr ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, an dem das Qualitätsmanagement des Eichhofkrankenhauses Lauterbach und die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) beteiligt sind.
Dies hat sich angeboten, da der spezifische Versorgungauftrag der PIA gerade darin besteht, chronisch psychisch Kranke, die von anderen Versorgungsangeboten nur unzureichend erreicht werden, zu versorgen, um auch Krankenhausaufnahmen zu vermeiden. Die Versorgung dieser Heimbewohner findet in Ergänzung zur allgemein-medizinischen Betreuung durch die Hausärzte statt.
Im Rahmen dieses Projektes sind eine ganze Reihe von Maßnahmen in Angriff genommen worden: Zweimal im Quartal führt ein Facharzt der PIA eine Visite bei den durch den Hausarzt überwiesenen Patienten durch. Zusätzlich findet mindestens einmal im Quartal eine patientenbezogene Fachpflegevisite statt. Bei der Pflegevisite werden unter anderem Alternativen im Umgang mit psychisch kranken alten Menschen aufgezeigt. Hinzu kommen ausführliche Fallbesprechungen und Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pro Seniore Residenz zu einzelnen Patienten und deren verschiedenen gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern.
Diese Fallbesprechungen sind ein voller Erfolg, mitunter opferten die Mitarbeiter ihren freien Tag, um dabei zu sein. " Wenn man die Symptome besser einordnen und verstehen kann ", so Ingo Schwalm, Fachkrankenpfleger der PIA, der diese Fallbesprechungen und Fortbildungen durchführt, " versteht man, welches Leid hinter einer schweren Altersdepression oder welche Ängste hinter einer Psychose stehen können ". Dabei sind die Patienten mit Altersdemenzen und deren in der Folge oft starken Verhaltensauffälligkeiten besonders ein Thema.
Für Katja Brück, Pflegedienstleitung in Ulrichstein, haben die Pflegevisiten und die Fallbesprechungen dazu beigetragen, das Wissen der Pflegenden im täglichen Umgang mit psychisch kranken Heimbewohnern und die Handlungskompetenzen zu erweitern.
Die Beteiligten sind sich nach einem Jahr sicher: Durch alle diese Maßnahmen sind sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Einrichtungen zum Vorteil der Patienten nähergekommen, hat sich eine gute Vertrauensbasis entwickelt. In Ulrichstein möchte man das übermittelte Wissen und die Erfahrung der Lauterbacher nicht mehr missen. Für Dieter Hahn, Leiter der Residenz in Ulrichstein, geht der deutliche Rückgang von akut-psychiatrischen, stationären Einweisungen von Bewohnern in die Klinik auf das Konto der verstärkten Zusammenarbeit zurück. So hat sich durch die frühere Erkennung und Behandlung einer schwerwiegenden psychiatrischen Erkrankung die Lebensqualität der Heimbewohner deutlich gebessert.
Die beschriebene Zusammenarbeit wird weiterhin gepflegt.
In 6 weiteren Alten-und Pflegeheimen wurde in der Zwischenzeit diese Konzept
erfolgreich umgesetzt.
Ischwalm
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