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Meine Mama

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  • Meine Mama

    Hallo, ich mache mir große Sorgen um meine Mama. Sie zerstreitet sich mit allen, meint alle wollen ihr was Böses. Höhepunkt ist, dass sie nicht zur Konfirmation ihres Enkels gehen will, weil sie meiner Meinung nach eifersüchtig auf die Eltern ihrer Schwiegertochter ist. Sie sagt, der Papa kann ja alleine hingehen, weil das hätte er ja sonst auch schon gemacht. Auf Nachfrage erzählte sie mir, Papa hätte als sie verlobt waren und Mama schwanger war eine Freundin gehabt, mit der er ins Kino und zum Tanzen gegangen wäre. Das ist jetzt 60 Jahre her! Ich weiß, dass mein Papa in der ganzen Ehe nie untreu war. Warum kommt sie jetzt mit so alten Geschichten. Warum kann sie nicht akzeptieren, dass meine Schwägerin auch Kontakt zu ihren Eltern halten will, auch wenn sie als junge Frau nicht gut auf ihre Eltern zu sprechen war? Ist meine Mama krank? Wie kann ich ihr helfen?


  • Re: Meine Mama


    Hallo Elke70567,

    erst mal herzlich Willkommen im Forum.

    Was Sie schildern, kann ein Begleitsymptom einer Demenz sein, muss es aber nicht. Wie steht es denn mit aktueller Vergesslichkeit und Alltagswissen bei Ihrer Mutter? Ist sie zeit- und raumorientiert, d.h. weiß Sie um den aktuellen Wochentag, Monat und Jahr und kommt sie in ihrer Wohnung gut zurecht (auch beim Einkauf, usw.)? Erkennt sie Bekannte auf Anhieb oder muss sie öfter länger nachdenken, wenn sie jemanden sieht? Verlegt sie öfter Gegenstände, die sie vielleicht im Falle des Nichtwiederfindens als gestohlen ansieht? In dieser Richtung wäre m.E. zuerst zu suchen, um (weitere) Anzeichen für eine evtl. Demenz zu erkennen.

    Alte Menschen entwickeln oft Eigenarten, um auf sich aufmerksam zu machen, weil sie sich benachteiligt fühlen und das auch unabhängig davon, ob sie wirklich benachteiligt sind. Mein Opa – er war bis zu seinem Tod mit 96 Jahren geistig noch recht fit – war oft ein notorischer Besserwisser und Rechthaber. Wenn man ihn aber nach Geschichten von früher gefragt hat, erzählte er gerne und „taute“ dann richtig auf. Er war dann Mittelpunkt und wurde freundlich.

    Das „olle Kamellen“ auch nach langer Zeit wieder hochkommen, ist gar nicht so ungewöhnlich und auch nicht unbedingt krankhaft. Besonders bei Ehestreitigkeiten kommt es zuweilen vor, dass z.B. plötzlich gesagt wird „Aber damals, an meinem Geburtstag 1948 als du mit Tante Emma getanzt hast und.... das war ja entsetzlich!“. Der Grund dafür liegt in einem tiefer liegenden Gehirnbereich, der Mandelkern oder Amygdala genannt wird. Was dort „eingraviert“ wird an gespeicherten Gefühlen und Daten, bleibt sehr lange stabil bestehen. „Gott vergibt – die Amygdala nie“ könnte man fast sagen. Interessant wäre hingegen der aktuelle Anlass, der das wieder zum Vorschein bringt. Findet man Auslöser, so kann man dem u.U. entgegenwirken.

    Wenn alle anderen als Schädiger (böse) empfunden werden, kann das auch auf eine Altersparanoia hinweisen. Die Streitaktivitäten haben dann das Ziel, sich die „Bösen“ vom Leibe zu halten in etwa wie „Angriff ist die beste Verteidigung“.

    Ich würde an Ihrer Stelle zunächst versuchen, Ihrer Mutter ein Gefühl von Mittelpunkt zu geben. Kleine Geschenke mitbringen, Lieblingsspeise bereiten, zusammen ausgehen, usw. Bei meinem dementen Vater hat das eine Zeitlang geholfen (ich habe ihm einen Teil seines angeblich gestohlenen Werkzeugs neu gekauft). Da hat er sich manchmal gefreut – jetzt ist seine Krankheit leider fortgeschritten, so dass dieses nicht mehr viel nutzt. Wenn der Patient das allerdings andauernd (nicht nur ab und an mal) umdeutet und in seine Krankheit einspannt („Ihr wollt mich mit eurer Freundlichkeit nur täuschen. Ich weiß genau, dass ihr mir Böses wollt.“) und sich immer mehr von anderen zurückzieht, dann erhärtet sich m.E. der Verdacht auf paranoide Störungen. Dann ist m.E. der Gang zum Hausarzt oder besser gleich zum Gerontopsychiater notwendig. Dieser kann dann u.U. Medikamente verschreiben, welche diese Symptome zum Abklingen bringen bzw. stark mildern. Natürlich sollte man den Patienten nicht gezielt auf derartige Verdachtsmomente ansprechen, sondern den Gang zum Arzt unter einen Vorwand (z.B. Vorsorgeuntersuchung, Impfen gegen Grippe, usw. – ist ja ohnehin immer sinnvoll) anregen, nachdem man selber mit dem Arzt gesprochen und die Symptome geschildert hat.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Ihrer Mutter eine harmlose Diagnose.

    Gruß
    Egon-Martin

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    • Re: Meine Mama


      Sehr geehrte Elke,

      häufig kommt es im Alter zu einer, manchmal für das soziale Umfeld unangenehmen, Akzentuierung von vorbestehenden Persönlichkeitszügen, die für sich noch keinen Krankheitswert hat. Es ist mitunter sehr schwierig, diese von den Vorboten einer neuropsychiatrischen Erkrankung abzugrenzen. Da dies aber durchaus von prognostischer Bedeutung sein kann, pflichte ich EgonMartin bei, der eine medizinische Abklärung empiehlt.
      Unabhängig davon könnten Sie aber auch etwas detaillierter beschreiben, ob Ihnen neben den Verhaltensauffälligkeiten noch weitere Symptome, insbesondere eine nachlassende Hirnleistung betreffend aufgefallen sind.

      Mit freundlichen Grüßen,

      Spruth

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