#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Weggelaufen ....und Tot.... schlimm

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Weggelaufen ....und Tot.... schlimm

    Hier, im Graben an der Daimlerstraße in Ostrhauderfehn, ertrank am vergangenen Wochenende eine demenzkranke alte Frau. Die Polizei ermittelt in dem Fall.

    Ostrhauderfehn
    20.11.2008
    "Der tödliche Grabensturz war ein Unfall" ... mehr hier: http://www.oz-online.de/index.php?id...t_news%5D=9709


  • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


    Hallo Supermama,

    falls es weitere Meldung in dieser Sache geben sollte, bitte auch hier bekanntgeben - ggf. durch Link. Danke!

    Es könnten nämlich durch die Obduktion Hinweise auf die Verabreichung von Medikamenten auftauchen, was der Heimleitung in arge Probleme bringen kann - sofern sie diese wegen evtl. Unterlassung ihrer Aufsichtspflicht nicht ohnehin schon hat.

    Interessant wäre es auch, zu erfahren ob es zuvor eine Suchaktion seitens des Heimes gegeben hat und wie es überhaupt in diesem Heim aussah/aussieht.

    Ich hoffe, der Staatsanwalt "schlägt da mal kräftig drein". Zeit wird`s!

    LG
    Egon-Martin

    Kommentar


    • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


      Kann nur sagen: Kommt halt vor!

      Kommentar


      • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


        Ja, haut mal immer fest auf die bösen Heime drein!

        Wenn es möglich ist, das eine an Alzh. erkrankte Person ein Heim verlassen kann, so ist es ein "offenes Heim" und dort darf normalerweise niemand gegen seinen Willen festgehalten werden (Zwang!!!).
        Ein Mensch mit Weglauftendenz ist also hier fehl am Platze, denn das vorhandene Personal hat wirklich alle Hände voll zu tun, um überhaupt noch eine nahezu angemessene würdevolle Pflege zu gewährleisten. Und daran leidet das Personal selbst sehr. Nicht umsonst gibt es
        immer wieder gerade hier nach wenigen Jahren Berufsaufgabe, obwohl der größte Teil derer, die diesen Beruf erlernt haben, ihn mit Herzblut ausführen.
        (Wer so vorschnell urteilt, sollte doch ruhig einmal die Heimleitung bitten, ob man nicht mal ein "Schnupperpraktikum" machen dürfte - danach hier noch einmal melden bitte!!!).

        Also Alzh.Kranke mit Weglauftendenz gehören in eine geschlossene Gerontopsychol. geführte Abteilung. Ein gutes Haus hat einen sicheren Hof und genügend Aufenthaltsräume, um dem Laufdrang gerecht zu werden.
        Es gbt auch Häuser, bei denen Demenzkranke mit Weglauftendenz mit sogenannten Induktionsbändern versehen werden. Sobald sie eine Lichtschranke passieren, wird Alarm gegeben und wenn eine vorher bestimmte Aufsichtsperson diesen Alarm bekommt, wird schnell gehandelt und der "Fliehende" mit guten Worten zurückbegleitet. Es ist nämlich streng verboten, z.B. diesen Menschen mit Zwang zurückzuführen.

        Und was soll der Hinweis auf die Medikamentenuntersuchung? Ich kenne kein Haus, das nicht äußerst sorgfältig gerade hiermit umgeht. Zudem sind hier gerade in einem Pflegeheim die Vorschriften riesig.
        Beispiele: Bei Öffnung einer Packung, insbes. Tropfen, das Öffnungs-Datum aufschreiben. Jede Packung wird schon in der Apoth. mit Namen und Lieferdatum versehen. Jede Einzeldosis muß abgezeichnet werden und ebenso wer die Medikamente herrichtet (stellt) und wer sie ausgibt. Tabletten sind ohnehin in jeder Schachtel in einer festgelegten Anzahl vorhanden. Tropfen können ausgewogen werden und ich habe so etwas schon einmal erlebt.
        Der Fall: Die Heimaufsicht hatte Beruhigungstropfen in einem Bewohnerzimmer auf dem Nachtschrank stehen sehen. Die Pflegefachkraft hatte das Tablett kurzfristig stehengelassen, weil im Nebenzimmer jemand gestürzt war und sie um Hilfe gerufen wurde. Dummer Zufall, denn genau in diesem Moment betrat die Aufsicht das Zimmer, wo die Tropfen standen. Der zu pflegende Mensch darin war bettlägerig und hätte sich nicht mehr selbst daran bedienen können. Aber es hätte ja theoretisch sein können, dass diesem Menschen willkürlich und häufig diese Tropfen per PEG-Sonde verabreicht worden seien... Also wurde das Fläschchen von der Heimaufsicht sichergestellt und ein Apotheker veranlaßt, es zu wiegen, eine Origal neue zu wiegen und anhand von Verordnung dann auszurechnen, wieviel heraus sein konnten. Diese wurden der neuen Flasche abgetropft und dann ausgewogen. Es war alles korrekt! (Hätte jemand z.B. Wasser beigemischt, um etwas zu vertuschen, wäre das Gewicht verändert).

        Natürlich gibt es ab und zu auch einmal ein "Schwarzes Schaf". Von diesen wird sofort und ausführlich und sensationsmäßig berichtet. Von jenen, die ihren Dienst trotz aller Schwere und Widrigkeiten noch immer gern tun, denen die zu pflegenden Menschen am Herzen liegen und die sogar noch Freizeitstunden opfern, um für alleingelassene Bewohner einzukaufen oder sich ans Sterbebett setzen, redet kaum jemand.
        Und wie häufig Pflegekräfte von ihren Schützlingen mißhandelt werden, getreten, geboxt, gekniffen, gekratzt, bespuckt, das schreibt keiner. Pflegekräfte dürfen sich auch nicht wehren und tun das auch nicht. Sie versuchen geduldig, den Aufgebrachten zu beruhigen.

        Da wird geschimpft über die "dicken Windeln mit großem Fassungsvermögen". Dass die nur für die Nacht infrage kommen, sagt auch keiner. Was, glaubt Ihr eigentlich, ist besser für diese zu pflegenden Menschen: Dass sie bis zu dreimal nachts aus ihrem Tiefschlaf gerissen werden, zur Toilette geführt oder mit -dünnen!!!- Inkos versorgt werden - oder dass sie mit einem modernen, fassungsstarken Inkontinenzartikel am Abend versorgt werden und so durchschlafen können bis zum Morgen...

        So, jetzt hab ich mal auf den Putz gehauen. Weil zu schnell zu hart verurteilt wird.

        Übrigens: Wußtet Ihr eigentlich, dass die Vorschriften, Verordnungen und Gesetze für ein Alten- und Pflegeheim so zahlreich sind, dass nur ein Atomkraftwerk noch mehr hat?

        Herzlichst
        Sturmwolke

        Kommentar



        • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


          Liebe Sturmwolke,
          ja, Sie sind hier wie ein Donnersturm durchgezogen - eher ungewöhnlich für unser Forum, wir versuchen - übrigens auch den Pflegenden gegenüber - verständnisvoll zu sein. Ich spüre in Ihren Worten eine aufgestaute Wut und ich führe sie zurück auf harte, anstrengende Arbeit, wenig Erholungszeit, nicht genügend Würdigung und Vergütung Ihres Berufes.

          Jedoch es gibt immer mehrere Seiten einer Medaille. Und wenn Sie hier regelmäßig mitlesen würden, hätten Sie Ihre Worte sorgfältiger gewählt. In diesem Forum finden Sie sehr großes menschliches Leid und wenig plagiatives Geschreibe. Wir nehmen uns und unsere Gefühle gegenseitig sehr ernst und wir versuchen - so gut es hier eben geht - zu helfen.

          Ich habe in 4 Jahren Betreuung meines alzheimerkranken Vaters soviel Schreckliches erlebt und gesehen, dass ich an eine flächendeckende menschenwürdige Pflege nicht mehr glauben kann. Die gute, professionelle und menschliche Pflege ist die Ausnahme. Ich habe sie für meinen Vater übrigens noch nicht bezahlbar gefunden.

          Wenn Sie sie selbst leisten, haben Sie meine volle Hochachtung.
          Leider ist dies überhaupt nicht die Regel. Versuchen Sie, wenn Sie hier weiterlesen sollten, einmal ein Stück weit in den Schuhen der Betroffenen zu laufen - vielleicht sehen Sie dann Manches auch einmal von der anderen Warte.

          Herzlichst Leona

          Kommentar


          • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


            Was Franzi hier so lapidar sagt, ist leider die Wahrheit. Man wird im Bereich der Demenzkrankheiten immer wieder das Problem des Weglaufens haben - Lücken gibt es immer. Sicher, es gibt Häuser mit modernen Warnsystemen und es gibt Häuser - leider die wenigsten - mit geschützten Einrichtungen (im besten Fall mit geschütztem Freilauf/Park/Garten oder Ähnliches). Trotzdem kann man nicht immer alles absichern. Und bedenke man einmal, wie es für all die zu Hause betreuten Betroffenen ist - klar, dort kann man abschließen, aber immer wieder hört man von verwirrt umher irrenden alten Menschen. Ich denke, damit muss man leben und meistens werden die "Wanderer" durch Feuerwehr, Polizei oder hilfsbereite Mitbürger wieder unversehrt nach Hause gebracht. Manchmal - wie in dem beschriebenen Fall - geht es schief. Natürlich muss Ursachenforschung betrieben werden, um einen Wiederholungsfall zu vermeiden. Aber wie Franzi schon sagt - solche Dinge geschehen. Aber auch gesunden Menschen stoßen Unfälle zu - das sind die Risiken des Lebens - ich fürchte, damit muss man sich abfinden.
            Leona

            Kommentar


            • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


              Hallo!

              Das ist ein sehr heikles Thema, und ich sage es gleich vorab: was ich jetzt schreibe, wird nicht jedem gefallen!

              Man ist als Angehöriger immer wieder in der Versuchung, die absolute Sicherheit fordern zu wollen. Ich habe zu Beginn der Erkrankung meiner Mutter auch so gedacht. Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Es gibt keine absolute Sicherheit. Weder zuhause noch im Heim. Punkt.

              Ich hatte vor Jahren einmal ein Gespräch mit einem sehr erfahrenen Mitarbeiter einer Alzheimerberatungsstelle, dem ich meine Bedenken mitteilte, daß meine Mutter zuhause sei und ab und an hinausgehe und dann schon mal vergesse, wohin sie eigentlich wollte. Ob sie in ein Heim solle, wollte ich wissen. Was denn sei, wenn sie vor ein Auto laufe.
              Seine Antwort war erstaunlich: Das sei tragisch, aber so etwas passiere eben. Auch Kinder würden vor ein Auto laufen. Man könne sie nicht rund um die Uhr bewachen und vor allen Gefahren behüten.
              Zuerst einmal habe ich geschluckt und nicht begriffen, wie jemand so denken kann. Aber inzwischen bin ich derselben Meinung.

              Dasselbe gilt für Stürze. Oft ist eine erhöhte Sturzgefahr der Grund, jemanden ins Heim zu bringen. Ist er deswegen sicherer? Dort kann er genauso hinfallen. Und das wird auch nicht immer sofort entdeckt. Es ist oft sogar so: da der Heimbetreiber rechtliche Konsequenzen bei einer Sturzverletzung befürchtet, wird bei einem Bewohner, der wackelig auf den Beinen ist, oft mit allen Mitteln versucht, dessen Beweglichkeit einzuschränken - weil weder das Personal noch die Zeit vorhanden ist, um ihn ständig zu überwachen. Also wird er festgehalten. Durch sedierende Mittel, durch Verwendung von Stecktischen an Stühlen, durch Festschnallen, durch Entzug der Gehhilfsmittel. Ob das zu seinem Besten ist?

              Es ist ein großer Streitpunkt zwischen Ärzten, Pflegern und Angehörigen und es bedarf sehr großen Mutes, sich von den hergebrachten Ansichten zu lösen, man müsse den Erkrankten immer und überall beschützen, bewahren und behüten - und sei es unter Inkaufnahme der völligen Demobilisierung. Dies dient nicht unbedingt dem Wohle des Patienten, sondern eher der eigenen - auch rechtlichen - Absicherung.

              Deshalb ist der hier geschilderte Vorfall für mich auch kein Skandal. Schön, wenn die Presse sich empört. Ich muß mir aber als Angehöriger genau überlegen, worauf ich mich einlasse, wenn ich einen motorisch unruhigen Demenzkranken stationär unterbringe. Bringe ich ihn in ein offenes Heim, muß ich mit so einem Zwischenfall rechnen und dann ist es nicht zielführend, das Heim zu verklagen. Oder ich bringe ihn in eine geschlossene Abteilung, ohne speziellen Demenzgarten und ohne Bewegungsmöglichkeit. Dann muß ich damit rechnen, daß er aufgrund von Bewegungsmangel aggressiv und in der Folge sediert wird, was seinen dementiellen Verfall beschleunigt und den Muskelschwund fördert, womit die schnelle Bettlägerigkeit vorprogrammiert ist. Oder ich mache mir die Mühe, ihn in einem wirklich geeigneten Heim unterzubringen (die sehr, sehr dünn gesät sind). Einer für Demenzerkrankte geeigneten Einrichtung mit Laufmöglichkeiten und diskreter Abschirmung mittels Lichtschrankentechnik etc.
              Es ist auch das Wissen um dieses Dilemma, das viele Angehörige davon abhält, ihren Erkrankten in ein Heim zu geben. Um dann zuhause vor einem ähnlichen Problem zu stehen.

              Jeder, der sich aufregt und ein Bedürfnis nach absoluter Sicherheit hat, möge einmal ernsthaft darüber nachdenken. Man kann weitgehende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Das ist alles. 100% wird man nie erreichen.

              In Akutkliniken, so meint man, wimmelt es von Personal. Da kann nichts passieren. Da das Personal jedoch seine Augen nicht überall haben kann, setzt man die Demenzkranken unter Psychopharmaka und fährt die Bettgitter hoch. Und es geschieht es immer wieder: Die Patienten machen sich dennoch selbständig, fallen aus dem hochgestellten Bett in die Tiefe, erleiden Schenkelhalsfrakturen oder donnern auf den Kopf und versterben an einer Gehirnblutung. Keine Horrormärchen. Selbst erlebt oder von anderen Angehörigen so erfahren. Besser wäre, Betten niedrig zu stellen und eine Schutzmatratze davor zu legen und evtl. sogar eine Klingelmatte, die im Schwesternzimmer Alarm schlägt. Aber man hat so seine eigenen Vorstellungen von Sicherheitsmaßnahmen und fällt damit entsprechend auf die Nase.

              Meine Mutter wird in wenigen Tagen 85 Jahre alt. Sie hat Demenz im mittleren Stadium mit Pflegestufe II, lebt zuhause und ist tagsüber für mehrere Stunden alleine, weil ich arbeiten gehe. Sie trägt rutschfeste Schuhe bzw. Socken. In der Wohnung sind alle Stolperfallen entfernt, sie ist stets taghell erleuchtet und an wichtigen Stellen befinden sich Haltegriffe. Die notorischen Gefahrenquellen Herd, Wasser, Strom sind gesichert, Putz- und Waschmittel außer Reichweite. Das ist alles. Abgeschlossen wird nicht.
              In der Zeit, in der sie alleine ist, könnte sie nach draußen gehen. Das erste, was der ambulante Pflegedienst forderte, war das Abschließen der Tür. Da sie dann womöglich panisch geworden wäre, sollte ich auch den Balkon verschlußsicher machen, damit sie nicht dort den Ausgang suche und herunterspringe. Ich habe mich geweigert; denn sie sitzt im Sommer gerne auf dem Balkon und genießt die Sonne. Oder geht in den Hausflur, um dort aus dem Fenster zu sehen. Eingesperrtsein und Bewegungsmangel machen Demenzkranke aggressiv und unruhig.
              Die allgemeine Gefahr in Kauf zu nehmen oder meine Mutter wegzusperren und ihr mit dem Balkon noch ein weiteres Stück Lebensqualität zu nehmen - das war die Alternative.
              Sie könnte im Haus die Treppe herunterfallen und sich den Hals brechen. Sie könnte draußen vor ein Auto laufen. Vielleicht ereilt sie aber auch irgendwann ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt oder eine Lungenentzündung. Oder sie erreicht das "normale Altersendstadium", in dem die Menschen bettlägerig vor sich hinsiechen und künstlich ernährt werden. Welche Art zu sterben ist die grausamere? Gevatter Tod klopft irgendwann bei jedem an die Tür. So oder so.

              Liebe Grüße,
              Petra H.

              Kommentar



              • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


                Liebe Petra,
                besser hätte ich es nicht ausführen können - ich stimme Ihnen in jedem Punkt zu.
                Es gibt das schöne Gedicht von Erich Kästner, es endet mit den Worte:...das Leben ist immer lebensgefährlich. Und so ist es - es liegt in seiner Natur. Und dabei ist es gleichgültig, ob es um alte, verwirrte Menschen, Kinder oder Erwachsene geht. Unfälle geschehen - und Sie zeigen sehr gut die Alternativen im fortgeschrittenen Alter auf. Man muss hier wirklich abwägen und nachdenken, was menschenwürdiger ist. - Ich finde, Sie machen das mit Ihrer Mutter völlig richtig. Gruß Leona

                Kommentar


                • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


                  Liebe leona,

                  Sie irren, denn auch ich habe privat bereits mehrere sehr harte Pflegefälle durchlebt. Und aus diesem Grund habe ich eines Tages umgesattelt und bin, als ich persönlich Zeit dafür hatte, in die professionelle Pflege umgestiegen. Ich kenne also beide Seiten bestens.
                  Es ist schon wahr, dass Pflegekräfte zu wenig verdienen, aber wegen des Geldes habe ich diesen Beruf nicht ergriffen, ich hatte vorher um einiges mehr. Und ich kenne eine große Anzahl von Kollegen/Kolleginnen, die wie ich, freiwillig umgesattelt haben in bereits reiferem Alter. Die wenigsten davon aus Gründen, dass sie in einem anderen Beruf nicht (mehr) unterkamen.
                  Und ich kenne eine Reihe von Heimen, die sehr gut geführt sind und wo die -überforderten-
                  Pflegekräfte in ihrer Freizeit bei Sterbenden sitzen, die sonst allein wären, die mit ihren
                  Schützlingen kleine Ausflüge machen oder sogar mal jemanden mit zu sich heim nehmen.

                  Und nur, weil ich beide Seiten so gut kenne und weiß, wie schnell man (ver-)urteilt und sogar im negativen Sinn verallgemeinert, bin ich einmal als "Sturmwind" hier aufgetreten.
                  Es ist schwer, seine lieben Angehörigen dermaßen verfallen zu sehen, alle diese Stufen miterleben zu müssen, sie teilweise nicht begreifen zu können, alles Menschenmögliche versucht zu tun und doch absolut dem Ganzen hilflos gegenüberzustehen. Ich weiß auch, wie schwer es für Angehörige ist, ihre liebe Mutter, das ehemalige Familienoberhaupt, den Vater, in fremde Hände zu geben. Dorthin, wo er ja "nur aufgehoben und nötigst versorgt wird". Und ich habe bereits unzählige Gespräche mit Angehörigen geführt, die fast krank waren vor schlechtem Gewissen wegen diesen Entschlusses.

                  Ich weiß nicht, welche furchtbaren Heime Sie kennenlernten. Die, in denen ich gearbeitet habe und in diesem, wo ich freiberuflich immer wieder tätig bin, sind jedenfalls hervorragend geführte Häuser. Sehr sauber, sehr liebevoll gestaltet und gut organisiert, so dass auch mit den Menschen darin würdevoll umgegangen wird. Die finanziellen Grenzen setzen nicht die Fach- und Hilfskräfte. Und wenn Ihnen mal eine ein wenig schnippisch erscheinen sollte, denken Sie daran: Sie ist irgendwann auch ausgepowert, weil vor allem demotiviert. Was nutzen alle guten Vorsätze, wenn Behörden und Kassen statt mit- eher gegeneinander arbeiten!

                  Kleines Beispiel: Der MDK verlangt und erwartet natürlich eine adäquate Pflege, ebenso die Heimaufsicht. Das heißt, dass z.B., das inkontinente und bettlägerige Patienten eben möglichst trocken sein sollten. Hier ist auch das Personal bemüht. Doch dann kommen die Kassen und streichen jetzt von den mickrigen 30 Euro für I-Mittel noch 10 Euro weg.
                  Der Medizinische Dienst der Krankenkassen verlangt häufigen Windelwechsel (wobei wir den Ausdruck Windel nicht benutzen!), die Krankenkasse kürzt den Betrag - und bestimmt zudem den (billigsten!) Lieferanten. Für jedes Hilfsmittel muß gekämpft werden, weil
                  "so alte Leute doch eh nicht gesund werden"...

                  Mir tut es Leid, wenn Sie so schlimm vom Schicksal gebeutelt wurden. Aber bitte verurteilen sie nicht die Pflegekräfte. Und wenn mal welche auf die Straße gehen, damit auch sie mal verdienen, was ihnen eigentlich zustehen würde, nehmen Sie es nicht übel. Würden die Pflegefachkräfte nur wegen des Geldes arbeiten, sie hätten alle etwas anderes gelernt.

                  Liebe Grüße und ein schönes Weihnachtsfest!

                  Kommentar


                  • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


                    Oh – habe ich hier was angerichtet?

                    Sehr geehrte Sturmwolke,

                    ja, wir „hauen auf die bösen Heime ein“ – auf die guten bestimmt nicht, denn es ist selbstverständlich klar, dass es diese auch gibt. Das Pflegepersonal in solchen Heimen ist oft nicht ausreichend ausgebildet und obendrein unterbezahlt – um das geht es auch gar nicht. Dieses sind ja zu stärken in ihrer Motivation und Ausbildung – unbedingt! Es geht um die Verantwortlichen bis hin zu den Krankenkassen und den Gesetzgeber. Auch können wir ja leider nicht in jedem Falle ausschließen, dass es Heime gibt, die mehr aus Profitgier als aus Menschenliebe betrieben werden –zu Lasten der Patienten UND des Personals. Das im nächste Jahr einzuführende Benotungssystem für Heime dürfte ja kaum einem intakten Gesamtbild der Heime in unserem Lande entsprungen sein.

                    Dass Patienten mit der vermuteten Diagnose Morbus Alzheimer (sicher ist derzeit eine solche Diagnose nur post mortem zu stellen) – vereinfacht Demente genannt – zum Weglaufen neigen, weiß heutzutage sogar der Nichtbetroffene, der „Alzheimer“ nur aus den Medien oder vom Hörensagen kennt. Erst heute hat mir das wieder ein Taxifahrer bestätigt. Daher impliziert in jedem Fall ein über das Anfangsstadium hinausentwickeltes Krankheitsbild selbstverständlich die sog. Weglauftendenz.

                    Juristerei ist nicht einfach: Der Zwang zum Hindern am Weglaufen (z.B. auch schon beim Laienpfleger zuhause durch Verriegeln der Türen) stellt die Erfüllung des Straftatbestandes der Freiheitsberaubung dar. Aber Tatbestandserfüllungen sind juristisch erst dann relevant, wenn keine Rechtfertigungsgründe vorliegen. So erfüllt auch der Chirurg den Straftatbestand der Körperverletzung, bricht aber nicht geltendes Recht. Er würde u.U. sogar rechtsbrüchig werden, wenn er nicht operiert. Im Strafrecht gibt es u.a. die drei Schritte Tatbestandserfüllung, Rechtsbruch und Schuldfähigkeit. Erst wenn alle diese drei Schritte zutreffen, kann es zu einer Verurteilung kommen. Was bedeutet das nun für die hier diskutierte Sache?

                    In der jetzigen Jahreszeit ist es draußen bitterkalt. Ein weglaufender Patient würde sich daher z.Z. schon allein wegen der Witterung selbst gefährden, vmtl. sogar tödlich gefährden. M.E. könnte daher eine Heimleitung – ich schreibe nicht Pflegekräfte – sich falsch verhalten wie der o.g. Chirurg, der sich weigert, zu operieren obwohl er es zur Rettung des Patienten müsste. Das wäre m.E. dann der Fall, wenn sie Freizügigkeit über die Fürsorgepflicht stellt. Aber die Heimleitung könnte sich bei m.E. korrekten Verhalten durchaus auf den sog. rechtfertigenden Notstand berufen, wenn man ihr Freiheitsberaubung vorwürfe. Ein richterlich gefordertes Gutachten würde zudem die ungenügende Alltagskompetenz des Patienten mit Selbstgefährdung ergeben und die Heimleitung hätte m.E. gar nichts zu befürchten. Es gilt hier abzuwägen. Um aber korrekt abwägen zu können, muss man die Patienten ausreichend kennen (was man aber nur kann, wenn man sich ausreichend um sie kümmert – was im Dienstleistungsvertrag geregelt sein muss). Im Zweifelsfalle hat man immer im Interesse des Patienten – was er ja selber nicht mehr erkennen und beurteilen kann – den sicheren Weg zu wählen – ggf. auch mit leichtem Zwang (Verriegelungen greifen ja nicht den Körper des Patienten an).

                    Sie schreiben: „Also Alzh.Kranke mit Weglauftendenz gehören in eine geschlossene Gerontopsychol. geführte Abteilung. Ein gutes Haus hat einen sicheren Hof und genügend Aufenthaltsräume, um dem Laufdrang gerecht zu werden.
                    Es gibt auch Häuser, bei denen Demenzkranke mit Weglauftendenz mit sogenannten Induktionsbändern versehen werden. Sobald sie eine Lichtschranke passieren, wird Alarm gegeben und wenn eine vorher bestimmte Aufsichtsperson diesen Alarm bekommt, wird schnell gehandelt und der "Fliehende" mit guten Worten zurückbegleitet. Es ist nämlich streng verboten, z.B. diesen Menschen mit Zwang zurückzuführen.“

                    Dazu haben Sie meine volle Zustimmung. Zum Thema „Zwang“ siehe bitte oben.

                    Es tut mir leid, Sie, liebe Sturmwolke, der Sie ja auf der guten Seite stehen und wirken, mit meiner Empörung verletzt zu haben. Aber bitte seien Sie auch so souverän, sich nicht die „falschen Schuhe“ anzuziehen. Sie sind ja nicht gemeint! Wie ich eingangs schrieb – die Kritik gilt den schwarzen Schafen und nur diesen. Und wenn schon Begriffe wie „Pflegenotstand“, „Medizinerstreik“ usw. allgemein bekannt sind und wenn sogar eine Autorin (Stella Braam) – wenn auch im EU-Staat Niederlande – in einem schon von einem großen deutschen Nachrichtenmagazin in einem Titelbericht über Demenz genannten Buch - darüber schreibt, dann muss – um es mal ganz volkstümlich auszudrücken – ja „was dran sein“, was mehr als nur seltene Ausnahme ist. Zudem wurde hier im Forum über schlechte Heime glaubwürdig und nicht plakativ berichtet und ich selber wurde von einer Sachbearbeiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes vor einem Heim in der Stadt meiner Eltern gewarnt – es war sogar das teuerste Heim in der Gegend.

                    In einem guten Heim setzt man mehr auf Gespräche, Beschäftigung, Validation, Spiele, usw. – in einem schlechten wird mehr sediert als therapiert – das ist und bleibt meine Auffassung. Es gibt Heime, die schaffen das mit rd. 1900 EUR Monatsbeitrag und es gibt Heime, die schaffen das mit rd. 2500 EUR Monatsbeitrag pro Patient nicht.

                    Ich selber denke auch daran, einmal ehrenamtlich als Hilfspfleger tätig zu werden, denn das Wissen und v.a. die Erfahrung, die man durch all das Leid mit dem Angehörigen sammelt, ist von unschätzbarem Wert. Derzeit stehe ich aber noch vor Hürden, v.a. eigener gesundheitlicher Probleme. Aber das wird zu meistern sein.

                    Mit freundlichen Grüßen

                    Egon-Martin

                    p.s. Das „Schicksal“, von dem Leona „gebeutelt“ wurde, hat durchaus Namen.

                    Kommentar



                    • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


                      Lieber Herr Egon-Martin,
                      vielen Dank für Ihr langes Antwortschreiben.

                      Leider ist es immer wieder ein finanz. Problem, wenn es um die hilfsbedürftigen alten Menschen geht. Das sehe ich auch so. Aber es gibt auch immer wieder Wege, die wir, die Pflegepersonen, uns einfallen lassen, um diesen Menschen ein würdiges Zuhause zu gestalten, auch mit nicht so viel Geld. Da haben sich einige Projekte einfallen lassen, die dann gefördert wurden und wir haben sogar für Snuzelen-Räume eine Organisation um Unterstützung gebeten und auch erhalten, die viele "Einzahler" hat, weil diese auch schöne Preise gewinnen können.

                      Selbstverständlich haben wir bisher nie einen verwirrten Menschen einfach sich selbst überlassen, wenn er plötzlich den Ausgang gefunden hatte und spazieren gehen wollte.

                      Ein Haus hat übrigens eine Pseudo-Bushaltestelle in seinem Park angelegt, mit Bänken und Buswartehäuschen. Dort treffen sich immer wieder mal einige der dementen Reiselustigen. Ihnen fällt gar nicht auf, dass kein Bus kommt. Sie sind zufrieden, dort zu sitzen und zu warten und wenn Essenszeit ist und der Magen knurrt, freuen sie sich, wenn eine nette Pflegekraft in Zivilkleidung kommt und sie einlädt, doch ins "Restaurant" mitzugehen, weil das Essen dort besonders gut sein soll...

                      In kleinen Gruppen, je nach Neigung und Noch-Können, dürfen einige gemeinsam mit ihren Pflegekräften auch ein Mahl selbst zubereiten. Das macht allen Spaß.

                      Leider ist es aber inzwischen auch so, dass immer häufiger auch Menschen zu diesen behüteten dementen alten Leuten "dazugesteckt" werden, die altersmäßig nicht passen, weil viel jünger und dazu noch mit Krankheitsbildern, die man früher als
                      "irr" bezeichnete. Ich habe schlimme Dinge erlebt. Solche bedauernswerten Wesen bringen nämlich sehr viel Unruhe in die Gruppen und wenn sie zudem noch renitent werden, auch große Angst.

                      Schlimm ist es aber auch, wenn wegen Personalmangel die Menschen mit Psychopharmaka "ruhiggestellt" werden. Mir dreht sich dann der Magen um, wenn ich manchmal sehe, mit wieviel unterschiedlichen Medikamenten Menschen in das Heim gebracht werden. Ich glaube, dass manche Menschen erst durch solchen unsinnigen und vielfältigen Mix erst krank gemacht werden. Ich habe schon Betreuer eingeschaltet, weil Ärzte glaubten, mit ständigem Umstellen von Pillenplänen und diesem und jenem noch dazu, die "Erkrankung" in den Griff zu bekommen. Ich bin sogar überzeugt davon, dass nicht wenige Patienten an diesem vielfältigen Mix langsam aber sicher zugrunde gehen. Mir würde auch kein Essen mehr schmecken, müßte ich solche Chemiwerke schlucken...

                      Aber das nur nebenbei. Auch wenn wir Pflegekräfte nicht so gut bezahlt werden, so haben wir doch die Möglichkeit, unsere gesunden Sinne und unseren Verstand einzuschalten, gut zu beobachten, Geduld und Menschlichkeit einfließen zu lassen. Das alles kostet nichts. Es wäre schön, wenn dies jeder, der einen anderen Menschen betreuen muß, wirklich und gern einsetzt und sich notfalls auch einmal mit Ärzten, Kollegen, Vorgesetzten auseinandersetzt. Vielleicht kann dann auch ein wenig mehr Menschlichkeit zu spüren sein und nur mit ihr ist es überhaupt möglich, den zu betreuenden Menschen Würde zu geben.

                      Ihnen ein gutes Neues Jahr mit vor allem guter Gesundheit!

                      Ihre "Sturmwolke"

                      Kommentar


                      • Re: Weggelaufen ....und Tot.... schlimm


                        Liebe Sturmwolke,

                        vielen Dank für Ihre Antwort.

                        Sie schreiben: "Ein Haus hat übrigens eine Pseudo-Bushaltestelle in seinem Park angelegt, mit Bänken und Buswartehäuschen. Dort treffen sich immer wieder mal einige der dementen Reiselustigen. Ihnen fällt gar nicht auf, dass kein Bus kommt. Sie sind zufrieden, dort zu sitzen und zu warten und wenn Essenszeit ist und der Magen knurrt, freuen sie sich, wenn eine nette Pflegekraft in Zivilkleidung kommt und sie einlädt, doch ins "Restaurant" mitzugehen, weil das Essen dort besonders gut sein soll..."

                        Das finde ich sehr gut! Solche und ähnliche Ideen werden gebraucht - dann benötigt man auch nicht viele Psychopharmaka.

                        Ich wünsche Ihnen auch ein gutes und erfolgreiches neues Jahr 2009 mit vielen kreativen Ideen und nie nachlassendem Mut. Gott schütze Sie!

                        Gruß
                        Egon-Martin

                        Kommentar

                        Lädt...
                        X