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Folgen von Dauerstress bei Angehörigen

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  • Folgen von Dauerstress bei Angehörigen

    Hierzu kann vielleicht unser Experte näheres sagen:

    Stress äußert sich akut durch Noradrenalinwirkungen mit den bekannten körperlichen Symptomen. Darum (um diese sog. erste Stressantwort) geht es mir hier aber nicht. Dauerstress - aus der sog. zweiten Stressantwort entstanden - führt u.U. zu Schädigungen des Gehirns (Hippocampus). Dieses geschieht, wenn die hierfür charakteristische Substanz - das Cortisol - nicht mehr in seinen Wirkungen beschränkt wird; also wenn der Stress nicht mehr nachläßt. Dann kann es zur Eskalation kommen bis hin zur Schrumpfung des Hippocampus. Man könnte vielleicht sogar dem Demenzkranken etwas ähnlich werden, wenngleich derlei sich allerdings auch rückbilden kann.

    Könnte es daher vielleicht sinnvoll sein, hin und wieder eine Blutuntersuchung auf Cortisol machen zu lassen (in etwa wie Ausschluss Cushing)?

    Gruß
    Egon-Martin


  • Re: Folgen von Dauerstress bei Angehörigen


    Vielen Dank Egon Martin für diese Thema!

    Dies interessiert mich aus gegebenen Anlass. Ich merke leider
    auch wie meine geistige Leistungsfähigkeit abnimmt. Es ängstigt mich sehr! Was ist also zu tun, wenn der Stress nicht aufhört?
    Des weiteren bin ich ständig müde und Bücher lesen, was immer meine Leidenschaft war-Fehlanzeige- nach 1 Seite schlafe ich ein!

    Gruß
    Rosenmädchen

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    • Re: Folgen von Dauerstress bei Angehörigen


      Ganz wichtiges Thema - danke Egon. Wir tauschen uns ständig über die Leiden unserer Lieben aus und gehen selbst meist am Stock - um es mal mit dieser Metapher auszudrücken.
      Ich kann selbst ein trauriges Lied von Dauerstress und Cortisolüberschwemmung singen...
      Ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist, aber ich komme schon lange nicht mehr ohne Medikamente aus, ich bin chronisch schlaflos, habe häufig unerträgliches Herzrasen, Blutdruck ist oft katastrophal hoch und ich gelte bei meiner Hausärztin als Infarkt gefährdet. - Ich habe es mit Entspannungstechniken versucht - aber das bringt nicht wirklich viel. Ich lebe die Krankheit meines Vaters jetzt seit 4 Jahren mit - als einzige Bezugsperson für ihn und für Ärzte, Behörden, Finanzamt etc.
      Ich spüre deutlich, dass ich in jeder Hinsicht an meine Grenzen komme. Manchmal stellte ich mir sogar schon die Frage: Er oder ich? Aber wie kommt man heraus aus dieser Horrorspirale? Ich weiß es nicht - nimmt man sich zurück, drückt einen das schlechte Gewissen derart, dass man erst recht nicht abschalten kann. Auch bei mir habe ich bereits Aufmerksamkeitsdefizite und vor allem Antriebslosigkeit, sowie starke Zerstreutheit festgestellt. Dazu kommt die Angst, dass man aus genetischen Gründen ebenfalls für die Krankheit prädestiniert sein könnte. - Falls Untersuchungen, wie Egon sie anregt, möglich sind, ist anschließend die Frage, was man gegen diese negativen Reaktionen tun kann.
      Betroffen, Leona

      Kommentar


      • Re: Folgen von Dauerstress bei Angehörigen


        Hallo Rosenmädchen,

        es gibt - wie die Mediziner sagen würden - einige nichtinvasiven Methoden zur Stressbewältigung. "Nichtinvasiv" heißt wörtlich: "Nicht in den Körper oder die Gefäße (man denke an "Vase") gehen" und meint den Verzicht auf Pychopharmaka, usw.

        Da wäre z.B. das Erlernen von Autogenem Training und anderen Autosuggestionstechniken (Vorsicht vor Scharlatanen!). Ferner kann man das Meditieren lernen. Wenn Glaube an Gott vorhanden ist, helfen auch Gebete in dem Bewusstsein, das es nichts im Universum gibt, was ohne Gottes Willen oder Wissen Gottes abläuft, wir nur das Gesamtkonzept nicht kennen und zu sehr auf unser kleines persönliches Leben fixiert sind und den "Blick" für die Weiten der Welt und des Kosmos verloren haben. Ich habe vor vielen Jahren einmal Hoimar von Ditfurths Buch "Kinder des Weltall" gelesen und danach beim Betrachten des Sternehimmels fast ein mystisches Erlebnis gehabt durch plötzlichen "Stillstand des Denkens" und dem Bewusstsein einer "Allverbundenheit". Das ist mir in letzter Zeit wieder eingefallen und ich werde das Buch (wenngleich der Inhalt nicht mehr ganz aktuell ist) demnächst wieder lesen.

        Auch die Hindumetapher, in jedem Menschen Gott zu sehen, erscheint mir hilfreich. Mein demenzkranker Vater ist demnach auch "Gott", der in Zeitlupe "nach Hause" geht in dem Maße, wie sein Gehirn zerfällt. Gemäß derartiger Auffassungen ist niemand mit seinem Körper - also auch nicht mit seinem Gehirn - identisch. Man sagt, im Tode verliert man sein Bewusstsein. Man sagt gemäß Advaita-Vedanta aber auch: Man verliert das Bewusstsein, um Bewusstsein zu werden. Nur hat dieses weder Form noch Namen und kann daher auch nicht Gegenstand naturwissenschaftlicher Untersuchungen sein. Aber nur ein kleiner Geist wähnt sich im Irrglauben, dass es nur gibt, was durch unsere begrenzten Gehirne untersuchbar ist.

        Invasiv: Ich war zeitweise so down, dass mir das Antidepressivum Mirtazapin verordnet wurde. Ich habe es bis heute nicht angerührt - griff zur Bibel, zur Bhagavad Gita und anderen Schriften stattdessen. Ein verordnetes Benzodiazepin (wirkt nicht auf das Serotoninsystem sondern auf das große "Bremssystem" im Gehirn, das GABA-System) habe ich in kleiner Dosierung in Abständen genommen (sog. Halbwertzeiten beachtend, denn das Zeugs macht abhängig und kann nicht "kalt" entzogen werden). Harmloser ist Johanniskrautextrakt - aber auch hier den Arzt fragen. Dann gibt es noch L-Tryptophan - ein Vorlaüfermolekül (Precursor), aus dem der Körper das beruhigende Serotonin herstellt (hier erst recht den Arzt fragen, denn auch dieses frei verkäufliche Medikament kann Nebenwirkungen haben - auch kann zuviel Serotonin die Gesundheit erhebnlich schädigen, also nicht unbedingt Johanniskraut und L-Tryptophan zusammen nehmen). Das homöopat´hische Mittel Neurexan - darüber wurde in diesem Forum auch schon diskutiert, könnte auch einen Versuch wert sein. Ach das würde ich den Arzt mitteilen, das Neurexan kein hochpotentes Homöopathikum ist und daher auch allopathisch (wie ein "normales" Medikament) wirken kann.

        Wie gesagt: Am besten ist immer "ohne". Wenn es aber "ohne" nicht geht, einem guten Arzt sein Herz ausschütten und über Medikamente diskutieren. Man kann ja selber einiges zur Diskussion vorschlagen.

        Auf keinen Fall sich kaputt quälen, sondern auch mal daran denken, ob denn der liebe Angehörige, für den man sorgt, das so gewollt hätte.

        Umschalten im Sicherheitsdenken: An die meist gar nicht so vielen Gefahren (z.B. Auto, Herd, usw.) denken und diesn nach Möglichkeit sichern. Alles andere als KLeinkram betrachten, sich nicht ärgern, wenn "die Zeitung im Kühlschrank" liegt, usw.

        Erkennen, dass wir uns - bei näherer Betrachtung - oft "nur" sorgen oder ärgern, weil der Kranke unseren (!) Erwartungen nicht mehr entsprechen kann. Hier müssen wir lockerer werden. Ist doch nicht schlimm, wenn Vater im Schlafanzug beim Nachmittagstee hockt, sich in der guten Stube rasiert, usw. Und wenn er mal woanders hinpinkelt als er sollte, so geht davon die Welt auch nicht unter. Ich weiß, das ist alles leichter gesagt als getan - aber man kann es lernen.

        Mehr fällt mir dazu z.Z. nicht ein. Ich fahre das Wochenende wieder zu meinen Eltern und werde daher die nächste Zeit hier nichts schreiben.

        LG
        Egon-Martin

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        • Re: Folgen von Dauerstress bei Angehörigen


          Liebe Leona,

          ich fahre übermorgen wieder zu meinen Eltern, möchte aber noch was zu Deinem Beitrag schreiben. So Gott will, melde ich mich wieder wie gewohnt mit einer Fortsetzung meines "Dauerthreads" zurück.

          Zur Diskussion mit Deinem Arzt:

          Hypertonie? Aprovel 300!
          Infarktprophylaxe? ASS!
          (Aprovel 300 nimmt mein Vater und ich nehme es auch sowie "Aspirin protect" - sehr gute Verträglichkeit bei uns)
          Andere Medis ggf. wechseln, evtl auch den Arzt.

          "Er oder ich"? Natürlich DU!

          Gewissensbisse? Warum? Was nutzen zwei kaputte Menschen? Auch wenn es brutal klingt: Das Leben gehört in erster Linie der Jugend, die hat es nämlich noch vor sich. Denke mal daran, wieviele Kinder weltweit leiden und sterben, nur weil sie nicht genug Nahrung, medizinische Versorgung, usw. bekommen. Noch brutaler: Wo ist das Gejammer um diese Menschen? Wieso sollen nahe Angehöriger mehr wert sein als andere Menschen?

          Ich bitte um Entschuldigung wegen dieser Sätze - aber mir helfen sie und dennoch werde ich nicht aufhören, mich um Vater und Mutter zu kümmern. Aber ich werde mich dabei nicht so weit aus dem Fenster lehnen, so dass ich herausfalle. Wem würde das denn auch nutzen?

          Rudere um Gottes Willen etwas zurück, Leona!

          LG
          Egon

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