ich bin sehr traurig und allein. Vor acht Jahren verstarb mein Vater, nachdem meine Eltern zufrieden in einem seit Jahrzehnten gemieteten Einfamilienhaus gelebt hatten, mit einem hübschen Garten. Ich habe meine Eltern regelmäßig dort besucht - es war ein kleines Paradies. Kurz vor dem Tod meines Vaters war der Hausbesitzer gestorben und hatte das Haus an eine Verwandtschaft vererbt, die sofort damit anfing, die alten Bäume - wir liebten sie wirklich - zu fällen und uns - meine Mutter und mich, die immer zwischen meiner eigenen Wohnung und dem "Elternhaus" pendelte - hinauszuekeln. Es wurde ein Keller für eine Garage aufgebrochen, zahlreiche Veränderungen im und am Haus durchgeführt, in dem wir eigentlich noch 2 Jahre mit Kündigungsschutz hätten wohnen dürfen. Aber es wurde uns dann schließlich zu viel. Mein Vater hatte immer den Garten in Ordnung gehalten, ich als Berufstätige merkte bald, dass ich die Arbeit im Haus und im Garten nicht schaffen würde. Als in der Wohnanlage, in der ich schon eine ganze Weile eine Wohnung innehatte, eine andere Wohnung frei wurde, frage ich meine Mutter, ob wir diese kaufen wollten, und sie stimmte zu. Sicher schweren Herzens und ich habe heute - nach acht Jahren verstärkt - das Gefühl, dass sie hier nicht angekommen ist.... Wir haben die große Wohnung mit großem Balkon mit ihren Möbeln hübsch eingerichtet und ich bin froh, sie ganz in meiner Nähe zu haben und mich um sie kümmern zu können. Manchmal fuhren wir die 50 km zum Grab meines Vaters, in dem Ort, in dem sie 33 Jahre lang gelebt hatte. Nach einem Jahr bekam sie starke Herzprobleme und erhielt 3 Bypässe, ebenfalls keine leichte Zeit für mich! Im Laufe der acht Jahre hat sie immer noch gekocht und ihre Wohnung in Ordnung gehalten und ich war froh, dass es so ging, wenn ich auch irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte, sie aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen zu haben. Aber sie sagte, sie denke an ihr "altes Haus" gar nicht mehr... Nach und nach - sie ist jetzt 86 Jahre alt - habe ich - auch angesichts ihres Alters immer mehr Dinge übernommen, die sie sonst geregelt hat. Ich habe mich schon gewundert, dass sie immer so passiv war, dachte aber, dass das so eine gewisse Bequemlichkeit von ihr war. - Das erst Mal wurde ich hellhörig, als eine Bankangestellte mir am Telefon mitteilte, dass meine Mutter "verwirrt" sei. Meine Mutter hätte gemeint, dass mein Vater noch ein Bankkonto auf dieser Bank gehabt hätte, was aber nicht der Fall war. Ich ging auf diese Sache nicht mehr näher ein, stellte aber fest, dass meine Mutter immer mehr den Überblick über ihre Geldgeschäfte verlor. Sie hatte ein paar kleinere Sparkonten, hatte die eine oder andere Summe angelegt und war immer recht verschwiegen darum. Durch schlechte Erfahrungen mit meinem Vater wollte sie sich wohl nicht in die Karten gucken lassen! Die Alarmglocken begannen bei mir zu läuten, als sie mir sagte, jetzt müsse doch die Frau zurückkommen, der sie das Geld "geborgt" hätte. Als ich nach der Frau fragte, sagte sie mir, ich sei doch dabei gewesen, sonst hätte sie das gar nicht gemacht! Das Schlimme ist: Ich war nicht dabei und ich frage mich, ob das wirklich eine Frau von der Bank gewesen ist, die nur ihr Geld (es handelt sich um 25000 €) neu angelegt hat. Ich weiß keine weiteren Details und bin natürlich sehr beunruhigt, denn es wird wahrscheinlich so sein, dass ich Muttis Geld für Betreuung noch brauchen werde. Innerhalb des letzten Jahres häuften sich dann "Auffälligkeiten": Ich war beruflich unterwegs und rief sie zu Hause an. Da sagte sie, dass sie auf meinen Vater warte, der schon 8 Jahre tot ist. Ich war nur 2 Tage weg, aber bei jedem Anruf fragte sie mich, wo ich sei. Eines Tages war ich - wie nachmittags üblich - bei ihr zum Kaffeetrinken. Sie wollte nur kurz in die Küche gehen und dann fiel sie einfach um - ich konnte sie vom Wohnzimmer aus noch sehen - und zertrümmerte sich auf dem Fliesenboden die Schulter. Es war einfach schrecklich. Wir ließen die Schulter röntgen, Diagnose: Trümmerbruch, Schulterprothese. Natürlich wollte ich das auch mit ihr durchstehen, aber als sie von der Operation kam, war sie wie von Sinnen. Sie riss sich - ohne dass ich eingreifen konnte - die Schläuche aus der Wunde und schrie, dass wir ihr endlich eine Spritze geben sollten, dann sei sie weg! Es zerbrach mir fast das Herz, denn ich konnte sie gar nicht beruhigen. Nach und nach, ich verbrachte mehrere Tage an ihrem Bett, wurde es besser. Aber sie war sehr verwirrt, so hatte ich meine Mutter noch nie erlebt! Ich war völlig fertig und frage mich, wie das nun weitergehen sollte. Nachts wurde ich aufgefordert, die Klinik zu verlassen, so musste ich schweren Herzens gehen... Ich habe die schwersten Tage meines Lebens durchgemacht. Jetzt ist sie bereits mehrere Wochen zu Hause. Ich habe noch niemanden engagiert, der auf sie aufpassen soll, aber es ist bereits vorgekommen, dass sie zwei Tassen unverdünnten Bohnenkaffee getrunken hat - was ihr seit Jahren nie passiert ist, weil sie starken Kaffee nicht verträgt - , der ihr - als Herzkranke - zwei Tage lang starke Probleme gemacht hat, so dass sie die Zeit mit Unwohlsein und Herzrhythmusstörungen im Bett verbringen musste. Auch muss ich ihre Tabletten (Herz, Cholesterin, Blutdruck) genau dosiert, am besten in meiner Anwesenheit geben, damit sie nicht alles auf einmal schluckt, wie neulich geschehen. Ich habe keine Geschwister und auch keine Verwandtschaft in der Nähe - im Moment kann ich sie noch einen halben Tag allein lassen, am Abend jedoch, wenn ich in meiner Wohnung arbeite, wird sie unruhig. Sie sagt, "vorhin" seien doch noch "alle" da gewesen und jetzt sei sie ganz allein. Sie beansprucht immer meine Nähe, und ich habe, obwohl ich teilweise auch beruflich zu Hause arbeite, zu wenig Zeit für sie. Nachts schlafe ich - als Single - seit ihrem Krankenhausaufenthalt jede Nacht im Bett meines Vaters neben ihr. Phasenweise geht es recht gut, aber wir geraten immer aneinander, wenn ich argumentiere und sie irgendetwas Irrationales sagt. Ständig sieht sie Leute in ihrer Wohnung, die sie entweder nicht benennen kann oder die angeblich ihre Geschwister sind, die mittlerweile - bis auf eine Tante im Altersheim - verstorben sind. Sie spricht von ihrer Mutter, als sei sie noch lebendig, und wartet auf meinen toten Vater. Wenn ich ihr sage, dass Papa nicht mehr kommt, sieht sie ihren Irrtum ein. Aber meist wird sie wütend, wenn ich ihr widerspreche und ihr die Dinge, die sie "falsch" sieht, erkläre. Jeden Abend gibt es Streit wegen ihrer Tabletten. Jahrelang habe ich mich darum überhaupt nicht kümmern müssen und sie hat alles allein gemacht. Nun muss ich darauf achten, dass sie ihre Tabletten überhaupt nimmt, und dann gibt es noch Streit,weil sie meint, abends müsse sie nur "eine Tablette" nehmen, "nicht so viele", dabei hat sich ihr Medikamentenplan überhaupt nicht geändert. Jeden Abend muss ich ihr erneut erklären, warum sie die Tabletten nimmt und wie viele das sind. Oft sträubt sie sich, ohne erkennbaren Grund. --------------- Unsere Hausärztin hat mir noch nichts gesagt, obwohl sie über den Zustand meiner Mutter im Klaren sein muss. Ich bin emotional auf einer Achterbahn, weil ich einen sehr anstrengenden Beruf habe - wenn auch halbtags zu Hause - und durch die viele zusätzliche Arbeit durch meine Mutter und ihren Starrsinn mit vielen Problemen zu kämpfen habe. Wenn man sie auf ihren Zustand anspricht, sagt sie, dass sie sich wohl und "wie zwanzig" fühle. Streitigkeiten mit mir sind nach wenigen Stunden völlig vergessen und der Nachgeschmack liegt nur auf meiner Zunge, Mutti ist scheinbar "wieder die Alte". Ich bin völlig durch den Wind und bin voller Furcht vor dem, was noch auf mich zukommen könnte. Ich habe ein wenig gelesen, aber noch keine Diagnose. Nach der Operation bekam meine Mutter nur 6 Einheiten Krankengymnastik verschrieben. Ihre Hausärztin meint, das sei genug. Aber ich frage mich, ob sie bei meiner Mutter - wie gesagt 86! - nur Geld einsparen will: Normalerweise wird bei einer solchen Operation doch ein Reha-Aufenthalt verordnet oder nicht? - So ist das nun, und ich fühle mich, als sei ich allein auf der Welt und von allen guten Geistern verlassen!
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Es ist wohl Demenz oder Alzheimer...
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Es ist wohl Demenz oder Alzheimer...
Liebe Forenmitglieder,
ich bin sehr traurig und allein. Vor acht Jahren verstarb mein Vater, nachdem meine Eltern zufrieden in einem seit Jahrzehnten gemieteten Einfamilienhaus gelebt hatten, mit einem hübschen Garten. Ich habe meine Eltern regelmäßig dort besucht - es war ein kleines Paradies. Kurz vor dem Tod meines Vaters war der Hausbesitzer gestorben und hatte das Haus an eine Verwandtschaft vererbt, die sofort damit anfing, die alten Bäume - wir liebten sie wirklich - zu fällen und uns - meine Mutter und mich, die immer zwischen meiner eigenen Wohnung und dem "Elternhaus" pendelte - hinauszuekeln. Es wurde ein Keller für eine Garage aufgebrochen, zahlreiche Veränderungen im und am Haus durchgeführt, in dem wir eigentlich noch 2 Jahre mit Kündigungsschutz hätten wohnen dürfen. Aber es wurde uns dann schließlich zu viel. Mein Vater hatte immer den Garten in Ordnung gehalten, ich als Berufstätige merkte bald, dass ich die Arbeit im Haus und im Garten nicht schaffen würde. Als in der Wohnanlage, in der ich schon eine ganze Weile eine Wohnung innehatte, eine andere Wohnung frei wurde, frage ich meine Mutter, ob wir diese kaufen wollten, und sie stimmte zu. Sicher schweren Herzens und ich habe heute - nach acht Jahren verstärkt - das Gefühl, dass sie hier nicht angekommen ist.... Wir haben die große Wohnung mit großem Balkon mit ihren Möbeln hübsch eingerichtet und ich bin froh, sie ganz in meiner Nähe zu haben und mich um sie kümmern zu können. Manchmal fuhren wir die 50 km zum Grab meines Vaters, in dem Ort, in dem sie 33 Jahre lang gelebt hatte. Nach einem Jahr bekam sie starke Herzprobleme und erhielt 3 Bypässe, ebenfalls keine leichte Zeit für mich! Im Laufe der acht Jahre hat sie immer noch gekocht und ihre Wohnung in Ordnung gehalten und ich war froh, dass es so ging, wenn ich auch irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte, sie aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen zu haben. Aber sie sagte, sie denke an ihr "altes Haus" gar nicht mehr... Nach und nach - sie ist jetzt 86 Jahre alt - habe ich - auch angesichts ihres Alters immer mehr Dinge übernommen, die sie sonst geregelt hat. Ich habe mich schon gewundert, dass sie immer so passiv war, dachte aber, dass das so eine gewisse Bequemlichkeit von ihr war. - Das erst Mal wurde ich hellhörig, als eine Bankangestellte mir am Telefon mitteilte, dass meine Mutter "verwirrt" sei. Meine Mutter hätte gemeint, dass mein Vater noch ein Bankkonto auf dieser Bank gehabt hätte, was aber nicht der Fall war. Ich ging auf diese Sache nicht mehr näher ein, stellte aber fest, dass meine Mutter immer mehr den Überblick über ihre Geldgeschäfte verlor. Sie hatte ein paar kleinere Sparkonten, hatte die eine oder andere Summe angelegt und war immer recht verschwiegen darum. Durch schlechte Erfahrungen mit meinem Vater wollte sie sich wohl nicht in die Karten gucken lassen! Die Alarmglocken begannen bei mir zu läuten, als sie mir sagte, jetzt müsse doch die Frau zurückkommen, der sie das Geld "geborgt" hätte. Als ich nach der Frau fragte, sagte sie mir, ich sei doch dabei gewesen, sonst hätte sie das gar nicht gemacht! Das Schlimme ist: Ich war nicht dabei und ich frage mich, ob das wirklich eine Frau von der Bank gewesen ist, die nur ihr Geld (es handelt sich um 25000 €) neu angelegt hat. Ich weiß keine weiteren Details und bin natürlich sehr beunruhigt, denn es wird wahrscheinlich so sein, dass ich Muttis Geld für Betreuung noch brauchen werde. Innerhalb des letzten Jahres häuften sich dann "Auffälligkeiten": Ich war beruflich unterwegs und rief sie zu Hause an. Da sagte sie, dass sie auf meinen Vater warte, der schon 8 Jahre tot ist. Ich war nur 2 Tage weg, aber bei jedem Anruf fragte sie mich, wo ich sei. Eines Tages war ich - wie nachmittags üblich - bei ihr zum Kaffeetrinken. Sie wollte nur kurz in die Küche gehen und dann fiel sie einfach um - ich konnte sie vom Wohnzimmer aus noch sehen - und zertrümmerte sich auf dem Fliesenboden die Schulter. Es war einfach schrecklich. Wir ließen die Schulter röntgen, Diagnose: Trümmerbruch, Schulterprothese. Natürlich wollte ich das auch mit ihr durchstehen, aber als sie von der Operation kam, war sie wie von Sinnen. Sie riss sich - ohne dass ich eingreifen konnte - die Schläuche aus der Wunde und schrie, dass wir ihr endlich eine Spritze geben sollten, dann sei sie weg! Es zerbrach mir fast das Herz, denn ich konnte sie gar nicht beruhigen. Nach und nach, ich verbrachte mehrere Tage an ihrem Bett, wurde es besser. Aber sie war sehr verwirrt, so hatte ich meine Mutter noch nie erlebt! Ich war völlig fertig und frage mich, wie das nun weitergehen sollte. Nachts wurde ich aufgefordert, die Klinik zu verlassen, so musste ich schweren Herzens gehen... Ich habe die schwersten Tage meines Lebens durchgemacht. Jetzt ist sie bereits mehrere Wochen zu Hause. Ich habe noch niemanden engagiert, der auf sie aufpassen soll, aber es ist bereits vorgekommen, dass sie zwei Tassen unverdünnten Bohnenkaffee getrunken hat - was ihr seit Jahren nie passiert ist, weil sie starken Kaffee nicht verträgt - , der ihr - als Herzkranke - zwei Tage lang starke Probleme gemacht hat, so dass sie die Zeit mit Unwohlsein und Herzrhythmusstörungen im Bett verbringen musste. Auch muss ich ihre Tabletten (Herz, Cholesterin, Blutdruck) genau dosiert, am besten in meiner Anwesenheit geben, damit sie nicht alles auf einmal schluckt, wie neulich geschehen. Ich habe keine Geschwister und auch keine Verwandtschaft in der Nähe - im Moment kann ich sie noch einen halben Tag allein lassen, am Abend jedoch, wenn ich in meiner Wohnung arbeite, wird sie unruhig. Sie sagt, "vorhin" seien doch noch "alle" da gewesen und jetzt sei sie ganz allein. Sie beansprucht immer meine Nähe, und ich habe, obwohl ich teilweise auch beruflich zu Hause arbeite, zu wenig Zeit für sie. Nachts schlafe ich - als Single - seit ihrem Krankenhausaufenthalt jede Nacht im Bett meines Vaters neben ihr. Phasenweise geht es recht gut, aber wir geraten immer aneinander, wenn ich argumentiere und sie irgendetwas Irrationales sagt. Ständig sieht sie Leute in ihrer Wohnung, die sie entweder nicht benennen kann oder die angeblich ihre Geschwister sind, die mittlerweile - bis auf eine Tante im Altersheim - verstorben sind. Sie spricht von ihrer Mutter, als sei sie noch lebendig, und wartet auf meinen toten Vater. Wenn ich ihr sage, dass Papa nicht mehr kommt, sieht sie ihren Irrtum ein. Aber meist wird sie wütend, wenn ich ihr widerspreche und ihr die Dinge, die sie "falsch" sieht, erkläre. Jeden Abend gibt es Streit wegen ihrer Tabletten. Jahrelang habe ich mich darum überhaupt nicht kümmern müssen und sie hat alles allein gemacht. Nun muss ich darauf achten, dass sie ihre Tabletten überhaupt nimmt, und dann gibt es noch Streit,weil sie meint, abends müsse sie nur "eine Tablette" nehmen, "nicht so viele", dabei hat sich ihr Medikamentenplan überhaupt nicht geändert. Jeden Abend muss ich ihr erneut erklären, warum sie die Tabletten nimmt und wie viele das sind. Oft sträubt sie sich, ohne erkennbaren Grund. --------------- Unsere Hausärztin hat mir noch nichts gesagt, obwohl sie über den Zustand meiner Mutter im Klaren sein muss. Ich bin emotional auf einer Achterbahn, weil ich einen sehr anstrengenden Beruf habe - wenn auch halbtags zu Hause - und durch die viele zusätzliche Arbeit durch meine Mutter und ihren Starrsinn mit vielen Problemen zu kämpfen habe. Wenn man sie auf ihren Zustand anspricht, sagt sie, dass sie sich wohl und "wie zwanzig" fühle. Streitigkeiten mit mir sind nach wenigen Stunden völlig vergessen und der Nachgeschmack liegt nur auf meiner Zunge, Mutti ist scheinbar "wieder die Alte". Ich bin völlig durch den Wind und bin voller Furcht vor dem, was noch auf mich zukommen könnte. Ich habe ein wenig gelesen, aber noch keine Diagnose. Nach der Operation bekam meine Mutter nur 6 Einheiten Krankengymnastik verschrieben. Ihre Hausärztin meint, das sei genug. Aber ich frage mich, ob sie bei meiner Mutter - wie gesagt 86! - nur Geld einsparen will: Normalerweise wird bei einer solchen Operation doch ein Reha-Aufenthalt verordnet oder nicht? - So ist das nun, und ich fühle mich, als sei ich allein auf der Welt und von allen guten Geistern verlassen!Stichworte: -
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Re: Es ist wohl Demenz oder Alzheimer...
Liebe/r Sadsoul,
einiges Ihrer Schilderungen kommt mir aus eigenem Erleben mit meinem Vater bekannt vor (siehe ggf. den Thread „Mein alter Herr Eberhard“).
Was Sie schreiben, sieht für mich sehr nach einer Demenz aus. Dennoch muss hier die Hausärztin für eine Diagnose sorgen (es gibt verschiedene Arten von Demenzen und auch andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen). Dazu stehen den Hausärzten verschiedene Methoden (Fragebögen, Uhrenzeichnungstest, usw.) zur Verfügung sowie die Möglichkeit zur Überweisung zu einem Neurologen. Falls die Hausärztin davon nichts macht, Arzt wechseln, ggf. eigenmächtig einen Neurologen aufsuchen.
Ich rate Ihnen zudem, sich baldmöglichst mit der Krankenkasse Ihrer Mutter in Verbindung zu setzen. Dort bitte anrufen und einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung anfordern. Diesen ggf. mit Hilfe des Hausarztes oder einer Beratung (kann man z.B. in Rathäusern, Bürgerservice, etc. erfragen) ausfüllen, von der Mutter unterschreiben lassen und zur Krankenkasse senden. Diese meldet sich dann bald telefonisch (so war es bei meiner Mutter, die meinen Vater betreut) und vereinbart einen Termin des medizinischen Dienstes (MD) der Krankenkasse mit Ihnen und Ihrer Mutter. Es erscheint dann ein Gutachter des MD, der verschiedene Fragen stellt und sich die Wohnung anschaut (dauert etwa eine Stunde). Danach erhalten Sie nach wenigen Wochen einen Bescheid Ihrer Krankenkasse über eine Pflegestufe sowie ggf. über zusätzlich Leistungen auch ohne Pflegestufe (um 200 EUR im Monat) nach der seit 01.07.08 bestehenden etwas besseren Gesetzeslage.
Selbst wenn das „nur“ dazu führt, dass jemand einmal am Tage nach Ihrer Mutter sieht und die Medikation überwacht, wäre das m.E. schon mal ein Anfang und könnte Sie etwas entlasten. Wichtig ist allerdings, dass auch rechtzeitig Vorsorge getroffen wird bezüglich gefährlicher Dinge im Haushalt – vor allem der Herd (aber auch Kaffeemaschine und dergleichen) hat hier eine zentrale Bedeutung (ggf. Zeitschaltuhr bzw. Überhitzungsschutz installieren lassen).
Wenn Sie die offiziell (!) betreuende Person sein wollen, dürfte auch der Weg zum Amtsgericht beizeiten ratsam sein (keine „Entmündigung“ – derlei gibt es nicht mehr).
Bitte das alles nicht überstürzt, sondern nach und nach in Ruhe angehen.
Ich kenne die oft verzweifelten Gefühle, die einem beschleichen, wenn man feststellt, dass der einst so vernünftige Mensch immer unvernünftiger wird; habe mehr als eine schlaflose Nacht deswegen durchwacht. Der beste Weg – stelle ich immer wieder fest – ist, sich vor allem auf die praktischen Hilfen zu konzentrieren. Diskussionen sind bei den „fixen Ideen“ der Kranken völlig zwecklos und führen – wie Sie richtig bemerkten – zu Missmut bei den Kranken. So kann es z.B. sinnvoll werden, notwendige Medikamente z.B. auf flüssiger Basis anzuwenden (hierzu bitte unbedingt den Arzt fragen!) und mit der Nahrung vom Kranken unbemerkt zu geben.
Ansonsten: So gut wie möglich im Weltbild des Kranken mitspielen und "Warum-Fragen" vermeiden.
Liebe Grüße
Egon-Martin
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Re: Es ist wohl Demenz oder Alzheimer...
Lieber Egon-Martin!
Herzlichen Dank für die guten Tipps und Ihre Anteilnahme! Es tut wirklich gut, sich mit Betroffenen austauschen zu können! Ich hätte nie im Leben daran gedacht, dass ich mich mit derartigen Problemen würde beschäftigen müssen. Ich bin starken Gefühlsschwankungen unterworfen und denke zeitweise, es sei alles wie früher. Ich unterhalte mich locker mit meiner Mutter, wir haben Spaß. Dann erzählt sie plötzlich von Leuten, die in der Wohnung waren, als ich kurze Zeit in meiner eigenen Wohnung war. Doch diese "Leute" oder "eine Frau" können nicht in ihrer Wohnung gewesen sein und auch nicht neben ihr im Bett gelegen haben. Dann spricht sie von ihren Geschwistern, als seien sie noch lebendig, oder sie möchte mich zu sich "nach Hause" einladen, dabei sind wir in ihrer Wohnung... Wenn ich sie auf ihren Irrtum aufmerksam mache, ist sie mitunter ganz einsichtig und erklärt, ihre Geschwister seien ihr noch so gegenwärtig. - Ich denke, ich muss im Moment noch nicht befürchten, dass sie sich selbst gefährdet. Sie kocht nicht allein, ich bringe etwas zu essen mit oder bereite etwas für uns zu. Ich habe es auch übernommen, ihr ihre Herz-, Cholesterin-, ASS- und Blutdruckmedikamente zu verabreichen. Eine Zeit lang hat sie sich regelmäßig noch gesträubt, jetzt hat sie wohl eingesehen, dass ich den besseren Überblick habe. Sie ist nur den Vormittag über allein, schläft lange, kann sich allein waschen und anziehen, liest lange Zeitung, bis ich mit dem Mittagessen komme. Wie gesagt, im Moment geht es, aber ich frage mich schon: Wie lange noch?
Liebe Grüße
sadsoul (weiblich)
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Re: Es ist wohl Demenz oder Alzheimer...
Hallo sadsoul,
wenn Sie sich hier im Forum ein wenig umschauen, sehen Sie, dass Sie nicht allein sind - ich weiß, dass hilft erst einmal nur wenig - denn man ist ja selbst betroffen und es geht um das Schicksal eines geliebten Menschen. Und man wird von der Woge des Unfassbaren mitgerissen.
Mein Vater hat seit knapp 4 Jahren die Alzheimer Diagnose. Es fing ähnlich an, wie von Ihnen beschrieben - dann kam ein grippaler Infekt mit Fieber hinzu und alles verschlechterte sich dramatisch.
Wichtig wäre, dass Ihre Mutter untersucht wird, dass ggf. frühzeitig ein Antidementivum gegeben wird (Reminyl, Exelon oder Aricept). Die sonstige Medikation Ihrer Mutter ist ähnlich der meines Vaters. (ASS, Blutdrucksenker) Mit den genannten Antidementiva können Sie gut 2 Jahre herausholen -also die Krankheit verzögern. Wichtig ist ausreichend Nahrung - keine Diät! Und sehr viel Säfte und Wasser trinken. Wenn Ihre Mutter keine Diabetikerin ist, soll sie ruhig auch Süßes essen. Ich habe bei meinem Vater nach Süßspeisen oft Positives beobachtet. Ebenso nach cholesterinreichen Mahlzeiten (seltsamerweise!).
Auf den Seiten www.deutsche-alzheimer.de und www.alzheimerforum.de können Sie sich wichtige Informationen holen und auch hilfreiche Broschüren anfordern. Informieren Sie sich so gut Sie können - denn Wissen ist so mit das Einzige - neben den Cholinesterasehemmern - das Ihnen bei der Krankheit helfen kann.
Interessieren würde mich noch Ihre Familiensituation - sind Sie allein mit den Vorfällen konfrontiert oder haben Sie einen Partner oder Geschwister, die Sie stützen können?
Ich selbst bin leider alleine. Egon übrigens auch. Das macht die Dinge nicht leichter, weil die gesamte Verantwortung auf nur einer Person lastet.
Melden Sie sich wieder - vergraben Sie sich nicht.
Wir sind hier.
Viel Kraft und Mut wünscht
Leona
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Re: Es ist wohl Demenz oder Alzheimer...
Sehr geehrte sadsoul,
greifen Sie unbedingt die bereits ausgesprochenen Empfehlungen der anderen Forenteilnehmer auf und suchen Sie mit Ihrer Mutter einen Spezialisten (Neurologie oder Gerontopsychiatrie) auf.
Sie können sich und Ihrer Mutter durch Inanspruchnahme medizinischer und nichtmedizinischer Hilfe das Leben erheblich erleichtern. Möglicherweise suchen Sie auch vor Ort Kontakt zu anderen pflegenden Angehörigen (Adressen unter www.alzheimerforum.de oder www.deutschealzheimer.de).
Mit freundlichen Grüßen,
Spruth
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