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Fragwürdiger Medikamentenmix?

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  • Fragwürdiger Medikamentenmix?

    Meine Tante, die an einer relativ schweren Form von Alzheimer leidet und phasenweise sehr aggressiv war/ist, musste am 17. Juni in ein Krankenhaus (geschlossene Abteilung) eingewiesen werden. Sie soll von dort in ein Pflegeheim kommen. Seit der Einweisung ist sie insgesamt ruhiger - besser gesagt: stumpfer - geworden, aber sie nimmt besorgniserregend ab, ist noch viel verwirrter und wirkt unglücklich (Weinkrämpfe) und unruhig (will stets auf und ab gehen, wenn sie jemand besucht). Im Grunde führt sie nur noch ein Schattendasein, während sie vorher noch Lebensqualität hatte. Aber ihre Schwester, bei der sie bis dato gelebt hatte, war am Ende und konnte sie nicht mehr daheim behalten.
    Ich bin zwar Laie, dennoch frage ich mich, ob die momentane Medikation meiner Tante angemessen und vertretbar ist. Hier die Mittel (jeweils Tagesdosis):
    - 16 mg Reminyl (Antidementivum)
    - 45 mg Citalopram (Antidepressivum)
    - 1 mg (bedarfsweise mehr) Lorazepam (Beruhigungsmittel)
    - 10 mg Temazepam (Schlafmittel).
    Außerdem noch Acetylsalizyl (80 mg) gegen Schmerzen und Lipitor als Cholesterinsenker(10 mg).
    Für die ein oder andere Stellungnahme wäre ich sehr dankbar.


  • Re: Fragwürdiger Medikamentenmix?


    Hallo Cityman,

    soweit ich weiß, sind Benzodiazepine (Lorazepam und Temazepam) kontraindiziert bei Demenzen, weil sie das Krankheitsbild eher verschlimmern und paradoxe Reaktionen auftreten können, das heißt sie wirken nicht beruhigend und angstlösend sondern bewirken dann Unruhe und Angstzustände. Außerdem verschlimmern sie die Defizite eines dementen Patienten. Deshalb sollen sie weder als Beruhigungs - oder Schlafmittel gegeben werden.

    Die Acetylsalizylsäure (Aspirin) bekommt sie in der Dosierung sicher nicht gegen Schmerzen sondern zur Verbesserung der Durchblutung.

    Soweit mit meinem Laienwissen. Dr. Spruth wird hierzu sicher noch ausführlich was schreiben.

    LG Andrea

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    • Re: Fragwürdiger Medikamentenmix?


      Hallo cityman,
      auch ich bin der Meinung, daß das ein bißchen viel des Guten ist. Lorazepam ist ein Benzodiazepin, das Sedierung, Benommenheit. Verwirrtheit, sowie Gang- u. Bewegungsstörungen hervorrufen kann. Ebenso sind paradoxe Reaktionen (z.B. Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wut, Alpträume, Halluzinationen, Psychosen und unangemessenes Verhalten) möglich. Dasselbe gilt für Temazepam. Je mehr Mittel man gibt, die solche Nebenwirkungen haben, desto mehr potenziert sich die Wirkung gegenseitig. Dazu kommt dann noch Citalopram, das seinerseits wiederum müde macht. Ihre Beobachtungen sind demnach offensichtlich durchaus auf die Medikation zurückzuführen. Nun ist es bei unruhigen und zu Aggressionen neigenden Dementen im Krankenhaus der Normalfall, daß diese ruhiggestellt werden. Jedoch denke ich, daß es im Pflegeheim keinesfalls besser werden wird, denn auch dort möchte man ja führ- und lenkbare, dem Pflegealltag angepaßte, Menschen haben.
      Am besten sprechen Sie mit den Ärzten. Oftmals kann man die Dosis ja auch wieder verringern oder ganz ausschleichen. Benzodiazepine sollten eigentlich, nach allem was ich in den letzten 2 Jahren gelernt habe, für alte, demenzkranke Menschen nicht das erste Mittel der Wahl sein. Ebenso bergen Neuroleptika ihre Gefahren. Aber, wie gesagt - wenn Sie Ihre Tante an eine pflegerische Institution übergeben, werden Sie das kaum abwenden können - es sei denn, Sie finden eine geeignete Einrichtung, in der man sich auf Demenz spezialisiert hat und bereit ist, therapeutisch mit den alten Menschen zu arbeiten. Dort kann man dann weitgehend auf Psychopharmaka (zu denen auch Neuroleptika gehören) verzichten bzw. diese auf ein Minimum beschränken.
      Grüße,
      Petra H.

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      • Re: Fragwürdiger Medikamentenmix?


        Sehr geehrter Cityman,

        ich kann mich den beiden "Vorrednerinnen" nur anschließen. Im Prinzip klingt die angesetzte Medikation ersteinmal gar nicht so verkehrt, wären da nicht die beiden Benzodiazepine. Vorübergehend können diese ganz sinnvoll sein, insbesondere wenn starke Angstzustände auftreten, da sie angstlösend wirken. Auf Dauer sollte versucht werden, wenn möglich ohne diese auszukommen, dies um so mehr, wenn die beschriebene Wesensveränderung Ausdruck von Nebenwirkungen der genannten Präparate darstellen.
        Was das ASS angeht (Acetylsalicylsäure) wirkt es in der Tat in dieser Dosis nicht schmerzstillend sondern hemmt lediglich die Funktion der Blutplättchen, die u.a. für die Blutgerinnung wichtig sind. Man gibt es (allerdings normalerweise 100 mg) z.B. bei Patienten, die einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall hatten.

        Mit freundlichen Grüssen,

        Spruth

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        • Re: Fragwürdiger Medikamentenmix?


          Vielen Dank für die hilfreichen Beiträge.

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