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Demenzen "mittl. Stadium" - Angeh. Teil II

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  • Demenzen "mittl. Stadium" - Angeh. Teil II

    Da der erste Beitrags-Baum schon so aufgebläht ist, möchte ich an dieser Stelle einen neuen eröffnen. Gerne wieder mit dem Wunsch, dass sich hier vor allem Angehörige etc. von Menschen austauschen, die nicht unbedingt eine ganz konkrete Frage an Dr. Spruth haben, denn für diese sollte man jeweils einen neuen Thread eröffnen, sonst wird es zu unübersichtlich.
    Ich fang mal wieder an etwas von meinem Vater zu berichten. Wir sind derzeit erfreulicherweise in einer sehr guten Phase, wenn man das so sagen darf. Ich möchte natürlich nichts "verschreien", aber ich denke das kann auch manchen Betroffenen etwas Mut in der Verzweiflung machen, wenn nicht nur Schreckensmeldungen niedergeschrieben werden. Vor allem denen eventuell, die gerade mit ihren Betroffenen ein Delir oder Fast-Delir durchleben. Es ist jetzt ca. 7 Jahre her dass man sagen kann mein Vater ist merklich erkrankt, und vor über 2 Jahren hatten wir die schlimmste Phase mit einem psychotischen Delir. Mein Vater ist natürlich weiter fortgeschritten in der Krankheit und fast total unselbstständig, aber mobil und lebensfreudig, seine Wirkung von aussen gesehen natürlich schon sehr verzögert. Derzeit sind wir ganz fasziniert, denn er redet wieder ein wenig, versucht immer mehr Wörter zu sprechen; manchmal spielerisch in dem wir rumblödeln, aber auch oft ganz spontan. Man muss dazu wissen, dass das Sprachvermögen bei ihm gleich zu Anfang gelitten hat. Er versteht auch immer noch Scherze, versucht selber welche zu machen, und hat auch noch logische Züge.
    Wir spielen Tischtennis und ein wenig Fußball etc. (natürlich nur wenn nicht viel ablenkendes aussen rum geschieht, denn fehlende Konzentrationsfähigkeit ist ein wichtiges Merkmal der Krankheit und man muss immer wieder Blockaden überwinden), und es wird relativ viel spazierengegangen. Daneben noch die Krankengymnastik (unter erschwerten Umständen, denn er legt sich z.B. nicht hin, und kann auch Anweisungen nicht folgen) und etwas spielerische Ergotherapie. Ich glaube schon alleine, das alles ist das Wundermittel nebst Medikamenten und Mittelchen, zumindest bei ihm; Wundermittel insofern dass es die Verschlechterung verzögert und auch manchmal so scheint als gäbe es wieder kleine Fortschritte in den positiven Bereich. All das ist allerdings sehr schwer zu beurteilen, so lange ein Mensch unter Medikamenteneinwirkung steht, denn Passivität/Blockaden etc. werden durch Neuroleptika gefördert und sind nicht alleine Anzeichen einer Verschlechterung durch die Krankheit. Diejenigen, die bei mir schon länger mitlesen, wissen auch dass es auch immer wieder kleine leicht psychotische Episoden gibt. Momentan ist aber auch hinsichtlich dessen nichts zu beobachten, keine Halluzinationen, Wahngebärden, Ängste etc. zu vermerken, außer dass er ganz nervös wird, wenn viel und schnell geredet wird weil er das nicht mehr filtern kann). Nur leider immer noch seine sehr starken Zuckungen nach dem Aufstehen. Aber alles in allem lebt es sich noch ziemlich gut mit ihm zusammen, und das freut ihn selber, er merkt dass es ihm "ganz gut" geht. Und entgegen allen Unkenrufen von Ärzten, Freunden etc., die immer gleich alles komplett schwarz malen und nach denen mein relativ junger Vater (jetzt 63) spätestens vor 2 Jahren im Heim gelandet wäre. Aber, das muss man einfach festhalten, man braucht gehörig viel Energie den Alltag und die Aktivierung, wie auch die pflegerischen Sachen (Körperpflege, Toilettengang, dauernd trinken geben etc.) zu gestalten, und wenn wir das nicht verteilt auf drei Personen hätten, dann wäre die Lage sicher nicht genauso. Ich habe viel Mitgefühl für alle Angehörigen, vor allem die alleine in der Situation sind, und kann mir das gar nicht vorstellen...
    Freundliche Grüße, Flieder


  • Re: Demenzen "mittl. Stadium" - Angeh. Teil I


    Hallo Flieder,
    leider kann ich Deine derzeit positiven Erfahrungen mit Deinem Vater nicht mit den meinigen ergänzen. In der WG läuft es noch immer nicht rund. Dem Koch - der gerade mal 2 Wochen da war - wurde gerade wieder gekündigt, weil sich einige der Pflegedamen aus der Küche verdrängt fühlten....(sie machen dort gerne ihre gemeinsame Zigarettenpause, die sei Ihnen ja gegönnt, wenn sie wenigstens nur alle kochen könnten...) Anstatt sich über die Entlastung zu freuen, haben sie heftig daran gearbeitet, dass der Mann wieder rausfliegt...

    Der sehr hilfreiche PDL aus einem renomierten Seniorenheim im Taunus - er sollte die Pflegedamen in die Validation einführen - ist zur Zeit abwesend, weil er noch eine Erweiterungsprüfung an der Uni machen möchte und wird auch nur noch für 14 Tage wiederkommen. Er versteht wirklich etwas von seinem Fach - aber was nützt das, wenn er wieder geht und die Damen sich auch da nur bevormundet fühlen?

    Meinem Vater geht es nicht gut. Er ist von allen 8 Bewohnern derjenige, der am weitesten in der Krankheit fortgeschritten ist und so wird er von den anderen 7 geschnitten. Sie wollen nichts mit ihm zu tun haben und verstehen wohl auch sein Verhalten oft nicht. Sein Sprachvermögen geht derzeit sehr stark zurück und auch seine Mobilität schwindet mehr und mehr.

    Der Routinebesuch beim Neurologen letzte Woche war niederschmetternd.
    Im Dezember 2007 erreichte er noch 18 Punkte beim Mini - Ment - Stat - Test. Vor dem Eintritt ins Heim - 2 Monate vorher - waren es sogar noch 23. Dieses Mal war überhaupt kein Test durchführbar. Der Neurologe war ähnlich schockiert wie ich selbst, versuchte mich zwar zu trösten, aber es war ihm anzumerken, dass eine solche Verschlechterung durch eine Heimunterbringung ihm auch eher selten untergekommen ist.

    Die Verluste, die Vater im Heim erlitten hat, sind offenbar nicht kompensierbar. Und auch die Betreuung in der WG ist nicht so professionell, dass ich zufrieden sein könnte.
    Ich bin momentan sehr, sehr niedergeschlagen und hoffnungslos. Vater ist in der WG wiederholt aus dem zu hohen Pflegebett gestürzt, hat wie durch ein Wunder nur Prellungen und Platzwunden davon getragen. Nun kämpfe ich erfolglos mit der Barmer EK um ein Niedrigbett, das der Kasse aber zu kostspielig ist...

    Es ist menschenverachtend, was man sich da anhören muss. Man nimmt die Verletzungen und Schmerzen eines alten Menschen billigend in Kauf, um vermeintlich Kosten zu sparen...die Krankenhausaufenthalte mit CT und sonstigem Röntgen bleiben dabei offenbar außer Acht. Auch die Tatsache, dass ich als Angehörige, bei dieser mangelhaften Unterstützung immer kränker werde und dadurch Kosten verursache, bleibt unberücksichtigt...es ist ohne Worte!

    Ich bin so erschöpft, ich kann kaum noch kämpfen.
    Dazu kommt, dass ich unter der Last meiner Schuld fast ersticke - denn ich habe Vater in dieses Heim gebracht, in dem sich alles so massiv verschlechtert hat. Und auch der Umzug in die WG steht offenbar unter keinem guten Stern.

    Ich habe keine Freude mehr am Leben.

    Gruß Leona

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