#}
  • Sie können sich hier registrieren, um Beiträge zu schreiben. Registrierte Nutzer können sich oben rechts anmelden.

Medikament bei Halluzinationen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Medikament bei Halluzinationen

    Hallo!

    Meine Mutter bekommt Seroquel und Reminyl.
    Körperlich geht es ihr ganz gut. Sie ist 78 Jahre alt.

    Leider werden die Halluzinationen wieder schlimmer. Eine Zeit lang schien es besser zu sein.
    Jetzt sieht sie wieder überall Leute: Im Garten, im Haus. Sie fühlt sich von diesen Leuten auch bedroht, weil natürlich die Angst da ist aus dem Haus vertrieben zu werden.
    Aktuell erzählt sie mir Folgendes:
    Es fliegt regelmäßig ein Mann durch den Garten, dieser wird von zwei anderen , die auf dem Dach sitzen, ferngesteuert.
    Zwei Frauen kriechen jeden Abend in den zugeklappten Sonnenschirm um zu schlafen.
    Ständig stehen Leute vor dem Fenster und gucken rein. Sie "sprühen" mit Lasern und die Fenster werden milchig. Dann muß meine Mutter Fenster putzen.
    Eine Frau ißt in der Küche Brot. Wenn meine Mutter sie anspricht, verschwindet sie.
    Morgens liegen mehre Personen in der Küche und schlafen. Meine Mutter muß die dann erstmal rausschmeißen.

    Ich habe Angst, dass sie irgendwann durchdreht. Sie sagt, dass sie dies nicht mehr lange aushält. Verständlich.
    Eine Pflegestufe haben wir beantragt. Leider ohne Erfolg. Sie kann sich selbst waschen , anziehen und auf Toilette gehen. Kochen kann sie nicht mehr. Aber wenn man sich noch ein Brot schmieren kann, ist das für die Pflegekasse völlig o.k................
    Glücklicherweise wohnt mein Bruder nebenan.

    Welches Medikament kann diese Halluzinationen stoppen??

    Viele Grüße
    Friederike


  • Re: Medikament bei Halluzinationen


    Hallo Friederike,

    was Sie schildern kommt mir bekannt vor (und vmtl. nicht nur mir). Mein Vater (80 Jahre alt) ist auch körperlich noch erstaunenswert fit und „sieht“ seit mehr als einem Jahr von Zeit zu Zeit fremde Menschen – neuerdings auch im Garten. Diese fliegen zwar nicht herum oder schießen mit Laser (daran glaubt mein Vater zum Glück nicht wegen seines noch intakten technischen Sachverstandes). Aber sie scheinen auch Böses im Schilde zu führen, denn Vater äußerte wiederholt, dass sie es auf sein Werkzeug und sein Haus abgesehen hätten, ihn verdrängen wollen. Wenn Sie sich über die Sache ein Bild machen wollen, lesen Sie bitte meinen Thread „Mein alter Herr Eberhard“ hier in diesem Forum. Darin versuche ich, ein kurzes Protokoll über den Krankheitsverlauf meines Vaters darzustellen.

    Ich halte die Angst vor den Verlust von Sachen und Wohnung für den eigentlichen Auslöser diese sog. Halluzinationen (es können auch Wahrnehmungsstörungen oder Illusionen sein, die bei Ihrer Mutter z.B. durch einen rasch vorüberfliegenden Vogel, einem aus dem Augenwinkeln wahrgenommenen Schatten, usw. resultieren). Die von Ihrer Mutter in der Küche wahrgenommenen Personen könnten indes echte Halluzinationen sein. Sie schreiben, es liegen (gemäß Wahrnehmung Ihrer Mutter) zuweilen schlafende Fremde in der Küche. Liegen die auf dem Fußboden? Hat der Fußboden ein Muster, dass - mit für uns vielleicht nur großer Phantasie erkennbar – liegende Gestalten darstellen könnte? Hat Ihre Mutter – vielleicht in der schlechten Zeit im oder gleich nach dem Krieg – mit anderen einen Raum teilen müssen bei knapper Nahrungsversorgung („isst Brot“)? Dramatische Ereignisse, Nöte, usw. speichern sich erfahrungsgemäß tief in bestimmte Gehirnbereiche ein und können – u.a. ausgelöst durch neurodegenerative Erkrankungen wie Demenzen – wieder mehr oder weniger verzerrt die Wahrnehmung auch viele Jahre danach beeinflussen. Ich möchte Ihnen mit diesen Hinweisen mitteilen, dass Ihre Mutter nicht „verrückt“ ist, sondern diesem Geschehen m.E. immer eine eigene, auf reale Umstände beruhende, aber dem Kranken kaum einsehbare, eigene Logik innewohnt. Eine Bewusstmachung – vielleicht ähnlich wie bei der Psychoanalyse – hilft dem Demenzkranken m.E. allerdings nicht. Mein Vater hat z.B. keine Krankheitseinsicht mehr und reagiert ungehalten, wenn man ihn darauf anspricht. Wir müssen also die Eigenwelt der Kranken respektieren.

    Sicher gibt es Medikamente wie atypische Neuroleptika gegen diese Symptome. Ihr Einsatz aber muss wohlüberlegt erfolgen und sollte nur das allerletzte Mittel der Wahl sein. Zunächst sollte man es immer ohne solche „Hämmer“ versuchen.

    Sie schreiben, dass es Ihrer Mutter gelingt, die Gestalten aus der Küche zu verscheuchen. Das aber bedeutet doch auch, dass sie eine gewisse Macht über ihre Wahrnehmungen hat. Hier könnte man ansetzen, um die Gestalten zu verharmlosen. „Siehe, die haben alle Angst vor dir – die können dir gar nichts tun.“ Auch das Aufstellen kleiner batteriebetriebener Bewegungsmelder könnte helfen. Machen Sie sich bitte gemeinsam mit Ihrer Mutter Gedanken, dieser „Gestalten“ Herr zu werden und seien Sie optimistisch. Pseudotechnik könnte vielleicht auch helfen. Irgendein Gerät, das angeblich Strahlen aussendet um fliegende Menschen zu vertreiben – eine Art Fetisch oder Totempfahl in moderner Form.

    Biographiearbeit könnte auch nützlich sein (keine Analyse – kein Einreden auf die Kranke). Vielleicht erinnert sich Ihre Mutter ja an die schlechte Zeit oder ähnlichem und zieht von selber Parallelen zu den eingebildeten Gestalten. Beschäftigen Sie sich bitte auch mit Validation (die Methoden von Frau Naomi Feil).

    Begleitend könnt es sinnvoll sein, mit Baldrian oder Johanniskraut, aber auch mit homöopathischen Mitteln wie Neurexan zu helfen (das aber bitte auch mit dem behandelnden Arzt absprechen!) um die Angst oder Unruhe zu dämpfen.

    Mehr fällt mir dazu z.Z. leider nicht ein.

    Sie sind nicht allein – wir alle kennen die Probleme solcher Erkrankungen. Es gibt auch in vielen Orten Angehörigenselbsthilfegruppen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Egon-Martin

    Kommentar


    • Re: Medikament bei Halluzinationen


      Hallo Egon-Martin!

      Vielen Dank für Ihre Antwort!

      In der Küche liegen diese Leute auf den Stühlen. Die Stühle sind zwar gemustert aber der Fußboden nicht . Ich vermute , dass diese Halluzinationen mit der Flucht aus Ostpreußen zu tun haben könnten. Wahrscheinlich gibt es bei meiner Mutter immer noch dieses Angstgefühl, dass Fremde in ihre Heimat eindringen.
      Die Laser, mit denen bei ihr geschossen wird, könnten vielleicht mit ihrer Augen-OP zu tun haben. Ihr wurde vor drei Jahren ein Auge gelasert. Vielleicht ist da was im Unterbewusstsein hängengeblieben?

      Ich dachte eigentlich , dass heutzutage fast Alles mit Medikamenten in den Griff zu bekommen ist. Scheint also doch nicht so zu sein.

      Ich wünsche Ihnen alles Gute!
      Friederike

      Kommentar


      • Re: Medikament bei Halluzinationen


        Hallo Friederike,

        deine Beschreibugen kenne ich nur zu gut. Auch meine Mutter hatte heftigste Halluzinationen. Sie war sogar der Meinung, ihr Nachbar wolle sie durch Strahung umbringen und die Strahlung würde durch die Steckdosen kommen. Sie spürte sogar körperliche Symptome.

        Sie sah Zigeunerlager auf der anderen Straßenseite, Menschen auf Pferden, kleine Trolle, einen kleinen Affen, den mutße ich füttern gehen. Ich habe dann in ihrem Beisein den Tierschutz "angerufen". Danach war sie zufrieden.

        Bald wurde es immer schlimmer. Sie litt sehr unter diesen Zuständen, sie hatte große Ängste. Und man darf dabei nie vergessen, das für den Betroffenen diese Halluzinatioen real sind. Man kann sie nicht vom Gegenteil überzeugen, das macht es nur noch schlimmer.

        Mit Validation alleine kann man diese Zustände selten in den Griff bekommen.

        Als es immer schlimmer wurde, verordnete der Hausarzt Risperdal. Und dieses Medikament ist ein wahrer Segen. Meiner Mutter ging es damit deutlich besser. Endlich konnte sie wieder angstfrei leben. Sie konnte plötzlich wieder Tätiigkeiten, von denen wir glauben sie seien Vergangenheit.

        Man muss aber dazu sagen, Risperdal ist nicht für jeden geeignet.

        LG Andrea

        Kommentar



        • Re: Medikament bei Halluzinationen


          Hallo Andrea!

          Viele Dank für Deine Antwort.
          Einerseits beruhigt es mich , dass diese Halluzinationen bei Alzheimer wohl "normal" sind. Andererseits ist es immer sehr beängstigend für mich , wenn meine Mutter mir wieder von diesen Leuten erzählt. Heute hat sie mir per Telefon geschildert, wie eine ganze Gruppe im Garten steht und übt, wie man Blumensträuße richtig hält........

          Ich werde ihre Ärztin fragen, ob sie Risperdal nehmen soll.
          Vielleicht wirkt dies ja besser als das Seroquel.

          Grüße
          Ulrike

          Kommentar


          • Re: Medikament bei Halluzinationen


            Sehr geehrte Friederike,

            vor dem Einsatz von Neuroleptika sollte man sich einigermaßen sicher sein, daß die Halluzinationen nicht als Symptom einer Lewy-Körperchen-Erkrankung auftreten. Hierfür würde z.B. sprechen, wenn sie sehr früh im Verlauf der Demenzerkrankung auftraten, wenn die Symptomatik stark schwankt oder wenn begleitend zur Demenz früh im Verlauf ein Parkinson-Syndrom augetreten ist, welches sich nicht durch Medikamentennebenwirkungen erklärt. Sprechen Sie bitte mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt darüber.
            Wenn eine neuroleptische Behandlung verteten werden kann, so könnte ein Therapieversuch mit Risperidon durchaus sinnvoll sein. Es könnte aber auch zunächst Seroquel aufdosiert werden, die Dosis noch sehr niedrig ist und das Präparat keine Nebenwirkungen verursacht. Auf diese sollte allerdings sorgfältig geachtet werden.
            Wenn die Demenz weiter voranschreitet könnte auch über eine Umstellung von Reminyl auf Exelon, Aricept oder Axura/Ebixa nachgedacht werden, auf Exelon insbesondere dann, wenn doch der Verdacht auf eine Lewy-Körperchen-Erkrankung besteht.

            Mit freundlichen Grüssen,

            Spruth

            Kommentar


            • Re: Medikament bei Halluzinationen


              Nachtrag:
              Die letztgenannte Umstellung des einen auf ein anderes Antidementivum deshalb, da diese Medikamente nicht nur auf die Kognition (Gedächtnis,...) sondern z.T. auch auf die nicht-kognitiven Symptome (Aggression, Halluzinationen, Wahn,...) wirken.

              Spruth

              Kommentar



              • Re: Medikament bei Halluzinationen


                Sehr geehrter Herr Spruth
                Seroquel sollte doch gemäss Fachinfo des Herstellers an Demente nicht verabreicht werden.
                Wörtlich steht im Arzneimittelkompendium (Fachinfo):
                Ältere Patienten (>65 Jahre) mit Demenz:
                Quetiapin ist nicht für die Behandlung von psychotischen Symptomen oder Verhaltensstörungen bei Patienten mit Demenz zugelassen und wird daher nicht zur Anwendung in dieser Patientengruppe empfohlen.

                Wie beurteilen Sie diesen Hinweis?
                Bei meiner Frau wurde das vom Neurologen verschriebene Seroquel in der Neuroklinik durch Dipiperon ersetzt, obschon sie auch noch an Parkinson leidet und letzteres an PS-Patienten nicht abgegeben werden sollte.

                Mit freundlichen Grüssen
                hardy

                Kommentar


                • Re: Medikament bei Halluzinationen


                  Hallo erstmal,
                  auch bei meiner Schwiegermutter traten Halluzinationen auf - Sie hat daraufhin Dipiperon bekommen, was aber zu sehr starken Nebenwirkungen geführt hat. So ist sie z. B. sehr steif geworden und konnte von uns nur mit großer Kraft von der Sitz- in die Stehposition gebracht werden. Daraufhin bekommt sie jetzt Olanzapin. Dieses Medikament sollte lt Begleitschein auch nicht bei Demenz eingesetzt werden. Nach Rücksprache mit unserer Ärztin meinte diese, wenn es begründet werden kann und ein Erfolg sichtbar ist, ist dieses kein Problem, da alle diese Medikamente bei jedem unterschiedlich wirken können und auch die Nebenwirkungen sehr berücksichtigt werden sollten. Die "Steifheit" ist jedenfalls merklich zurückgegangen was unsere Pflege sehr erleichtert.

                  Liebe Grüße
                  B.Manske

                  Kommentar


                  • Re: Medikament bei Halluzinationen


                    Sehr geehrter Hardy,

                    ich kann über das Internet und ohne Ihre Frau zu kennen keine individuelle Therapieempfehlung abgeben. Ganz allgemein bedeutet der Hinweis aber nicht, daß Quetiapin nicht bei der genannten Patientengruppe gegeben werden darf, sondern, daß es nur nicht allgemein empfohlen werden kann, u.a., da es nicht speziell für diese Patienten von den Zulassungsbehörden zugelassen wurde. Ein sogenannter "Off-Label"-Einsatz ist grundsätzlich aber möglich, sofern der verschreibende Arzt es nach Abwägung von potentiellem Risiko gegen potentiellen Nutzen als sinnvoll erachtet. Quetiapin wird dabei meist insbesondere bei Patienten eingesetzt, bei denen im besonderen Maße mit sog. EPMS (extrapyramidalmotorischen Symptomen, "Parkinson-Symptomen") zu rechnen ist, da es diese seltener verursacht als andere Neuroleptika. Zu diesen Patienten mit einem erhöhten Risiko für EPMS gehören z.B. Parkinson-Patienten.

                    Mit freundlichen Grüssen´,

                    Spruth

                    Kommentar


                    Lädt...
                    X