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Alles dreht sich nur noch ums Essen

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  • Alles dreht sich nur noch ums Essen

    Hallo liebe Community,

    ich wende mich heute an Sie, da wir in der Familie mittlerweile ziemlich angespannt sind.

    Meine Oma (84 Jahre) leidet an Demenz im mittleren Stadium. Meine Mutter (57 Jahre) pflegt meine Oma seit ca. 5-6 Jahren. Sie kümmert sich rührend um sie und macht wirklich alles.

    Ein wirklich großes Problem ist aber für uns, dass meine Oma pausenlos nur übers Essen spricht. Sie hat in all den Jahren immer die Familie bekocht, doch irgendwann ging es einfach nicht mehr. Seitdem kocht meine Mutter für meine Oma.

    Nun ist es aber so, dass meine Oma unter regelrechten Panikattacken leidet und nur ans Essen denkt. Wenn sie in der Nacht aufsteht - was sie ca. 10-12 Mal macht - dann ruft sie direkt nach meiner Mutter und fragt dann, ob wir noch genügend Brötchen haben, ob noch Würstchen im Gefrierfach sind, ob noch Erbsen im Haushalt sind...

    Meine Oma hat ein Krankenbett mit einem Gitter davor. Meine Mutter schläft im selben Raum und steht dann logischerweise immer mit auf, da sie das Gitter runtermachen muss. Seit einem Knöchelbruch Mitte 2007 hat meine Oma diese Krankenbett und kann nicht mehr so gut alleine aufstehen bzw. ist dann sehr wacklig auf den Beinen, deshalb schläft meine Mutter auch mit im selben Raum, um ihr zu Hilfe zu gehen.

    Sie können sich das nicht vorstellen, was wir da gerade mitmachen. Es dreht sich alles nur um Essen. Unter diesem Zustand leidet nicht nur meine Mutter, sondern auch ich und meine Frau. Meine Oma glaubt meiner Mutter anscheinend kein einziges Wort, denn wenn meine Mutter sagt: "Ja, es ist alles da, wir brauchen nichts einzukaufen", dann kommt meine Oma zu einem von uns und fragt nach, ob das wirklich stimmt und ob wirklich noch genug da ist.

    Meine Mutter hatte Anfang des Jahres eine schwere Operation im Brustbereich und ihr wurden dabei mehrere Rippen gebrochen. Sie ist so leicht nicht aus der Bahn zu werfen, aber sie gönnt sich keine eigene Ruhe. Durch diesen Umstand hat sie sich jetzt das 4. Mal die Rippen gebrochen, da sie auch gar nicht abheilen können. Wir wohnen in einem Zweifamilienhaus und von daher bekommen meine Frau und ich das auch alles mit. Meine Mutter steht wie gesagt in der Nacht 10-12 Mal mit auf und geht mit ihr zur Toilette oder an den Kühlschrank um zu beweisen, dass noch alles da ist.

    Ich kann und will da nicht mehr länger mit zuschauen, denn meine Mutter geht dabei vor die Hunde. Ich merke wie schlapp und aggressiv sie ihrem ganzen Umfeld gegenüber ist, was ja auch logisch ist.

    Zum Thema Heimunterbringung...
    Meine Mutter sagt: Die Oma hat sich Jahrzehnte lang um uns alle gekümmert... nun soll sie auch den Luxus genießen, dass wir uns um sie kümmern. Das kann ich so eigentlich nur unterschreiben und ich finde das sehr lobenswert von ihr. Nur ich denke, wenn man dabei selber vor die Hunde geht...naja

    Nun hat meine Mutter folgendes probiert: Damit sie und meine Oma mal eine Nacht durchschlafen kann, hat man meiner Oma Windeln verschrieben. Sie trägt diese auch, allerdings will sie trotzdem auf die Toilette. Sie fängt dann an nach meiner Mutter zu rufen. Es ist ja wohl logisch, dass, wenn meine Mutter mal eingeschlafen ist, sie auch in einen richtigen Tiefschlaf fällt und das Gerufe nicht immer hört. Dann fängt meine Oma an zu stöhnen und zu jammern. Stößt auch dieses nicht auf Gehör, so fängt sie an am Bett zu wackeln oder laut an zu weinen und manchmal schreit sie dann auch um Hilfe.

    Ich habe meine Mutter gesagt, sie soll sie einfach weinen lassen, denn das geht so nicht weiter. Klingt vielleicht hart, aber ein kleines Kind lässt man auch "mal" solange schreien, bis es sich in den Schlaf geweint hat. Wenn ich doch dann trotzdem immer mit ihr zur Toilette gehe, dann brauche ich auch keine Windeln anzuziehen.

    Die ärztliche Betreuung lässt meiner Meinung nach auch sehr zu Wünschen übrig. Der Arzt fragt meine Oma nach dem Tag, dem Datum und wann sie geboren ist, und dann war es das. An Medikamenten wurde schon so einiges ausprobiert.

    Lange Rede, kurzer Sinn...
    Kann mir vielleicht jemand im Umkreis von Koblenz Anlaufstellen nennen, wo wir uns mal hinwenden können bzw. wo wir uns Tipps holen können, wie wir das ganze Zusammenleben für Mutter und Oma etwas erleichtern und vor allem erträglicher gestalten können?

    Ich merke selber an mir, wie sehr die Situation an meine Nerven geht und wie sehr das ganze sich auf das allgemeine Familienleben auswirkt.

    Entschuldigen Sie bitte das lange Posting, aber ich weiss bald nicht mehr weiter.
    Ich bin für jede Anregung, Tipps etc. sehr sehr dankbar

    DANKE


  • Re: Alles dreht sich nur noch ums Essen


    Guten Morgen, habe mich stichpunktmäßig eingelesen, vieles klingt für mich berufsbedingt alltäglich. Nur ein paar Anregungen, die ich nicht beantwortet erwarte. Oma befindet sich in ihrer Demenz sehr fortgeschritten nehme ich an und steckt in Lebensabschnitten, die von Hungernöten- Kriegszeit- gekennzeichnet sind, daher ständig Fragen, ist noch genug da. Bei allem Verständnis für Ihre schwierige Situation, bitte nicht zur Inkontinenz erziehen. Zum Abend weniger Getränke reichen, vermehrt am Vormittag, zum späten Nachmittag ausklingen lassen. Den Tag so bewegungsfreudig wie irgend möglich gestalten, um dass die Nacht evtl. ruhiger wird. Meine das nicht abwertend, oder gar böse, manche Angehörige nehmen zu viel ab, trauen demenzkranken nicht mehr viel zu. Oma kann bestimmt noch Essen mit zubereiten, Kartoffeln schälen, Gemüse putzen, Obst waschen und schneiden, etc. Dies sind tief eingelegte Handlungen, die lange, lange abrufbar bleiben. Dauert zwar vielleicht länger, aber- dem glücklichen schlägt keine Stunde- Sie glauben nicht, wie glücklich alte Menschen sind, lässt man sie nützliches tun!!! Stärkt Selbstbewußtsein etc. Sie sind unzufrieden mit ärztl. Betreuung, wechseln sie. Es gibt Selbsthilfegruppen pflegender Angehörigen, Austausch, Ratholen tut immer gut. Hoffe für Sie und ihre Familie nur das beste, LG Daniela

    Kommentar


    • Re: Alles dreht sich nur noch ums Essen


      Liebe Daniela,

      ich danke Ihnen vielmals für die Anregungen und möchte Ihnen versichern, dass ich gar nichts böse oder abwertend auffasse.

      Sie sprechen mir teilweise sowas von aus der Seele, da ich mit meiner Mutter auch schon extrem oft darüber gesprochen habe, dass sie meiner Oma nicht jeden Handschlag abnehmen soll, den sie eigentlich noch selber tun könnte.

      Fakt ist in jedem Falle, dass meine Oma auch noch an Arthrose leidet, die beide Schulter und Armgelenke betrifft. Sie haben vollkommen Recht mit der Aussage, dass das Gemüseputen, das Kartoffelschälen etc. sehr lange dauert. Aus diesem Grunde geht meine Mutter dann auch hin und sagt: Komm', ich mach das schon

      Das mit dem Erziehen zur Inkontinenz ist schon so eine Sache. Ich habe mich da vielleicht auch nicht richtig ausgedrückt, denn von den 10-12 Gängen in der Nacht muss meine Oma in Wirklichkeit vielleicht nur 1-2 Mal, der Rest sind sozusagen Gänge ohne wirkliches Bedürfnis. Meine Oma ist sogar noch so gerissen, dass sie bei solchen Gängen dann den Wasserhahn aufdreht, nur damit es sich so anhört als ob sie wirklich auf Toilette musste.

      Mit weit fortgeschrittener Demenz bin ich mir nicht sicher. Sachen aus der Vergangenheit kann sie aus dem FF aufsagen. Alles gewesene ist kein Problem für sie, bis halt zu dem Zeitpunkt, wo die Demenz festgestellt wurde. Sie kann sich aktuelle Dinge einfach nicht merken und es sind im Prinzip immer die gleichen Dinge, die seit Jahren die Angelegenheit begleiten.

      Das sind im Einzelnen: Kein Gefühl mehr für Jahreszeit, Geburtsjahr/Tag, Tag oder Monat, ständig nur Gedanken an Essen, ist alles bezahlt, streckenweise sehr aggressives Verhalten uns gegenüber, grundloses und regelrechtes Jammern wie bei einem Kleinkind und solche Sachen.

      Ruft sie z.B. meine Mutter und diese kommt nicht sofort angerannt, so bricht sie oftmals in Tränen aus und schreit, dabei will sie nach Möglichkeit immer alles selber machen.

      Sie hat auch sehr große Probleme damit, dass sie ein Gitter am Bett hat. Wenn man dieses in der Nacht hochzieht, dann spricht sie von Freiheitsberaubung. Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, dass solch ein Gitter die bessere Wahl zu sein scheint, denn sie hat sich 2005 beim alleinigen Gang zur Toilette einen komplizierten Bruch des Fussknöchels zugezogen. Ebenfalls ist sie ein 3/4 Jahr später so unglücklich aus dem Bett gefallen, dass sie sich mit dem Fuss unter der Heizung eingekeilt und sich zwei Zehen dabei gebrochen hat.

      Nun ja, ich denke, dass wir mit unseren Problemchen noch ziemlich gut bedient sind, wenn ich mir die anderen Beiträge hier im Forum durchlese. Allerdings belastet uns die Sache irgendwie alle, denn a) leidet die allgemeine Stimmung natürlich darunter und b) mache ich mir eben Sorgen um meine Mutter, da diese gar nicht mehr zur Ruhe kommt und einfach täglich immer ausgepowerter wirkt.

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      • Re: Alles dreht sich nur noch ums Essen


        Ich rate Ihnen und Ihrer Familie dringend, für Unterstützung zu sorgen, und vor allem, Auszeiten zu schaffen, z.B. in Form einer Kurzzeitpflege, Tagespflege oder dergl. in der alle mal die Möglichkeit haben sollen, sich zu erholen und Abstand zu dieser schwierigen Situation zu bekommen. Es handelt sich zwar dabei nur um ein Verschnaufen, jedoch ergeben sich oft daraus neue Anregungen, Blickwinkel. Erkundigen Sie sich da nochmal gezielt beim MDK oder schon genannten Hilfsorganisationen. Nichts ist doch schlimmer, als wenn eine ganze Familie drunter leidet, nicht wahr? Jeder muss faire Umstände erhalten um das alles zu schaffen!!! Manchmal muss man sich diese Umstände hart erkämpfen, es aber nicht zu tun- der Preis ist einfach zu hoch! Auch wenn Oma einen Aufenthalt woanders strikt ablehnen sollte- es geht nicht immer NUR um ihre Wünsche und doch um auch ihr Wohl. LG Daniela

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        • Re: Alles dreht sich nur noch ums Essen


          Sehr geehrter VivaBorussia,

          zunächst einmal braucht Ihre Oma eine vernünftige medizinische Versorgung, was neben einer genaueren Zuordnung der Demenz die medikamentöse Behandlung einschließt. M. E. sollte diese durch einen Neurologen, Nervenarzt oder Gerontopsychiater erfolgen. Sie sollten dringend einmal mit dem Hausarzt Ihrer Oma sprechen und diesem die häusliche Situation schildern. Lassen Sie sich nicht mit dem Hinweis auf "eine normale Altersdemenz" abspeisen, so etwas gibt es nicht.
          Als nächstes könnten Sie Kontakt mit einer häuslichen Krankenpflege aufnehmen, die Ihre Mutter unterstützt. Gibt es eine Pflegestufe? Wenn nicht: bei der Pflegversicherung beantragen. Unterstützung, Erfahrungen und Tips erhalten Sie auch bei einer Selbsthilfegruppe/Angehörigeninitiative. Diese gibt es fast überall. Adressen finden Sie nach PLZ geordnet unter www.alzheimerforum.de oder www.deutschealzheimer.de.

          Mit freundlichen Grüssen,

          Spruth (Schalke-Fan)

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          • Re: Alles dreht sich nur noch ums Essen


            Als bei meiner Schwiegermutter Demenz diagnostiziert wurde,lag sie gerade im Krankenhaus wegen eines Zuckerschocks.Sie hatte sich einige Tage nicht gesptitzt.Da sie verwittwet ist und allein lebt,haben wir es leider nicht gleich bemerkt.Sie war immer der Meinung,dass sie alles allein schafft.Sie war zwar etwas vergesslich aber mit 78J.kann das schon passieren.An Demenz hatten wir nicht dedacht.Wir haben nur eine kleine Wohnung im 4.Stock,wo wir sie leider nicht aufnehmen konnten.Die Ärzte wollten sie nicht wieder nach Hause lassen,da sie sich selbst in Gefahr bringen würde(Gasherd,Medikation usw.).Wir kümmerten uns um einen Heimplatz in unserem Ort.Als sie es durch uns erfuhr,wollte sie natürlich nicht.Es ging aber nicht anders.Wir richteten ihr das Zimmer gemütlich ein mit persönlichen Möbeln,Bilder,Deko.Als sie ihr Zimmer das 1.Mal betrat war sie hell begeistert.Obwohl wir es nicht für möglich hielten,hat sie sich sehr schnell eingelebt u.fühlt sich wohl.

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