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Zweifel und Ängste- Alzheimer?

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  • Zweifel und Ängste- Alzheimer?

    Guten Abend, durch Zufall fand ich dieses Forum und habe mich gleich angemeldet.
    Meine Mutter leidet an Alzheimer und befindet sich bereits in dem dritten Pflegeheim. Das erste war für solche Patienten nicht geeignet (sie lief weg), das zweite war zwar (angeblich) für solche Patienten qualifiziert, jedoch hat meine Mutter einer Schwester mal kräftig das Handgelenk gedrückt, da wurde ihr gekündigt (ja- auch das ist möglich). Nun ist sie im dritten Heim und ich bin sehr enttäuscht! Die Patienten sitzen lediglich den ganzen Tag um Tische herum (auch gleichzeitig Essplätze), das Personal ist nicht- oder nur selten zu sehen, hinzu kommt, dass viel zu wenig Personal dort beschäftigt ist. Die Patienten schreien sich an, jammern, weinen, meine Mutter stottert irgendwelches unverständliches Kauderwelsch vor sich hin, so dass ich seit drei (!) Monaten meine Mutter nicht mehr besucht habe. Ich verkrafte es psychisch einfach nicht mehr sie so zu sehen! Sie erkennt mich schon sehr lange nicht mehr.
    Hinzu kommt, dass sie monatelang nur geweint hat und die Therapeutin zu mir sagte dass sie noch nie in ihrem Leben einen Menschen so weinen gesehen hat! Sie muß wohl sehr schlimmes erlebt haben, worüber sie aber offensichtlich mit niemandem geredet hat.
    Nun bin ich meiner Mutter sehr ähnlich und in letzter Zeit häufen sich Vorfälle, wo ich glaube auch an Alzheimer erkranken zu können. (Beim Autofahren - ich fahre seit über 34 Jahren) gebe ich plötzlich Gas wie ein Anfänger usw. Ich habe das Gefühl von "Watte im Kopf- alles klingt dumpf und weit weg) Vor ca. zwei oder drei Jahren habe ich mich mal auf Anraten des Neurologen untersuchen lassen, der auch meine Mutter behandelte- aber bei ihr hatte er die Erkrankung auch nicht festgestellt. Erst viel später- als ich das angesprochen habe, bestätigte er nach nochmaliger Untersuchung diese Diagnose.
    Ich habe immer häufiger Angst- auch an dieser Erkrankung zu leiden.

    Tracy


  • Re: Zweifel und Ängste- Alzheimer?


    Sehr geehrte Tracy,
    ich nehme an, diese Angst kann Ihnen niemand komplett nehmen, aber es wird Ihnen auch niemand sagen, dass Sie in den Anfängen einer gesicherten Demenz stecken. Natürlich kann man auch durch andere Umstände solche Symptome bekommen, und denen sollte man zuerst Aufmerksamkeit schenken um sie wenn möglich zu bessern. In dem Forum hier gibt es viel Lesestoff... Sind Sie derzeit z.B. in einer schwierigen psychischen Phase? Ist anzunehmen mit dem Konflikt in dem Sie bzgl. Ihrer Mutter stecken. Auch hierzu gibt es viele Anregungen hier. Ist es dennoch evtl. möglich ein anderes Heim zu finden? Dass Ihre Mutter so geweint hat, ist eventuell allerdings auch durch die Vorgänge in ihrem Gehirn ausgelöst worden, vielleicht auch durch Medikamente, nicht unbedingt wirklich eine Verarbeitung oder psychologische Folge der Vergangenheit. Oder beides zusammen. Jedenfalls, es ist nicht klar, wie es zu solchen Krankheitsausbrüchen überhaupt kommt, aber das es der Gesundheit nicht förderlich ist, wenn man in schwierigen Konflikten steckt und Stress hat, sich verkrampft (schon alleine durch Kieferblockaden kann man solche Zustände wie Sie beschreiben bekommen) etc. etc. ist klar. Es ist aber leichter gesagt als getan, gewisse Entspannung zu finden wenn man in schwierigen Situationen steckt...
    Freundliche Grüße, Flieder

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    • Re: Zweifel und Ängste- Alzheimer?


      Hallo Tracy,

      man spricht von seniler und präseniler Demenz. Bei der senilen Demenz – unter der auch mein Vater leidet – tritt die Demenz erst im fortgeschrittenen Alter in Erscheinung also nicht schon mit z.B. 50 Jahren. Ich schätze Ihr Alter auf 18 plus 34 Jahre (falls Sie ihren Führerschein mit 18 Jahren erworben haben), also auf ca. 52 Jahre. Ihre Mutter dürfte demnach ca. 75 bis 85 Jahre alt sein. Da eine Demenz vom Alzheimertyp i.d.R. einige Jahre ab Diagnose abdauert, bis ein Heimaufenthalt erforderlich wird, können wir weniger als 10 Jahre ab Beginn zurückdatieren. Heraus käme – falls diese Schätzung annähernd der Realität entspricht - vielleicht ein Alter von 68 bis 78 Jahre. Das ist meiner Meinung nach keine präsenile Demenz. Da man wesentlich nur eine Erblichkeit von präseniler Demenz annimmt, besteht vmtl. kein großes Risiko für Sie.

      Mein Vater ist noch lange Zeit mit dem Auto gefahren, hatte sogar die Erlaubnis seines Arztes unter der Bedingung, nur im verkehrsarmen Nahbereich der Kleinstadt und in Begleitung zu fahren. Er fuhr etwas langsam, aber tadellos. Die Routinen des Fahrzeugführens werden noch lange beherrscht, weil eine Fahrpraxis von zig-Jahren derlei tief eingeprägt hat. Genau darin liegt aber auch die Gefahr beim Fahrzeugführen durch demente Menschen. Sie können noch eine Zeitlang fahren, verfahren sich aber leicht, ordnen sich falsch ein und werden so zuweilen zu sog. Geisterfahrern. „Watte im Kopf“ und plötzliche Reaktionen scheinen mir nicht auf eine Demenz hinzudeuten, wohl aber auf mögliche andere Störungen, vielleicht durch den Stress und die Sorge bedingt. Wechseln Sie bitte ggf. Ihren Arzt, denn es hat keinen Sinn, weiterhin einen Arzt aufzusuchen, dem man nicht vertraut und lassen sich von dem neuen Arzt gründlich untersuchen. Ein neuer Arzt wird in jedem Fall gründlich sein müssen, weil er ja noch keine Daten von Ihnen hat.

      Ich (55 Jahre alt) habe mir anfangs auch mal Gedanken über eine mögliche Demenzwahrscheinlichkeit bei mir gemacht – ich denke, es geht vielen so, die einen nahen Verwandten mit dieser Krankheit haben. Meine Großmutter mütterlicherseits starb infolge einer Demenz mit 93 Jahren in einem Pflegeheim und mein Vater wurde mit 78 Jahren dement. Da macht man sich schon Gedanken. Erst als ich von seniler und präseniler Demenz hörte, verflüchtigten sich meine Befürchtungen wieder. Das schützt mich natürlich nicht vor Schlaganfällen mit ähnlichen Symptomen; aber davor ist am ja ohnehin nie ganz sicher – kann nur versuchen, den Blutdruck in Grenzen zu halten, usw.

      Mit freundlichen Grüßen
      Egon-Martin

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      • Re: Zweifel und Ängste- Alzheimer?


        Liebe Tracy,
        ich kenne die Heimsituation und kann Ihre Gefühle sehr gut nachempfinden.
        Trotzdem - auch wenn es Sie große Überwindung kostet - versuchen Sie Ihre Mutter nicht völlig alleine in diesem Haus zu lassen. Vielleicht schaffen Sie es im 14-Tage-Rhythmus wieder dort vorbei zu schauen. Auch wenn Ihre Mutter Sie nicht erkennt, so spürt Sie doch, dass eine vertraute Person anwesend ist.

        Gibt es außer Ihnen noch weitere Familienangehörige, die sich um Ihre Mutter kümmern können oder sind Sie - so wie ich - völlig alleine mit der Situation?

        Mein psychischer und physischer Gesundheitszustand verschlechterte sich in dem Maße, wie sich auch der Zustand meines Vaters im Heim verschlechterte. Auch ich hätte am liebsten die Flucht ergriffen - aber man nimmt sich ja immer selbst mit.

        Suchen Sie sich Unterstützung in einer Angehörigen-Selbsthilfegruppe oder bei einer Gesprächstherapeutin. Und vor allem - geben Sie die Situation nicht auf. Auch wenn dies schon das dritte Heim ist - es ist offenbar keine zufriedenstellende Lösung. Wenn Sie mir unter Privatnachricht mitteilen, in welcher Region Sie wohnen, kann ich Ihnen vielleicht einen Rat hinsichtlich der Unterbringung geben.

        Unter dem Thread "Pflegeheime und Demenz - Erfahrungen" finden Sie meine traurigen Erfahrungen. Ich habe meinen Vater seit 3 Wochen in einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke untergebracht und so langsam erholen wir uns beide. Auch hier gibt es problematische Situationen, aber mit den Zuständen im Heim ist die neue Wohnform nicht zu vergleichen.

        Ich bin ähnlicher Meinung wie Flieder und EgonMartin - Sie sind gestresst und erschöpft. Schauen Sie mal unter dem Stichwort "Pseudo-Demenz" im Netz nach. Ich habe durchaus schon ähnliche Symptome wie Sie gezeigt und fahre z..B. im Moment keine Langstrecken und vermeide Großstadtverkehr. Aber ich bin sicher, das wird alles wieder in dem Maße besser, wie sich die Gesamtsituation verbessert und Ihre Belastung nachlässt.

        Herzlichen Gruß
        Leona

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        • Re: Zweifel und Ängste- Alzheimer?


          Sehr geehrte Tracy,

          wie die anderen Forenteilnehmer schon angemerkt haben, gibt es noch andere Gründe für die von Ihnen geschilderten Beschwerden als eine Demenz-Erkrankung. Ich halte es für sehr gut möglich, ja geradezu wahrscheinlich, daß bei Ihnen eine andere Ursache der Symptome vorliegt als bei Ihrer Mutter. Lassen Sie sich im Zweifelsfalle von Experten in einer Gedächtnissprechstunde (Adressen unter www.alzheimerforum.de oder www.deutschealzheimer.de) untersuchen.

          Mit freundlichen Grüssen,

          Spruth

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